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Oskar Kohnstamm

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Oskar Kohnstamm

Oskar Felix Kohnstamm (* 13. April 1871 in Pfungstadt; † 6. November 1917 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Neurologe, Psychiater und Verfasser von Schriften zur Kunsttheorie. Das von ihm beobachtete Phänomen einer Muskelanspannung wird nach ihm mit dem Namen Kohnstamm-Effekt bezeichnet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründete Oskar Kohnstamm ein Sanatorium in Königstein im Taunus, das mit nur 25 Gästebetten gezielt einen erlesenen Kreis intellektuell hochstehender Patienten ansprechen sollte und international bekannt wurde. Viele berühmte Gäste und Patienten aus Wissenschaft und Kunst nahmen dieses Angebot wahr. Henry van de Velde bezeichnete das Sanatorium Dr. Kohnstamm als Zufluchtsstätte vieler Intellektueller während des Ersten Weltkrieges. Ernst Ludwig Kirchner schuf dort im Jahre 1916 einen Zyklus aus Wandgemälden (zerstört 1937). Das im Jugendstil gehaltene Gebäude des ehemaligen Sanatoriums ist seit den 1950er Jahren im Besitz der Deutschen Post AG - heute ist das Siegfried-Vögele-Institut (ein Tochterunternehmen der Post) darin untergebracht.

Familie und Verwandtschaft mit den Familien Mann, Andreae, Rathenau und Hahn

Kohnstamm im Holzschnitt
Oskar Kohnstamm als Stadtverordneter
Kurhotel Kohnstamm links am Bildrand - auf dem Hügel rechts die Villa von Albert Andreae de Neufville
Datei:Sanatorium Dr. Kohnstamm und Villa L. Albert Hahn.JPG
Sanatorium Dr. Kohnstamm, Villa L. Albert Hahn
Komponist Klemperer

Nach Informationen seiner Geburtsstadt war Oskar Kohnstamm das zweitjüngste von insgesamt sieben Kindern Moritz Kohnstamms (* 14. März 1820 in Niederwerrn (Bayern); † 30. April 1898 in Darmstadt), der für Wilhelm Büchner (Bruder des Dichters Georg Büchner) erst als Prokurist in dessen Ultramarinfabrik und später als Teilhaber der Aktiengesellschaft tätig war. Seine Mutter war Pauline Wilhelmine Kohnstamm, geborene St. Goar (* 4. März 1840 in Frankfurt am Main; † 18. Januar 1914 ebenda).

Ein Vorfahre der Kohnstamms trug den Namen Menachem na Cohen[1] und war sephardischer Abstammung. Entfernte Verwandte Oskar Kohnstamms waren der Begründer der Odenwaldschule - Paul Geheeb und dessen Bruder Reinhold - ein Herausgeber der satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus.

Oskar Kohnstamm heiratete Eva Gad, eine promovierte Ärztin (*1. Februar 1874 in Berlin; † 16. September 1963 in Los Angeles), Tochter des Physiologie-Professors Johannes Gad und dessen Ehefrau Clara, geborene Boltz. Eine der Schulfreundinnen Eva Kohnstamms war Maria Marc, Ehefrau des Malers Franz Marc. Der Außenminister Walther Rathenau gehörte zu ihren weitläufig Verwandten (nach Annette Dorgerloh).

Nach Recherchen über das Buddenbrookhaus für die Familie Thomas Manns und des Genealogen der Familie Andreae hatten beide Familien gemeinsame Stammeltern. Dies waren Rütger (Rotger) Platzmann (5. August 1638-07. Januar 1711) und seine Ehefrau Gertrud, geb. Hausmann (1636-06. Juli 1700) aus Langenberg im Rheinland – heute Velbert – als Altgroßeltern für Albert Andreae de Neufville und als Obereltern für Thomas Mann. Fritz Andreae, der die Schwester „Edith“ Walther Rathenaus geheiratet hatte war ein Cousin 2. Grades von Albert Andreae de Neufville. Die Cousine „Norah“ L. Albert Hahns heiratete Carl Andreae (1881-1945) aus der Frankfurter Bankiersfamilie (nach Michael Hauck).

Der Stadtarchivar Königsteins Heinz Sturm-Godramstein schrieb über Eva und Oskar Kohnstamm in einer Dokumentation aus dem Jahre 1983:

“Aus der Ehe sind vier Kinder hervorgegangen, welche evangelisch getauft wurden. Sohn Rudolf Kohnstamm ist 1916 als Kriegsfreiwilliger im Alter von 19 Jahre vor Verdun gefallen. Sohn Werner, Jahrg. 1902, wurde Farmer in Südafrika. Der jüngste, 1908 geborene Peter Georg studierte Medizin und legte 1932 sein Doktorexamen in Frankfurt am Main ab. Er wirkte u.a. am University College Hospital von Ibadan/Nigeria und später als Krankenhausarzt in Schottland, wo er 1995 verstarb. Er hat nach dem zweiten Weltkrieg seine alte Heimat wieder gesehen wie auch seine Schwester Anneliese (*1900), die letztmals 1980 auf Einladung der Stadt in Königstein weilte. 'Anneliese Stelle Kohnstamm' hatte Anfang der 1920er Jahre den Breslauer Nervenarzt Dr. Joseph P. Reich geheiratet und war mit ihm nach Amerika ausgewandert. Sie lebte in den 1980er Jahren in Los Angeles.“

Eine Nichte Oskar Kohnstamms war die Filmschauspielerin Phyllis Konstam (1907–1976), die in vier Filmen Alfred Hitchcocks mitwirkte. Einer seiner Enkel ist der schottische Autor und Historiker Angus Konstam.

Leben, Ausbildung, Aufbau des Sanatoriums

Oskar Kohnstamm besuchte das großherzogliche Gymnasium in Darmstadt (ebenso wie seine Freunde, die Dichter Stefan George und Karl Wolfskehl).

