Klein-Umstadt
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde






Klein-Umstadt ist ein Stadtteil von Groß-Umstadt im östlichen Teil des Landkreises Darmstadt-Dieburg am Rande des Odenwaldes.
Allgemeines
Klein-Umstadt ist der größte der acht Stadtteile und wurde 1977 im Zuge der Gebietsreform in Hessen der südhessischen Stadt Groß-Umstadt angegliedert. Sie ist am nördlichen Rand des Mittelgebirges Odenwald in einer flachen Mulde des Lößgebietes gelegen, circa 40 km südöstlich von Frankfurt am Main entfernt und etwa in der Mitte zwischen Darmstadt und dem unterfränkischen Aschaffenburg. Es wird heute von ca. 2.255 Einwohnern bewohnt.
Lage
Klein-Umstadt hat eine extrem breitgezogene Gemarkung und grenzt im Norden an den Ortsteil Kleestadt, im Osten an die Ortsteile Schlierbach und Radheim der Gemeinde Schaafheim, südöstlich an den Ortsteil Dorndiel, mit dem südöstlichen Zipfel an den Ortsteil Wald-Amorbach der Stadt Breuberg, im Süden an Raibach, im Südosten und Südwesten an die Kernstadt von Groß-Umstadt, im Westen an den Ortsteil Richen. Die östliche Gemarkungsgrenze ist der direkte Übergang zur alten Bachgauer Landwehr.
Geologie
Klein-Umstadt hat durch seine Hanglage am nördlichen Ausgang des Odenwaldes östlich der Otzberg Bruchzone eine abwechslungsreiche geologische Beschaffenheit.
Am hier auslaufenden Kristallinen Odenwald, entstanden durch die Variszische Orogenese, findet sich ein Untergrund aus Granit und Granitgneis (380 Millionen Jahre). Dieser wird im Oberdorf von Tonsteinen (Zechstein) und in der südlichen und südöstlichen Gemarkung vom auslaufenden unteren Buntsandstein des Buntsandstein-Odenwaldes überdeckt. Zu nennen ist noch der Umstädter Quarzporphyr, eine Ablagerung aus Vulkanen, die vor rund 270 Millionen Jahren aktiv waren und schwere Ausbrüche verursachten. Im Mitteldorf und im Bereich der Weinlage Stachelberg liegt dieser ignimbritische permische Rhyolith (Rotliegendes) an der Oberfläche.
Im Tertiär kam es zum Einbruch des Oberrheingrabens, mit einhergehenden erneuten basaltischem Vulkanismus an den alten Störungszonen. Sehr schön ist das an den Basaltsäulen des markant liegenden nahen Otzberg zu sehen. Bariumführende hydrothermale Lösungen, die diesen Bereich des Odenwald durchzogen, führten zu Erzführenden und verkieselten Schwerspat Lagerstätten.
Siehe dazu auch Klein-Umstädter Geopark Lehrpfad
Der auslaufende Odenwald geht in die Hanau-Seligenstädter Senke (Hanauer Becken oder auch Östliche Untermainebene[2]) über, mit dem Ausläufer der Dieburger Bucht in der nordwestlichen Gemarkung und besteht aus tertiären Ablagerungen überdeckt von jüngeren Flussablagerungen sowie Löss- und Flugsanddecken.[3] [4] [5]
Geschichte
Jahrhundertelang war der Ort eine selbständige Gemeinde mit einer wechselvollen Geschichte, die nachweisbar bis ins Spätmittelalter zurückreicht. Siedlungsfunde in den benachbarten Stadtteilen und der weiteren Umgebung belegen jedoch eine Besiedelung der Gegend seit der Steinzeit (Ziegelwald bei Richen), über die Jungsteinzeit Kultur der Michelsberger bis zu Funden der Bandkeramik aus ca. 3000 v. Chr. Grabhügel aus der Bronzezeit, das Manngrab aus der Hallstattzeit in der Nachbargemarkung Münster Ortsteil Altheim und Gräberfunde in Umstadt belegen keltische Besiedelung bis in die La-Tène-Zeit. Wo der Menhir (umgesetzter Standort nahe dem Geopunkt) einzuordnen ist, kann nicht mehr verifiziert werden. Römische Ausgrabungen (Hauptgebäude einer Villa rustica) und ein alemannischer Friedhof (Funde in der Kernstadt) vervollständigen die Zeugnisse aus der Zeit der Civitas Auderiensium bis in die jüngere Geschichte. Eines dieser römischen Andenken ist der Weinanbau in der Klein-Umstädter Einzellage Stachelberg der Odenwälder Weininsel, welche zum Weinanbaugebiet Hessische Bergstraße gehört.
