Zum Inhalt springen

Fremdkörper in Anus und Rektum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. April 2010 um 19:46 Uhr durch Cú Faoil (Diskussion | Beiträge) (Rektale Fremdkörper in der Tiermedizin: Refformat an restlichen Artikel angepasst). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Klassifikation nach ICD-10
T18.5 Fremdkörper in Anus und Rektum
{{{02-BEZEICHNUNG}}}
{{{03-BEZEICHNUNG}}}
{{{04-BEZEICHNUNG}}}
{{{05-BEZEICHNUNG}}}
{{{06-BEZEICHNUNG}}}
{{{07-BEZEICHNUNG}}}
{{{08-BEZEICHNUNG}}}
{{{09-BEZEICHNUNG}}}
{{{10-BEZEICHNUNG}}}
{{{11-BEZEICHNUNG}}}
{{{12-BEZEICHNUNG}}}
{{{13-BEZEICHNUNG}}}
{{{14-BEZEICHNUNG}}}
{{{15-BEZEICHNUNG}}}
{{{16-BEZEICHNUNG}}}
{{{17-BEZEICHNUNG}}}
{{{18-BEZEICHNUNG}}}
{{{19-BEZEICHNUNG}}}
{{{20-BEZEICHNUNG}}}
Vorlage:Infobox ICD/Wartung {{{21BEZEICHNUNG}}}
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Ein Fremdkörper in Anus und Rektum, häufig auch rektaler Fremdkörper (engl. rectal foreign body) genannt, ist ein meist durch den After in den Mastdarm (Rektum bzw. lat Rectum) eingeführter und dort befindlicher Gegenstand. Unter bestimmten Umständen kann ein rektaler Fremdkörper klinisch relevant werden. Dies ist dann der Fall, wenn der eingeführte Fremdkörper sich vom Patienten nicht in der vorgesehenen Form problemlos wieder entfernen lässt. Der umgekehrte Weg eines Fremdkörpers – Aufnahme über den Mund und Passage durch den gesamten Magen-Darm-Trakt bis ins Rektum – ist nur selten klinisch relevant.

Übersicht über den menschlichen Magen-Darm-Kanal:
1 = Speiseröhre, 2 = Magen, 3 = Zwölffingerdarm, 4 = Dünndarm, 5 = Blinddarm, 6 = Appendix, 7 = Grimmdarm, 8 = Mastdarm, 9 = Anus - Musculus sphincter internum und Musculus sphincter externum

Rektale Fremdkörper gehören zu der Gruppe der gastrointestinalen Fremdkörper (Fremdkörper in den Verdauungsorganen).[1][2]

Inzidenz

Röntgenaufnahme, die ein Fragment einer Flasche (Flaschenhals, im Bild oberhalb der Schambeinfuge) im Rektum eines Patienten zeigt.
Endoskopschlinge mit dem Fragment der Glasflasche aus der Röntgenaufnahme.
Röntgenaufnahme einer Mineralwasserflasche aus Kunststoff, die vom Rektum bis in das Colon sigmoideum reicht.[3]

Es gibt keine zuverlässigen Daten über die Häufigkeit von klinisch relevanten rektalen Fremdkörpern. Die Inzidenz dürfte langfristig betrachtet zugenommen haben.[4] Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch.

Fremdkörper in Anus und Rektum finden sich bei Männern erheblich häufiger als bei Frauen. Das Verhältnis beträgt ungefähr 28:1.[5][6][4] Frauen bevorzugen bei Einführungen von Fremdkörpern den vaginalen Weg.[7]

