Föhr
Föhr
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Gewässer | Nordsee |
Inselgruppe | Nordfriesische Inseln |
Geographische Lage | 54° 43′ N, 8° 30′ O |
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Länge | 12 km |
Breite | 6,8 km |
Fläche | 82,82 km² |
Höchste Erhebung | 13 m |
Einwohner | 8647 (2007) 104 Einw./km² |
Hauptort | Wyk auf Föhr |
Die Insel Föhr (friesisch Feer, dänisch Før) gehört zu den Nordfriesischen Inseln in Schleswig-Holstein. Der Name stammt wahrscheinlich von friesisch: feer, „unfruchtbar“.[1]
Geografie
Föhr liegt südöstlich von Sylt, östlich von Amrum und nördlich der Halligen. Sie ist die zweitgrößte deutsche Nordseeinsel. Unter den nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichenden deutschen Inseln ist Föhr die flächenmäßig größte Insel mit der höchsten Bevölkerungszahl.
Föhr wird „die grüne Insel” genannt, da sie durch ihre Lage im Windschatten von Amrum und Sylt vor den stürmischen Einflüssen der Nordsee relativ geschützt ist und sich daher die Vegetation gut entwickeln kann. Sie ist in Nord-Süd-Richtung etwa 6,8 Kilometer breit und in Ost-West-Richtung 12 Kilometer lang und hat eine Fläche von 82,82 Quadratkilometern. Der Norden der Insel besteht aus Marschland, im Süden Föhrs befindet sich die höher gelegene Geest. Die höchste Erhebung liegt 13 Meter über Normalnull auf dem Geestrücken zwischen Nieblum und Midlum. Die Geest macht etwa zwei Fünftel der Gesamtfläche aus. Die meisten Ortschaften liegen dort. In der Marsch befinden sich zahlreiche Aussiedlerhöfe.
Bis zur ersten Groten Mandränke 1362 war Föhr noch keine Insel, sondern war Teil des Festlands. Mit der Nordsee war es durch tiefe Ströme verbunden.
Föhr ist, wie auch die benachbarten Inseln, ein beliebtes Urlaubsziel. Vom Fährhafen Wyk zieht sich am Südrand bis etwa zur Mitte der Westküste ein 15 Kilometer langer Sandstrand. Nördlich und nordwestlich der Insel befindet sich die Schutzzone I des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Föhr gehört zum Kreis Nordfriesland und hat 8.647 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2007). Im Südosten der Insel liegt als einzige Stadt der Hauptort Wyk (Fering: bi a Wik), der ein staatlich anerkanntes Nordseeheilbad ist. Die 16 Inseldörfer verteilen sich auf elf Gemeinden. Wyk und alle Föhrer Gemeinden gehören zum Amt Föhr-Amrum.
- Alkersum (Aalkersem)
- Borgsum (Borigsem)
- Dunsum (Dunsem) mit den Ortsteilen Klein- und Groß-Dunsum
- Midlum (Madlem)
- Nordseebad Nieblum (Njiblem) mit dem Ortsteil Goting (Guating)
- Oevenum (Ööwnem)
- Oldsum (Olersem) mit den Ortsteilen Toftum (Taftem) und Klintum (Klantem)
- Süderende (Söleraanj)
- Nordseebad Utersum (Ödersem) mit dem Ortsteil Hedehusum (Hedehüsem)
- Witsum (Wiisem)
- Wrixum (Wraksem)
Geschichte
Die höhergelegenen Geestkerne der nordfriesischen Inseln inmitten weiter Marschflächen lockten Menschen an, als zu Beginn der Jungsteinzeit der Wasserspiegel der Nordsee stieg. Auch auf Föhr zeugen Steingräber und zahlreiche Kleinfunde davon.
