Gerhart Weise
Gerhart Weise (* 15. Juni 1913 in Dresden) war ein deutscher Journalist und Mitarbeiter von Joseph Goebbels für den Bereich der Auslandspropaganda.
Leben
Gerhart Weise wuchs zunächst in gutbürgerlichen Verhältnissen als Sohn des Lehrers Bruno Weise und dessen Frau Margarethe, geborene Hoffman, auf. Sein Vater wurde als Vermisster im Ersten Weltkrieg 1918 für tot erklärt. Nach Kriegsende lebte Gerhart mit seiner Mutter, die eine Stelle als Bezirkspflegerin annahm, in Meißen. Mit 17 Jahren wurde er als Obersekundaner am Realgymnasium Meißen Mitglied im NS-Schülerbund und verließ die Schule noch vor dem Abitur, weil er auf kürzestem Wege Journalist werden wollte.
Ab dem 24. April 1933 absolvierte Weise eine Ausbildung zum Schriftleiter bei der Tageszeitung Dresdner Anzeiger. Er schrieb danach für die Tageszeitungen Das 12 Uhr Blatt, Die HJ und Der Angriff sowie für die Wochenzeitung Das Reich neben Artikeln zu „entarteter Kunst“ auch Filmkritiken im Sinne des Nationalsozialismus und diente kurzzeitig bei der Wehrmacht, ehe er ab dem 16. April 1940 „Uk gestellt“ wurde, da er nun im Interesse der Auslandspropaganda für Goebbels „an der Heimatfront unabkömmlich“ war.[1] Im geheimen, Goebbels unterstellten Propagandabüro Schwarz van Berk bestand seine Aufgabe in der Desinformation der alliierten Kriegsgegner durch Lancieren von NS-freundlichem Material in die Auslandspresse, das dann im Reich wieder als kritische Stimmen des Auslands zitierfähig wurde.
Am 14. Oktober 1941 notierte Goebbels in sein Tagebuch: „Weise schreibt eine Broschüre über den englischen Luftkrieg. Sie ist vor allem für das neutrale Ausland berechnet und wird ihre Wirkung nicht verfehlen.“[2] Weiterhin arbeitete Weise für die Reichsfilmdramaturgie und für die UFA. Er war Ghostwriter für den Bestseller des U-Boot-Kapitäns Werner Hartmann Feind im Fadenkreuz. U-Boot auf Jagd im Atlantik, die von Goebbels überaus geschätzte U-Boot-Propaganda. Schließlich fungierte er als Koautor des letzten NS-Propagandafilms Das Leben geht weiter. Für den Tod seines Freundes, des Karikaturisten Erich Ohser alias e.o.plauen, trägt Weise eine wesentliche Mitverantwortung, da er in einer auf den 7. März 1944 datierten Aktennotiz die Glaubwürdigkeit der Denunziationen des Nachbarn von e.o.plauen, eines Hauptmanns Schultz, bestätigte und schrieb, sie würden „den Tatsachen entsprechen“.[3] Das Todesurteil gegen e.o.plauen war danach reine Formsache.
Weise selbst wurde vier Monate nach Kriegsende, am 21. September 1945, von der sowjetischen Geheimpolizei abgeholt und blieb seither verschwunden. Nach den Recherchen seiner Tochter, der Historikerin und Literaturwissenschaftlerin Eva Züchner, verstarb er noch vor dem 10. Oktober 1945, vermutlich an Diphtherie.
Literatur
- Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin Verlag, Berlin 2010. Rezension SPIEGEL ONLINE 31.3.2010
Einzelnachweise
- ↑ Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin 2010, S. 100.
- ↑ Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin 2010, S. 138.
- ↑ Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin 2010, S. 227.
Personendaten | |
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NAME | Weise, Gerhart |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Mitarbeiter Joseph Goebbels’ |
GEBURTSDATUM | 15. Juni 1913 |
GEBURTSORT | Dresden |