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Necho II.

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Namen von Necho II.
Horusname
G5
S32
ib
Sia-ib
Vorlage:Unicode
Mit erkennendem Herzen / Willen
Goldname
G8
mr
N35
R8G43
Meri-en-netjeru
Vorlage:Unicode
Geliebter der Götterschaft
Thronname
M23
X1
L2
X1
rawHmib
Wehem-ib-Re
Vorlage:Unicode
Mit erneuerndem Herzen / Willen, ein Re
Eigenname
n
E1
w
Nekau
(Ne kau)
Vorlage:Unicode
Zu den Ka-Kräften gehörig /
im Besitz der Ka-Kräfte
Griechisch
bei Manetho
Nechao II.
Fragment mit Nechos Namen

Necho II. war der zweite altägyptische Pharao (König) der 26. Dynastie (Saïten-Dynastie), welcher von 610 bis 595 v. Chr. regierte. Er war der Sohn von Psammetich I.. Nach dessen Tod folgte er ihm auf dem ägyptischen Thron.

Regentschaft

Erster Feldzug

Nachdem die Meder im November (Araḫsamna) 610 v. Chr. gemeinsam mit dem babylonischen König Nabopolassar in dessen 16. Regierungsjahr die Stadt Harran angriffen, unterstützte Necho II. den assyrischen König Aššur-uballit II. in den nächsten drei Monaten mit seinen Truppen im Kampf gegen das neubabylonische Reich.

Die Stadt Harran war jedoch nicht mehr zu halten, weshalb Necho II. und Aššur-uballit II. mit ihrem Heer über den Euphrat übersetzen und ihrerseits zunächst weitere Aktionen abwarteten. In der Zwischenzeit plünderten die medischen und babylonischen Kampfverbände Harran. Im März (Addaru) des Jahres 609 v. Chr. beruhigten sich offenbar die Kampfhandlungen, so dass Nabopolassar zurück nach Babylon zog und die Meder Harran verließen.

Zweiter Feldzug

Necho II. nutzte die Kampfpause und stellte seinerseits in Ägypten ein größeres Heer zusammen. Im Juni des Jahres 609 v. Chr. brach der Pharao erneut in Richtung Assyrien auf. Seine Armee schlug unterwegs zunächst in der Schlacht von Megiddo ein Heer des judäischen Königs Josia, der mit den Babyloniern verbündet war. Das 2. Buch der Könige berichtet über dieses Ereignis: In seinen Tagen zog der Pharao Necho, der König von Ägypten, einen Kriegszug gegen den König von Aššur an den Euphrat. König Joschija stellte sich ihm entgegen. Doch der Pharao tötete ihn bei Megiddo, sobald er ihn sah. (2 Kön 23,29 EU).

Im Juli (Du'uzu) vereinigte sich sein Heer am Euphrat mit den restlichen Kontingenten des Aššur-uballit II. Anschließend setzte sich die ägyptisch-assyrische Allianz nach Harran in Bewegung. Nach der Eroberung einer babylonischen Garnison nahe Harran folgten bis zum September (Ululu) mehrere Angriffe, ohne jedoch Harran einnehmen zu können. Der babylonische König Nabopolassar unterstützte zeitgleich seine Truppen durch einen Feldzug in die benachbarten Regionen von Izalla und Urartu. Nach der Zerstörung mehrerer Ortschaften kehrte Nabopolassar kurze Zeit später wieder nach Babylon zurück. In der babylonischen Chronik werden Aššur-uballit II. und Necho II. nach Nabopolassars Feldzug im September des Jahres 609 v. Chr. nicht mehr erwähnt. Es bleibt deshalb unklar, was mit Aššur-uballit II. geschah. Da keine weiteren Kampfhandlungen protokolliert sind, wird Necho II. im Herbst nach Ägypten aufgebrochen sein. Auf seinem Rückweg nach Ägypten setzte er Joahas als judäischen König ab und stattdessen seinen Bruder Jojakim als Vasallenkönig ein. Auch dieses Ereignis findet in der Bibel Erwähnung:

Die Besiegten zogen daraufhin zurück und ernannten einen anderen zum König, aber der Pharao Necho legte ihn ins Gefängnis in Ribba im Lande Hamath, damit er nicht mehr in Jerusalem regieren sollte ... Und der Pharao Necho setzte einen Herrscher seiner Wahl ein und legte eine Geldbuße aufs Land von hundert Zentner Silber und einem Zentner Gold. [1] Nach Nechos erstem Feldzug gehörte die Levante für etwa vier Jahre wieder zum ägyptischen Reich.

