Benutzer:Visiman/Besucherlenkung
Unter Besucherlenkung werden Massnahmen zur Beeinflussung von Besuchern hinsichtlich ihrer räumlichen, zeitlichen und quantitativen Verteilung sowie ihrer Verhaltensweisen und Einstellungen verstanden. Mithilfe der Besucherlenkung sollen negative Auswirkungen auf die Schutzobjekte minimiert und eine grösstmögliche Erholungs- und Erlebnisqualität gewährleistet werden. Zusammen mit der Besucherinformation bildet die Besucherlenkung die Besucherkommunikation im Rahmen des Besuchermanagements von Pärken und naturnahen Erholungsgebieten. Als Fundament für eine erfolgreiche Besucherlenkung dienen die Informationen aus dem Monitoring von Besuchern und Naturhaushalt.
Ansatzpunkte
Im Mittelpunkt der Besucherlenkung steht der Mensch und der Erhalt der Erlebnisqualität von Schutz- und naturnahen Erholungsgebieten. Durch eine gezielte Integration der Besucher in den Besucherlenkungsprozess wird eine erfolgreiche Umsetzung und Erreichung der Naturschutzziele gewährleistet. Die Besucherlenkung ist lokal und (über)regional ausgerichtet. Sie setzt primär am Aufenthalt des Gastes im Schutz- oder Erholungsgebiet an, beginnt aber bereits in dessen Lebensumfeld.
Im Hinblick auf eine ganzheitliche Umweltbildung ist die Besucherlenkung auf alle Altersgruppen ausgerichtet. Kinder, als die Besucher von morgen, sind wichtige Adressaten der Besucherlenkung. Bei der Umsetzung sind die Bedürfnisse, Motive und Aktivitäten der verschiedenen Zielgruppen und Besuchertypen zu berücksichtigen.
Ziele
Die Ziele der Besucherlenkung gliedern sich in
- Ökologische Ziele: Ressourcenschonung, Emissionsminderungen, Reduktion des Störungseinflusses auf Wildtiere
- Ökonomische Ziele: Steigerung der Besucherzahlen, der Aufenthaltsdauer, des Ausgabeverhaltens, Erhaltung/Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen, Reduktion der Bodenpreise, Lebenserhaltungskosten; Auslastung und Instandsetzung touristischer Infrastruktur, geringer Aufwand für Gebietsmanagement
- Soziale, psychologische und kulturelle Ziele: Gesicherter Erholungs- und Erlebniswert für Gäste und Einheimische, Reduktion von Nutzerkonflikten, Bewahrung natürlicher und kultureller Orte und deren Zugänglichkeit, Förderung der Akzeptanz und Identität der Bevölkerung und Gäste
- Sicherheitstechnische Ziele: Vermeidung von Unfällen
- Denkmalpflegerische Ziele: Schutz von Kulturgütern (Gebäude, Skulpturen, historische Gärten etc.)
- Politisch-administrative Ziele: Aufzeigen der Fähigkeit zur Besucherlenkung, Förderungen durch öffentliche Hand, Partizipationsgrad der Einheimischen, Mitspracherechte (Durchsetzung nachhaltiger Tourismusstrategien versus kurzfristiger Profitinteressen einzelner.
Strategien
Bevor eine Strategie gewählt wird, ist eine Bestandsaufnahme des Gebietes notwendig, um mögliche Interessenskonflikte zwischen Schutz und Nutzung räumlich genau zu identifizieren.
Strategien können nach der Zielorientierung gegliedert werden.
- Erwartungshaltungen: rechtzeitige und richtige Information im Vorfeld des Besuchs verhindern enttäuschte Erwartungen und Konflikte
- Reduktion des Einflusses: zeitlich räumliches Verteilen und Bündeln, Änderung der Aktivität, zeitlich-räumliche Trennung von Aktivitäten, Alternativen ausserhalb des Schutzgebietes
- Erhöhung des Angebotes: zeitlich, räumlich, Menge, Zugang
- Erhöhung der Haltbarkeit: Materialwahl, Menge der Infrastruktur, Pflegeintensität
- Nutzungsbegrenzung: Menge, Aktivität, Verhalten, räumlich-zeitlich etc.
- Partizipation: rechtzeitige und nachhaltige Einbundung der Betroffenen, Prinzip der gleichen Ebene
Man kann auch unterscheiden zwischen
- Appellstrategien: Information der beteiligten Akteure mit dem Ziel, Einsicht bei Verursachern zu schaffen,
- Konventionsstrategien: Planung von Lenkungsmassnahmen und Prioritätensetzung bezüglich bestimmter Nutzungen oder individuelle Absprachen und Vereinbarungen zwischen Eigentümern und interessierten Nutzergruppen,
- Normenstrategien: Schutz von Gebieten durch Einschränkung oder Verbot
Massnahmen
Bei den Massnahmen der Besucherlenkung lassen sich weiche (indirekte/psychologische) und harte (direkte) Massnahmen unterscheiden.
Weiche Massnahmen funktionieren über Bildung, soziale Normen, (frühzeitige) prägnante Information, Angebote und Alternativen, Vorbildverhalten, Überredung oder Führungen. Sie beeinflussen die Entscheidung der Besucher und zielen auf Selbstbestimmung und Freiheit ab. Diese Massnahmen der Entscheidungsbeeinflussung entfalten ihre Wirkung langfristig und bedürfen einer steten Wiederholung.
Harte Massnahmen funktionieren über Regulationen (Ver- und Gebote, Strafen, Abgaben, gewerbliche Beschränkungen, Limitierungen) oder Massnahmen wie Abzäunungen oder Preispolitik. Für eine erfolgreiche Umsetzung dieser Massnahmen sind eine strikte Kontrolle und Sanktionen im Falle von Verstössen unerlässlich. Ein sorgfältiges Monitoring im Vorfeld dient als Argumentationsgrundlage und ist Voraussetzung für die Akzeptanz der Massnahmen.