Nach Auskunft des Archivs der Humboldt-Universität zu Berlin war Oskar Felix Kohnstamm vom 28. April 1891 bis zum 9. August 1893 (laut Abgangszeugnis 1027) unter der Matrikel-Nummer 2806 / 81. Rektorat an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin immatrikuliert. Eine Promotion Kohnstamms (Urkunde und Promotionsschrift inklusive Lebenslauf) mit dem Thema „Die Muskelprocesse im Lichte des vergleichend isotonisch-isometrischen Verfahrens“ vom 7. März 1893 (Medizinische Fakultät 692) ist archiviert. Aus dem Lebenslauf geht hervor, dass Kohnstamm in Berlin Vorlesungen, Kliniken und Kurse folgender Professoren und Dozenten besuchte: Leo Arons, Benda, Ernst von Bergmann, Emil Heinrich Du Bois-Reymond, Fehleisen, Johannes Gad (1842), Alfred Goldscheider, Günther, Adolf Gusserow, Georg Klemperer, Felix Klemperer, Ernst von Leyden, Martin, Robert Michaelis von Olshausen, Senator, Rudolf Virchow, Winter, Julius D. Wolff.

Godramstein schrieb zur Vita Oskar Kohnstamms:„In Pfungstadt geboren, war Dr. Kohnstamm nach dem Studium in Gießen, Straßburg und Berlin – u.a. bei dem berühmten Pathologen Rudolf Virchow – im Jahre 1894 nach Königstein gekommen, um zunächst in der Frankfurter Straße eine allgemeinmedizinische Praxis zu eröffnen. Das Haus, etwa gegenüber der heutigen Besitzung Mettenheimer, steht nicht mehr.“

1896 heiratet Kohnstamm Eva Gad, Tochter seines ehemaligen Lehrers Johannes Gad. Im Standesamtsregister ist der Bräutigam als religionslos eingetragen. Obwohl bei seiner Geburt Judenmatrikel angemeldet worden war. Dieser Umstand ist wahrscheinlich auf die Verbindung mit einer christlichen Partnerin zurückzuführen.

Es dauerte nicht lange und das junge Ehepaar schickte sich an, Pensionsgäste aufzunehmen. Die einzige Tochter weiß aus den Erinnerungen der Eltern noch davon zu berichten: „Mein Vater erklärte seiner jungen Frau, dass die Schleimsuppen und Griesbreie in den paar Königsteiner Gasthäusern nicht gut genug gekocht seien. So nahm man denn die ersten in Kur weilenden Patienten zu den Familienmahlzeiten. Eva K. blies auf der kleinen Trompete ihres Sprösslings Rudi zum Fenster hinaus, um die Gäste zu Tisch zu rufen…“ Damals habe man den jugendlichen Landarzt noch häufig in die Nachbarorte gebeten. Und so manche Operation sei auf dem Küchentisch erfolgt. Frau Eva habe das benötigte Wasser zuvor auf dem holzbeheizten Herd heiß gemacht. Als Kohnstamm 1903 den „Pensionsbetrieb“ bei der zuständigen Behörde anmeldete, wohnte man bereits in der Villa „San Marino“ an der Limburger Straße.

Kurhotel und Sanatorium Dr. Kohnstamm

Datei:Sanatorium Dr. Kohnstamm, Prospekt 1914.JPG
Sanatorium Dr. Kohnstamm – Prospekt
Sanatorium Dr. Kohnstamm – Lage zwischen L. Albert Hahn und Albert Andreae de Neufville

In den Jahren 1904/1905 ließ Kohnstamm am Ölmühlweg ein Sanatorium errichten, das 1911 nach den Plänen des Architekten Hugo Eberhardt in Offenbach am Main zum endgültigen Umfang erweitert wurde. Bedeutende Menschen, vorwiegend aus Kunst und Wissenschaft, suchten hier Heilung oder weilten als Freunde der Familie zu Gast. Unter ihnen Henry van de Velde, ebenso der Schauspieler Alexander Moissi, der Schriftsteller Karl Wolfskehl, der Archäologe Botho Graef. Auch der Pädagoge Kurt Hahn (Salem am Bodensee) sei genannt, Erzieher von Prinzgemahl Philip Mountbatten, des Ehemanns der britischen Königin Elisabeth II. Enge Freunde des Hauses waren auch der Dichter Stefan George und vor allem der Dirigent und Komponist Otto Klemperer. In der Turnhalle des Sanatoriums fanden ständig Konzerte und Theateraufführungen statt, bei denen berühmte Hausgäste und auch Königsteiner Vereine mitwirkten. Das Gebäude ist bei dem Luftangriff am 2./3. Februar 1945 zerstört worden.

Kirchner-Wandbilder
Moissi grüßt Mutter
Dorothea und Thea - Ehefrau und Tochter des Dramatikers Carl Sternheim [1], die sich 1915-1916 ebenfalls im Sanatorium aufhielten. Nicht im Bild ist der gemeinsame Sohn Klaus (1908-1946). Wie Patient Kurt Hahn war die Familie mit Felix Mendelssohn Bartholdy verwandt

Unter den Patienten verdient der expressionistische Maler und Grafiker Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) besondere Erwähnung. Im Zusammenhang mit einem Therapie-Aufenthalt hat er im Juni und Juli 1916 das Treppenhaus des Brunnenturms des Sanatoriums ausgestaltet. Die großflächigen Wandbilder zeigten Badeszenen, wobei der Künstler auf frühere Arbeiten (u.a. „Badende auf Fehmarn“) zurückgriff. Die Wandgemälde im Brunnenturm wurden in der Zeit des Nationalsozialismus beseitigt, weil die damals herrschende Kunstdiktatur sie als „entartet“ abqualifizierte. Es ist bis heute nicht hinreichend sicher festgestellt worden, wer die Austilgung angeordnet hat. Kirchner hinterließ auch eine Reihe von Skizzen, Holzschnitten und Gemälden, die Motive aus Königstein und aus dem Taunus zeigten.

Im Sanatorium Dr. Kohnstamm wurden schließlich alle inneren und nervösen Erkrankungen funktioneller und organischer Natur behandelt, in der Hauptsache, Nerven-, Magen-, Herz- und Stoffwechselstörungen. Oskar Kohnstamm wirkte als Anatom, Neurologe und Psychotherapeut modernen Zuschnitts. In vielbeachteten wissenschaftlichen Publikationen hat er die Ergebnisse und Erfahrungen seiner stets auch forschenden Tätigkeit niedergelegt. So führte er grundlegende Untersuchungen zur Anatomie und Physiologie des Gehirns und des Rückenmarks durch. Zu seinen diagnostischen Mitteln gehörte die Hypnose.


