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Frankfurt-Westend

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Westend
Stadtteil von Frankfurt am Main
Wappen Karte
Kein Wappen
Basisdaten
Fläche: 1,674 km² (Nord)
2,418 km² (Süd)
Einwohner: 7.819 (Nord)
16.606 (Süd)
Bevölkerungsdichte: 4.671 Einwohner/km² (Nord)
6.868 Einwohner/km² (Süd)
Postleitzahlen: 60308 (Messeturm), 60320, 60323, 60325, 60327, 60486
Vorwahlen: 069
Gliederung
Ortsbezirk: 2 – Innenstadt II
Stadtbezirke: Nord:
  • 191 - Westend-Nord
  • 192 - Westend-Nord
    (Carl-Schurz-Siedlung)

Süd:

  • 100 - Westend-Süd
  • 110 - Westend-Süd
  • 170 - Westend-Süd
  • 180 - Westend-Süd

Das Frankfurter Westend bildet zwei Stadtteile von Frankfurt am Main. Nach ihrer geografischen Lage heißen sie Westend-Nord und Westend-Süd.

Zusammen mit dem Bahnhofsviertel, dem Nordend und dem Ostend gehören beide Stadtteile zu den gründerzeitlich bebauten und hoch verdichteten Frankfurter Innenstadtbezirken. Zusammen mit Bockenheim bildet das Westend den Ortsbezirk Innenstadt II (OBR 2).

Geschichte

Westliche Gemarkung

Gemarkung mit den heutigen Grenzen des Westend

Wie die anderen Gründerzeitviertel befand sich auch das Westend seit dem Bau der Frankfurter Landwehr innerhalb deren schützender Befestigung und war Teil der Frankfurter Gemarkung. Größtenteils aus Ackerland und Heiden bestehend, befanden sich vereinzelte Gutshöfe auf dem Gebiet des heutigen Westend. Die Höfe, deren Namen dort heute noch einige Straßen tragen, waren der Hellerhof, der Hynsperghof und der Kettenhof.

Mit dem beginnenden 19. Jahrhundert, nach der Schleifung der Frankfurter Stadtbefestigung entanden auf dem Gebiet der Gemarkung zahlreiche Vorstadtvillen mit großzügigen Gärten. Die eng bebaute Frankfurter Neustadt platzte aus allen Nähten und so zog es immer mehr Menschen in die westliche Außenstadt.

Gründerzeit

Etwa Mitte des 19. Jahrhundert wurde das Gebiet dann durch die Stadt parzelliert und Straßen und Plätze wurden angelegt. Vorbild beim Straßenbau war Paris, deshalb entanden große Boulevards sowie Plätze mit radial auslaufenden Straßen. An der Bockenheimer Landstraße, der Ausfallstraße in die Nachbarstadt Bockenheim entstand 1858 der erste Frankfurter Zoo, der wenig später ins Ostend verlegt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts war nahezu der gesamte südliche Teil des Westends bebaut. Der nördliche Abschluss war der neu angelegte Palmengarten, der Grüneburgweg mit dem entstehenden Grüneburgpark sowie die Irrenanstalt Affenstein. Um die Bebauung räumlich einzugrenzen ließ Franz Adickes anfang des 20. Jahrhunderts den Alleenring bauen, der zugleich alle neuen Stadtteile miteinander verband.

Das Westend etablierte sich, wie auch andere Westends, zum Wohngebiet für Wohlhabende. Das führte dazu, dass sich auch hier heute noch einige Prachtbauten befinden. Der nördliche Stadtteil blieb durch den großzügig angelegten Grüneburgpark weniger dicht bebaut. Bis zum Zweiten Weltkrieg änderte sich an dieser Situation wenig. Danach wurde zunächst fast das gesamte Westend-Nord (ab Wolfsgangstraße) zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Im IG-Farben-Haus richtete die amerikanische Besatzung ihr Hauptquartier ein. Umliegende Viertel wurden zu Siedlungen für GIs umgebaut. 1948 wird der Stacheldraht um das Sperrgebiet dann wieder entfernt.

Wolkenkratzer und Straßenschlachten

In den nächsten Jahren wird das Westend durch Straßenschlachten von Hausbesetzern und der Polizei überschattet. Auch der junge Joschka Fischer ist daran beteiligt. Einen traurigen Höhepunkt erreichen die Schlachten mit einem Bombenanschlag auf das IG-Farben-Haus, bei dem ein Soldat ums Leben kommt.

Die Ära der Hochäuser im Westend Frankfurt bricht mit dem Bau des Zürich-Hochhauses an. Weitere wie der AFE-Turm im Uni-Campus Bockenheim folgen. Das City-Hochhaus am Platz der Republik, damals das höchste Hochhaus Deutschlands, brannte 1973 unter dem Jubel einiger Studenten. Das südliche Westend wurde nun stückweise von Immobilienmaklern aufgekauft und zu einem Teil des Frankfurter Bankenviertels umgebaut. Als die Bürger mit den Wolkenkratzern Frieden geschlossen hatten, entstand am Messegelände das bislang höchste Hochhaus Deutschlands, der 260 Meter hohe Messeturm.