Als die Friesen im 7. Jahrhundert das heutige Nordfriesland besiedelten, befanden sich archäologischen Funden zufolge ihre ersten Niederlassungen auf Föhr. Die zuvor wenig besiedelte Insel erlebte einen schnellen Bevölkerungszuwachs. Die recht große Anzahl skandinavischer Schmuckteile in Gräbern verraten, dass gleichzeitig enge Beziehungen zu Nordeuropa bestanden.[2] Aus der Wikingerzeit sind mehrere Kreiswälle, darunter die sogenannte Lembecksburg, erhalten.[3]
Das Erdbuch des dänischen Königs Waldemar berichtet von zwei Föhrer Harden. In der Westerharde hatte zeitweise ein Pirat in dänischen Diensten seinen Unterschlupf.[4] 1368 wechselte die Westerharde, zu der auch Amrum gehörte, unter dem Ritter Klaus Lembeck, Amtmann von Riepen, zu den Holsteiner Grafen über. Im Januar 1400 ergab sich die Harde Königin Margrethe I. und blieb beim Amt Riepen. Bis 1864 war das Föhrer Westerland Teil der königlichen Enklaven und dem Königreich Dänemark direkt unterstellt, während Osterland Föhr mit Wyk zum Herzogtum Schleswig gehörte, seit es in den 1420er Jahren vom König abgefallen war. Gemeinsam mit der Wiedingharde, der Bökingharde, Strand und Sylt schloss Osterlandföhr 1426 mit Herzog Heinrich IV. von Schleswig die Siebenhardenbeliebung, die besagte, dass sie ihre Rechtsautonomie behalten wollten.
Das Marschland im Norden der Insel wurde 1523[5] als 22 Hektar großer Föhrer Marschkoog eingedeicht.
Von 1526 an wurde die Reformation evangelisch-lutherischer Konfession auf Föhr eingeführt, die 1530 abgeschlossen war.
Mit dem Walfang brach für Föhr ein goldenes Zeitalter an. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die holländischen und englischen Grönlandfahrer meistens mit Inselfriesen bemannt. Ende des 18. Jahrhundert lebten 1.000 Seefahrer, darunter 150 Schiffsführer, auf der Insel. Noch heute sind kostbar ausgestattete Häuser der Commandeure in Nieblum und Süderende zu sehen. Die sogenannten „sprechenden Grabsteine“ auf den Friedhöfen der drei ältesten Föhrer Kirchen berichten ihre Lebensgeschichten. Doch mit dem Rückgang der Walbestände fuhren, wie überall in der Region, immer weniger Männer zur See. Die Bevölkerung wendete sich wieder mehr der Landwirtschaft zu.

Ab 1842, als der dänische König Christian VIII. den Sommer auf Föhr verbrachte, kam die Insel als Kurort in Mode.
Während des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 war der dänische Seeoffizier Otto Christian Hammer in Wyk Befehlshaber einer dänischen Flottille auf den Nordfriesischen Inseln. Es gelang ihm zunächst erfolgreich, überlegenene preußisch-österreichischen Marineverbände abzuwehren.[6] Im Laufe des Krieges wurde er jedoch in Wyk von dem preußischen Leutnant Ernst von Prittwitz und Gaffron gefangengenommen, dem Wyk auf Föhr daraufhin die Ehrenbürgerwürde verlieh.
Bei der Volksabstimmung in Schleswig im Jahr 1920 stimmten die drei Gemeinden Witsum, Utersum und Hedehusum in Westerland Föhr, also im Westen der Insel, als einzige Gemeinden in der so genannten Zone II mehrheitlich für einen Wechsel zum Staatsgebiet von Dänemark. Jedoch sprach sich in der Zone II insgesamt eine deutliche Mehrheit für den Verbleib bei Deutschland aus. Da die drei Gemeinden nicht direkt an der Grenze zu Dänemerk lagen, blieben sie bei Deutschland.
Zum 1. Januar 2007 wurde das Amt Föhr-Land mit der Stadt Wyk auf Föhr und dem Amt Amrum zum Amt Föhr-Amrum vereinigt.
Sprache und Kultur
Auf Föhr wird von etwa 2.000 Einwohnern, insbesondere der Dörfer in Westerland Föhr, ein Dialekt der nordfriesischen Sprache gesprochen. Dieser Dialekt wird nach der Insel Fering genannt. Damit bilden die Fering-Sprecher die größte Gruppe von Sprechern der nordfriesischen Sprache. Auf Osterland Föhr, besonders in Nieblum, wird seit dem 19. Jahrhundert eher Niederdeutsch, in Wyk nach Gründung der Stadt niederdeutsch und heute Hochdeutsch gesprochen.
