McCarthy-Ära
Die McCarthy-Ära, nach Joseph McCarthy benannt, war eine Phase intensiven Antikommunismus in den USA, auch als Second Red Scare bezeichnet. Die Phase dauerte von 1948 bis etwa 1956. In dieser Zeit verfolgte die US-Regierung die Kommunistische Partei der USA, seine Führung und andere unter dem Verdacht des Kommunismus stehenden Personen. Nach den Anschuldigungen, dass sowohl der stellvertretende Finanzminister Harry Dexter White als auch der Ratgeber Franklin Delano Roosevelts, Alger Hiss sowjetische Agenten seien, wurden für Regierung und andere Beschäftigungen Treuetests nötig. Darüber hinaus wurden Listen angeblich umstürzlerischer Organisationen geführt.
Von dem Standpunkt vieler konservativer Amerikanischer Bürger aus war damals die Unterdrückung von Radikalismus und radikalen Organisationen in den USA ein Kampf gegen ein gefährliches subversives Element, das von einer fremden Macht kontrolliert wurde. Diese Gefahr für das Land rechtfertigte in deren Augen auch extreme, sogar illegale Methoden. Aus radikaler Sicht teilweise von tatsächlichen Kommunisten, war es möglicherweise als Klassenkampf angesehen. Für die Personen, die während des Konfliktes belangt wurden, weil sie der Spionage verdächtigt wurden, war es eine grobe Verletzung der Menschen- und Grundrechte.
Ein weiterer Hauptbestandteil der McCarthy-Ära war das interne Prüfverfahren für Bundesangestellte, das vom FBI unter J. Edgar Hoover geleitet wurde. Dieses umfassende Programm prüfte alle öffentlichen Bediensteten auf Verbindungen zu Kommunisten. Dabei konnten anonym erbrachte Beweise von den untersuchten Personen weder bestritten noch näher betrachtet werden. Von 1951 an war ein "angemessener Zweifel" nötig, um einen Angestellten zu entlassen. Vorher waren "angemessene Gründe" nötig, um jemanden als untreu einzustufen.
Ab 1950 stieg McCarthys Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit schnell. Die Red Scare wurde, nachdem ihm der Senat 1954 das Misstrauen aussprach, fortgesetzt, gefolgt von seinen verheerenden Untersuchungen in der US-Army, welche am 22. April desselben Jahres begannen. Der Name McCarthy wurde mit dem Phänomen hauptsächlich durch sein Auftreten in den Medien assoziiert. Seine freimütige und unberechenbare Natur machte ihn zum idealen Aushängeschild des Antikommunismus, obwohl er möglicherweise noch nicht einmal der wichtigste Praktiker war.
Charlie Chaplin war eine der "un-amerikanischen Aktivitäten" beschuldigten Personen und das FBI war an Bemühungen beteiligt, dessen Visum für die Rückreise für ungültig zu erklären, als er 1952 Europa bereiste. Tatsächlich war seine Filmkarriere beendet, obwohl er in keiner Anklage für schuldig erklärt wurde. Walt Disney arbeitete zu dieser Zeit eng mit dem FBI zusammen. In Akten des FBI tauchte er als "Special Agent contact" auf, gleichzeitig stand er selbst ebenfalls unter Verdacht. Seine Zeugenaussage vor dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten am 24. Oktober 1947 wurde hauptsächlich dafür benutzt, Leute seines Unternehmens zu denunzieren, die seiner Meinung nach eine Bedrohung für seine geschäftlichen Unternehmungen waren oder werden könnten. Darüber hinaus ist eine Gruppe von Regisseuren aus Hollywood, die als die Hollywood Ten bekannt wurden, ins Gefängnis gekommen, weil sie sich weigerten, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Auch zahlreiche linke Autoren und marxistische Theoretiker wie W. E. B. Du Bois oder C. L. R. James litten unter dieser "Hexenjagd" und wurden aus den USA ausgewiesen.