Der Dramatiker Carl Sternheim zählte ebenfalls zu den Patienten Kohnstamms. Dieser mietete während der Behandlungszeit mit seiner Familie ein Haus in der Nähe des Sanatoriums, wodurch sich Bezüge zu seinem umfangreichen Bekanntenkreis – z.B. Annette Kolb, Carl Einstein, Ottomar Starke (diese waren nachweislich bei ihm in Königstein) – ergeben. Thea Sternheim vermerkte viele Jahre später in ihren Tagebüchern, dass ihr Mann, Ernst Ludwig Kirchner und Otto Klemperer im Sanatorium Dr. Kohnstamm gewesen seien um sich dem Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg zu entziehen. Nach der im Jahre 2009 erschienen Dokumentation über L. Albert Hahn ergeben sich durch die Nachbarschaft der Villa Hahn (Sommersitz und Gästehaus) zum Sanatorium Kohnstamm und die Anwesenheit Annette Kolbs weitere Querbezüge: "Es ist bezeugt, dass zwischen ihr und Albert und Nora Hahn freundschaftliche Beziehungen bestanden …"[2]

Der Kunsthistoriker Werner Weisbach (1873–1953) schilderte das Sanatorium von Dr. Kohnstamm wie folgt: "Dieses Haus wurde von Menschen geistiger und künstlerischer Berufe bevorzugt, da der Arzt ihnen ein großes Verständnis entgegenbrachte, sich ihrer psychischen Leiden annahm und sie durch persönliche Einwirkung zu entlasten trachtete." (aus: Annette Dorgerloh, S.132)

Auch Reinhold Lepsius, der Schwager Botho Graefs, in dessen Berliner Wohnung die legendären Dichterlesungen Stefan Georges stattfanden, vertraute sich dem ärztlichen Rat Oskar Kohnstamms an.

Datei:Familie Kohnstamm im Garten (vor 1917).JPG
Familie Kohnstamm im Garten - hinten links Dr. Eva Kohnstamm

In den Mittelpunkt der Öffentlichkeit geriet das Sanatorium im Jahre 1911, als Otto Klemperer mit der Opernsängerin Elisabeth Schumann-Puriz dort Zuflucht suchte, nachdem deren eifersüchtiger Ehemann ihn erst zum Duell gefordert und dann vor dem Hamburger Publikum bei einer Inszenierung ausgepeitscht hatte. Zuvor hatten sie aber noch die von Witwe von Gustav Mahler in Wien aufgesucht weil sie damit rechnen konnten, dass die „romantisch veranlagte Alma Mahler Verständnis für ihre Situation aufbringen würde.“ Hier griffen die Ärzte des Sanatoriums in das Schicksal dieser beiden jungen Leute ein, indem sie die junge Sophranistin davon überzeugten, dass Otto Klemperer nur von ihr ablassen würde und wieder seinen Beruf ausüben könnte, wenn sie zu ihrem Mann zurück ginge.

Gertrud Mayer, die spätere Ehefrau von Karl Jaspers, war als Assistentin im Sanatorium Dr. Kohnstamm beschäftigt. In allen Biografien über ihren Mann ist erwähnt, dass seine Frau in einer psychiatrischen Anstalt gearbeitet hatte - aber nie wird der Name dieser Einrichtung genannt. Erst Peter Kohnstamm gab in seinen im Jahre 1994 erschienen Lebenserinnerungen darüber Aufschluss.

Außerhalb seiner beruflichen Aktivitäten widmete sich der erfolgreiche Arzt den kommunalen Belangen. Von 1908 bis zu seinem Tod nahm er als Stadtverordneter Anteil an vielen Dingen, welche die Einwohnerschaft der Kurstadt bewegten. Überaus engagiert setzte er sich beispielsweise für den Bau eines Freibads ein.

'Peter Kohnstamm' (1908–1995) schreibt über das politische Engagement: "Vater war ein treuer 'Sozialdemokrat', vom patriotischen Fieber ergriffen, wie auch sein Freund, der jüdische Dichter Karl Wolfskehl (1868–1948) und viele andere Intellektuelle. Ohne Zweifel war er mit dem Motto des Kaisers, unseres allerhöchsten Kriegsherrn, einverstanden: 'Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche' (In seiner Rede vom Balkon des Berliner Schlosses am 1. August 1914)."

Nach dem Tode Dr. Kohnstamms

Bildnis Dr. Eva u. Oskar Kohnstamm [2][3]
Oskar Kohnstamms Grab
Datei:Reinhold Lepsius.JPG
Kohnstamms Patient Reinhold Lepsius starb wenige Jahre nach seinem im Kriege gefallenen Sohn, der nach dem Dichter George "Stefan" genannt worden war. Schon sein Schwager Botho Graef erlitt 1917 im Sanatorium auf die Nachricht des Todes seines Neffen Stefan einen Herzschlag
Das Grab des Sohnes Rudi, gefallen als kriegsfreiwilliger Leutnant und das nie erwähnte Grab des Bruders [4] von Eva Kohnstamm, Tochter von Johannes Gad

Nur 46 Jahre alt, starb Oskar Kohnstamm in einem Frankfurter Krankenhaus an einer verschleppten Blinddarmentzündung. Die Sorge für die Kriegsverwundeten in dem 1914 zum Lazarett deklarierten Sanatorium hatte ihn nicht an die eigene Gesundheit denken lassen. In einem Artikel der Frankfurter Zeitung heißt es hierzu: "Seiner Ehe entstammten vier Kinder, die das Glück seines Lebens ausmachten, bis ihm im Sommer 1916 sein ältester Sohn Rudi durch den Krieg entrissen wurde. Er ertrug diesen Schmerz mannhaft; mit bewundernswerter Ruhe und Selbstverleugnung widmete er sich weiter seinen wissenschaftlichen, ärztlichen und sozialen Aufgaben. Nur die ganz Nahestehenden fühlten, dass der lebensbejahende, arbeitsfrohe Mann sich innerlich verändert hatte. Auch seine körperliche Widerstandsfähigkeit gegenüber einem alten, kaum beachteten Darmleiden schien nachzulassen. Er kränkelte im Sommer 1917 und erlag am 6. November 1917 einer durchgebrochenen Blinddarmeiterung."[3] Der Mediziner Prof. Dr. Peter Kohnstamm dagegen schrieb, dass sein Vater an einer Bauchfellentzündung gestorben sei.

Wie sehr Otto Klemperer als Freund der Familie - auch nach dem Tode Oskar Kohnstamms - Anteil nahm, zeigt sich darin, dass er für dessen im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn Rudolf ein Requiem komponierte.