Die Friesentracht wird von vielen Frauen, besonders in Westerland Föhr, zu besonderen Anlässen getragen. Auf Föhr werden verschiedene Volksbräuche gepflegt wie das Biikenbrennen am 21. Februar und das Tamsen (auch Thamsen, nach dem Apostel Thomas), bei dem an jedem 21. Dezember junge Leute im Scherz Dinge verstecken, die sich drehen können. In der Weihnachtszeit gibt es, wie auf anderen nordfriesischen Inseln auch, einen speziellen Weihnachtsbaum, Kenkenbuum genannt. Am Silvesterabend gehen verkleidete Föhrer von Haus zu Haus. Auf Fering heißt dieser Brauch ütj tu kenknin, in Wyk Rummelrotje (siehe auch: Hulken).
In den Jahrhunderten, als viele Föhrer Männer Seefahrer waren, verbrachten sie den Winter auf Föhr. Die ledigen Seefahrer trafen sich dann am Nachmittag im Halbdunkeln, auf Fering: Hualewjonken. Heute ist das Hualewjonken ein gemütliches Beisammensein Gleichgesinnter.[7]
Mehrere Schriftsteller schrieben auf Fering, etwa die Wykerin Stine Andresen (1849–1927), deren Lyrik oft auf Föhr bezogen ist. Die Föhrerin Ellin Nickelsen schrieb in den 1980er Jahren die Erzählung Jonk Bradlep (deutsch: „Dunkle Hochzeit“). Siehe auch: Nordfriesische Literatur#Föhr.
Alle drei Föhrer Museen haben kulturelle Schwerpunkte (siehe Sehenswürdigkeiten).
Die international erfolgreiche Band Stanfour hat auf der Insel Föhr ihren Ursprung und unterhält dort ein eigenes Studio.
Wirtschaft
Föhr ist vor allem vom Tourismus abhängig. Daneben spielt die Landwirtschaft, vor allem die Weidewirtschaft, eine große Rolle. Im Wyker Hafen sind einige Miesmuschelfischerboote stationiert.
Verkehr
Vom Fährhafen Wyk aus verkehren mehrmals am Tag unabhängig von der Tide Fähren zum Festlandshafen Dagebüll und nach Wittdün auf der Nachbarinsel Amrum. Betreiber der Fährlinie ist die Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH (W.D.R.) mit Sitz in Wyk auf Föhr. In Dagebüll besteht direkter Bahnanschluss auf der Mole in Richtung Niebüll und Hamburg mit Zügen der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft (neg) und Kurswagen der Deutschen Bahn, siehe auch Nord-Ostsee-Bahn und Kleinbahn Niebüll–Dagebüll.
Während der Sommersaison werden Ausflugsfahrten zu den Halligen Langeneß und Hooge sowie zur Insel Sylt (Hafen Hörnum) angeboten.
Von Wyk aus bestehen Busverbindungen als Ringlinie mit oder gegen den Uhrzeigersinn in alle Dörfer der Insel Föhr. Die Insel ist über den Verkehrslandeplatz Wyk per Flugzeug zu erreichen.
Sehenswürdigkeiten
Kirchen
Auf der Insel befinden sich drei mittelalterliche, seit der Reformation evangelische Kirchen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Es sind dies in Wyk-Boldixum die Kirche St. Nicolai, in Nieblum die Kirche St. Johannis und in Süderende die Kirche St. Laurentii. Die dazugehörigen Friedhöfen enthalten ungewöhnliche Grabsteine, die ganze Lebensgeschichten erzählen und teilweise bebildert sind.
Archäologie
Mehrere Hügelgräber zeugen von einer Besiedelung der Insel während der Bronzezeit. Heute lassen sich noch 17 dieser alten Grabmonumente besichtigen; sie liegen vor allem im Südwesten der Insel.
