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Peter Kruse

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Peter Kruse (2008)

Peter Kruse (* 30. Januar 1955 in Osnabrück, Niedersachsen) ist ein deutscher Psychologe[1] mit dem Schwerpunkt Komplexitätsverarbeitung in intelligenten Netzwerken sowie Leiter des Methoden- und Beratungsunternehmens nextpractice in Bremen. Kruse lehrt als Honorarprofessor für Allgemeine und Organisationspsychologie an der Universität Bremen. Im Rahmen seiner interdisziplinären Tätigkeit widmet er sich vor allem der Nutzung von kollektiver Intelligenz zur Förderung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse.

Leben

Kruse studierte von 1976 bis 1981 in Münster und Bremen Psychologie, Humanmedizin und Biologie. 1984 promovierte er im Fach Psychologie mit der Note summa cum laude. 1979–1980 und 1981–1982 wurde er als Stipendiat von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. Anschließend war Kruse als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Assistent und Lehrbeauftragter an den Universitäten Bremen, Oldenburg und Gießen tätig. 2001 wurde er vom Senator für Bildung und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen zum Honorarprofessor ernannt.

Kruse arbeitete gemeinsam u. a. mit dem Psychologen Michael Stadler und dem Neurobiologen Gerhard Roth. Als Wissenschaftler beschäftigte sich Kruse über 15 Jahre mit Ordnungsbildungsprozessen im menschlichen Gehirn. Seine Forschungen bewegten sich an der Schnittstelle von Neurophysiologie und Experimentalpsychologie. Kruse verband dabei die Prinzipien von Selbstorganisation und Konstruktivismus mit der Tradition der Gestalttheorie.[2]

Seit 1995 ist Kruse als Unternehmensberater tätig. 2001 gründete er die nextpractice GmbH, die sich auf die strategische und praktische Begleitung von kulturellem Wandel sowie Trend- und Zukunftsforschung spezialisiert hat. Kruses Beratungsansatz überträgt Erkenntnisse der jüngeren Hirnforschung und der Theorie dynamischer Systeme auf Unternehmensprozesse. Kruse ist Ideengeber und Mitentwickler verschiedener computergestützter Managementwerkzeuge zum innovativen Umgang mit Komplexität und Vernetzung. Zu den wichtigsten gehören das Programmsystem „nextmoderator“ zur Moderation großer Gruppen und das qualitative Interviewverfahren „nextexpertizer“. Das Interviewtool nextexpertizer ist eine eigenständige Weiterentwicklung der Repertory-Grid-Technik des amerikanischen Psychologen George A. Kelly. Mit nextexpertizer ist es möglich, qualitative Einschätzungen von mehreren hundert Auskunftspersonen unter Lösung des Semantik-Problems quantitativ vergleichbar zu machen.[3] Kruse ist Autor zahlreicher Schriften zur Kognitionspsychologie, zur Theorie dynamischer Systeme, zum Konstruktivismus und zur Managementlehre.[4]

Zusammen mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie zum Beispiel der Global-Marshall-Plan-Initiative, der Bertelsmann-Stiftung, dem Institut für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIS), dem Ökosozialen Forum Europa u. a. beschäftigt er sich intensiv mit neuen Ansätzen der Partizipation in politischen Entscheidungsprozessen.[5][6]

In jüngster Zeit setzt er sich zudem im Rahmen von Livestreams und Video-Interviews mit Fragestellungen zu Web 2.0 und Enterprise 2.0 auseinander[7][8] sowie mit den Auswirkungen der Netzwerkkultur auf die Gesellschaft. Mit letztgenannten Themen beschäftigt sich auf das in Gründung befindliche International Institute for Cultural Understanding and Participation (II-CUP), kurz WHATS's NEXT?

Peter Kruses wissenschaftliches wie beraterisches Werk wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.[9] 1994 erhielt er den Berninghausen-Preis für innovative Lehre. Von der ZfU International Business School in der Schweiz wurde ihm der Teaching Award in Gold verliehen. 2004 war er Träger des Innovationspreises von SPD und Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger (AGS) in der SPD. Mit seinem Beratungsunternehmen hat er 2002 den Meeting Business Award (MBA) in der Kategorie Mitarbeiterveranstaltungen und 2004 den Weiterbildungs-Award der Kongressmesse MUWIT gewonnen.

