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Ferdinand von Geramb

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Ferdinand von Geramb, Buchtitelblatt „Reise von La Trappe nach Rom“.

Ferdinand von Geramb; Ordensname Maria Joseph von Geramb (* 17. April 1772 in Lyon, Frankreich; † 15. März 1848 in Rom) war österreichischer Kammerherr in Wien, Kommandeur eines Freikorps gegen Napoleon I., Oberst des k.k. Heeres, Staatsgefangener in Frankreich, schließlich Trappistenmönch, Generalprokurator des Trappistenordens und religiöser Schriftsteller.

Familie und Herkunft

Die Eltern Ferdinand von Gerambs lebten im slowakischen Schemnitz, jetzt Banská Štiavnica, das zu jener Zeit dem ungarischen Reichsteil der Habsurgermonarchie angehörte. Der Vater Franz Xaver von Geramb war 1770 in den erblichen Reichsritterstand erhoben worden; bei Ferdinands Geburt hielten sich die Eheleute gerade im französischen Lyon auf, wo sich ihre Verwandten in der Seidenindustrie betätigten. Der Junge wuchs in Wien auf und avancierte zum Kammerherrn des Kaisers. Zur Feier der Annahme einer erblichen österreichischen Kaiserwürde durch Franz I., verfasste Geramb das historisch-allegorische Gedicht „Habsburg“, das er dem Kaiser am 8. Dezember 1804 als Prachtdruck persönlich überreichte und das weite Verbreitung fand. [1] 1805 sammelte Geramb zusammen mit dem bekannten Humanisten Graf Friedrich von Berchtold 65.000 Gulden an Spenden, für die von einer Hungersnot bedrohten Bewohner des Riesengebirges.

Militär

Im gleichen Jahr stellte Ferdinand von Geramb ein Freikorps gegen Kaiser Napoleon I. auf und publizierte eine heftige Proklamation gegen ihn, mit dem Titel: „Der Feind Europens hat Deutschland mit seinen Heeren überschwemmt, und bedroht unsers Vaterlandes Gränzen“ Darin schreibt er u.a.:

Jeder sey bereit, zu helfen und sich selbst um des Ganzen willen zu vergessen. Von diesem Geiste beseelt fordere ich Sie hiermit auf, mich bey einem Unternehmen zu unterstützen, zur Vertheidigung des theuern Vaterlandes beyzutragen wozu ich entschlossen bin. Der landesfürstliche Herr Hofcommissär hat mir die Erlaubniß ertheilt, ein Freicorps zu errichten, und es gegen den Feind zu führen, und Se. Majestät hatten die allerhöchste Gnade, es nicht nur zu bestätigen, sondern auch demselben den Ehrennahmen: Freycorps der österreichischen Kaiserinn zu bewilligen. Um der Gefahr entgegen zu gehen, entreiße ich mich den Armen einer geliebten Gattin und sechs unmündigen Kindern. Meine edlen Mitbürger fordere ich zu Geldbeyträgen zur Beförderung dieses Unternehmens auf.

Ferdinand Freiherr von Geramb, Proklamation gegen Kaiser Napoleon 1805

Es existiert ein Erinnerungskreuz des Freikorps von Geramb [2].

1809 kommandierte Geramb als Oberst ein österreichisches Regiment, das er auch in der Schlacht bei Wagram führte. 1810 schiffte er sich nach Cadiz ein um in Spanien freiwillig gegen die Franzosen zu kämpfen. Er befehligte hier eine Guerillagruppe. Um für König Ferdinand VII. neuerlich ein antifranzösisches Freikorps anzuwerben begab sich Geramb nach England zu seinem Bekannten Lord Moira, der ihm sehr gewogen war. Auch hier erließ er wieder Aufrufe gegen Napoleon. Die Anwerbung der Truppen scheiterte jedoch, der Österreicher geriet in Schulden und verließ Großbritannien .