Lage und Abgrenzung

Das Westend liegt an der nordwestlichen Grenze des Stadtteils Innenstadt und nördlich von Bahnhofs- und Gallusviertel. Die längste Grenze teilt es sich mit Bockenheim im Westen. Nördlich des Westend schließt Dornbusch an. Es ist mit allen Stadtteilen verwachsen; natürliche Grenzen lassen sich nicht ausmachen. Einige Eckunkte kann man dennoch feststellen:

Stadtbild

Hochhäuser in Westend-Süd

Der Süden des Westends bildet zusammen mit der westlichen Innenstadt und dem östlichen Bahnhofsviertel das so genannte Frankfurter Bankenviertel. Hier ist die Konzentration der Bürohochhäuser so hoch wie nirgendwo sonst in Frankfurt. Im Westend ist vor allem der Straßenzug Bockenheimer Anlage / Taunusanlage / Mainzer Landstraße mit Wolkenkratzer bebaut. Von Ost nach West stehen hier das DZ-Bank-Hochhaus am Opernplatz (96m), die Deutsche-Bank-Hochhäuser I + II (jeweils 155m), das Trianon (Frankfurt) (186m), das Frankfurter Büro Center (142m), der Westendtower (208m) und das City-Haus am Platz der Republik (143m).

Am Messegelände befinden sich weitere hohe Gebäude: der weltbekannte Messeturm (257m, höchstes Haus Europas 1991-1997), das Plaza-Büro-Center (159m, höchstes Haus Deutschlands 1976-1977) und der AFE-Turm der Universität (116m).

Infrastruktur

Als vorwiegendes Wohngebiet verfügt das Westend größtenteils über schmale Straßen, die zudem verkehrsberuhigt sind. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Verkehrswege Einbahnstraßen, die an Kreuzungen ihre Richtung ändern. Deswegen ist das Westend auch bei Fahrschulen beliebt. Die Ausnahmen sind Straßen von stadtteilübergreifender Bedeutung. Zunächst sind dies die Grenzstraßen Eschersheimer Landstraße, Anlagenring und Alleenring, die einen Großteil des Berufs- und Messeverkehrs aufnehmen. Weitere verkehrswichtige Straßen sind die Bockenheimer Lanstraße als Hauptdurchmesserstraße in Ost-West-Richtung, der Straßenzug Reuterweg / Bremer Straße / Hansaallee als Ausfallstraße in den Norden und der Grüneburgweg als weitere Ost-West-Verbindung. Der Grüneburgweg ist außerdem die Grenze Westend-Nord / Westend-Süd.

Sehenswürdigkeiten

Alter Uni-Campus mit dem Senckenbergmuseum

Entlang der Senckenberganlage von Georg-Voigt-Straße bis Bockenheimer Warte liegt der Campus Bockenheim der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Die Gebäude sind noch aus der Anfangszeit der Universität oder älter. Erwähnenswert ist Deutschlands größtes naturkundliches Museum, dem Naturmuseum Senckenberg, das sich ebefalls auf dem Gebiet des Campus befindet.

Amerikahaus

Das 1958 eingeweihte Gebäude an der Straßenecke Reuterweg/Staufenstraße sollte als „Haus der Völkerfreundschaft“ den Frankfurtern die amerikanische Kultur durch Bücher, Filme und Musik näherbringen.

Messeturm, Festhalle und Hammering Man

Der Frankfurter Messeturm, ehemals Frankfurts und Europas höchster Wolkenkratzer, liegt an der westlichen Grenze von Westend-Süd direkt am Frankfurter Messegelände. Direkt daneben befinden sich die anderen Sehenswürdigkeiten. Die Festhalle gehörte zu den ersten Gebäuden am Messegelände. Hier finden regelmäßig Ausstellungen und Konzerte statt. Auf dem Vorplatz beider Gebäude befindet sich der Hammering Man, eine bewegliche Statue des Amerikaners Jonathan Borofsky.

Neuer Uni-Campus mit IG-Farben-Haus und Grüneburgpark

Die 1928 errichtete ehemalige Konzernzentrale der IG Farben liegt am Grüneburgpark im Stadtteil Westend-Nord und bildet seit 2001 den Uni-Campus Westend der Frankfurter Universität. Das IG-Farben-Haus war zuvor der Hauptsitz amerikanischen Streitkräfte in Europa. Die umliegende Anlage Grüneburgpark liegt in der Kurve der Miquelallee und ist einer der größten Frankfurter Parks.
der Livingstonsche Pferdestall ist heute ein Bürgerhaus

Pferdestall

Eine der wenigen ursprünglich erhalten gebliebenen Gebäude ist der ehemalige Livingstonsche Pferdestall in der Ulmenstraße. Hier inmitten des Villenviertels Westend ließ Max Livingston 1880 eine zweigeschossige Pferdestallung und Kutschenremise errichten. Die Anlage mit Doppeltorarkade ist im Stil der barocken Feudalarchitektur des 18. Jahrhunderts nach einem Entwurf des Architekten C.L. Schmidt errichtet. Die Dachsilhouette mit Pferdebüste, Firstgitter, Skulpturenschmuck und Uhrtürmchen ist architektonisch und baugeschichtlich erwähnenswert. Im Obergeschoss wurden damals ebenfalls Kutschen untergestellt. Ein eigens konstruierter Aufzug wurde dazu zum Wagentransport nach oben genutzt. Nur durch den Einsatz von Bürgerinitiativen konnte das Gebäude vor dem endgültigen Zerfall gerettet werden und dient heute als Restaurant mit Bürgerhausräumen, in dem unter anderem regelmäßig Bridgeturniere stattfinden.

Westendsynagoge

Die einzige der vier großen Frankfurter Synagogen, die den Holocaust überstand, ist die Westendsynagoge in der Altkönigstraße. Sie verfügt über eine außergewöhliche assyrische Architektur mit Elementen des Jugendstil.