Weltbevölkerung

Der Begriff Weltbevölkerung bezeichnet die geschätzte Anzahl der Menschen, die auf der Erde leben bzw. zu einem bestimmten Zeitpunkt gelebt haben (oder hochgerechnet leben werden). Die Disziplinen Demographie und Bevölkerungsgeographie untersuchen den Stand, die historische Entwicklung, die räumliche Verteilung sowie die Dynamik der Weltbevölkerung und erstellen Prognosen.
Die Weltbevölkerung umfasst rund 6,9 Milliarden Menschen.[1] Diese Zahl soll nach unterschiedlichen Quellen zwischen Mai 2010 und Mai 2011 erreicht werden. Die UNO rechnet im Zeitraum von 2005 bis 2015 mit einem Bevölkerungswachstum von rund 79 Millionen Menschen pro Jahr.[2]
Historische Entwicklung der Weltbevölkerung

Der moderne Mensch (Homo sapiens) ist nach dem Aussterben der Neandertaler seit 25.000 Jahren die einzige überlebende Art der Gattung Homo. Nach der Theorie des Genetischen Flaschenhalses erlitt der moderne Mensch den existenzbedrohlichsten Rückgang seiner Bevölkerung vor 75.000 Jahren, als sich nach dem Ausbruch des Supervulkans Toba (heute der Tobasee auf Sumatra) weltweit nur 1.000 bis 10.000 Personen retten konnten (siehe auch Toba-Katastrophen-Theorie). Danach verbreitete sich der moderne Mensch von Afrika aus über alle anderen Kontinente. Bis zum Ende der letzten Kaltzeit vor 10.000 Jahren lebten dann etwa 5 bis 10 Millionen weltweit.
Die Größe der Weltbevölkerung vor 2000 Jahren wird auf 170 bis 400 Millionen geschätzt, die UNO geht von 300 Mio. aus. Das Römische Reich soll zu Beginn unserer Zeitrechnung 57 Mio. Menschen gezählt haben, das Chinesische Reich 75 Mio. Einwohner. Vor 1000 Jahren lebten 250 bis 350 Mio. Menschen, die UNO nimmt 310 Mio. an. Nach diesem Stillstand der Bevölkerungsentwicklung im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung begann das Wachstum im Hochmittelalter erneut, erlitt im Spätmittelalter jedoch Einbrüche durch Pest, Pocken und andere Seuchen.
Vor 500 Jahren hat die Weltbevölkerung 425 bis 540 Mio. betragen, die UNO geht von 500 Mio. aus. Im Laufe des 16. Jahrhunderts soll die amerikanische Bevölkerung durch eingeschleppte Seuchen von etwa 50 Mio. auf nur noch 5 Mio. zurückgegangen sein (Indianer), während in Europa und Asien die Bevölkerung weiter zugenommen hat. Das weltweite Wachstum stieg im 18. Jahrhundert dauerhaft über 0,5 % im Jahr und Mitte des 20. Jahrhunderts sogar über 2 %, so dass man von einer Bevölkerungsexplosion sprechen kann.
Neuzeit
1804 überschritt die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen und ein rapides Bevölkerungswachstum setzte ein. Innerhalb des 20. Jahrhunderts hat sich die Weltbevölkerung fast vervierfacht. 1927: 2 Milliarden, 1960: 3 Milliarden, 1974: 4 Milliarden, 1987: 5 Milliarden und 1999: 6 Milliarden Menschen. Die 7-Milliarden-Marke wird voraussichtlich im Jahr 2012 erreicht.
Bei einem Bevölkerungswachstum von jährlich rund 79 Millionen Menschen steigt die Zahl der Erdenbürger in jeder Minute um 150 und jeden Tag um über 216.000. Im Jahr 2006 wurden 136 Millionen geboren und 58 Millionen starben. Häufigste Todesursache weltweit sind Infektionskrankheiten mit etwa 15 Millionen Toten im Jahr 2006. In den Industrieländern ist die häufigste Todesursache eine Herz-Kreislauferkrankung. Im Jahr 2007 gab es über 7,5 Millionen Krebsopfer auf der Erde. 5,4 Millionen Menschen starben allein im Jahr 2007 nach Schätzungen der WHO an Folgekrankheiten des Tabakkonsums.
