Panem et circenses
Der Ausdruck panem et circenses (Akkusativ von panis et circenses) stammt vom römischen Dichter Juvenal (Satiren 10, 81). Er bedeutet „Brot und Wagenrennen“ (wird aber im Deutschen meist in der Übersetzung „Brot und Spiele“ gebraucht). Juvenal kritisiert in seiner Satire, dass das römische Volk in der Zeit der funktionierenden Republik noch selbst die Macht an Feldherren verliehen und Beamte gewählt habe, jetzt aber sich ängstlich und entpolitisiert nur noch diese beiden Dinge wünsche: Brot und Spiele.
Schon Fronto (Principia historiae 18, ed. Van den Hout, S. 199f.) berichtet von Kaiser Trajan, dieser habe Massenunterhaltungen besonders gepflegt, in der festen Meinung, "dass das römische Volk insbesondere durch zwei Dinge, Getreide und Schauspiele, sich im Bann halten lasse" (populum Romanum duabus praecipue rebus, annona et spectaculis, teneri). Dion von Prusa, Rede an die Alexandriner, 31 wirft den Einwohnern Alexandrias vor, sie seien nur noch auf Brot und Wagenrennen fixiert.
Heutige Bedeutung
Der Ausdruck bezeichnet auch heute noch Versuche einer Regierung, administrativer oder industrieller Strukturen, das Volk bzw. die Bevölkerung oder Teile davon von Problemen (z. B. Rezessionen, innenpolitischen Problemen usw.) abzulenken, indem man mit Steuersenkungen, Wahlgeschenken oder eindrucksvoll inszenierten Großereignissen die allgemeine Stimmung zu heben versucht.
Gemeint sein können andererseits auch die einseitigen „niederen Gelüste“ des Volks nach solchen Maßnahmen, was als Zeichen von Dekadenz und Ignoranz gewertet werden kann.
Belege
- Klaus Bartels: Veni, vidi, vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen (dtv 30322). dtv, München 7., überarb. Aufl. 1989, S. 130 f.
- Karl-Wilhelm Weeber: Panem et circenses. Massenunterhaltung als Politik im antiken Rom (Zaberns Bildbände zur Archäologie). Zabern, Mainz, erweitert. und mit Abb. ausgestattet Neuaufl. 1994, bes. S. 145-155 (Kap. „Schauspiele und Politik – Die Publikumsdemonstrationen in der Kaiserzeit) und S. 166-169 (Kap. „Rechtlos im Schlaraffenland? Anmerkungen zu einigen Klischees“)
- Jean-Paul Thuillier: Sport im antiken Rom. (Editions Errance, Paris 1996) Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, bes. S. 173 -186 (Kap. „Kaiser und Spiele – Opium für das Volk“)