Ursachen

Die Gründe für Fremdkörper in Anus und Rektum sind sehr unterschiedlicher Natur, in den meisten Fällen aber sexuell oder kriminell motiviert.[8] Grundsätzlich lässt sich ein Fremdkörper auf freiwillige oder unfreiwillige Art in das Rektum einführen, wobei die Einführung in der überwiegenden Anzahl der Fälle freiwillig geschieht. Darunter fallen vor allem sexuell motivierte Praktiken, die die häufigste Ursache für klinisch relevante rektale Fremdkörper darstellen. Bodypacking, der illegale Transport von Drogenbehältern in Körperöffnungen (hier: im Rektum), ist eine weitere freiwillige Form des Einführens von Fremdkörpern in Anus und Rektum.[9] Dazu gehören auch Versuche Gegenstände wie Waffen, beispielsweise Messer, oder Munition zu transportieren. Ein wesentlich seltenerer Grund ist ein Münchhausen-Syndrom.[10] Ein anderer Grund kann eine vermeintliche Selbstbehandlung von Erkrankungen sein. So versuchte beispielsweise ein Landwirt durch das Einführen eines Maiskolbens in sein Rektum einen hartnäckigen Durchfall bei sich zu therapieren.[11]

Zu den unfreiwilligen Ursachen gehören beispielsweise Unfälle oder Folter.[12] Viele selbst eingeführte Fremdkörper werden von den betroffenen Patienten aus Scham als „Unfall“ deklariert.

In einer Studie war sexuelle Stimulation für etwa 80 Prozent der Fälle verantwortlich, in denen ein Fremdkörper in Anus und Rektum klinisch relevant wurde. In den 80 Prozent eingeschlossen sind etwa 10 Prozent Fälle von sexueller Nötigung.[13]

Aus mehreren Gründen können Fremdköper sehr leicht im Rektum festsitzen. Zum einen sind viele der zur sexuellen Stimulation verwendeten Gegenstände an ihrer Spitze konisch geformt, so dass eine leichtere Penetration gewährleistet ist. An ihrem Ende sind sie dagegen meist flach. Passiert das Ende des Gegenstandes den Anus in Richtung des Rektums, ist die Extraktion durch den Betroffenen selbst in vielen Fällen nicht mehr möglich. Häufig wird der Gegenstand – um eine stärkere Stimulation zu erhalten – deutlich tiefer in das Rektum eingeführt, als ursprünglich geplant. Die Schließmuskeln verhindern dann auf mechanischem Weg die Extraktion des Fremdkörpers.[14]

Objekte

Art und Größe der rektalen Fremdkörper ist sehr unterschiedlich und übersteigt in manchen Fällen das anatomisch-physiologische Vorstellungsvermögen.[8]

Zu den in der Fachliteratur beschriebenen Objekten gehören beispielsweise:

Es muss sich dabei nicht immer um feste Gegenstände handeln. 1987 wurde beispielsweise ein Fall eines homosexuellen Patienten beschrieben, der sich mit einer Zementmischung einen Einlauf verabreichte. Nachdem die Mischung sich verfestigte und verkeilte, musste der entstandene Zementbrocken chirurgisch entfernt werden.[15] Ein anderes Extrembeispiel ereignete sich im November 1953. Ein Patient führte sich eine sechs Zoll lange Pappröhre in sein Rektum ein und warf dann einen angezündeten Feuerwerkskörper in die Öffnung der Röhre.[16]

Diagnose

Bereits bei der Anamnese können wichtige Informationen über Art und Anzahl der Fremdkörper erhalten werden. Viele Patienten geben aus Gründen des Schamgefühls allerdings nur widerwillig Auskunft über den Hergang, so dass für die Therapie wichtige Informationen unter Umständen fehlen. Zudem erscheinen die Patienten aus dem gleichen Grund erst sehr spät („wenn´s nicht mehr anders geht“) bei einem Arzt. Eine vertrauensvolle, feinfühlige und fürsorgliche Betreuung der meist sehr beschämten und sich unwohl fühlenden Patienten durch das involvierte klinische Personal ist daher für den Behandlungserfolg von großer Bedeutung[17] und kann unter Umständen lebensrettend sein.[18]

Vor dem Entfernen des Fremdkörpers werden meist radiologische Bilder in unterschiedlichen Projektionsebenen aufgenommen, um die genaue Lage und Tiefe des Fremdkörpers festzustellen. Dies geschieht in der Regel durch Röntgen. Bei Fremdkörpern aus Materialien, die einen zu geringen Kontrast im Röntgenbild liefern (beispielsweise Gegenstände aus massivem Kunststoff), kann gegebenenfalls auf Sonografie (Ultraschall) oder Computertomographie ausgewichen werden.[17] Die Magnetresonanztomographie ist insbesondere bei unbekannten Fremdkörpern kontraindiziert. In das Rektum eingeführte Fremdkörper können unter Umständen bis weit in das Kolon vordringen. In einigen Fällen bis zur rechten Flexur.[8]