Die „Computerwoche“ bezeichnete ihn 2005 als „Deutschlands Change-Management-Papst“.[10] Im Jahr 2009 wählte ihn das „Personalmagazin“ zum dritten Mal (2005/2007/2009) in die Liste der 40 einflussreichsten Persönlichkeiten für das Personalwesen.[11] Das Magazin „managerSeminare“ nannte ihn 2008 „Deutschlands Querdenker Nummer 1“.[12]

Werk (Auswahl)

  • Kruse, P./Stadler, M. 1993: The significance of nonlinear phenomena for the investigation of cognitive systems. In Haken, H./Mikhailov, A. S. (Hg.): Interdisciplinary approaches to nonlinear complex systems. Berlin: Springer, S. 138–160, ISBN 3-540-56834-4.
  • Kruse, P./Stadler, M. 1995 (Hg.): Ambiguity in nature and mind. Multistability in cognition. Berlin: Springer, ISBN 3-540-57082-9.
  • Kruse, P. 2004: next practice. Erfolgreiches Management von Instabilität. Offenbach: Gabal, ISBN 3-89749-439-6.
  • Kruse, P./Dittler, A./Schomburg, F. ²2007 nextexpertizer und nextcoach: Kompetenzmessung aus der Sicht der Theorie kognitiver Selbstorganisation In: Erpenbeck, John/Rosenstiel, Lutz von (Hg.): Handbuch Kompetenzmessung, S. 405–427. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, ISBN 978-3-7910-2477-6.
  • Stadler, M/Kruse, P./Strüber, D. 2008: Struktur und Bedeutung in kognitiven Systemen. In: Metz-Göckel. H. (Hg.): Gestalttheorie aktuell, Band 1. Wien: Krammer, S. 71–96, ISBN 978-3-901811-36-4.
  • Kruse, P., CH. 2009: Ein Kultobjekt wird abgewrackt. In: Gottlieb Duttweiler Institute (Hg.): GDI Impuls 1-2009, Rüschlikon/Zurich: GDI Gottlieb Duttweiler Institute, S. 12–19, ISSN 1422-0-482.[1]
  • Kruse, P., D. 2009: Der letzte Tanz ums Goldene Kalb. In: Süddeutscher Verlag GmbH (Hg.): Süddeutsche Zeitung Nr. 124 (Dienstag, 2. Juni 2009), München : Süddeutscher Verlag GmbH, S. 33.[2]
  • Kruse, P., D. 2009: Rechts, Links, Mitte - Raus! Vom politischen Wagnis der Partizipation. In: Hendrik Heuermann/Ulrike Reinhard (Hrsg.): Reboot_D Digitale Demokratie - Alles auf Anfang S. 46-59 [3]

Quellen

  1. Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 2009, Bd. 2, H-L. München: Saur, 2276.
  2. Kruse, P./Stadler, M. 1995 (Hrsg.): Ambiguity in nature and mind. Multistability in cognition. Berlin: Springer
  3. Kruse, P./Dittler, A./Schomburg, F. ²2007: nextexpertizer und nextcoach: Kompetenzmessung aus der Sicht der Theorie kognitiver Selbstorganisation. In: Erpenbeck, J./Rosenstiel, L.v. (Hg.): Handbuch Kompetenzmessung, S. 405–427. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
  4. Liste aktueller Publikationen. nextpractice.de, abgerufen am 17. April 2010.
  5. Initiative Perspektive Bremen 2007. nextpractice.de, abgerufen am 17. April 2010.
  6. „IdeenWerkstatt“ 2008. nextpractice.de, abgerufen am 17. April 2010.
  7. Livestream-Aufzeichnung eines Gesprächs, das Digital Natives am 15. Jan 2009 mit Prof. Peter Kruse führten. nextpractice.de, abgerufen am 17. April 2010.
  8. DNAdigital - Wenn Anzugträger auf Kapuzenpullis treffen. Buhse, W./Reinhard, U., 2009, S. 80–99, abgerufen am 17. April 2010.
  9. Liste der Awards. nextpractice.de, abgerufen am 17. April 2010.
  10. Syra Thiel: „Die Deutschen sind zu ängstlich“. (PDF) Computerwoche, 11. Februar 2005, abgerufen am 17. April 2010.
  11. „Die 40 führenden Köpfe – Vordenker und Vorbilder im Personalwesen 2007“. (PDF) In: Personalmagazin 9/2007 und Personalmagazin 9/2009. S. 18ff, bzw. 12ff, abgerufen am 17. April 2010.
  12. „Arbeiten im Zeitalter von Web 2.0“. In: managerSeminare 11/2008. Abgerufen am 17. April 2010.