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Mordechai Vanunu

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Mordechai Vanunu (hebräisch מרדכי ואנונו‎; * 13. Oktober 1954 in Marrakesch) ist ein israelischer Nukleartechniker, der das geheime Nuklearwaffenprogramm Israels aufdeckte.

Datei:Mordechai Vanunu.jpg
Mordechai Vanunu, nach der Entlassung 2004

Leben

Vanunu ist Sohn jüdisch-marokkanischer Einwanderer. Sein Vater war Rabbiner in Beerscheba. Nach dem Militärdienst studierte Vanunu zunächst ein Jahr lang Physik, bevor er das Studium aus finanziellen Gründen abbrechen musste. Vanunu arbeitete von 1976 an als Techniker im von der israelischen Regierung lange geheim gehaltenen Dimona Nuclear Research Center im Negev, 90 km südlich von Jerusalem, bis er 1985 entlassen wurde.

Vanunu besuchte mehrere asiatische Länder. Während einer Australienreise 1986 trat er zum Christentum über.[1] Bald darauf ging er mit der Behauptung, dass Israel Atommacht geworden war, an die Öffentlichkeit. Er kontaktierte zunächst den Daily Mirror, dessen Verleger Robert Maxwell die Fotografien an Israel weiterleitete.

Noch bevor die Londoner Sunday Times Vanunus Hinweise nach gründlicher Prüfung durch den britischen Atomexperten Frank Barnaby in einem Artikel am 5. Oktober 1986 veröffentlichte, wurde Vanunu am 30. September 1986 unter Zuhilfenahme eines weiblichen Lockvogels vom Mossad nach Rom gelockt, entführt und von dort per Schiff nach Ashdod in Israel gebracht. Die Agentin Cindy Hanin Bentov lebt heute in Orlando. Die Entführung erfolgte ohne Einverständnis des Gastlandes Italien.

Sechs Wochen lang leugnete die Regierung, etwas über Vanunus Verbleib zu wissen, bis es ihm gelang, aus einem Polizeibus heraus Journalisten eine Nachricht zukommen zu lassen, indem er eine heimlich auf seine Handinnenfläche geschriebene Nachricht „Vanunu M - was hijacked - in Rome ITL - 30.9.86 - came to Rome - by BA Fly 504” an die Fensterscheibe hielt. Wegen Landesverrats und Spionage wurde er zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er etwa 11 Jahre in Isolationshaft verbrachte, in Aschkelon, heute „Gefängnis von Schikma”.

Am 21. April 2004 wurde Vanunu unter strengen Auflagen freigelassen. Unter anderem darf er Israel nicht verlassen, darf sich keiner ausländischen Botschaft nähern und muss über geplante Ortswechsel Rechenschaft ablegen. Außerdem darf er weder das Internet noch Handys benutzen, und jeder Kontakt mit ausländischen Journalisten ist ihm verboten. Er befindet sich gewissermaßen immer noch in einer abgeschwächten „Incommunicado-Haft”. Trotz der Auflagen hat er bereits über 100 Interviews gegeben, weswegen er mehrmals inhaftiert wurde. Zurzeit lebt er in der St. Georgs-Basilika in Jerusalem.

Am 11. November 2004 meldete Ha'aretz die Festnahme von Vanunu. Er habe geheime Informationen weitergegeben. Mittlerweile ist er jedoch wieder auf freiem Fuß, die strengen Auflagen wurden allerdings für ein weiteres Jahr verlängert. Zusätzlich wurde gegen ihn im Zusammenhang mit der erneuten Festnahme Anklage in 21 Punkten erhoben.

Am 2. Juli 2007 entschied ein israelisches Gericht, dass Vanunu wieder für sechs Monate ins Gefängnis muss. Es hatte ihn schon im April schuldig befunden, Kontakt zu Ausländern gehabt und damit gegen Auflagen der Justiz verstoßen zu haben. Auch soll er versucht haben, sich in den Libanon abzusetzen. Am 28. Dezember 2009 wurde Mordechai Vanunu erneut in Haft genommen [2][3] und am nächsten Tag, in einen Hausarrest entlassen.[4]

Auszeichnungen

1987 wurde er mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, 2001 verlieh ihm die Universität Tromsø in Norwegen einen Ehrendoktortitel und im Jahr 2002 erhielt er den Nuclear-Free-Future-Award in der Kategorie „Widerstand“. Im Dezember 2004 wurde er als Rektor der Universität Glasgow (Schottland) gewählt, und wurde mehrfach für den Friedenspreis des norwegischen Volkes nominiert.

Vanunu-Gesetz

1998 wurde in Israel das „Vanunu-Gesetz” verabschiedet, welches den Strafvollzugsbehörden erlaubt, auch die an Parlaments-Abgeordnete gerichteten Briefe zu öffnen. Dies war zuvor wegen deren Immunität verboten.

Literatur

  • Cohen, Yoel: Die Vanunu-Affäre: Israels geheimes Atompotential. Palmyra, Heidelberg 1995, ISBN 3-930378-03-5
  • Cohen, Yoel: The Whistleblower of Dimona: Israel, Dimona & the Bomb. Holmes & Meier, New York 2003, ISBN 0-8419-1432-X
  • Gaffney, Mark: Dimona: The Third Temple? : The Story Behind the Vanunu Revelation. Amana Books, 1989, ISBN 0-915597-77-2
  • Hounam, Peter: The Woman from Mossad: The Torment of Mordechai Vanunu. Frog, 2000, ISBN 1-58394-005-7

Einzelnachweise

  1. Annabel Wahba: Stolzer Staatsfeind, Der Tagesspiegel, 24. April 2004
  2. Atomexperte Vanunu erneut festgenommen Der Standard, 29. Dezember 2009
  3. Israeli Police Arrest Nuclear Whistleblower Vanunu The New York Times, 29. Dezember 2009
  4. Vanunu arrested for meeting-foreigner