Eine flexible Endoskopie, die auch bei der Therapie hilfreich sein kann, ermöglicht die Identifikation und Lokalisation des Gegenstandes im Rektum.[19]

Die so gewonnenen Informationen über den Fremdkörper sind für seine Entfernung sehr wichtig, da eine Perforation von Rektum und Anus unbedingt zu vermeiden ist.

Therapie

So vielseitig wie die Objekte im Rektum sein können, so unterschiedlich können auch die therapeutischen Maßnahmen zur Entfernung des Fremdkörpers ausfallen. Häufig bestehen die Fremdkörper aus zerbrechlichen Materialien, wie beispielsweise Glas. Zudem vergehen häufig viele Stunden oder gar Tage, bis der Patient einen Arzt aufsucht. Bevor sie einen Arzt konsultieren, versuchen die meisten Patienten mehrmals erfolglos, den Fremdkörper selbst oder durch einen anderen Laien zu entfernen. In vielen Fällen verschlechtert dies die Ausgangslage für eine erfolgreiche Extraktion des Fremdkörpers.

Auf endoskopischem Weg kann der Fremdkörper in den meisten Fällen entfernt werden. Vibratoren lassen sich beispielsweise meist mit einer großen Polypektomieschlinge (normalerweise für die Entfernung von Polypen bei der Koloskopie verwendet) greifen und aus dem Rektum entfernen.[20] Kleinere Objekte, wie beispielsweise Thermometer, können auch mittels einer Biopsiezange aus dem Rektum extrahiert werden.[21] Große eingeklemmte Objekte sind mit einem flexiblen Endoskop oft nicht zu bewegen. In diesen Fällen sind starre Instrumente häufig besser geeignet.[8]

In einigen Fällen haben sich gynäkologische Instrumente bei der Bergung der Fremdkörper bewährt. Dazu gehören beispielsweise die Geburtszange (Forceps)[22] und die Saugglocke[23]. Der Weiteren wurden hölzerne Objekte mit Korkenziehern und Trinkgläser nach dem Ausgießen mit Gips geborgen.[24][22] Bei den Gläsern kann beispielsweise ein Löffel als „Anker“ in den noch flüssigen Gips mit eingegossen werden und nach dem Verfestigen zusammen mit dem Glas herausgezogen werden.[7] Glühbirnen werden häufig mit einem Netz aus Verbandgaze umhüllt, im Rektum zertrümmert und danach extrahiert.[7]

Auch die Argon-Plasma-Koagulation wurde schon erfolgreich eingesetzt. Dabei handelte es sich um einen in Cellophan eingewickelten grünen Apfel im Rektum bei einem 44-jährigen Patienten. Durch die Argon-Plasma-Koagulation konnte der Apfel um über 50 Prozent in seiner Größe geschrumpft und letztlich entfernt werden. Vorangegangene Extraktionsversuche mit endoskopischen Instrumenten scheiterten an der glatten Oberfläche des Objektes.[25]

Lässt sich der Fremdkörper durch keine der genannten Maßnahmen extrahieren, weil er zu weit nach oben im Bereich des Colon sigmoideum liegt, so kann in vielen Fällen Bettruhe und Sedierung des Patienten ein Absteigen des Fremdkörpers, zurück in das Rektum, bewirken. Dort ist der Fremdkörper leichter zu erreichen und besser extrahierbar.[14]

Bei schwierigeren Fällen kann ein Bauchschnitt (Laparotomie) notwendig sein. Dies ist statistisch gesehen in etwa 10 Prozent der Fälle notwendig.[8] Über den geöffneten Bauch kann der Dickdarm dann möglicherweise so manipuliert werden, dass der Fremdkörper in Richtung des Anus wandert und dort gefasst werden kann. Die Eröffnung des Dickdarms (Kolotomie) kann in besonders schwierigen Fällen angezeigt sein, insbesondere dann, wenn eine Manipulation des Fremdkörpers die Gesundheit des Patienten ernsthaft gefährden würde. Dies kann beispielsweise bei eingeklemmten Drogenkondomen der Fall sein.[19]