Die Angehörigen Oskar Kohnstamms veräußerten drei Jahre nach dem Ableben des Begründers das Sanatorium an die Firma 'C. & F. Frankl' (Berlin) und an 'Bernhard Spinak', der es gemeinsam mit 'Max Friedemann', ebenfalls schon bewährter Mitarbeiter des Gründers, fortführte. Im Jahre 1939 wurde das Sanatorium, nachdem es zuvor als jüdisches Unternehmen geschlossen worden war, an einen „arischen“ Interessenten verkauft.

Kohnstamms Witwe wohnte bis 1929 etwa im „Haus Dorn“ in der Arndtstraße. Dort waren auch ihre Eltern einmal wohnhaft gewesen, die dann in Prag verstorben sind. Anschließend zog Eva Kohnstamm in die Thewaltstraße um. Wegen ihres Namens musste sie unter der Hitlerherrschaft mancherlei Anfeindungen und Schikanen erdulden, obwohl sie evangelisch war. 1937 wurde ihr seitens der Stadt die Wohnung gekündigt. Daraufhin verzog Eva Kohnstamm nach Frankfurt. Dort verlor sie bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg Wohnung und Habe. Die Familie des Oberschullehrers Hugo Stitz und andere Freunde unterstützten sie, zumal der Staat ihre Bankkonten gesperrt hatte. 1945 lebte sie in Kelkheim bei der befreundeten Familie Georg Dornauf. Sie ging später in die USA. Am 16. September 1963 ist Eva Kohnstamm 88jährig in Los Angeles gestorben. Ihre Tochter streute ihre Asche auf das Grab des Ehemanns auf dem Königsteiner Friedhof.

Der 1884 geborene Dr. Bernhard (gen. Benno) Spinak, der aus Warschau stammte, kehrte 1938 in seine polnische Heimat zurück, um dann unter abenteuerlichen Umständen in die USA zu fliehen. Ein SS-Mann, den der er einst bei einem jugendlichen Fehltritt in Schutz genommen hatte, ermöglichte ihm die Flucht nach Portugal. Freunde bezahlten die Überfahrt nach Amerika. Dort fiel es ihm nicht leicht, sein Auskommen zu finden, zumal die US-Behörden seine ärztliche Qualifikation nicht anerkannten. In Beverly Hills pflegte er 1945 den todkranken, ebenfalls emigrierten Dichter Franz Werfel. Dr. Spinak, dessen Vermögen 1945 vom Deutschen Reich konfisziert worden war, ist 1963 in Luzern gestorben.

Dr. Max Friedemann, 1881 in Berlin geboren, teilte das Los der Emigranten. 1939 brach er nach London auf, um von dort die USA zu erreichen. Er arbeitete bis ins hohe Alter und starb 1978. – In diesem Zusammenhang sei auch der Arzt Arthur Oscar Bial aus Striegau in Schlesien erwähnt. 1938 von Breslau kommend, hatte er kurz im Haus Kohnstamm gewohnt und war dann zu Dr. Friedemann an die Altkönigstraße gezogen. Ein Jahr später ist er in die Niederlande ausgewandert.

Bezüge zu „Peterchens Mondfahrt“ und „Der Zauberberg“

Peter, Rudi, Anneliese
Datei:Berta Aaronson (1857-1933) mit Peter Kohnstamm , ca. 1912.JPG
Tante Berta[5]der "gute Geist" der Familie Kohnstamm

Mündliche Überlieferungen aus zweiter oder dritter Hand behaupten, das von Gerdt von Bassewitz verfasste Märchen Peterchens Mondfahrt sei in den Jahren 1910/11 während einer Kur im Sanatorium Dr. Kohnstamm entstanden und Bassewitz habe die Kinder Peter und Anneliese von Oskar Kohnstamm als Vorbild für die Protagonisten des Märchens benutzt.[4] Dafür gibt es allerdings keinen wissenschaftlich tragfähigen Beleg. Nachweisbar ist lediglich anhand von Gästelisten, dass sich Gerdt von Bassewitz im Sanatorium Dr. Kohnstamm und Jahre nach Verfassen des Märchens in der Pension Germania in Königstein aufhielt.

Auch die Behauptung, das Sanatorium Kohnstamms habe als Vorbild für Thomas Manns Roman Der Zauberberg gedient, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.[5]

Stefan George, der Schulfreund Kohnstamms

Peter Kohnstamm schildert in seinen Lebenserinnerungen eine Begegnung mit Stefan George: "Ein Schulfreund meines Vaters aus Darmstadt war der Dichter und „Seher“ Stefan George (…) George kam regelmäßig nach Königstein, um seine Schwester zu besuchen. (Hierbei die Anmerkung des Stadtarchivs: Anna George lebte vom 1. April 1920 bis 1. Juli 1932 im Haus Fricke, Limburger Straße 19). Auf der Straße sah man ihn in seinem majestätischem Cape, den Samthut auf dem Haupte, einherwandeln. Zwei ähnlich gekleidete 'Jünger' folgten dieser gebieterischen Erscheinung mit langem, wehenden Haar über scharfgeschnittenen Gesichtszügen. Ein Guru für elitäre junge Männer mit der Absicht, ein geheimes 'Reich ' zu gestalten(…) Mutter dachte, daß ihrem jüngsten Sohn die einmalige Gelegenheit geboten werden soll, diesen berühmten Zeitgenossen zu besuchen. Ich erklärte mich nur ungern damit einverstanden und stürzte mich auf unsere Bücherregale, um mich vorzubereiten. Ich konnte nicht viel verstehen von dem, was da als edle Verbalkonstruktion zu lesen stand und begab mich voller Angst zum 'Meister'. Voller Unbehagen läutete ich an der Tür bei Fräulein George. Ein Jünger öffnete, und ich wurde vorgelassen. Der große Mann war nicht beeindruckt, als ihm deutlich wurde, daß ich seine Werke nicht studiert hatte. Das Gefühl ein winziges Insekt zu sein, das gerade dabei war, zerquetscht zu werden, verstärkte sich, als ich streng nach meinen Interessen gefragt wurde. (…) "Lies das Leben der Helden von Plutarch, und Nietzsche!" Mit diesem 'Befehl' war das Interview beendet. Bedrückt taumelte ich treppabwärts. Ein 'Gott' hatte sich wohl geärgert, daß ein gewöhnlich Sterblicher zu ihm vorgelassen worden war. (…) Als Ersatz lud uns Klemperer ein, der damals Dirigent an der Oper im nahen Wiesbaden war, dort einige Aufführungen zu erleben…"

Datei:Erich Heckel - Der Spaziergang, Tempera 1917 - mit Stefan George.JPG
Stefan George in "Der Spaziergang" von Erich Heckel 1917

Nicht nur 'Anna Maria Ottilie George', die Schwester Stefan Georges, sondern auch 'Fritz George', der jüngere Bruder, war in Königstein im Taunus gemeldet. Sein offizielles Todesdatum im Jahre 1925 ist als Tag seines Wegzugs nach Oberursel-Hohemark bei den städtischen Behörden Königsteins eingetragen worden.

