Poul Poulsen Nolsøe
Poul Poulsen Nolsøe, genannt Nólsoyar Páll (* 11. Oktober 1766 auf Nólsoy; † 1809 vor Sumba (Färöer)) ist ein Nationalheld der Färöer.
Nólsoyar Páll war ein färöischer Seemann, Händler und Dichter. Er baute 1804 in Vágur mit dem Schoner Royndin Fríða (wörtlich: schöner Versuch) das erste, für Atlantikfahrten geeignete, eigene färöische Schiff seit dem Mittelalter. Mit diesem Schiff ging er der Überlieferung zufolge 1809 bei dem Versuch unter, die Landsleute mit britischem Getreide vor einer Hungersnot zu bewahren.
Seine Ballade der Vögel Fuglakvæði von 1805 ist fester Bestandteil des färöischen Nationalverständnisses. Sie kodiert seinen unerbittlichen Widerstand gegen den Königlich Dänischen Monopolhandel in Form von Metaphern.
Leben
Poul Poulsen wird im Oktober 1766 als viertes Kind der Familie seines Vaters Poul († 1786. Daher: Poulsen = Pouls Sohn) auf Nólsoy geboren. Als genaues Datum wird der 11. Oktober angenommen. Seine Familie stammt von der nördlich gelegenen Insel Eysturoy. Er hat sechs Geschwister, fünf davon Brüder.
Gemäß ihres Geburtsortes erhalten sie den Beinamen Nolsøe, was damals die dänische Schreibweise für Nólsoy war (daher: Nólsoyar Páll = Paul von Nólsoy oder Nólsoy-Paul). Drei der Brüder - Poul, Johannes und Jacob lernen schnell lesen und werden dabei persönlich vom jungen Landvogt Wenzel Hammershaimb (1755-1822) gefördert, der ihnen Bücher ausleiht. Wenzel Hammershaimbs Enkel V. U. Hammershaimb begründet später (1846) die färöische Schriftsprache.
Die Gebrüder Nolsøe wachsen auf in der Blütezeit der Gesellschaft Rybergs Handel, die das Königlich Dänische Handelsmonopol innehält. Die färöische Hauptstadt Tórshavn, eine Seemeile von Nólsoy entfernt, ist damals schon von Handwerkern und Seefahrern bevölkert, viele von ihnen Ausländer.
Johannes studiert autodidaktisch Medizin. Es wird erzählt, dass er dafür ein altes Buch zur Verfügung hatte und einen leitenden Mitarbeiter bei Rybergs Handel namens Rosenmeyer befragen konnte. Jacob macht eine kaufmännische Lehre und wird als der Gebildetste der drei geschildert. Er soll ein ausgezeichneter Navigator gewesen sein. Er wird Kontorist von Rybergs Handel und steigt schnell zu deren Geschäftsführer auf.
Poul Poulsens Wunsch ist es, Seemann zu werden. Auch er lernt Navigation und wird Kaufmann bei Rybergs Handel. Nach dem Tode seines Vaters (der sich dagegen wehrte, dass sein Sohn zur See fahren soll) fährt er für Rybergs Handel über die Meere. 1793 soll er in Paris und Marseille gewesen sein. Auch wird mündlich überliefert, dass er unter französischer und englischer Flagge segelte, bis er dann Kapitän für eine US-amerikanische Handelsgesellschaft wurde. Als gesichert gilt, dass er die USA, Westindien, England, Frankreich, Portugal, Norwegen, Dänemark und weitere Länder der Erde ansteuert und in Kontakt mit der Dichtkunst des großen schottischen Lyrikers Robert Burns (1759-1796) gerät.
1798 findet sich seine Spur in Kopenhagen, und er heiratet im selben Jahr eine Frau von seiner Heimatinsel Nólsoy. Nach einer Weile in Kopenhagen kehrt er 1800 auf die Färöer zurück. Wenig später stirbt seine Frau, und er heiratet 1801 erneut die Tochter eines wohlhabenden Großbauern von Borðoy aus der Nähe Klaksvíks. Sein Schwiegervater gibt ihm Land mit einer Markatal von 7, und es wird erzählt, dass Nólsoyar Páll schnell als der tüchtigste Bauer der Färöer gilt. Für seine Leistungen in der Landwirtschaft wird er von der Königlichen Agrargesellschaft mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.