Anästhesie

Bei den leichteren Fällen genügt meist eine Sedierung des Patienten. Häufig werden auch Lokal- und Spinalanästhesie angewendet. Schwierigere Eingriffe werden meist unter Vollnarkose durchgeführt; bei Laparotomie und Kolotomie ist sie obligat. Eine Vollnarkose ist für die Relaxation der Schließmuskeln (Sphinkter) vorteilhaft.[8]

Nachsorge

Nach der Operation empfiehlt sich eine Sigmoidoskopie – eine Darmspiegelung, bei der 30 bis 40 cm des Dickdarmes und Enddarmes mit einem flexiblem Endoskop begutachtet werden – um mögliche Perforationen des Rektums und des Colon sigmoideum auszuschließen, beziehungsweise um Verletzungen an den Schleimhäuten zu erkennen.[26] Eine stationäre Nachbeobachtung des Patienten ist in manchen Fällen angezeigt.

Beispielliste[26]

Fremdkörper Technik Anästhesie Quelle
Kugelschreiber Polypektomieschlinge - [27]
mit Wasser gefüllter Ballon Punktion - [28]
Hühnerknochen Polypektomieschlinge - [29]
Zahnstocher Polypektomieschlinge - [30]
Apfel in Cellophan Defragmentierung mit APC keine [25]
Glasflasche Biopsiezange Vollnarkose [21]
Vibrator Polypektomieschlinge keine [21]
Reagenzglas aufgepumpte Sengstaken-Sonde - [31]
Reagenzglas Polypektomieschlinge - [32]
Spitze eines Klistiers Polypektomieschlinge - [32]
Vibrator Biopsiezange - [32]
Bleistift Polypektomieschlinge - [33]
Eisenstab Zweikanal-Koloskop und Drähte - [34]
Flaschenhals aufgepumpter Foley-Katheter Vollnarkose [35]
Sprühbehälter Achalasie-Ballon keine [26]
schwammartiger Spielzeugball Saugglocke Vollnarkose [36]
Vibrator Geburtszange und Analdilatation Lokalanästhesie [37]
Vibrator Hakenzange Lokalanästhesie [38]
Rasierwasserflasche Knochenhaltezange mit Gummifüßen Spinalanästhesie [39]
Hühnerknochen mit Fingern keine [40]
Sprühdosedeckel spitze Fasszange und Analdilatation Vollnarkose [41]
Vase Ausfüllen mit Pflaster Vollnarkose [42]
Glasgefäß Extraktion mit Pflaster Spinalanästhesie [43]
Glasgefäß Endotrachealtubus Lokalanästhesie [44]
Apfel beidhändige Bearbeitung Lokalanästhesie [45]
Glasgefäß aufgepumpter Foley-Katheter Vollnarkose [46]
Glasflasche Saugglocke Vollnarkose [17]
100 Watt Glühbirne drei aufgepumpte Foley-Katheter - [47]
Thermometer Biopsiezange Vollnarkose [21]
Vibrator transanale Kocher-Klemme Lokalanästhesie [21]
Bowlingflasche (Flasche in Form eines Pins) Geburtszange Vollnarkose [21]
Parfumflasche manuell Spinalanästhesie [48]
Holzstück manuell Vollnarkose [49]
Zahnbürstenetui aufgepumpter Fogarty-Katheter - [50]
Ofenhandschuh Zange nach Analdilatation Vollnarkose [51]
Abflussrohr Geburtszange Vollnarkose [22]
Boulekugel Elektromagnet Vollnarkose [52]
Karotte Myomheber - [53]
Glaskörper Saugglocke Spinalanästhesie [54]
Gummiball manuelle Extraktion mit analer Dilatation Vollnarkose [55]
Holzstab beidhändige Analdilatation Spinalanästhesie [55]
Flasche manuell nach Analdilatation Vollnarkose [56]
Dildo Myomheber - [57]
Glühbirne abdominale Kompression Spinalanästhesie [58]