Erinnerungen Prof. Dr. Walther Amelungs

In den Lebenserinnerungen aus dem Jahre 1984 heißt es: „Aus dem philosophischen Freigeist, der K. in seiner Jugend war, wurde immer mehr ein Menschenfreund, aus dem atheistischen Gymnasiasten ein echter Gottsucher. Einige Wochen vor seinem viel zu frühen Tod traf er zufällig mit mir vor dem Rathaus zusammen. Die Unterhaltung mit ihm war immer interessant. Als mein Vater dann dazukam, sagte K. zu ihm: ‚Wissen Sie, daß Sie einen frommen Sohn haben?’ Man merkte, wen er suchte. Seine vier Kinder hatte er christlich erziehen lassen. Sein prachtvoller ältester Sohn Rudolf war als Kriegsfreiwiller im Juni 1916 im Westen gefallen. Er ist mir als jüngerer Schulfreund in guter Erinnerung: klug, hochgebildet, `Dem Deutschland Goethes und Mozarts’ verpflichtet, in ihm die tiefe eingeborene Frömmigkeit der ‚anima naturaliter christiana’ (Laudenheimer). In den Jahren der Barbarei mußten auch die Kohnstamms emigrieren. Der Name Rudolfs ist verzeichnet auf der Gedentktafel für Kriegsgefallene Königsteins an der evangelischen Kirche. Das Sanatorium wurde erworben von dem Kaufmann Wilhelm Frankl (Bruder des im ersten Weltkrieg gefallenen berühmten jüdischen Fliegers und Pour le mérite-Trägers) und dem polnischen jüdischen Arzt Dr. Benno Spinak (1884–1963), der den Amelungs ein guter Freund werden sollte. Da Spinak keine deutsche Approbation besaß, wurde Dr. Max Friedemann (1881–1978) der leitende Arzt, ein bedeutender Arzt und ein wertvoller, kontaktfreudiger und edler Mensch, der 1939 mit seiner jungen Frau noch gerade rechtzeitig emigrieren konnte. Er ist ein hoher Neunziger geworden, hat in den USA eine große nervenärztliche Praxis aufgebaut und stand bis 1976 noch mit mir in Verbindung.“[6]

Anspielungen auf zwei Gebäude namens 'Berghof'

- Auf das Sanatorium 'Berghof' des 'Zauberberg-Romans': „Zahllose Geschichten könnte man über mein Elternhaus erzählen, halb Zauberberg, halb Irrenanstalt – von vergnügten gemeinsamen Schlittenpartien, mit Glöckchengeklingel durch die winterliche Landschaft nach (…) Oberweilnau, Schmitten und zum Feldberg; oder von einzelnen Patienten wie Kurt Hahn, dem späteren großen Pädagogen …“[7]

- Auf das Feriendomizil 'Berghof' von Adolf Hitler: „…eines nachts träumte ich, daß ich auf dem Obersalzberg bei Berchtesgarden eingeladen worden sei, wo Hitler über die kleinen und großen Potentaten Europas herrschte, begleitet von seinem deutschen Schäferhund und seinem ‚Dirndl’ Eva Braun. Er sprach leise, gab sich warmherzig und väterlich, und es herrschte eine homo-erotische Stimmung.“[8]

Erinnerungsarbeit der Stadtverordneten Gertrud Koch

Über die Stadtverordnete Gertrud Koch (1913-2007) heißt es in dem Artikel "Gertrud Koch: Über 30 Jahre im Dienste der SPD" in der "Königsteiner Woche" (46. Kalenderwoche des Jahres 2003): "Stark gemacht hat sich die 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz Ausgezeichnete auch dafür, dass eine Dokumentation über das Leben der Juden in Königstein erstellt wird. Zusammen mit dem ehemaligen Stadtarchivar Königstein, Heinz Sturm-Godramstein, setzte sie im Auftrag der Stadt die Idee in die Tat um. „Diese Stadt hat den Juden viel zu verdanken. Man nehme nur die Villa Kohnstamm, in der viele bedeutende Persönlichkeiten, wie zum Beispiel der Dirigent Otto Klemperer oder der Maler Ludwig Ernst Kirchner kurten.“ Ansonsten hätten die Juden auch dafür gesorgt, dass Geschäftsleben und Handel in Königstein florieren konnten. „Ich bedauere, dass die Stadt Königstein bis heute keinen Gedenkstein[6]für die Juden aufgestellt hat“, sagt Koch, „der jüdische Friedhof in Falkenstein[7] würde sich dafür anbieten." Sie persönlich sei sehr betroffen über das Schicksal von Peter Kohnstamm, Sohn des Gründers des Sanatoriums Dr. Kohnstamm. Koch und er waren befreundet und sie korrespondierten auch nach seinem Weggang aus Königstein nach England im Jahre 1933. Die wichtigste Korrespondenz, die Koch von Kohnstamm erhalten sollte, war das Manuskript seiner Lebenserinnerungen in englischer Sprache, die Jahre später in Deutsch unter dem Titel „Lieder eines fahrenden Gesellen“ von der Stadt Königstein veröffentlicht werden sollten."[9]

Bebauung des Sanatorium-Parks

Das Sanatorium im Eigentum Dr. Oskar Felix Kohnstamms
Entschädigungsakte nach dem 1. Weltkrieg - Summe 120 000 Mark
Clarence C. Franklin - Eigentümer nach Kohnstamm
Entschädigung nach dem 2. Weltkrieg - Summe 130 000 Mark

In einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1963 heißt es mit der Überschrift: 'Ein „Villenpark Romberg“ entsteht' – "Nachdem die Gebäulichkeiten des ehemaligen Sanatoriums Dr. Kohnstamm im Oelmühlweg im August 1962 von dem New Yorker Kaufmann und Kunstsammler Clarence ‚C. Franklin’ zu Preis von 2 Millionen DM an das Bundespostministerium zur Verwendung als Schulheim für das Fernmeldewesen verkauft wurden, hat Herr Franklin jetzt den ihm verbliebenen Park dieser Liegenschaft von fast 10000 m² an den Pariser Baumeister ‚Gorodecky’ verkauft. Dieser hat sich bereits vor den beiden Weltkriegen und auch nach dem letzten Krieg in Berlin und Bayern auf dem Baumarkt betätigt. Er wird den am sonnigen Südabhang gelegenen Park in Einzelparzellen von 500-1500 m² aufteilen und nach der Planung der Architekten BDA Dipl.-Ing. Kramer-Seidel-Hausmann, Darmstadt und Königstein, als ‚Villenpark Romberg’ bebauen lassen.[10]

Ehrungen

Wissenschaftliche Publikationen

(Aus der Gesamtausgabe seines Werkes Erscheinungsformen der Seele, München 1927):