Der erste urkundlicher Nachweis des ehemaligen Haufendorfes war um etwa 1305. Anfänglich noch als Unnestat (1317)[6], ville Unstat (1361), Unstad (1377)[7], Onstad (1437), Kleyn Unstat (1493), 1522 als Klein Umbstat [8] oder Clein Umbstadt (1552) bekannt, war Klein-Umstadt von einer Stadtmauer, besser gesagt Wehrmauer umgeben. Die östliche Hälfte des alten Dorfkerns wurde nach einem schweren Großbrand 1859 (der das Dorf nahezu völlig einäscherte) wieder neu aufgebaut. Im westlichen Ortskern ist dagegen die alte, verwinkelte Siedlungsstruktur erhalten geblieben. Dort finden sich auch heute noch Überreste der mittelalterlichen Wehrmauer, die das kleine Dorf einst komplett umfasste. Die heutige Pfarrkirche war mit einem Mauerring in diese Wehranlage integriert. Das romanische Langhaus geht vermutlich auf das 11. Jahrhundert zurück, während der Chor im 15. Jahrhundert umgebaut wurde. Im Inneren der Kirche findet sich eine der ältesten gotischen Steinkanzeln in Hessen. Der gotische Chor der Klein-Umstädter Wehrkirche wurde vermutlich zwischen 1450 und 1470 errichtet. Auch heute noch bestimmt die spätestens um 1425 erbaute Wehrkirche das Bild des Stadtteils. Der einstige Freihof mit seinem Fachwerk aus dem 16. Jahrhundert ist heute baulich verändert. Eine dort und am Evangelischen Pfarrhaus angebrachte Wappentafel erinnern an das Geschlecht der Schelle von Umstadt [9]. Das Relief des heiligen Wendelin (lat. Wendelinus) ist in Zusammenhang mit der gleichnamigen Kapelle (Ende 15. Jahrhundert) in den Weinbergen zu finden. Das Kloster Höchst hatte im Mittelalter Grundbesitz im Dorf.
Infrastruktur / Öffentliche Einrichtungen
Klein-Umstadt liegt mit dem Haltepunkt Groß-Umstadt Klein-Umstadt an der Bahnstrecke der Odenwaldbahn von Eberbach am Neckar nach Hanau. Die Gemarkung wird von vier Landesstraßen gekreuzt und hat Busverbindung zwischen Groß-Umstadt und Schaafheim. Zum Winzerfest Groß-Umstadt gibt es einen Sonderbus.
Der Ort hat einen evangelischen Kindergarten („Kinderinsel“) mit Schulkinderbetreuung, die Wendelinus-Grundschule für die Ortsteile Klein-Umstadt und Kleestadt und die Sprachheilschule „Am Amorbach“ (für den gesamten Osten des Kreises Darmstadt-Dieburg zuständig). Beide Schulen werden durch einen gemeinsamen Förderverein unterstützt.
Klein-Umstadt hat ein Bürgerhaus als Vereins- und kulturellen Mittelpunkt und das von den Bürgern des Ortes selbst renovierte historische alte Rathaus. Im Ort selbst sind Vereine wie die Kulturinitiative KIKU, Sport- und Schützenvereine (im TSV 1909 Klein-Umstadt ist mehr als jeder dritte Bürger des Ortes Mitglied), der Theaterverein Hobbystübchen, der Arbeitskreis Dorferneuerung AKDE im Rahmen der Lokalen Agenda 21, ein Kerbverein und nicht zu vergessen eine Freiwillige Feuerwehr mit Musikzug aktiv.
Ein Evangelisches Pfarramt (Dekanat mit Dorndiel) und die evangelische Freikirche Ecclesia sind hier seelsorgerisch tätig. In der heute evangelischen Wehrkirche werden aber auch katholische Gottesdienste abgehalten.
Dem Ortsbeirat gehören 7 Mitglieder an: 3 Sitze für die SPD (47,8% [10]), 3 Sitze für die CDU (34,4% [10]) und 1 Sitz für Bündnis 90/Die Grünen (9,1% [10]). Die Legislaturperiode dauert 5 Jahre und geht bis 2011. Ortsvorsteherin ist Frau Erna Macht (SPD).

Zwischen Groß-Umstadt und Klein-Umstadt fällt der nördliche Odenwald in die weite Untermainebene ab. Hier gedeihen seit dem Mittelalter vor allem auf den gegen Süden exponierten Hanglagen Weine auf mineralreichen Porphyr- und Lössböden.