Dritter Feldzug

Lage von Kummuh

Ende des Jahres 607 v. Chr. eroberte der babylonische König Nabopolassar im Monat Kislimu (20. Novembergreg. bis 19. Dezembergreg.) die syrische Region Kummuh, die in der Nähe von Karkemiš lag. Anschließend stationierte er dort eine Garnison und kehrte im Februar 606 v. Chr. nach Babylon zurück. Necho II nutzte diese Gelegenheit und ließ das ägyptische Heer im Frühjahr 606 v. Chr. nach Kummuh vorrücken.

Im Spätsommer gelang es Necho II., die babylonische Armee nach einer viermonatigen Belagerung zu besiegen und Kummuh zurückzuerobern. Nabopolassar reagierte auf diese Niederlage im Oktober mit einem Vorstoß nach Quramatu. Von dort ließ er die syrischen Städte Šunadiri, Elammu und Dahammu plündern. Im Monat Šabatu (7. Januargreg. bis 6. Februargreg.) des Jahres 605 v. Chr. beendete Nabopolassar seinen Feldzug und zog wieder nach Babylon.[2]

Vierter Feldzug

Bronze-Statuette, von welcher angenommen wird, dass sie Necho II. darstellt.

Necho II. ließ 605 v. Chr. das ägyptische Heer nach Nabopolassars Rückzug gegen die babylonische Garnison in Quaramatu vorrücken. Nabopolassar schickte daraufhin seinen Sohn und Nachfolger Nebukadnezar II. mit einem Heer in Richtung Quramatu, um die drohende Niederlage der babylonischen Truppen abzuwenden. Die Angaben der babylonischen Chronik ermöglichen eine genauere Datierung hinsichtlich der sich im Jahr 605 v. Chr. anschließenden Schlacht bei Karkemiš, die Necho II. verlor.

Nebukadnezar II. erhielt während der Verfolgung des flüchtenden ägyptischen Heeres in der Region Hama die Nachricht, dass sein Vater Nabopolassar am 8. Augustgreg. (8. Abu) verstorben war. Wegen der Thronfolgeregelung reiste Nebukadnezar II. nach Babylon zurück. Die Krönung wurde am 31. Augustgreg. (1. Ululu) vollzogen. Aufgrund dieser Angaben musste die Schlacht bei Karkemiš spätestens Anfang August schon entschieden gewesen sein. In der Folge verlor Ägypten zahlreiche Gebiete der östlichen Mittelmeerküste bis zum Wadi al-Arisch ohne weitere Kämpfe.

Im Buch Jeremia (Jer 46,2 EU) wird die Niederlage Ägyptens auf das erste Regierungsjahr von Nebukadnezar II. und das vierte Regierungsjahr des Jojakim datiert: Gegen das Heer des Pharao Necho, des Königs von Ägypten, das bei Karkemiš am Euphrat stand und das Nebukadnezar, König von Babel, geschlagen hat. Es war im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda. In der babylonischen Chronik fällt der babylonische Erfolg dagegen in das 21. Regierungsjahr Nabopolassars, das gleichbedeutend mit dem Akzessionsjahr von Nebukadnezar  II. (605 bis 604 v. Chr.) ist. Dessen erstes Regierungsjahr (604 bis 603 v. Chr.) begann erst am 25. Märzgreg. (1. Nisannu) des Jahres 604 v. Chr.[3]

Fünfter Feldzug

Im Monat Kislimu (13. Novembergreg. bis 12. Dezembergreg.) des Jahres 601 v. Chr. zog Nebukadnezar II. nach Ägypten. In der sich anschließenden Schlacht gelang es Necho II. Anfang 600 v. Chr., ein weiteres Vordringen der Babylonier an der Ostgrenze Ägyptens aufzuhalten.[4] Daraufhin wurde der Krieg zwischen dem neubabylonischen Reich und Ägypten beendet, das jedoch die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum verlor.