  • 1893:
    • Beitrag zu der Lehre von der Tränenableitung. in: Zentralblatt für Phys. 8. IV. 1893, Heft 1.
    • Einfluss der Spannung auf die Erschlaffung des Muskels. Entgegnung auf Herrn F. Schenk. in: Zentralblatt für Phys., Heft 16.
    • Die Muskelprozesse im Lichte des vergleichend isoltonisch-isometrischen Verfahrens. Inaugural-Dissertation, erschienen bei Veit, Leipzig.
  • 1898
    • Zur Anatomie und Physiologie des Phrenikuskerns. in: Fortschritte der Med. Bd. XVI Nr. *
  • 1899
    • Schema der nach hoher Hemisektion absteigend degenerierenden Bahnen des Rückenmarks und ihrer Ursprungskerne beim Kaninchen. Neurol. Zentralbl. 1899, Nr. 20
    • Über retrograde Degeneration. Schmidts Jhrb. D. ges. Med. Bd. CCXI, S. 253.
  • 1900
    • Über die Koordinationskerne des Hirnstamms und die absteigenden Spinalbahnen. Monatsschr. F. Psych. Und neurol. Jahrg. 1900, Bd. VII, H. 4
    • Über die gekreuzte aufsteigende Spinalbahn und ihre Beziehungen zum Gowerschen Strang. Neurol. Zentralbl. 1900 Nr. 6
    • Zur Theorie des Reflexes von hinterer Wurzel auf hintere Wurzel. Zentralbl. f. Physiol. 1900, Heft 18.
  • 1900/01
    • Über Koordination Tonus und Hemmung, Zeitschr. f. diät. Und physikal. Ther. Bd. IV Heft 2
    • Über die gekreuzt aufsteigende Spinalbahn. Neurol. Zentralbl. Bd.XIX.
    • Zur Anatomie und Physiologie der Vaguskerne, Monatsschr. f. Neurol. Und Psychiatr. 1901
    • Die zentrifugale Leitung im sensiblen Endneurom. D. Zeitschr. f. Nervenheilkunde Bd. XXI
  • 1902
    • Der Nucleus salivatorius chordae tympani. D. anat. Anzeiger XXI. Bd.
    • Zur anatomischen Grundlegung der Kleinhirnphysiologie. Arch. f. d. ges.Phys. Bd. 89.
  • 1903
    • Die absteigende Tektospinalbahn, der Nucleus intratrigeminalis und die Lokalzeichen der Netzhaut, Neurol: Zentralbl. 1903 Nr. 11 S. 514.
    • Vom Zentrum der Speichelsekretion, dem Nervus intermedialis und der gekreuzten Facialis-Wurzel. Verhdlg. des XX. Kongr. f. inn. Med.
    • Der Reflexweg der Erkältung und der Temperaturreize überhaupt. D. med. Wochenschrift 1903 Nr. 16.
    • Intelligenz und Anpassung. Dazu gehörend: Grundlinien einer biologischen Psychologie.
    • Der Nucleus salivatorius inf. U. d. cranio viscerale Sytsem. Neurol. 1903. S. 699.
  • 1905
    • Vom Ursprung des prädorsalen Längsbündels und des Trigeminus. Psych.-neurol. Wochenschr. 7. Jahrg. Nr. 24 und Neurol. 1905. Die zentrifugale Strömung im peripheren Nerven. Forschr. d. Med. 23. Jahrgang.
    • Hohe Hämoglobinzahlen als Regenerationszeichen? Psych.-neurol. Wochenschrift Nr. 40, 1905
  • 1906
    • Die biologische Sonderstellung der Ausdrucksbewegung. Journal f. Psychologie und Neurologie, Bd. VII 1906.
    • Die Atroponbehandlung des Schnupfens. Ther. D.Gegenwart VIII. Jahrg. 11. Heft
    • Noch ein Wort zur Behandlung der chronischen Verstopfung, Ther. D. Gegenw. VIII Jahrg. 6. Heft.
    • Zur Anatomie der Vierhügelbahn, Verhl. D. Psysiol. Ges. Berlin Jahrg. 1905/06 Nr. 1/5.
    • Das Prinzip von "Durchbrechung des circil. Vitios." Und der so genannten Symptomatischen Behandlung.
  • 1907
    • Kunst als Ausdrucksfähigkeit – biologische Voraussetzung der Ästhetik. E. Reinhardt Verlang, München, Sagerstr. 17
    • Biologische Weltanschauung. Ztschr. f. d. Ausbau der Entw.-Lehre Bd. I Kap. 3.
    • Warum werden Verstümmelungen nicht vererbt? Ztschr. f.d. Ausbau der Entw.-Lehre Bd. I Heft 9.
    • Versuch einer physiolog. Ant. d. Vagusursprünge und des Kopfsympaticus. Journ. f. Psychol. u. Neurol. VIII (gems. mit Wolfstein).
    • Demonstrationen z. physiol. Anatomie d. med. obl. Neurol. Zentralbl. 1907 (gems. mit Warnicke).
  • 1908
    • Studien zur anatomischen Physiologie des Hirnstamms. Journal f. Physiol. u. Neurol. Bd. XII 1908.
    • Über den kern des hinteren Längsbündels, den roten Haubenkern und den Nucleus inertrigem. Neurol. Ztbl. 1908 p. 242 (gems. mit Quensel).
    • Blasenbildung durch hypnotische Suggestion und Gesichtspunkte zu ihrer Erklärung. Verhdlg. d. Dermat. Ges. X. Kongr. bei Springer 1908.
    • Hypnotische Stigmatisierung und biologisches Gestaltungsproblem. Ztschr. f.d. Ausbau der Entw.-Lehre Bd. II Heft 5/6.
    • Psycho-biologische Grundbegriffe. I. Die Reizverwertung. Ztsch. f.d. Ausbau der Entw.-Lehre Bd. II 5/6.
    • Psycho-biologische Grundbegriffe II. Zweckhaft und nutzlos. Heft 11/12. Beziehungen zwischen Zwangsneurose und Katatonie. Ztbl. f. Nervenheilk. u. Psych. 31. Jahrg. 1908 Bd. 19.
    • Der nucl. loci Coerul. als sensibl. Kern des ob. Trigeminus. Journ. f. Psyhcol. u. Neurol. XIII (gems. mit Quensel).
    • Zur Innervar. der Augenbewegung. Neurol. Zentralbl. 1908 (gems. mit Quensel).
    • Zentr.-Verbdg. d. Vestibulariskerne, Zentralbl. f. Physiol. Bd. 32
  • 1909
    • Ausdruckstätigkeit als Forschungsprinzip, Korrespod.-Bl. d.D. Ges. f. Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
    • Über Sensibilität – Diskussion. XXVI Kongr. f. inn. Med. Wiesbaden.
    • Psycho-biologische Grundbegriffe. III. Gefühl und Empfindung.
    • Babinski Hy-Begriff. Ther. d. Gegenw. XI. Jahrg. 6. Heft.
  • 1910
    • Üb. Refelxkerne, die zugleich d. sensibl. Leitg. dienen. Neurol. Zentralbl. 1909, p. 655 (gems. mit Hindelang).
    • Stud. z. physiol. Anat. d. Hirnstammes II. Journ. f. Physiol. und Neurol Bd. 16 (gems. mit Quensel).
    • Desgl. III Ebenda Bd. 17.
    • Bucl. intermed. sensib. als Ursprung einer gekreuzten aufstg. Bahn. Neurol. Zentralbl. 1901, 662 (gems. mit Hindelang).
  • 1911
    • Das Vestibularis-Zentrum der Augenbewegungen. Verhdlg. d.D. ontol. Ges. 20 Vers. Frankfurt a. N.
    • Der psycholbiologische Standpunkt der Erkenntnistheorie: I. Ergänzungsheft zum Journal f. Psychol. und Neurol. Bd. 19
  • 1911/12
    • Hy-Neurasthenie – Diskussion. Ztschr. f. Psych. Bd. 68
  • 1912
    • Der Musculus paralemniscalis inf. als akustischer Reflexkern und als Glied der zentralen Hörleitung. Arch. f. Ohrenheilk. 89. Bd.
    • Physiologie und Pathologie des visc. Nervensystems. Handbuch d. inn. Med. Springer 1912.
    • zu Sachen des Nucleus salivatorius. Neurl. Ztbl. 1914 Nr. 19 (Arbeiten von Schülern Kohnstamms).
    • Hypnotische Erzeugnisse von vasomotorischen Phänomenen. D. Ztschr. f. Nervenheilk. 43. Bd.
    • Über eine materielle Ursache der so genannten hysterischen Harnverhaltung D. Ztschr. f. Nervenheilk. 45 Bd.
    • System der Neurosen vom psychologischen Standpunkte. Ergebn. d. inn. Med. und Kinderheilk. Bd. IX.
    • Das System der Neurosen. D. Ztschr. f. Nervenheilk. 43. Bd.
    • Akust. Reflexbah. Neurol. Zentralb. 1912, 730.
  • 1913
    • Zwecktätigkeit und Ausdruckstätigkeit. Arch. f. d. ges. Psychologie XXIX Bd. 1 und 2. Heft.
    • Künstlerische Ausdruckstätigkeit und Technik (ungedruckt).
    • Über Elarson besonders bei Basedowscher Krankheit. Ther. d. Gegenw. XV. Jahrg. 11 Heft.
    • Gehirn und Seele. Volksvorlesung Frankfurt a.M. 7. März 1913
    • Hy und Neurosen.
    • Der nucl. sensib. comm. post. d. Halsmarkes … Neurol. Zentralbl. 1913, 1001 (gems. mit Friedemann).
    • Der nucl. Paralemmisc. inf. als akust. Reflexkern und als Glied d. centr. Hörleitung. Arch. f. Ohrenhlkd. Bd. 89
  • 1914
    • Zur Pathogenese und Psychotherapie bei Basedowscher Krankheit – zugleich ein bEitrag zur Kritik der psychoanalytischen Forschungsrichtung – gemeinsam mit Friedemann, Ztschr. f.d. ges. Neurol. u. Psych.
    • Willensbeeinflussung? Journal f. Psych. u. Neurol. Bd. 21, 1915
    • Berufen – unberufen (ungedruckt).
    • Schizothymie und Zyklothymie, Berl. klin. W. Nr. 40.
    • Z. Pathologie und Physiol. d. spin. Temperatursinnstörung D. Arch. f. klein. Med. Bd. 91
    • Gekreuzte Lähmung des Kältesinnes. Arch. f. Psychiatr. XXXVIII, 1.
  • 1915
    • Anti-Thyreoidin und Hypophysin in der Kriegsmedizin – Begriff der Disharmonie, Ther. d. Gegenwart Sept. 1915.
    • Schleimhaltige Pflanzensamen gegen Verstopfung. Ther. d. Gegenwart August 1915.
    • Demonstration einer katatonieartigen Erscheinung beim Gesunden. Neurol. Zentralbl. 1915 Nr. 9
  • 1916
    • Außerzweckhaftigkeit und Form in Leben und Kunst. R. L. Haman K-S. Königstein i.T.
    • Schlaf, Hypnose und Schizothymie, Neurol. Zentrlabl. 1916,20
  • 1917
    • Über das Krankheitsbild der retro-anterograden Amnesie und die Unterscheidung des spontanen und des lernenden Merkens. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. Bd. XLI Heft6.
    • Eine biologische Anregung zur praktischen Pädagogik. Frankf. Ztg. 25. IV. 1917
    • Über Kriegsneurosen. D. Ztschr. f. Nervenheilk. Bd. 56 Heft 4/6.
    • Die Sejunktionshysterie der Kriegsteilnehmer. Berl. kl. W. 1917 Nr. 47
  • 1918
    • Medizinische und philosophische Ergebnisse aus der Methode der hypnotischen Selbstbesinnung. E. Reinhardt-Verlag, München.
    • Das Unterbewusstsein und die Methode der hypnotischen Selbstbesinnung. Journ. f. Psychol. u. Neurol. Bd. 23 Ergänzungsheft 1.
  • Ohne Daten
    • Die Nervenschwäche, Ursachen und Verhütung. Arch. Eckstein, Verlag Berlin.
    • Psycho-biologische Erkenntnistheorie (ungedruckt).
    • Kohnstamm an Freud. Zeitschr. f. Psych. Bd. 70.
    • Briefe – Aphorismen.

