Antifa
Antifa leitet sich von Antifaschismus ab und bezeichnet je nach Zusammenhang eine, mehrere oder alle - meist linksradikale, autonome - Gruppierungen oder Organisationen, die sich selbst dem Antifaschismus verschrieben haben und nationalistische und rassistische Tendenzen bekämpfen. Oft tragen diese Gruppierungen das Kürzel Antifa selbst in ihrem Namen.
Ideologie
Es existiert zwar eine gewisse Vernetzung unter den Gruppierungen, dennoch handelt es sich bei der Antifa nicht um ein homogenes Gebilde. Tatsächlich ist die Ablehnung von Faschismus, Rassismus und Nationalismus oft nur der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die unterschiedlichen Gruppierungen, häufig sogar die Mitglieder innerhalb einer Gruppierung einigen können.
So handelt es sich bei der Bekämpfung dieser Phänomene nicht selten nur um ein untergeordnetes Ziel, d.h. die derzeitige Gesellschaft oder zumindest Teile davon werden für diese Phänomene verantwortlich gemacht und daher mit dem Ziel einer anderen Gesellschaftsform bekämpft. Abhängig von der jeweiligen Weltanschauung wird das Spektrum der Ziele oft stark erweitert, häufig treten diese sogar in den Vordergrund. Insbesondere rücken Kapitalismus als Ursache von "Faschismus" und Sexismus als weitere Form der "Unterdrückung" ins Visier von antifaschistischen Gruppierungen und es werden Kommunismus oder Anarchie als bessere Gesellschaftsformen propagiert. Nach häufiger Meinung der jeweiligen Vertreter sind diese Gesellschaftsformen inhärent frei von Faschismus, Nationalismus und Rassismus.
Bei der Wahl der Mittel handelt es sich meist um Recherche, Aufklärung, Anprangerung Rechtsextremer und Durchführung von Demonstrationen (meist gegen spezielle Geschäfte, Jugendclubs oder Kneipen der rechten Szene oder in Form von Gegenveranstaltungen zu Aufmärschen von rechten Parteien oder Organisationen, insbesondere der NPD). Anschläge gegen Einrichtungen der rechten Szene werden zwar häufig konspirativ von Mitgliedern einzelner antifaschistischen Gruppierungen verübt, aber so gut wie nie im Namen der jeweiligen Gruppierung oder unter Mitwissen anderer bzw. aller Mitglieder der Gruppierung. Vor allem autonome Antifa-Gruppen befürworten auch gewaltsame Aktionen gegen rechtsextreme Personen und teilweise auch gegen Polizeikräfte, besonders, wenn diese rechtsextreme Treffpunkte oder Aktionen schützen. Bei solchen Aktionen werden unter Umständen Steine, Flaschen, Schlagstöcke und seltener Signalmunition verwendet. In den Verfassungsschutzberichten werden zahlreiche Fälle derartiger Gewalt, bis hin zu schwerer Körperverletzung, aufgezählt.
Seit etwa 2000 zeigen sich Spaltungstendenzen in der Antifabewegung. Der Riss verläuft zwischen den sogenannten Antideutschen und den sogenannten "Anti-Imps"(Kurzform von Antiimperialisten). Es geht hierbei um die Debatte um innerlinken Antisemitismus, die Positionierung im Nahostkonflikt und um als verkürzt empfundene Formen der Kapitalismuskritik. Diese Spaltung betrifft das gesamte linksradikale Spektrum, zeigt sich aber bei Antifagruppen aufgrund ihres häufigen Auftretens in der Öffentlichkeit bei Demonstrationen und Ähnlichem besonders deutlich. Siehe auch: Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum
Antifa und Verfassungsschutz
Das Bundesamt für Verfassungsschutz teilt die deutsche "Antifa" den gewaltbereiten Linksextremisten zu.
Im Verfassungsschutzbericht 2002 wird die Antifa wie folgt eingeschätzt:
- Als Konglomerat mehr oder weniger eigenständiger Zusammenhänge verfügt die autonome Bewegung über kein einheitliches ideologisches Konzept; sie kennt keine Anführer oder hierarchische Strukturen. Autonome propagieren den Widerstand gegen Autoritäten und die Missachtung von Normen.
- Den Rahmen ihrer oftmals spontanen Aktivitäten bilden diffuse anarchistische und kommunistische Ideologiefragmente, durchweg geprägt von diversen Anti-Einstellungen („antifaschistisch“, „antikapitalistisch“, „antipatriarchal“).
- S.123
- Nach Auflösung der „Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation“ (AA/BO) - einer Dachorganisation militanter „Antifaschisten“ - im April 2001 versuchten einige Gruppen erneut, in einem gemeinsamen Diskussionsprozess mit Vertretern „traditioneller“ - d. h. nicht-„organisierter“ - autonomer Gruppen eine organisatorische und inhaltliche Erneuerung der autonomen Szene einzuleiten. Entsprechende Treffen stießen innerhalb der autonomen Szene jedoch kaum auf Interesse;(...) eine bundesweite Neuorganisierung der „Antifa-Bewegung“ ist vorerst gescheitert.
- S.124
Literatur
- Uwe Backes, Eckhard Jesse: Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1989
- Patrick Moreau, Jürgen P. Lang: Linksextremismus. Eine unterschätzte Gefahr, Bonn 1996
- Hans-Helmuth Knütter, Stefan Winckler (Hg.): Handbuch des Linksextremismus, Graz-Stuttgart 2001
- Autorenkollektiv gegen Totalitarismus: Antifa heißt Gewalt, Tübingen 2002 (erschienen im Grabert-Verlag, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird)
- Manfred Agethen, Eckhard Jesse, Ehrhart Neubert (Hg.): Der missbrauchte Antifaschismus. DDR-Staatsdoktrin und Lebenslüge der deutschen Linken, Freiburg im Breisgau 2002
Weblinks
- antifa u7 Jugendantifa in Berlin
- Antifa heißt Angriff - Broschüre der Abteilung für Verfassungsschutz der Berliner Senatsverwaltung für Inneres
- antifasaar.de.vu - Antifa Saar/Projekt AK
- Antifa.ch - Antifa Schweiz / Bern
- Antifa.de - Antifaschistische Linke Berlin
- AntifaKOK.de - Koordinierungskreis antifaschistischer Gruppen aus Düsseldorf und dem Umland
- antifaschistinnen.de - Theoretisch orientierte Gruppe aus Hessen
- Antifaschistisches Infoblatt - Informationen über antifaschistische Aktivitäten und Entwicklung der extremen Rechten
- Artikel in incipito 13/2004 zur Geschichte der Antifa und Postantifa