Der Kommissar
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Der Kommissar ist eine deutsche Fernsehkrimiserie mit Erik Ode in der Titelrolle. Sie wurde von Herbert Reinecker geschrieben und spielt in München und Umgebung.
Einleitung
Die insgesamt 97 Folgen wurden von Januar 1969 bis Januar 1976 erstmals im ZDF ausgestrahlt. Die Dreharbeiten begannen im Frühjahr 1968, die erste Folge Das Messer im Geldschrank wurde im Fernsehen als zweite ausgestrahlt und ist insofern bemerkenswert, als Kommissar Keller zu Beginn erst mal vom Krankenbett aus den Fall „regiert“. Obwohl das ZDF bereits 1967 die ersten Sendungen in Farbe ausstrahlte, wurde die Serie stets in Schwarzweiß gehalten.
Neben den Mordgeschichten ist heute insbesondere das Zeitkolorit ein interessanter Aspekt der Serienfolgen. Auch viele soziale „Brennpunkte“ jener Zeit werden angesprochen beziehungsweise behandelt, wie Generationenkonflikt und allmählich aufkommender Drogenkonsum. Auch der Wandel der Jugendkultur (Hippies, „Beatschuppen“, später Diskotheken) wurde in der Serie reflektiert. Für die heutige Fernsehwelt überraschend ist der Alkohol- und Tabakkonsum der Protagonisten.
In den ersten 26 Folgen war mit der Kriminalassistentin Helga Lauer auch eine weibliche Beamtin aktiv an den Ermittlungen beteiligt, während ihre Kollegin Rehbein vorwiegend klassische Vorzimmeraufgaben erfüllte. Nach ihrem Ausscheiden waren die Ermittlungen entsprechend der überkommenen Rollenverteilung wieder eine reine Männerdomäne.
Besetzung
- Erik Ode als Kommissar Herbert Keller
- Günther Schramm als Inspektor Walter Grabert
- Reinhard Glemnitz als Inspektor Robert Heines
- Fritz Wepper als Kriminalhauptmeister Harry Klein (bis Folge 71, später Assistent von Horst Tappert in Derrick)
- Elmar Wepper als Kriminalhauptmeister Erwin Klein (ab Folge 71, als Nachfolger seines Bruders Fritz)
ferner:
- Emely Reuer als Kriminalassistentin Helga Lauer (bis Folge 26)
- Helma Seitz als Kriminalassistentin Rehbein(chen) (außer in etwa zwanzig Episoden)
- Rosemarie Fendel als Franziska Keller, Gattin des Kommissars (unregelmäßig in frühen Episoden)
Regie
Regie führten unter anderen so bekannte Regisseure wie Michael Braun, Helmut Käutner, Wolfgang Staudte oder Georg Tressler, aber auch Erik Ode selbst (in den Folgen 24, 41 und 70).[1] Bei 79 der 97 Folgen fungierte Rolf Kästel als Kameramann.
Musik
Herbert Jarczyk komponierte die Titelmelodie, nach dessen Tod 1968 sorgte Peter Thomas für die musikalische Untermalung.
Sonstiges
Die NDW-Gruppe The Wirtschaftswunder machten aus der Musik zur Fernsehserie sowie Gesprächsfetzen 1980 das Stück Der Kommissar.
Gastauftritte
Viele bekannte Schauspieler wirkten bei einzelnen Folgen mit, so zum Beispiel Curd Jürgens, Harald Leipnitz, Maria Schell, Marianne Hoppe, Lilli Palmer, Monica Bleibtreu, Rudolf Platte, Hannelore Elsner, Charles Regnier, Günter Ungeheuer, Sigurd Fitzek, Hans Caninenberg, Edith Schultze-Westrum, Peter Fricke, Udo Vioff, Peter Pasetti, Horst Tappert, Horst Frank, René Deltgen, Erich Schellow , Ruth Drexel, Paul Hoffmann, Thomas Fritsch, Agnes Fink, Bernhard Wicki und Johannes Heesters.
Auch für junge Schauspieler, die in den 1970er-Jahren ihren Durchbruch feiern konnten, war die Mitwirkung in einer Folge einer der ersten Karriereschritte (zum Beispiel Susanne Uhlen, Raimund Harmstorf und Sascha Hehn).
In Folge 9 (Geld von toten Kassierern, 1969) spielt Siegfried Lowitz, der später als Der Alte selbst Fernsehkommissar wird, einen haftentlassenen Bankräuber, nach dessen Methode Sparkassen ausgeraubt werden. In Folge 16 (Tod einer Zeugin, 1970) tritt Götz George, der spätere Tatort-Kommissar Schimanski, als verdächtiger Exfreund der ermordeten Prostituierten auf. Weitere Auftritte der beiden: 44, 55 (Lowitz) / 49, 65 (George).
Horst Tappert, der ab 1974 als Derrick einen weiteren Serienkommissar des ZDF darstellte, spielte in Folge 21 einen alkoholabhängigen Fotografen und 1973 in Folge 60 (Die Nacht, in der Basseck starb) den Geschäftsführer einer Nachtbar. In dieser Bar traten während der Mordermittlungen die Les Humphries Singers auf und sangen unter anderem Mexico und Mama Loo.
Folgen
1969/70
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1971/72
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1973/74
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1975/76
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Zurückgezogene Folgen
Unmittelbar nach Ausstrahlung der Folge 82 Traumbilder beschwerte sich ein Gastwirt über sinkende Einnahmen. Der Grund soll ein Dialog gewesen sein, in dem ein Weingrossist sagte, der Rotkreuzplatz in München sei keine gute Gegend für ein Restaurant mit französischer Küche. Ohne Rechtsstreit verzichtete das ZDF daraufhin auf weitere Ausstrahlung und strahlte sie erst wieder aus, als das Restaurant nicht mehr existierte.[2]
Unmittelbar nach Ausstrahlung der Folge 83 Das goldene Pflaster beschwerten sich türkische Bürger und sogar die türkische Botschaft darüber, dass einer der Täter diesmal ein Botschaftsangehöriger der türkischen Botschaft in Wien war.[3] Des Weiteren wurde laut Produktionsleiter Harald Vohwinkel kritisiert, dass die türkischen Flüchtlinge in Lumpen gekleidet waren. Die Rechteinhaber verzichten seitdem auf weitere Ausstrahlungen, das ZDF stellt aber auf Anfrage VHS/DVD-Kopien zur Verfügung.
DVD
Eine Veröffentlichung der Serie auf DVD-Video scheiterte lange an Verhandlungen mit Rechte-Inhabern. Mittlerweile ist die Veröffentlichung durch die Universum Film GmbH auf vier Boxen in Vorbereitung. Das Erscheinen der ersten Box ist für Juni 2010 angekündigt.[4]
Parodie
1974 strahlte der ORF eine ca. 20-minütige Persiflage auf die Serie aus. Kommissar Keller wurde dabei von Fritz Muliar gespielt. Alle Hauptverdächtigen heißen Helmut Ringelmann (wie der Produzent der Serie), und mehrfach fällt der Satz „Tolle Texte schreibt uns der Reinecker!“
Literatur
- Gerald Grote: Der Kommissar. Eine Serie und ihre Folgen, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2003, ISBN 978-3-89602-445-9
Einzelnachweise
- ↑ Der Kommissar: Die Filme. Abgerufen am 15. März 2009.
- ↑ Folge 82. Abgerufen am 1. Dezember 2007.
- ↑ Folge 83. Abgerufen am 1. Dezember 2007.
- ↑ http://kommissar-keller.de