Sein Augenmerk gilt auch dem Schiffbau. Als erfahrener Seemann erkennt er die Nachteile der bisherigen typisch färöischen Bootskonstruktionen. Ihm kommt zugute, dass seine Heimatinsel Nólsoy über eine alte Bootsbautradition verfügt und er das Handwerk beherrscht. Er verlängert den Kiel und macht den Steven steiler. So kann das Boot den Kurs in den starken Strömungen der färöischen Fahrwasser besser halten. Das quadratische Rahsegel ersetzt er durch ein Lateinersegel. Damit kann das Boot höher am Wind fahren. Das Kreuzen wird vereinfacht. Kurze Zeit später werden alle Boote auf den Färöern auf diese Art gebaut. Seine entscheidende Verbesserung des Spinnrades kann sich dagegen nicht durchsetzen.
Im Hinterkopf hat Nólsoyar Páll aber etwas viel weiter Gehendes: Nicht weniger als den Kampf für den Freihandel und die Abschaffung des Kgl. Dänischen Handelsmonopols. Seine Bootskonstruktionen sind nicht nur als Verbesserung der lokalen Verkehrswege gedacht, sondern zielen auf die Unabhängigkeit seiner Heimat. Aber dieses Streben erscheint vielen seiner Landsleute als abstrakt, zumal es in den Bereich des Steuerrechts spielt.
im Aufbau
Die Ballade der Vögel
In dem Lied Fuglakvæði besingt Nólsoyar Páll den Austernfischer (Tjaldur ['tschaldur]), der seitdem das Symbol des färöischen Unabhängigkeitsstrebens ist.
Deutsche Übersetzung:
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In Wirklichkeit ist das ein Widerstandslied gegen den Königlich Dänischen Monopolhandel (von ca. 1620 bis zum 1. Januar 1856) und den dänischen Kolonialismus. In der allegorischen Sprache der Ballade ist der Austernfischer Nólsoyar Páll selber.
Nolsoy-Pauls Heimfahrt
Der färöische Dichter J.H.O. Djurhuus schrieb in seiner national-romantischen Phase ein Gedicht über Nólsoyar Páll mit dem Titel Heimferð Nólsoyar Páls und die Umstände seines Todes, die unter seinen zahlreichen färöischen Verehrern noch heute als Teil einer Verschwörung angesehen werden. Nólsoyar Páll benutzte in seiner Ballade der Vögel verschiedene Symbole. Der Austernfischer ist der Held, und die Raben sind die dänischen Herren. Djurhuus greift diese Sprache auf und stellt mit der nordischen Göttin Ran ein Symbol für chaotische Mächte in diesen Kampf.
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Deutsche Übersetzung:
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Siehe auch
- färöische Vogelwelt
- färöische Sprache
- Postverk Føroya (2005 wird eine Gedenkmarke für die Ballade der Vögel erscheinen)
Literatur
- Jakob Jakobsen: Poul Nolsøe, 2. Ausgabe, Dänemark 1966 (zuerst dänisch ca. 1892, färöisch 1912)
- John F. West: Faroe. The Emergence of a Nation, London 1972 ISBN 0-8397-2063-7
- John F. West: Færøerne. En nation og dens historie Gyldendalske boghandel. Nordisk Forlag A/S, Kopenhagen 1974 (Übersetzung aus dem Englischen: Palle Koch)
- J.F.West: Nolsöe, Poul Poulsen. In: Byron J. Nordstrom (Hrsg.): Dictionary of Scandinavian History Greenwood Press, Westport, Connecticut (u.a.) 1986, S. 413-5
Weblinks
- faroeartstamps.fo - zur Djurhuus-Briefmarkenausgabe 2004 (deutsch, englisch, färöisch)
Personendaten | |
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NAME | Nolsoe, Poul Poulsen |
ALTERNATIVNAMEN | Nólsoyar Páll |
KURZBESCHREIBUNG | ist ein Nationalheld der Färöer |
GEBURTSDATUM | 11. Oktober 1766 |
GEBURTSORT | Nólsoy |
STERBEDATUM | 1809 |
STERBEORT | vor Sumba (Färöer) |