Von dort per Schiff im dänischen Husum landend, wurde Geramb 1812 von den Franzosen gefangen und im Schloss Vincennes als politischer Staatsgefangener inhaftiert. Hier und im Pariser Gefängnis „La Force“ entwickelte sich eine Freundschaft zu seinem Mitgefangenen Etienne-Antoine Boulogne, dem Bischof von Troyes [3]. Der Offizier war seit 1807 Witwer und hatte 5 Kinder.

Trappistenmönch

Unter dem Einfluss von Bischof Boulogne brach Ferdinand von Geramb mit seinem bisherigen Leben, gab das Soldatentum auf und trat 1815, nach seiner Haftbefreiung durch die Alliierten, in den strengen Bußorden der Trappisten ein. Zunächst lebte er im Kloster Port-du-Salut bei Entrammes [4], wo er am 13. April 1817 seine Gelübde ablegte und den Ordensnamen Frater Joseph Maria annahm, später auch in Oelenberg im Elsaß. Wenngleich nur Bruder und kein Priester war Geramb wegen seinem militärischen Werdegang sehr bekannt und man verwandte ihn gerne zu besonderen Missionen der Kommunität. 1823 durchwanderte er Frankreich um Spenden für den Orden zu sammeln, ab 1830 hielt er sich wegen der politischen Lage mit seinen Mitbrüdern längere Zeit im Kloster St. Urban zu Solothurn in der Schweiz auf, wo er sich mit Abt Friedrich Pfluger (1772-1848) [5] befreundete. 1831 unternahm Frater Geramb eine Wallfahrt ins Hl. Land und veröffentlichte hierüber eine Reisebeschreibung. 1837 reiste er nach Rom und man erwählte man ihn zum Generalabt und zum Generalprokurator der Trappisten, in welcher Stellung er in der Hauptstadt des Katholizismus seinen dauerhaften Aufenthalt nahm. Papst Gregor XVI. wurde auf ihn aufmerksam und zog ihn in seine Umgebung. In seinem Buch „Reise von La Trappe nach Rom“ schilderte der Mönch seine römische Zeit und zeichnet aus eigener Anschauung ein lebendiges Bild des Papstes.

Noch kurz vor seinem Tode sammelte Freiherr von Geramb große Summen für die notleidenden Katholiken nach dem schweizerischen Sonderbundskrieg von 1847. Er verstarb 1848 in Rom und „bewahrte bis in sein hohes Alter eine eigentümliche Lebensfrische und romantische Ritterlichkeit“ , wie es sein Nachruf im „Neuen Nekrolog für Deutschland“ , 1849, Band 1 festhält .[6] Dort heißt es auch, dass die vielen religiösen Schriften Gerambs sich durch „Innigkeit, Gluth der Empfindung, Kenntnis des menschlichen Herzens und herrliche Sprache“ auszeichneten.

In Wien ist die „Gerambgasse“ nach dem außergewöhnlichen Mann benannt.

Portraits

Verwandte

Ferdinand von Gerambs Bruder Leopold von Geramb (1775-1845) war ein österreichischer General der Kavallerie und Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens.[7]

Auch der Steirische Volkskundler Viktor von Geramb (1884-1958) gehörte zur Verwandtschaft und versäumte es nie, das Grab Ferdinand von Gerambs zu besuchen, wenn er sich in Rom aufhielt.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. „Habsburg“ Gedicht von Ferdinand Geramb, 1804
  2. Beleg zum Erinnerungskreuz des Freikorps Geramb
  3. Zu Bischof Etienne-Antoine Boulogne
  4. Abtei Port-du-Salut
  5. Zu Abt Friedrich Pfluger
  6. Nachruf im Neuen Nekrolog für Deuschland, 1849
  7. Lexikoneintrag über General Leopold von Geramb
  8. Zur Verwandtschaft zwischen Ferdinand und Viktor von Geramb