Literatur

  • Walther Amelung: Es sei wie es wolle, es war doch so schön. Lebenserinnerungen als Zeitgeschichte. Frankfurt am Main 1984.
  • Heiner Boehncke, Peter Brunner, Hans Sarkowicz: Die Büchners - oder der Wunsch die Welt zu verändern. Frankfurt am Main 2008.
  • Georg Bondi: Erinnerungen an Stefan George. Berlin 1934.
  • Wilhelm Emrich, Manfred Linke (Hrsg.): Carl Sternheim. (Gesamtwerk, Band 10/2, Nachträge, Anmerkungen zu den Bänden 1 bis 9, Lebenschronik) Neuwied und Darmstadt 1976.
  • Henry van Velde (†), Hans Curjel (Hrsg.): Henry van de Velde. Geschichte meines Lebens. München 1962.
  • Annette Dorgerloh: Das Künstlerehepaar Lepsius. Zur Berliner Portraitmalerei um 1900. Berlin 2003.
  • Elisabeth Gundolf: Stefan George. Meine Begegnungen mit Rainer Maria Rilke und Stefan George. Stefan George und der Nationalsozialismus. Amsterdam 1965.
  • Lothar Helbing, Claus Victor Bock (Hrsg.): Stefan George. Dokumente seiner Wirkung. Aus dem Friedrich Gundolf Archiv der Universität London. Amsterdam 1974.
  • Peter Heyworth: Otto Klemperer. Dirigent der Republik. Berlin 1988.
  • Julius Hembus: Ernst Ludwig Kirchner. Königstein und Julius Hembus, Ausstellungskatalog, Ausstellung aus Anlass des 100. Geburtstages von Julius Hembus in der Galerie Hellhof, Kronberg im Taunus 27. April bis 1. Juni 2003.
  • Kirsten Jüngling, Brigitte Roßbeck: Katia Mann. Die Frau des Zauberers. München 2003.
  • Thomas Karlauf: Stefan George. Frankfurt am Main 2007.
  • Oscar Kohnstamm: Medizinische und philosophische Ergebnisse aus der Methode der hypnotischen Selbstbesinnung. München 1918.
  • Oscar Kohnstamm (†), Gustav Richard Heyer (Hrsg.): Erscheinungsformen der Seele. (Oskar Kohnstamms Gesamtwerk, posthum herausgegeben von seiner Familie, mit einem Vorwort von Karl Wolfskehl und Rudolf Laudenheimer) München 1927.
  • Peter Kohnstamm: Lieder eines fahrenden Gesellen. Erinnerungen an vergangene Zeiten. Königstein im Taunus 1994.
  • Sabine Lepsius: Stefan George. Geschichte einer Freundschaft. Berlin 1935.
  • Paul Lindau: Der Prozeß Graef. Drei Berliner Sensationsprozesse sowie zwei andere aufsehenerregende Kriminalfälle des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Berlin (DDR) 1985.
  • Magistrat der Stadt Königstein im Taunus (Hrsg.): 150 Jahre Kur in Königstein. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (1851–2001). (Dokumentation aus Anlass des Kurjubiläums im Jahr 2001) Königstein im Taunus 2001.
  • Alma Mahler-Werfel: Mein Leben. Frankfurt am Main 1996.
  • Katia Mann: Meine ungeschriebenen Memoiren. Frankfurt am Main 2000.
  • Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht. Reinbek bei Hamburg 2006.
  • Martin Näf: Paul und Edith Geheeb-Cassirer. Gründer der Odenwaldschule und der Ecole d`Humanité. Deutsche, schweizerische und internationale Reformpädagogik 1910–1961. Weinheim, Basel 2006.
  • Gerd Puritz, Elisabeth Schumann: A Biography. (Edited and translated by Joy Puritz) Deutsch, London 1993.
  • Thea Sternheim: Tagebücher 1903-1971. Göttingen 2002.
  • Heinz Spielmann (Hrsg.): Max Sauerlandt. Reiseberichte 1925–1932. Hamburg 1971.
  • Heinz Sturm-Godramstein: Juden in Königstein. Stadtarchiv Königstein im Taunus 1983.
  • Walter Euler, Hans-Rolf Ropertz (Red.): Karl Wolfskehl. Heidelberg und Darmstadt 1955.

Einzelnachweise

  1. http://metastudies.net/genealogy/PS01/PS01_476.HTM]
  2. Michael Hauck (Hrsg.): Albert Hahn - Ein verstoßener Sohn Frankfurts, Bankier und Wissenschaftler - Eine Dokumentation. Frankfurt am Main 2009, S. 84.
  3. "Lebensbeschreibung", basierend auf einem Nachruf von Ludwig Edinger in der Frankfurter Zeitung, 7. XI. 1917, In: Oskar Kohnstamm, Medizinische u. philosophische Ergebnisse aus der Methode der hypnotischen Selbstbestimmung, München 1918).
  4. Magistrat der Stadt Königstein im Taunus (Hrsg.): 150 Jahre Kur in Königstein: von den Anfängen bis zur Gegenwart; 1851 - 2001. Königstein 2001; Das ehemalige Sanatorium von Dr. Oskar Felix Kohnstamm in Königstein. In: Jüdische Gemeindezeitung Frankfurt 4/2008, S. 39.
  5. Eva Groth-Pfeifer: Eine Kindheit im Sanatorium des Romans ‚Der Zauberberg’ von Thomas Mann (2 Teile). In: Königsteiner Woche v. 15. Mai und 5. Juni 2008; Von Kohnstamm zum Zauberberg. In: Taunuszeitung v. 30. April 2008.
  6. S. 143–144.
  7. Peter Kohnstamm, S. 23.
  8. Peter Kohnstamm, S. 131.
  9. http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20248/Gertrud_Koch.pdf
  10. ‚F’, (aus TZ, 1963)", Quelle Stadtarchiv: "1955-1995, Architektenbüro Kramer und Partner, Königstein" Anmerkung: Clarence C. Franklin alias C. Frankl - der ehemalige Besitzer des Sanatoriums nach Dr. Kohnstamm (siehe oben).