APC = Argon-Plasma-Koagulation

Komplikationen

Die häufigste – insgesamt gesehen jedoch eher seltene – Komplikation ist eine Perforation des Rektums, durch den Fremdkörper selbst oder durch die Maßnahmen zu seiner Entfernung. Diagnostizierte Perforationen werden in der Klinik üblicherweise sofort operiert. Dazu wird der Bauch des Patienten geöffnet (Laparotomie) und der perforierte Bereich entweder herausgeschnitten oder durch eine primäre Wundnaht versorgt. Dem Patienten werden üblicherweise Antibiotika verabreicht, um Infektionen zu unterdrücken.[14] Zur Schonung der Wundnähte ist meist eine temporäre Entlastungskolostomie, das heißt ein vorübergehender künstlicher Darmausgang, notwendig.[13] Die Rückverlagerung der Entlastungskolostomie erfolgt, nachdem durch ein als Klistier injiziertes Kontrastmittel die vollständige Heilung des zuvor perforierten Bereiches des Rektums nachgewiesen wurde. Dies dauert – vom Zeitpunkt der Operation gerechnet – typischerweise drei bis sechs Monate.[59] Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer nach einer Perforation betrug in einer Studie 19 Tage.[14]

In der Literatur sind einige Todesfälle durch Fremdkörper in Anus und Rektum beschrieben, aber grundsetzlich sehr selten. Todesfälle werden der Gruppe der autoerotischen Selbsttötungsunfälle zugeordnet. Ein 75-Jahre alter Patient verstarb beispielsweise durch eine Perforation seines Rektums, die ihm ein Geisteskranker mit einem Spazierstock zugefügt hatte.[60] Ein anderer Patient mittleren Alters verstarb an einer Perforation seines Rektums durch einen Vibrator. Die Perforation wurde zwar genäht und der Patient intensiv versorgt, er erkrankte aber als Folge des Traumas am Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) und dem systemischen inflammatorischen Response-Syndrom (SIRS), was letztlich zu einem Multiorganversagen führte.[61] Beschrieben sind auch Todesfälle durch Perforation des Rektums durch einen Bleistift und durch einen Schuhanzieher.[62] Das Rektum ist nach einem erfolgten operativen Eingriff bis zur vollständigen Heilung zu schonen. Ein 54-jähriger, dem zuvor schon zweimal ein rektaler Fremdkörper operativ entfernt werden musste (Gurke und Pastinak), verstarb an einer Bauchfellentzündung (Peritonitis), da er nach der letzten Operation zu früh zwei Äpfel in sein Rektum einführte.[7]

Rektale Fremdkörper durch orale Aufnahme

Der umgekehrte Weg eines Fremdkörpers – orale Aufnahme und Passage durch den gesamten Magen-Darm-Trakt bis ins Rektum – wird zwar sehr oft durchlaufen, ist aber nur selten klinisch relevant. Andere Engstellen wie beispielsweise Speiseröhre, Magenmund, Pylorus und Ileozäkalklappe führen bei ausreichend großen Fremdkörpern auf diesem Weg meist zu Problemen in anderen Organen. Einige Fremdkörper passieren jedoch die auf dem Weg zum Rektum liegenden Engpässe und können im Rektum zu klinisch relevanten Problemen führen. Dazu gehören beispielsweise Zahnstocher, Popcorn, Knochen und Sonnenblumenkerne.[2][4] Speziell bei Knochen, beispielsweise von Hühnern, besteht die Gefahr einer Perforation des Darms. Nahezu die Hälfte aller Perforationen werden durch Knochen verursacht.[40][63]

Rektale Fremdkörper in der Tiermedizin

Rektale Fremdkörper kommen in der Tiermedizin selten vor. Eine Fremdkörperpassage durch den gesamten Darm mit anschliessendem Verbleib im Rektum ist – analog zur Situation beim Menschen – ein seltenes Ereignis. Das Vorkommen von atypischen rektalen Fremdkörpern bei Tieren beiderlei Geschlechts kann aber ein Indiz für sexuell motivierten Missbrauch sein.[64]