Seit Ende der 1980er-Jahre nimmt das Weltbevölkerungswachstum in absoluten Zahlen ab; von damals 87 Millionen auf 79 Millionen im Jahr 2009. Bereits seit Ende der 1960er-Jahre nimmt das Wachstum prozentual ab; von damals 2,1 % auf 1,15 % im Jahr 2009.
Der überwiegende Anteil des Bevölkerungswachstums findet derzeit in den Entwicklungsländern bzw. in den wenig entwickelten und ärmeren Staaten der Welt statt. In vielen höher entwickelten Ländern – insbesondere den meisten ehemaligen Ostblock-Staaten – nimmt die Bevölkerung dagegen ab.
Prognosen und Szenarien

Die UNO erwartet bei mittlerer Projektion bis 2025 8,0 Milliarden und bis 2050 9,2 Milliarden Menschen.[3] Falls sich die Fertilitätsrate (Schätzwert für die Zahl der Geburten pro Frau) – wie in der Prognose angenommen – langfristig bei 1,85 einpendelt, ist bald danach von einem Bevölkerungsrückgang auszugehen. In der oberen Variante (Fertilitätsrate 2,35) würde die Weltbevölkerung weiter wachsen; in der unteren hingegen (Fertilitätsrate 1,35 - was ungefähr dem Wert der letzten 20 Jahre in Deutschland entspricht) bereits nach dem Jahr 2040 zu sinken beginnen.
Neben der Fertilitätsrate hängt die Bevölkerungsentwicklung wesentlich von der – als allgemein weiter steigend angenommenen – Lebenserwartung und insbesondere der Kindersterblichkeit ab. Bei der regionalen Verteilung spielen auch Wanderungsbewegungen eine wichtige Rolle.
In der Vergangenheit haben die Prognosen die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung fast immer deutlich überschätzt. Hierfür ist allerdings vor allem die Fehleinschätzung der Entwicklung in der Volksrepublik China verantwortlich, wo das Bevölkerungswachstum sehr viel deutlicher sank als allgemein erwartet.
Das Durchschnittsalter der Weltbevölkerung im Jahr 2004 betrug gemäß WHO 27,6 Jahre und wird nach UNO-Angaben bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 38,1 Jahre steigen. Die UNO erwartet bis zum Jahr 2050 einen weltweiten Zuwachs bei den Über-60-Jährigen von jetzt gut 10 % auf dann knapp 22 % bei gleichzeitigem Rückgang des Bevölkerungsanteils der Kinder bis 15 Jahre von jetzt knapp 30 % auf knapp 20 %.
Grafiken: Bevölkerungswachstum und Bevölkerungswachstum nach Regionen, aus: Zahlen und Fakten: Globalisierung, Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Aktueller Stand nach Kontinenten
Die Angaben zu einer Weltbevölkerung von 6810 Millionen (rund 6,8 Milliarden) Menschen sind dem DSW-Datenreport 2009[4] der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung vom August 2009 entnommen und entsprechen der Publikation des Population Reference Bureau: 2009[5] World Population Data Sheet.
- Welt: 6810 Millionen
- Asien: 4117 Millionen (60,5 %) mit Türkei
- Afrika: 999 Millionen (14,7 %)
- Europa: 738 Millionen (10,8 %) mit Russland
- Nordamerika: 532 Millionen (7,8 %) mit Zentralamerika und Karibik
- Südamerika: 388 Millionen (5,7 %)
- Ozeanien: 36 Millionen (0,5 %)
Nebenstehende Karten und Tabellen:
- Die Weltbevölkerung 2006
- Staaten Bevölkerung 2006
- Bevölkerungstabelle 2006
bieten einen Überblick zur Verteilung einer Weltbevölkerung von genau 6,5 Milliarden Menschen auf die Staaten der Welt, einschließlich der farblichen Kennzeichnung des Jahreswachstums in 130 größeren Staaten und in den Regionen der vier größten Staaten China, Indien, USA, Indonesien.
- Karte: Die Weltbevölkerung 2006 – beinhaltet die 130 Staaten mit jeweils mehr als 0,05 % der Weltbevölkerung. In diesen 130 Staaten leben zusammen 99,2 % der Weltbevölkerung.