Naturlehrpfad/Naturerlebnispfad
Im Zuge der Erlebnisorientierung der Gesellschaft, der Sehnsucht nach unberührter Natur und informellem Lernen liegen Naturlehrpfade im Trend, denn sie verbinden Umweltbildung, Information und „Edutainment“ mit Landschafts- und Naturerlebnis. Die Gestaltung des Naturlehrpfades ist entsprechend der Besucherstruktur zielgruppenorientiert auszurichten. Die Anlage und der Unterhalt eines Naturlehrpfades verursachen hohe Kosten.
Je nach Ausgestaltung des Pfades unterscheidet man folgende Lehrpfadtypen:
- Lehrpfad, Themenweg
Lehrpfade vermitteln Informationen zu verschiedenen Inhalten fast ausschließlich auf beschreibende Weise. Als Medien werden Informationstafeln oder Broschüren eingesetzt. Die Besucher erarbeiten sich die Inhalte nicht selbst, ihre Rolle beschränkt sich auf das passive Lesen von Texten. Der Begriff „Lehrpfad“, dem ein eher negatives Image anhaftet, wird in letzter Zeit häufig durch den neutraleren Begriff „Themenweg“ ersetzt.
- Interaktiver Pfad
Im Gegensatz zum Lehrpfad werden die Besucher beim interaktiven Pfad aktiv beteiligt. Sie erschließen sich die Informationen eigenständig. Häufig geschieht dies durch Drehen, Stecken, Schieben etc. Eine recht einfache und oft eingesetzte Methode der interaktiven Vermittlung ist die Klapptafel: Den Besuchern wird eine Frage gestellt, zur Überprüfung der Antwort müssen sie die Tafel aufklappen.
- Sinnespfad
Das Ziel von sensorischen Pfaden besteht darin, durch den bewussten Einsatz der Sinne (be-greifen, hören, riechen, sehen, schmecken, fühlen) und durch Körpererfahrung einen neuen Zugang zur Natur und dadurch zum Naturerleben zu finden.
- Erlebnisweg
Erlebniswege sind eine Kombination der vorher beschriebenen Typen. Der größte Teil der Stationen muss auf interaktive und sensorische Vermittlung abzielen. Damit wird es den Besuchern ermöglicht, die Inhalte des Pfades sowohl über eine Ansprache der verschiedenen Sinne, als auch über eine interaktive Einbeziehung ganzheitlich zu erfahren.
Besucherzentren
- Verhaltenssteuerung: Information über Schutzgut, Besuchsempfehlungen, Bindung über Erlebnis und Emotionen
- Zeitliche Steuerung: Öffnungszeiten von Ausstellungen und Tierfreigehegen reduzieren Aufenthaltsdauer
- Räumliche Steuerung: gebündelte Infrastruktur, Lehrpfade, Gehege
- Einkommen: Verkauf lokaler Produkte, Souvenirs, Arbeitsplätze, Bauaufträge
Erschliessungskonzept
Im Erschliessungskonzept wird die Nutzung des Wegnetzes eines Parks geplant. Es entspricht einem Richtplan, der die verschiedenen Nutzungen im Schutzgebiet (inkl. Kernzone etc.) festhält. Das touristische Erschliessungskonzept (TEK) bestimmt, wo welche Nutzungen möglich sind, welche Wege von Wanderern, Reitern etc. benutzt werden und welche Arbeitsschritte für die Umsetzung des Naturparks wann und von wem ausgeführt werden.
Einteilung in Zonen
In Abhängigkeit der biophysischen Gegebenheiten und der Problemstellung müssen Parkmanager mithilfe der Ausweisung von Gebieten unterschiedlich intensiver Nutzung eine angemessene Kombination aus Verdichtung und Zerstreuung der Erholungsnutzung erreichen. Durch die Einteilung in Zonen wird Gebieten ein spezifischer Grad und Intensität von menschlicher Aktivität und Naturschutz zugeordnet. Die Einteilung reicht von Gebieten mit intensiver menschlicher Aktivität (Dörfer, Siedlungen, Besucherzentren) bis hin zu Wildnisräumen ohne jeglichen menschlichen Einfluss.
Eine Unterteilung in Zonen kann auch zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Dies kann tage-, wochenweise oder jahreszeitliche Nutzungseinschränkungen in einem Gebiet nach sich ziehen. Kriterien für die Einteilung in Zonen sind neben dem Zustand des Parks, den Managementzielen für den Park, der Lage bedeutender Naturwerte und Besonderheiten, der Nachfrage nach Erholungsnutzungsmöglichkeiten und touristischen Dienstleistungen auch das regionale Angebot von Ressourcen, Möglichkeiten und Besonderheiten.
Jeder Zone werden erwünschte und akzeptable Zustände zugewiesen, die mit möglichen Managementmassnahmen (z.B. Gruppengrössenregulierung) und quantitativen Standards (LAC) verbunden werden.
Die Anzahl und Beschreibung der Zonen ist der jeweiligen Situation anzupassen. Eine Anzahl von drei bis zehn Zonen ist für das Parkmanagement gut zu handhaben.
Erfolgsfaktoren der Besucherlenkung
- Schaffen von Win-Win-Situationen für alle Beteiligte
- Frühzeitige Information aller Betroffenen
- Nachvollziehbarkeit von Massnahmen
- Kombination verschiedener Massnahmen
- gesamträumliche und regionale Betrachtungsweise bei der Planung, um Verlagerung von Problemen in Nachbarräume vorzubeugen
- Information alleine ist wenig wirkungsvoll