Ig-Nobelpreis

Der Ig-Nobelpreis wurde 1995 an David B. Busch und James R. Starling aus Madison (Wisconsin) für ihren 1986 veröffentlichten Artikel Rectal foreign bodies: Case Reports and a Comprehensive Review of the World's Literature (dt.: „Rektale Fremdkörper: Fallstudien und ein umfassender Überblick über die weltweite Literatur“) verliehen.[48]

Weiterführende Literatur

Fachbücher
Übersichtsartikel
Originäre Forschung

Einzelnachweise

  1. A. A. Ayantunde und T. Oke: A review of gastrointestinal foreign bodies. In: Int J Clin Pract 60, 2006, S. 735–739. PMID 16805760 (Review)
  2. a b M. T. Smith und R. K. Wong: Foreign bodies. In: Gastrointest Endosc Clin N Am 17, 2007, S. 361–382. PMID 17556153 (Review)
  3. B. B. Pandey u. a.: Embolic stroke complicating Staphylococcus aureus endocarditis circumstantially linked to rectal trauma from foreign body: a first case report. In: BMC Infectious Diseases 5, 2005, 42. doi:10.1186/1471-2334-5-42 (Open Access) PMID 15921523
  4. a b c D. W. Munter: Foreign Bodies, Rectum. Vom 28. September 2009, abgerufen am 15. April 2010
  5. D. L. Clarke u. a.: Colorectal foreign bodies. In: Colorectal Dis 7, 2005, S. 98–103. PMID 15606596
  6. L. B. Stack und D. W. Munter: Foreign bodies in the gastrointestinal tract. In: Emerg Med Clin North Am 14, 1996, S. 493–521. PMID 8681881 (Review)
  7. a b c d e Sturz in die Kiste. In: Der Spiegel Ausgabe 41, 1991, S. 317–320.
  8. a b c d e f g H. Messmann: Lehratlas der Koloskopie. Georg Thieme Verlag, 2004, ISBN 3-131-36441-6 S. 219. ISGN eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. M. C. Laitenberger: Klinische und rechtsmedizinische Aspekte des intestinalen Rauschmitteltransportes in Hamburg 1989 bis 2004. Dissertation, Universität Hamburg, 2005
  10. S. A. Khan u. a.: Munchausen's syndrome presenting as rectal foreign body insertion: a case report. In: Cases J 1, 2008, 243. PMID 18925957 (Open Access)
  11. V. Stenz u. a.: Fremdkörpergeschichten. In: Ther Umsch 65, 2008, S. 699–702. PMID 19048523
  12. F. Nuschler u. a.: Bericht über die internationale Folterfoschung. Universität Duisburg, 1992
  13. a b J. S. Cohen und J. M. Sackier: Management of colorectal foreign bodies. In: J Roy Coll Surg Edin 41, 1996, S. 312–315. PMID 8908954
  14. a b c d e J. E. Barone u. a.: Perforations and foreign bodies of the rectum: report of 28 cases. In: Ann Surg 184, 1976, S. 601–604. PMID 984928
  15. P. J. Stephens und M. L. Taff: Rectal impaction following enema with concrete mix. In: Am J Forensic Med Pathol 8, 1987, S. 179–182. PMID 3649167
  16. A. G. Butters: An unusual rectal injury. In: Br Med J 2, 1955, S. 602–603. PMID 13240191
  17. a b c R. P. Mackinnon und G. Fulde: Removing rectal foreign bodies: is the ventouse gender specific? In: Med J Aust 169, 1998, S. 670–671. PMID 9887927
  18. E. Stein: Proktologie: Lehrbuch und Atlas. Verlag Springer, 2002, ISBN 3-540-43033-4 S. 329f. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  19. a b A. T. R. Axon und M. Classen: Gastroenterologische Endoskopie. Georg Thieme Verlag, 2004, ISBN 3-131-32401-5 S. 400–401. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  20. D. Hartmann u. a.: Notfallendoskopie – Update. In: Gastroenterologie up2date 5, 2009, S. 321–334. doi:10.1055/s-0029-1215318