Bautätigkeit

In den darauf folgenden vier Jahren wurde unter Nechos Regierung der Bau eines schiffbaren Kanals durch das Wadi Tumilat begonnen, um den Nil mit dem Roten Meer zu verbinden. Der erneut ausbrechende Krieg mit dem neubabylonischen Reich und übermäßig hohe Opferzahlen unter den Arbeitern (von 100.000 ist in den Quellen die Rede) erforderten eine Unterbrechung der Bauarbeiten. Das Vorhaben wurde erst unter dem Perserkönig Darius vollendet.

Flottenpolitik

Die entstandene Friedensperiode wurde von Necho II. wieder für verschiedene Projekte genutzt, die den Ausbau der ägyptischen Seefahrt zum Ziel hatten. So initiierte er den Bau einer ägyptischen Hochseeflotte, deren Besatzungen hauptsächlich aus Griechen und Phöniziern bestanden. Er nutzte dabei die Erfahrung der Phönizier, die für vier Jahre unter seiner Herrschaft gestanden hatten. Diese Flotte stellte für die Babylonier keine wirkliche Gefahr dar.

Eine von Necho II. laut Herodot initiierte Leistung ist die Erstumsegelung Afrikas durch phönizische Seefahrer zwischen 596 und 594 v. Chr. von Osten nach Westen. Das Ende dieser Fahrt erlebte Necho II. jedoch nicht mehr, da er 595 v. Chr. starb. Sein Sohn Psammetich II. trat seine Nachfolge an.

Literatur

  • Pressl, Diana Alexandra: Beamte und Soldaten: Die Verwaltung in der 26. Dynastie in Ägypten (664-525 v. Chr.), Verlag Peter Lang in Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-631-32586-X
  • Krämer, Walter: Geheimnis der Ferne - Die frühesten Entdeckungen unserer Erde, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1971, VLN 212-475/43/75
  • Friedrich Karl Kienitz: Die politische Geschichte Ägyptens vom 7. bis zum 4. Jahrhundert vor der Zeitwende, Akademie-Verlag Berlin 1953, Lizenz-Nr. 202*100/29/52
  • Sir Alan H. Gardiner: Geschichte des Alten Ägypten, Weltbild-Buchverlag München 1993, ISBN 3-89350-723-X
  • Eduard Meyer: Geschichte des Altertums - Dritter Band: Der Ausgang der altorientalischen Geschichte und der Aufstieg des Abendlandes bis zu den Perserkriegen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1975, 5. Auflage
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen: Die altägyptischen Könige von der Frühzeit bis zur Römerherrschaft, Artemis-Verlag Zürich 1994, ISBN 3-7608-1102-7
  • Michael Peter Streck: Nikku In: Dietz-Otto Edzard u.a.: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Bd. 9. de Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-017296-8, S. 316–317.
  • Rolf Krauss: Necho II. alias Nechepso (Göttinger Miszellen 42), Göttingen 1981, S. 49-60

Einzelnachweise

  1. 2. Buch der Könige 23,33-35
  2. Babylonische Chronik des Nabopolassar.
  3. Ludwig Schmidt u.a: Das Jahr der Katastrophe: 587 v. Chr. In: Kleine Schriften zum Alten Testament: Zum 65. Geburtstag von Ernst Kutsch. de Gruyter, Berlin 1986, ISBN 3-11-010316-8, S. 15.
  4. Babylonische Chronik des Nebukadnezar II.


VorgängerAmtNachfolger
Psammetich I.Pharao von Ägypten
610 bis 595 v. Chr.
Psammetich II.