Von den Weinlagen an der Wendelinuskapelle oberhalb von Klein-Umstadt sind bei klarem Wetter die Höhenzüge von Hunsrück, Taunus, Vogelsberg und Spessart sowie die Silhouette von „Mainhatten“ (Frankfurt am Main) zu erkennen. Die Untermainebene geht gegen Süden allmählich in das Reinheimer Hügelland und den kuppigen Bergsträßer Odenwald über. Durch die Höhenzüge des nördlichen Odenwaldes vor kalten Ostwinden geschützt, besitzt die Gegend um Klein-Umstadt klimatische Ähnlichkeiten mit der Bergstraße.
Der Lehrpfad „Die kleine Bergstraße – Landschaft, Mensch und Umwelt in Klein-Umstadt“ im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald bietet 11 Themen – vom geologischen Aufbau der Region (Steine verschiedener Erdzeitalter und ein Bodenprofil zum Anfassen), der Erläuterung des regionalen Weinanbaus, den Wandel vom Weinbau zu Streuobstwiesen, über den Schwerspat - Bergbau vor Ort (1839-1931) und die Geschichte des Ortes (Wehrkirche, Ortsbrand, mittelalterliche Wehrmauer, alter Ortskern) selbst. Ein zusätzlicher Geopunkt („Breitwieser Bruch“) erläutert die Trinkwassergewinnung aus Grundwasser über Tiefbrunnen.
Veranstaltungen
Mit einem Gottesdienst wird jährlich des Kisseltages vom 1. August 1702 gedacht. Ein heftiges Unwetter mit schwerem Hagel verwüstete die Felder, die Weinberge und Obstbäume im Umstädter Land und führte in der kleinen Gemeinde, die zu diesem Zeitpunkt überwiegend von der Landwirtschaft abhängig war, zu großer Not.
Regelmäßig zu Pfingsten wird von der Fußballabteilung seit 2 Jahrzehnten ein Jedermann-Fußball-Turnier ausgerichtet. Zwei Wochen vor dem Winzerfestwochenende findet die Kerb mit Umzug, Feier und Kerbverbrennung statt und jährlich am Mittwoch vor dem Winzerfest wird der auch überregional beachtete Umstädter Winzerfestlauf "Rund um den Stachelberg" organisiert.
Literatur
Quellen
- Schopp, Manfred: Manfred Schopp, „Klein-Umstadt in der Geschichte 1305-2005“, Selbstverlag, 2005, 471 S.: Ill., Hrg. Magistrat der Stadt Groß-Umstadt;
- Schröder, Werner: (Hrg.) Werner E. Schröder, „Stadt Reinheim, das Tor zum Gersprenztal“, Selbstverlag der Stadt Reinheim/Odw., 1950;
- Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim,[2], verschiedenste Dokumente, Archivalien
Referenzen / Einzelnachweise
- ↑ Gemarkungsgrenzen: Daten basieren auf: Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation [1]
- ↑ Umwektatlas Hessen - Rhein-Main-Tiegland Gliederung
- ↑ Geologie des Odenwald im Mineralienatlas
- ↑ Geologie der Bergstraße-Odenwald Region
- ↑ Landschaftsplan 2001 / Naturräumliche Bedingungen der Stadt Groß-Umstadt
- ↑ Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Wertheim, Urkunde Nr. R-US US 1287 August 29
- ↑ Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Wertheim, Urkunde Nr. R-US US 1377 Mai 11
- ↑ Landesarchiv Baden-Württemberg / Staatsarchiv Wertheim, Urkunde Nr. R-US 1522 September 15
- ↑ Hessisches Wappenbuch, Familienwappen, HFW, Band 1, Dieter Krieger, Alsbach, C. A. Starke Verlag, 1999
- ↑ a b c der abgegebenen gültigen Stimmen bei der Kommunalwahl am 26. März 2006 bei einer Wahlbeteiligung von 47,2%. Aus: Magistrat Stadt Groß-Umstadt, Ergebnisse Kommunalwahlen 2006
Weblinks
- www.klein-umstadt.de Webseite des Ortes
- Der Geoparkpfad (PDF-Datei; 165 kB)
- Die Kleine Bergstraße – Landschaft, Mensch und Umwelt in Klein-Umstadt (PDF-Datei; 1,31 MB)
- Linkkatalog zum Thema Klein-Umstadt bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Zur Geologie und Mineralien der Region und des Ortes