  21. a b c d e f W. C. Huang u. a.: Retained rectal foreign bodies. In: J Chin Med Assoc 66, 2003, S. 607–612. PMID 14703278
  22. a b c T. N. Peet: Removal of impacted rectal foreign body with obstetric forceps. In: British Medical Journal 1976, S. 500–501. PMID 1252815
  23. S. O. Johnson und T. H. Hartranft: Nonsurgical removal of a rectal foreign body using a vacuum extractor. Report of a case. In: Dis Colon Rectum 39, 1996, S. 935–937. PMID 8756851
  24. H. Bailey und J. Love: A short textbook of surgery. A. J. H. Rains und H. D. Ritchie (Herausgeber), 16. Auflage, Verlag Lewis, 1975, S. 1013.
  25. a b J. Glaser u. a.: Unusual rectum foreign body: Treatment using argon-beam coagulation. In: Endoscopy 29, 1997, S. 230–231. PMID 9201486
  26. a b c J. J. Koornstra und R. K. Weersma: Management of rectal foreign bodies: description of a new technique and clinical practice guidelines. In: World J Gastroenterol 14, 2008, S. 4403–4406. PMID 18666334
  27. R. M. Richter und L. M. Littman: Endoscopic extraction of an unusual colonic foreign body. In: Gastrointest Endosc 22, 1975, S. 40. PMID 1205104
  28. L. Wolf und K. Geraci: Colonscopic removal of balloons from the bowel. In: Gastrointest Endosc 24, 1977, S. 41. PMID 892400
  29. P. R. Tarnasky u. a.: Colonoscopic diagnosis and treatment of chronic chicken bone perforation of the sigmoid colon. In: Gastrointest Endosc 40, 1994, S. 373–375. PMID 8056249
  30. H. H. Over u. a.: Toothpick impaction: treatment by colonoscopy. In: Endoscopy 29, 1997, S. S60–S61. PMID 9476787
  31. J. P. Hughes u. a.: Method of removing a hollow object from the rectum. In: Dis Colon Rectum 19, 1976, S. 44–45. PMID 1248348
  32. a b c J. C. Kantarian u. a.: Endoscopic retrieval of foreign bodies from the rectum. In: Dis Colon Rectum 30, 1987, S. 902–904. PMID 3677968
  33. N. R. Vemula u. a.: Colonoscopic removal of a foreign body causing colocutaneous fistulas. In: Gastrointest Endosc 28, 1982, S. 195–196. PMID 7129050
  34. A. Ahmed und S. A. Cummings: Novel endoscopic approach for removal of a rectal foreign body. In: Gastrointest Endosc 50, 1999, S. 872–874 PMID 10570362
  35. D. Humes und D. N. Lobo: Removal of a rectal foreign body by using a Foley catheter passed through a rigid sigmoidoscope. In: Gastrointest Endosc 62, 2005, S. 610. PMID 16185979
  36. S. Feigelson u. a.: Removal of a large spherical foreign object from the rectum using an obstetric vacuum device: a case report. In: Am Surg 73, 2007, S. 304–306. PMID 17375796
  37. J. S. Haft u. a.: Vaginal vibrator lodged in rectum. In: Br Med J 1, 1976, S. 626. PMID 1252853
  38. S. E: Levin u. a.: The use of a curved uterine vulsellum for removal of rectal foreign bodies: Report of a case. In: Diseases of the Colon & Rectum 20, 1977, S. 532–533. PMID 902553
  39. D. Siroospour und L. R. Dragstedt: A large foreign body removed through the intact anus: report of a case. In: Dis Colon Rectum 18, 1975, S. 616–619. PMID 1181166
  40. a b D. H. Davies: A chicken bone in the rectum. In: Arch Emerg Med 8, 1991, S. 62–64. PMID 1854398
  41. M. M. Aquino und J. W. Turner: A simple technique for removing an impacted aerosol-can cap from the rectum. In: Dis Colon Rectum 29, 1986, S. 675. PMID 3757713
