Esperanto-Rechtschreibung
Die Esperanto-Rechtschreibung bereitet bei der Eingabe mittels Tastatur manchmal Probleme. Esperanto wird mit einem Alphabet, das aus 28 Buchstaben besteht, geschrieben. Davon sind 22 mit dem deutschen Alphabet identisch, wobei q, w, x, y und die deutschen Sonderzeichen fehlen. Die restlichen sechs Buchstaben haben ein "Hütchen": ĉ, ĝ, ĥ, ĵ, ŝ (c, g, h, j, und s mit Zirkumflex), und ŭ (u mit breve). Das vollständige Alphabet sieht also folgendermaßen aus:
a b c ĉ d e f g ĝ h ĥ i j ĵ k l m n o p r s ŝ t u ŭ v z
Das Alphabet ist phonetisch, das heißt jedem Buchstaben entspricht ein Laut (Phonem) und umgekehrt, wobei man über den Phonemstatus von drei Lauten geteilter Meinung sein kann, da man sie auch als Kombination zweier Phoneme betrachten kann: (c = ts; ĉ = tŝ; ĝ = dĵ).
Handgeschrieben bereiten diese Buchstaben keine Probleme. Wenn sie auf der Schreibmaschine oder dem Computer nicht vorhanden sind, braucht man ein Transkriptionssystem oder eine alternative Orthografie, um diese normalerweise nicht auf der Tastatur vorhandenen Buchstaben zu schreiben. Hierfür sollte man das so genannte H-System verwenden. Neben diesem ist heute das so genannte X-System im Gebrauch, das jedoch eigentlich regelwidrig ist. Seit es Unicode gibt, ist der Bedarf an Transkriptionssystemen stark zurückgegangen.
Das H-System
Diese Methode der Darstellung der Buchstaben mit "Hütchen" geht auf den Esperanto-Initiator, L. L. Zamenhof zurück, der im "Fundamento de Esperanto" empfahl, erforderlichenfalls u statt ŭ zu gebrauchen und ein h nach den anderen "Hütchen"-Buchstaben zu gebrauchen, beispielsweise ŝ im Wort "ŝi" durch "shi" zu ersetzen ("ŝi" heißt auf deutsch "sie"). Das "Fundamento de Esperanto" ist seit seiner offiziellen Annahme auf dem ersten Esperantistenkongreß am 9. August 1905 gleichsam das Grundgesetz des Esperanto. (Esperanto hat also, wenn man so will, zwei offizielle Orthografien, nämlich das Hütchen-System und das H-System.)
Dieses System hat große Vorteile:
- Der Buchstabe H fungiert in vielen mit Lateinschrift geschriebenen Sprachen als eine Art diakritisches Zeichen. Man findet deshalb z.B. die Kombinationen bh, ch, dh, gh, kh, lh, nh, ph, rh, sh, th, wh, xh, zh. Dieser Gebrauch ist also nicht außergewöhnlich, sondern recht gängig. Damit entspricht er dem für Esperanto maßgeblichen Prinzip der Internationalität.
Es hat auch zwei geringfügige Nachteile:
- H ist bereits ein eigener Konsonant in der Sprache, so dass sein Gebrauch zu nicht eindeutigen Fällen führen kann, allerdings recht selten. (Die Eindeutigkeit kann nach Empfehlung Zamenhofs dadurch wiederhergestellt werden, dass erforderlichenfalls ein Apostroph dem h vorangestellt wird, wenn es nicht als diakritisches Zeichen verstanden werden soll.)
- Die eigentlich nur für das Englische entwickelten ASCII-basierten Regeln ändern die alphabetische Ordnung von Esperanto-Wörtern, weil die üblicherweise mit ĉ geschriebenen Wörter bei der Verwendung von H als "diakritisches Zeichen" nicht zwischen c und d eingeodnet werden, sondern zwischen cg und ci: Zum Beispiel wird "ĉu" hinter "ci" eingeordnet; schreibt man es "chu", dann wird es davor eingeordnet. Dies ist allerdings ein geringfügiger Nachteil, da man ja leicht erkennt, nach welcher Konvention eine Liste geordnet ist. Das "Fundamento" erlaubt jedenfalls beide Reihenfolgen.
Das X-System
Ein zweites Tasten-Schreibsystem für Esperanto ist das so genannte X-System, das ein x hinter den "Hütchen"-Buchstaben setzt, um diesen als solchen zu kennzeichnen. Z.B. kann der Konsonant ŝ als sx geschrieben werden, etwa in dem Wort "sxi" für "ŝi".
Diese Methode mehr Nach- als Vorteile. Zunächst die Vorteile:
- X ist kein Konsonant des Esperanto-Alphabets, weshalb dieses System immer eindeutig ist.
- Wörter mit cx werden in allen Positionen gemäß der gewöhnlichen Reihenfolge hinter c und vor d eingeordnet. Nur wenn ein Wort mit cz vorkommen sollte, was fast nie der Fall ist, wird das Wort abweichend von der gewöhnlichen Reihenfolge eingeordnet.
Das X-System hat aber jedoch gravierende Nachteile:
- Es ist international völlig unüblich und verstößt damit gegen das Prinzip der Internationalität, das für eine internationale Sprache besonders hohen Rang haben muss. Man kann deshalb auch sagen, dass die X-Schreibung gegen den Geist des Esperanto verstößt.
- Es ist strenggenommen nicht mit dem "Fundamento de Esperanto" vereinbar, das gewissermaßen das Grundgesetz des Esperanto ist. Dieses Grundgesetz bestimmt, welchen Spielraum die freie Entwicklung der Sprache hat und welche Elemente der Sprache normativ fixiert sind. Der Spielraum freier Entwicklung ist zwar beträchtlich, aber nicht grenzenlos. Der Inhalt der "Fundamenta Gramatiko" ist z.B. der freien Änderung entzogen. Zur "Fundamenta Gramatiko" gehört auch die H-Konvention. Die normativ fixierten Elemente der Sprache dürfen nicht durch bloßen Sprachgebrauch, sondern nur durch eigens dazu befugte Institutionen verändert werden (Akademio de Esperanto).
- Ein Problem besteht auch , wenn das X-System zusammen mit dem Französischen gebraucht wird, da im Französischen ux relativ häufig ist.
Der Gebrauch des Zirkumflex
Ein weiteres, weniger verbreitetes System ist der Gebrauch des Zirkumflex (^) entweder hinter oder vor dem mit "Hütchen" zu bezeichnenden Buchstaben. Dies ist eine reine Verlegenheitslösung, weder erforderlich noch regelkonform.