In der Öffentlichkeit sind während der McCarthy-Ära die Prozesse gegen die Regierungsmitglieder, die beschuldigt wurden, kommunistische Agenten zu sein, besonders bekannt geworden. Die berühmtesten Prozesse waren die gegen Alger Hiss und Ethel und Julius Rosenberg. Der Prozess gegen Alger Hiss begann bereits, bevor McCarthy in Erscheinung trat. Er wurde nie direkt wegen Spionage verurteilt, jedoch letztlich wegen Meineids. Ethel und Julius Rosenberg wurden zum Tode verurteilt, weil sie amerikanische Geheimnisse der Sowjetunion übergeben haben sollen. Solche Prozesse beriefen sich typischerweise auf Informationen von Spitzeln oder Komplizen. Dazu gehörten beispielsweise Whittaker Chambers, dessen Aussage zum Sturz Hiss' führte, oder die Mitverschwörer Klaus Fuchs, Harry Gold and David Greenglass, dessen Geständnisse zur Verurteilung im Fall Rosenberg beitrugen. Indem sie Namen anderer am Kommunismus beteiligter Personen nannten, kamen Leute wie Chambers in den Genuss von Vergünstigungen. Informanten wurden Zugeständnisse gemacht - im Gegensatz zu Leuten, die alle Schuld von sich wiesen.
McCarthys Kampf gegen den Kommunismus brach 1954 zusammen, als seine Verhöre zum ersten Mal im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Dies ermöglichte der Öffentlichkeit und der Presse einen Einblick in seine umstrittenen Taktiken aus erster Hand. Zu diesem Zeitpunkt begann die Presse auch, Geschichten über Personen zu schreiben, deren Leben durch McCarthys Anschuldigungen, die in manchen Fällen nicht durch Beweise gestützt waren, ruiniert wurden. In einem bekannten Zitat wird McCarthy vom Rechtsberater der Armee Joseph Welch gefragt: "Have you no sense of decency, sir, at long last ? Have you left no sense of decency ?" McCarthy litt unter einem Umschwung der öffentlichen Meinung. Schließlich wurde ihm vom Senat das Misstrauen ausgesprochen, nachdem er sich weigerte, mit dem gegen ihn arbeitenden Ermittlungsausschuss zu kooperieren. Er bezeichnete die Ausschussmitglieder öffentlich als Stellvertreter der Kommunistischen Partei. Er verlor auch den Vorsitz eines weiteren Ausschusses. Die Journalisten hörten auf, über seine Klagen über fortschreitende kommunistische Verschwörungen zu berichten. Über Nacht verschwand er aus dem Rampenlicht. McCarthy starb 1957 an Hepatitis, möglicherweise auch aufgrund Alkoholismus.
McCarthy-Ära als allgemeines Konzept
Während der Zeit McCarthys ist "McCarthyism" in den USA zu einem festen Begriff geworden. Er beschreibt das Phänomen, der Gesellschaft durch Massenhysterie, Beunruhigung und schwarze Listen politische Ansichten einzuträufeln. Unzureichend begründete Anschuldigungen oder unfaire Ermittlungsmethoden werden oft mit McCarthy in Verbindung gebracht. Sie dienen dazu, Personen zum Schweigen beziehungsweise in Verruf zu bringen. Arthur Millers Drama "The Crucible" (dt. "Hexenjagd"), das während der McCarthy-Ära geschrieben wurde, nutzte die Hexenprozesse von Salem als Metapher für die Zeit der 1950er, um auszudrücken, dass Verfolgungen dieser Art zu jeder Zeit an jedem Ort passieren können. Der Roman Fahrenheit 451 von Ray Bradbury (1953) spricht das Thema auch an.
Beschuldigungen des "McCarthyism" werden oft sowohl von Liberalen als auch von Konservativen gegen ihre politischen Gegner vorgebracht, die angeblich Menschen aus politischen Gründen verfolgen. So sei es laut Konservativen die Schuld des von liberalen Universitätsinstitutionen betriebenen "McCarthyism", dass nur wenige konservative Fakultäten an amerikanischen Universitäten existieren. Auf der anderen Seite mögen viele Konservative diesen Begriff nicht. Er scheint den Hohn zu legitimieren und fortzusetzen, den Liberale traditionell für antikommunistische und Anti-Spionage-Aktivitäten übrig haben.