Bei Borgsum befindet sich zudem die Lembecksburg, ein Ringwall aus der Zeit der Völkerwanderung mit über 100 Metern Durchmesser und acht Metern Ringhöhe. Der Sage nach soll hier im Mittelalter der Ritter Klaus Lembeck als Statthalter des dänischen Königs residiert haben.
Museen
Die Insel beherbergt mehrere der Vermittlung friesischer Kunst- und Kulturgeschichte dienende Institutionen: das Friesenmuseum (eigentlich Dr.-Carl-Häberlin-Museum) in Wyk und das Museum Kunst der Westküste in Alkersum.
Ein kleines Heimatmuseum in Oevenum widmet sich der Geschichte der Landwirtschaft und dem Leben auf der Insel.
Windmühlen

Auf Föhr befinden sich des Weiteren fünf Windmühlen, davon zwei in Wyk (die Galerieholländerwindmühle Venti Amica von 1879 im Stadtgebiet und eine Bockwindmühle von der Hallig Langeneß im Außenbereich des Friesenmuseums), dazu jeweils eine in Wrixum (achtkantiger Erdholländer, 1850–1960 in Betrieb), Borgsum (achtkantiger Galerieholländer von 1992 nach Brand des Vorgängerbaus) und Oldsum (achtkantiger Galerieholländer von 1901). Bis auf die Bockwindmühle und die Mühle in Wrixum (Museum und Restaurant) befinden sich die Mühlen in Privatbesitz.
Vogelkojen
Sechs Vogelkojen gibt es in der Marsch im Norden der Insel zu besichtigen.
Wattenmeer


Auch das gesamte Wattenmeer ist als Sehenswürdigkeit zu bezeichnen.
Vor allem das Vorland nördlich des Inseldeiches, aber auch die übrigen Wattflächen bieten Rast- und Futterplätze für viele Arten von Seevögeln. So findet man dort zahlreiche Austernfischer, Eiderenten und Brandgänse. Während des Vogelzuges fallen außerdem große Schwärme von Zugvögeln auf Föhr und den umliegenden Inseln ein. Gelegentlich, insbesondere nach schweren Winterstürmen, können Seehunde am Strand angetroffen werden.
Der Südstrand der Insel zwischen Wyk und Utersum ist ein beliebter Badestrand. Von den Fremdenverkehrsämtern werden geführte Wattwanderungen, zum Beispiel zur Nachbarinsel Amrum, angeboten.
Wyk auf Föhr
Als weitere Wyker Sehenswürdigkeiten gelten der Glockenturm (erbaut 1886) sowie die Seepromenade Sandwall.
Siehe auch
Literatur
- Margot und Nico Hansen (Hrsg.): Föhr – Geschichte und Gestalt einer Insel. Hansen & Hansen, Münsterdorf 1971
- Hans Philippsen: Götter, Hexen und Naturgeister. Sagen und Sagenhaftes der Insel Föhr. Hrsg. von Arfst Wagner. Flensburg 1998, ISBN 3926841842
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Margot und Nico Hansen (Hrsg.): Föhr – Geschichte und Gestalt einer Insel. Hansen & Hansen, Münsterdorf 1971, S. 25
- ↑ Albert Bantelmann: Landschaft und Besiedlung Nordfrieslands in vorgeschichtlicher Zeit, in: Geschichte Nordfriesland. ISBN 3-8042-0759-6, S. 15-56, S. 46
- ↑ Lembecksburg
- ↑ Albert Panten: Die Nordfriesen im Mittelalter, in: Geschichte Nordfriesland ISBN 3-8042-0759-6, S. 57–102, S. 71
- ↑ Harry Kunz, Albert Panten: Die Köge Nordfrieslands. ISBN 3-88007-251-5
- ↑ Christian P. Hansen, Reinhold Janus: Sieben Jahre auf Sylt: Tagebücher des Inselfriesen Christian Peter Hansen. Wachholtz, 1998, ISBN 978-3-529-02209-8.
- ↑ Föhrer Bräuche, abgerufen am 22. Februar 2010