- Karte: Staaten Bevölkerung 2006 – beinhaltet die vier größten Staaten mit zusammen 45,3 % der Weltbevölkerung. Die 66 kleineren Staaten mit zusammen 0,8 % der Weltbevölkerung sind tabellarisch aufgeführt.
- Karte: Bevölkerungstabelle 2006 – beinhaltet die Zahlen der Kontinente und Staaten im Zeitpunkt des Erreichens von 6,5 Milliarden zu Beginn des Jahres 2006. Die Grenze von 7 Milliarden Menschen wird voraussichtlich im Laufe des Jahres 2012 überschritten.
- Quellen der Bevölkerungszahlen nebenstehender Karten und Tabellen: Datenreports der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung DSW bis 2006, Fischer-Weltalmanache bis 2007, Harenberg Aktuell bis 2007, Spiegel dtv Jahrbücher bis 2005, World Population Prospects: The 2004 Revision (Bevölkerungsabteilung der UNO), Population Reference Bureau, U.S. Census Bureau
Die 15 bevölkerungsreichsten Staaten

Die Angaben sind dem DSW-Datenreport 2009 der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung vom August 2009 entnommen und entsprechen der Publikation des Population Reference Bureau: 2009 World Population Data Sheet.
- Volksrepublik China: 1.339 Millionen (etwa 19,7 % der Weltbevölkerung)
- Indien: 1.171 Mio. (etwa 17,2 %)
- USA: 307 Mio. (etwa 4,5 %)
- Indonesien: 243 Mio. (etwa 3,6 %)
- Brasilien: 192 Mio. (etwa 2,8 %)
- Pakistan: 181 Mio. (etwa 2,7 %)
- Bangladesch: 162 Mio. (etwa 2,4 %)
- Nigeria: 153 Mio. (etwa 2,3 %)
- Russland: 142 Mio. (etwa 2,1 %)
- Japan: 128 Mio. (etwa 1,9 %)
- Mexiko: 110 Mio. (etwa 1,6 %)
- Philippinen: 92 Mio. (etwa 1,4 %)
- Vietnam: 87 Mio. (etwa 1,3 %)
- Ägypten: 83 Mio. (etwa 1,2 %)
- Deutschland: 82 Mio. (etwa 1,2 %)
In diesen 15 bevölkerungsreichsten Staaten leben 4.468 Millionen Menschen und somit rund 66 % der gesamten Weltbevölkerung von 6.810 Millionen. Die Europäische Union würde mit 500 Millionen Einwohnern (etwa 7,3 % der Weltbevölkerung) in 27 Mitgliedstaaten den 3. Rang einnehmen. In China, Indien, EU und USA leben zusammen fast die Hälfte der Weltbevölkerung.
Bevölkerungsdichte und Verstädterung
Die Bevölkerungsdichte der Welt ist regional extrem unterschiedlich. Die höchste Bevölkerungsdichte eines Staates weist der Stadtstaat Monaco mit 16.000 Einwohnern pro Quadratkilometer auf. Die größte Bevölkerungsdichte eines Flächenstaats hat Bangladesch mit mehr als 1000 E./km². Deutschland zählt 230 E./km², die Schweiz 180 E./km² und Österreich rund 100 E./km². Der Staat mit der geringsten Bevölkerungsdichte ist die Mongolei mit weniger als 2 E./km². Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte der Erde liegt bei etwa 50 Einwohnern pro Quadratkilometer Landfläche (ohne Antarktis).
Die UNO erwartet auch in der Zukunft eine weitere Zunahme der weltweiten Verstädterung. Im Jahr 2007 lebten erstmals in der Geschichte mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Der Anteil der Stadtbevölkerung wird bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf über 60 % steigen und im Jahr 2050 rund 70 % erreichen. Im Jahr 1950 lag er noch bei 30 %, der Anteil der ländlichen Bevölkerung bei 70 %. In absoluten Zahlen bedeutet dies eine Verdopplung der Stadtbevölkerung zwischen 2005 und 2050 von gut drei auf gut sechs Milliarden Menschen. In derselben Prognose aus dem Jahre 2007 erwartet die UNO[6] hingegen, dass die absolute Anzahl der auf dem Land lebenden Menschen zwischen 2010 und 2025 nahezu konstant sein und danach fallen wird.
