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Adolf Bartels

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Adolf Bartels (* 15. November 1862 in Wesselburen, † 7. März 1945 in Weimar) war Dichter, Schriftsteller, Herausgeber, Journalist, Literaturhistoriker und Kulturpolitiker.

Adolf Bartels wurde in Wesselburen, dem Geburtsort von Friedrich Hebbel, als Sohn eines Schlossermeisters geboren. Von 1877-1882 besuchte er gemeinsam mit Gustav Frenssen das Gymnasium in Meldorf. 1885 bezog er die Universität Leipzig, begann das Studium der Staatswissenschaften und hörte nebenbei Vorlesungen über Literatur, Geschichte und Philosophie. In Leipzig lernte der Jungliterat die Frühnaturalisten Hermann Conradi und Otto Erich Hartleben kennen und beschloss Schriftsteller zu werden. In dieser Periode entstanden kleinere Erzählungen aus seiner schleswig-holsteinischen Heimat ("Peter Boie von Helse", "Johann Fehring", "Editha", "Rolves Karsten").

1888 brach er sein Studium ab, heiratete Ida Rehork und wurde 1889 Redakteur der „Didaskalia“, der Unterhaltungsbeilage zum „Frankfurter Journal“, für die er Theaterkritiken, Feuilletons und Rezensionen verfasste. Von 1890-1892 war er vorübergehend Chefredakteur der „Lahrer Zeitung“ in Baden. 1892 kam er wieder nach Frankfurt am Main zurück und leitete bis 1895 erneut die „Didaskalia“. Parallel dazu enstanden Kritiken für die Tägliche Rundschau" und andere Blätter.

1896 zog Bartels als freier Schriftsteller nach Weimar und schrieb seinen ersten Roman, „Die Dithmarscher“. Daneben verfasste er literaturkritische Beiträge für diverse Zeitschriften ("Die Grenzboten", "Der Kunstwart" etc.). Eine Artikelserie aus den „Grenzboten“ wurde als Buch gedruckt und ebnete ihn den Weg zum Literarhistoriker. 1897 verfasste Bartels die erste selbständige Publikation über den Naturalisten Gerhart Hauptmann, 1898 führte er den Terminus „Heimatkunst“ in die deutsche Literaturgeschichte ein, dessen eifriger Verfechter er gemeinsam mit Friedrich Lienhard in den nächsten Jahren war. Um die Jahrhundertwende entstand sein Standardwerk „Geschichte der deutschen Literatur“, in dem seine antisemitische Haltung, die er in der Frankfurter Redakteurszeit erworben hatte, einfloss. 1909 gründete er in Weimar die „Weimarer Nationalfestspiele für die deutsche Jugend“, bei denen Schüler aus ganz Deutschland mit den Klassikern der deutschen Literatur vertraut gemacht wurden.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Bartels zu den anerkannten Vertretern der „Völkischen Bewegung“ und engagierte sich auch für die Bewegung des „Deutschchristentums“. Durch seinen Schüler Hans Severus Ziegler, nach 1933 stellvertretender NSDAP-Gauleiter von Thüringen, wurde er zum Nationalsozialismus herangeführt. 1924 veröffentlichte er die Broschüre „Der Nationalsozialismus Deutschlands Rettung“ und lernte 1926 erstmals Adolf Hitler kennen. Nach der „Machtergreifung“ 1933 erhielt Bartels als „völkischer Vorkämpfer“ zahlreiche Ehrungen (Ehrensold, Ehrenbürgerverleihungen, „Adlerschild“, Dr. h.c. der Universität Leipzig, Dietrich-Eckart-Preis, „Goldenes Ehrenzeichen der NSDAP“, „Goldenes Hitlerjugend-Abzeichen“ etc.), ohne aber jemals Mitglied der NSDAP gewesen zu sein. Zu seinen Verehrern zählten u.a. Propagandaminister Joseph Goebbels, Reichsdramaturg Rainer Schlösser und Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Die öffentlichen Bücherverbrennungen betrachtete er freilich mit gemischten Gefühlen. Seine 1909 gegründeten "Weimarer Nationalfestpiele für die deutsche Jugend" wurden wieder aufgenommen und unter die Patronanz der Hitlerjugendführung gestellt.

Werke (in Auswahl):

  • Gerhart Hauptmann, 1896
  • Die deutsche Dichtung der Gegenwart, 1897
  • Die Dithmarscher, 1898
  • Dietrich Sebrandt, 1899
  • Der Bauer in der deutschen Vergangenheit, 1900
  • Geschichte der deutschen Literatur, 1901/02
  • Heinrich Heine, 1906
  • Geschlechtsleben und Dichtung, 1906
  • Chronik des Weimarischen Hoftheaters 1817-1907, 1908
  • Einführung in die Weltliteratur, 1913
  • Kinderland, 1914
  • Deutschchristentum auf rein evangelischer Grundlage, 1917
  • Lessing und die Juden, 1918
  • Rasse und Volkstum, 1920
  • Der völkische Gedanke, 1922
  • Der Nationalsozialismus Deutschlands Rettung, 1924
  • Freimaurerei und deutsche Literatur, 1929
  • Der letzte Obervollmacht, 1931
  • Goethe der Deutsche, 1932
  • Geschichte der thüringischen Literatur, 1938/42

Bibliographien:

Manfred Stoppel: Adolf Bartels. Eine Bio-Bibliographie. Toppenstedt 2002. ISBN 3-922119-14-X

Monographien:

  • Hanns Martin Bruneck: Adolf Bartels als Dichter. Eine Studie. München 1907.
  • Steven Nyole Fuller: The Nazis' Literary Grandfather. Adolf Bartels and Cultural Extremism, 1871-1945. New York u.a. 1996.
  • Walter Loose: Adolf Bartels. Der Literaturgeschichtsschreiber der Gegenwart. Braunschweig-Hamburg 1921.
  • Ludwig Lorenz: Adolf Bartels und seine Dichtungen. Eine Studie. Dresden u. Leipzig 1908.
  • Thomas Neumann: Völkisch-nationale Hebbelrezeption. Adolf Bartels und die Weimarer Nationalfestspiele. Bielefeld 1997.
  • Thomas Rösner: Adolf Bartels. In: Puschner, Uwe, Walter Schmitz u. Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Handbuch zur "Völkischen Bewegung" 1871-1918. München u.a. 1996. S. 874-894.
  • Manfred Stoppel: Adolf Bartels' Weg zur Heimatkunst. 3 Bde. Diss. Univ. Innsbruck 1989.