  42. C. J. Couch u. a.: Rectal foreign bodies. In: Med J Aust 144, 1986, S. 512–515. PMID 3713565
  43. R. W. Graves u. a.: Anal eroticism: two unusual rectal foreign bodies and their removal. In: South Med J 76, 1983, S. 677–678. PMID 6844979
  44. H. I. Garber u. a.: Removal of a glass foreign body from the rectum. In: Dis Colon Rectum 24, 1981, S. 323. PMID 7238244
  45. H. Sharma u. a.: A novel technique for nonoperative removal of round rectal foreign bodies. In: Tech Coloproctol 11, 2007, S. 58–59. PMID 17357869
  46. M. Yaman u. a.: Foreign bodies in the rectum. In: Can J Surg 36, 1993, S. 173–177. PMID 8472230
  47. V. S. Diwan: Removal of 100-watt electric bulb from rectum. In: Ann Emerg Med 11, 1982, S. 643–644. PMID 7137678
  48. a b D. B. Busch und J. R. Starling: Rectal foreign bodies: Case Reports and a Comprehensive Review of the World's Literature. In: Surgery 100, 1986, S. 512–519. PMID 3738771
  49. A. A. Jansen: Foreign body in the rectum. In: N Z Med J 70, 1969, S. 174–175. PMID 5259744
  50. R. L. Wigle: Emergency department management of retained rectal foreign bodies. In: Am J Emerg Med 6, 1988, S. 385–389. PMID 3291887 (Review)
  51. J. E. Losanoff und K. T. Kjossev: Rectal "oven mitt": the importance of considering a serious underlying injury. In: J Emerg Med 17, 1999, S. 31–33. PMID 9950383
  52. C. J. Coulson u. a.: Extraction of a rectal foreign body using an electromagnet. In: Int J Colorectal Dis 20, 2005, S. 194–195. PMID 15322838
  53. M. G. Vashist u. a.: Screwing a carrot out of the rectum. In: Indian J Gastroenterol 16, 1997, S. 120. PMID 9248200
  54. S. O. Johnson und T. H. Hartranft: Nonsurgical removal of a rectal foreign body using a vacuum extractor. Report of a case. In: Dis Colon Rectum 39, 1996, S. 935–937. PMID 8756851
  55. a b S. Nivatvongs u. a.: A simple technique to remove a large object from the rectum. In: J Am Coll Surg 203, 2006, S. 132–133. PMID 16798498
  56. S. Gopal: A bottle in the rectum. In: J Indian Med Assoc 62, 1974, S. 24–25. PMID 4839771
  57. S. K. Clark und N. D. Karanjia: A cork in a bottle - a simple technique for removal of a rectal foreign body. In: Ann R Coll Surg Engl 85, 2003, S. 282. PMID 12908471
  58. T. Konishi u. a.: Impaction of a rectal foreign body: what is the final approach before surgery? In: Dis Colon Rectum 50, 2007, S. 262–263. PMID 17164965
  59. J. Ruiz del Castillo u. a.: Colorectal trauma caused by foreign bodies introduced during sexual activity: diagnosis and management. In: Rev Esp Enferm Dig 93, 2001, S. 631–634. PMID 11767487 (Review)
  60. N. Ikeda u. a.: Homicide by rectal insertion of a walking stick. In: Nihon Hoigaku Zasshi 45, 1991, S. 341–344. PMID 1766149
  61. N. G. Waraich u. a.: Vibrator-induced fatal rectal perforation. In: N Z Med J 120, 2007, S. U2685. PMID 1772649
  62. R. W. Byard u. a.: Unusual fatal mechanisms in nonasphyxial autoerotic death. In: Am J Forensic Med Pathol 21, 2000, S. 65–68. PMID 10739230
  63. J. E. Manus: Perforation of the intestine by ingested foreign bodies. In: American Journal of Surgery 53, 1941, S. 392–397.
  64. HMC. Munro und MV. Thrusfield : "Battered Pets": Sexual Abuse. In: J Sm Anim Pract 42, 2001, S. 333-337, PMID 11480898