Zahl aller jemals geborenen Menschen
Die im Jahr 2008 lebenden 6,7 Milliarden Menschen sind etwa 6 Prozent der rund 110 Milliarden jemals geborenen modernen Menschen; über 100 Milliarden sind bereits in der Vergangenheit einschließlich der Steinzeit gestorben. Zur Berechnung der Zahl aller jemals geborener Menschen gibt es verschiedene Quellen, so zum Beispiel ein Artikel des Population Reference Bureau aus dem Jahr 2002[7] mit rund 106 Milliarden jemals geborenen modernen Menschen.
Diese Hochrechnung startet mit zwei Menschen im Jahr 50.000 v. Chr., während man heute annimmt, dass die Menschwerdung bereits vor 200.000 Jahren oder früher in die Entstehung des modernen Menschen gemündet hat. Die frühen Menschen spielen in der Gesamtzahl jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Trotz der langen Zeitspanne, der geringen Lebenserwartung (die Hochrechnung geht von 12½ Jahren aus) und entsprechend hohen Geburtenraten entfallen auf die 42.000 Jahre bis zum Beginn der Sesshaftwerdung vor etwa 10.000 Jahren nur rund 1 Prozent der Gesamtzahl, während mehr als die Hälfte allein auf die letzten 2000 Jahre entfällt.
Andere Arten der Gattung Homo, die in einem Zeitraum bis vor etwa 2,5 Millionen Jahren gelebt haben, sind in dieser Hochrechnung nicht enthalten. Beim Neandertaler wird davon ausgegangen, dass niemals mehr als wenige tausend gleichzeitig gelebt haben.
Eine andere Hochrechnung stammt vom Mathematik-Department der Universität Hawaii aus dem Jahr 1999[8] und startet bereits vor einer Million Jahren mit zwei Personen. Bei ähnlicher Methodik kommt sie zu einer Gesamtzahl von etwa 96 Milliarden Menschen. Obwohl die Gesamtpopulation bereits zum Beginn der Sesshaftwerdung viel höher eingeschätzt wird, entfällt auch hier mit rund 20 Milliarden Menschen nur eine klare Minderheit auf die Zeit vor 8000 vor Christus. Ausgegangen wird dabei allerdings von einer über den ganzen Zeitraum konstanten Lebenserwartung von 25 Jahren.
Beide Hochrechnungen gehen für die gesamte Frühzeit von einem konstanten Bevölkerungswachstum aus, das sich aufgrund der Rahmenannahmen zu lediglich 0,035 bzw. 0,0015 Prozent pro Jahr errechnet (entspricht einer Verdopplung der Population innerhalb von ungefähr 2.000 bzw. 45.000 Jahren).
Weltbevölkerungstag
Am 11. Juli 1987 überschritt die Weltbevölkerung nach UN-Berechnungen die Zahl von fünf Milliarden Menschen. Um auf die damit verbundenen Probleme aufmerksam zu machen, wurde seit 1989 der 11. Juli eines jeden Jahres zum Internationalen Weltbevölkerungstag erklärt.[9]
Einzelnachweise
- ↑ United Nations: Press Conference on 2009 Revision of World Urbanization Prospects vom 25. März 2010.
- ↑ Population Division of the Department of Economic and Social Affairs of the United Nations Secretariat (Hrsg.): World Population Prospects. The 2008 Revision. World Population change per year (thousands) Medium variant 1950–2050. 2009.
- ↑ UNO-Prognose
- ↑ DSW: Länderdatenbank
- ↑ 2009 World Population Data Sheet, Population Reference Bureau
- ↑ UN World Urbanization Prospects The 2007 Revision
- ↑ How Many People Have Ever Lived on Earth? vom Population Reference Bureau
- ↑ How many people have ever lived?, Universität Hawaii
- ↑ Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
Siehe auch
- Liste der Staaten der Erde
- Altersstruktur oder Alterspyramide
- Überbevölkerung
- Tragfähigkeit der Erde
- Bevölkerungswachstum
Weblinks
- UN World Population Prospects (engl.)
- Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
- Proportionen der Weltbevölkerung (mit Links zu weiteren Quellen)
- Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
- US Bureau of the Census (engl.)
- CIA World Fact Book (engl.)
- Worldometers (engl.)