Burg
Seit Bestehen der Menschheit mit ihren bewaffneten Konflikten und Kriegen gibt es auch das Bedürfnis des Schutzes vor den Angriffen eines aggressiven Gegners. Entweder sollte die bewegliche Habe gesichert werden oder aber man benötigte nach einem verlorenen Kampf eine Rückzugsbasis. Außerdem sollte dieser Schutz mit vergleichsweise geringem Aufwand erreicht werden. Alle diese Eigenschaften besaß die Festungsbauform Burg.
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Burgen lassen sich als Bodendenkmal bis in die vorgeschichtliche Zeit nachweisen. Die damaligen sogenannten Fluchtburgen lagen in aller Regel an einem unzugänglichen Platz und besaßen schon kreisrunde Wälle aus Stein oder Erde als Schutz. Manchmal diente dazu auch ein undurchdringliches Gestrüpp aus dornigen Pflanzen, die man ganz gezielt auf den Wällen oder sogar an statt von Wällen anpflanzte. Innerhalb des aus den Wällen gebildeten Kreises trieben unsere Vorfahren beispielsweise ihr Vieh, wenn es wegen eines bewaffneten Konfliktes auf den Weiden nicht mehr sicher war.
Erste Burganlagen, meist noch aus Holz, sind außerdem aus frühgeschichtlicher Zeit bekannt. Beispiele für frühe Steinburgen wären mykenische Burgbauten (siehe Licht auf ein dunkles Jahrhundert und die Burganlage von Troja
Bekannter als diese frühen Burganlagen sind die zahlreichen mittelalterlichen Burgen. Die Rheinstrecke von Mainz bis Bonn ist wohl das bekannteste Beispiel einer deutschen Burgenlandschaft.
In der Antike mit ihren zum Teil hochdifferenzierten Staatsgebilden waren Burgen so gut wie unbekannt. Das römische Reich beispielsweise verteidigte seine Grenzen in langen Limites, von denen der Limes in Deutschland ein sehr anschauliches Beispiel liefert.
Im frühen Mittelalter kamen die Burgen als Wehrbauten wieder auf. Die Gründe lagen im Fehlen der starken Nationalstaaten in dieser Zeit, so dass jeder kleine Adelige selbst für seinen Schutz in Kriegszeiten sorgen musste. Die inselartige Burg war dafür wie geschaffen. Hier hatte man seine Basis bei den vielen zu führenden Fehden und hier konnte man sich zurückziehen, wenn das Kriegsglück einem Adeligen nicht hold war.
Kennzeichnend für eine Burg war ihre Überhöhung über das umgebende Gelände sowie der kontrollierte Zugang zur Burg. Im Gebirgsraum errichtete man sie auf unzugänglichen Berghöhen (Höhenburg), im Flachland dagegen auf künstlichen Erdanhäufungen mit umgebenden Wassergraben (Wasserburg). Die Überhöhung erreichte man durch starkes Mauerwerk an den Aussenseiten der Burg. Es mußte so hoch sein, dass es mit Sturmleitern nicht mehr erklettert werden konnte.
Das Zentrum der Burg bildete zunächst der Bergfried, ein besonders hoher Turm mit besonders dicken Mauern. Er diente als letzte Rückzugsmöglichkeit, wenn bei einer Belagerung der Burg die Außenmauern gestürmt wurden. Diese Funktion ergänzte oder übernahm bei den Höhenburgen in späteren Zeiten die sogenannte Schildmauer, eine sehr dicke und hohe Mauer an der Stelle, wo sich der Zugang zur Burg befand.
Das Gelände innerhalb der Burg wurde durch weitere Gebäude genutzt und gegliedert, so dass sich weitere verteidigungsfähige Abschnitte ergaben. Die Gebäude selbst dienten zur Unterbringung von Mensch und Tier, der Vorräte, als Werkstattgebäude und der gleichen mehr. Besondere Sorgfalt wurde bei der Versorgung der Burg mit Wasser aufgewendet, das von den Dächern der Gebäude als Regenwasser in Zisternen geleitet wurde. Nur in den seltensten Fällen besaßen Höhenburgen eigene Brunnen.
Bei voller Besetzung einer Burg mit Menschen und Tieren konnte es dort sehr eng werden. Die sanitären Verhältnisse wurden dann sehr schnell katastrophal. Manche mittelalterliche Burg soll einen unbeschreiblichen Gestank produziert haben und die meisten Burgen waren mit einer solchen Belegung nach drei bis vier Jahren unbewohnbar.
Die mittelalterliche Burg verlor ihren Zweck mit dem Aufkommen von Kanonen, welche die Festungswälle durchschlagen konnten. Zwar war dies vorher auch schon mit Belagerungsmaschinen möglich, jedoch waren Kanonen wesentlich leichter zu transportieren und handzuhaben. Den Übergang in die Neuzeit mit ihren von Feuerwaffen getragen Kriegen machten die Burgen nur in Ausnahmefällen mit. Sie mußten dafür komplett umgebaut werden, damit sie den mauerbrechenden Kanonen standhalten konnten. Als Beispiel für eine derartige Modifikatione findet sich in der Bielefelder Sparrenburg.
Auch die neuzeitlichen Festungen hatten zunächst eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Burg. Der Schaffhauser Munot in der Schweiz ist dafür ein gutes Beispiel.
Im 19. Jahrhundert (Romantik) entstand eine Mittelalter-Sehnsucht, die dazu führte, dass man Schlösser im Stil alter Burgen baute, Beispiele hierfür sind: Schloss Neuschwanstein, Burg Hohenzollern
Da die Erhaltung einer Burg aufwendig ist, existieren viele Burgen heute nur noch als Ruine.
Siehe auch: Burgenland, Pfalz, Kastell, Festung, Zitadelle, Motte, Hochmotte, Sandburg, Schloss. Liste von Burgen