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Fasan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Fasan

Männlicher Fasan, Polen. Der dünne weiße Halsring weist darauf, dass es sich um einen Hybrid handelt

Systematik
Ordnung: Hühnervögel (Galliformes)
Familie: Fasanenartige (Phasianidae)
Gattung: Edelfasane (Phasianus)
Art: Fasan
Wissenschaftlicher Name
Phasianus colchicus
Linnaeus, 1758
Fasan, Weibchen
Fasanenhahn
Männchen

Der Fasan (Phasianus colchicus) ist ein Vogel, der aus Mittelasien stammt, aber schon von den Römern in Europa eingeführt wurde. Er ist weitaus größer als das Rebhuhn. Das Männchen kennzeichnet sich durch einen auffällig langen und gestuften Schwanz (auch als Spiel bezeichnet). Bis ins 19. Jahrhundert kam in Mitteleuropa vor allem der sogenannte Böhmische Jagdfasan (Phasianus colchicus colchicus) vor, der keinen Halsring aufweist. Ein Beleg dafür sind vor alte Jagdbilder. Erst im 19. Jahrhundert wurde als Jagdwild der Chinesische Reisfasan (Phasianus colchicus torquatus) und in geringerer Zahl zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch der Phasianus colchicus mongolicus eingeführt.[1] Die in Mitteleuropa zu beobachtenden Fasane sind fast durchgängig Mischformen der einzelnen Unterarten. Zum Teil sind haben sie unter ihren Vorfahren auch eine andere Fasanenart, nämlich den aus Japan stammenden Buntfasan.

Beschreibung

Das Männchen erreicht eine Körperlänge bis zu 90 cm, und sein Gefieder ist bronzebraun bis kupferrot mit schwarzen Säume. Der Kopf ist flaschengrün. Die Ohrfedern sind verlängert. Der männliche Fasan hat außerdem eine rote häutige Gesichtsmaske. Ein Teil der männlichen Fasane weist am Hals einen Ring auf. Die Füße sind unbefiedert. Männchen haben einen nach hinten gerichteten Sporn am Lauf. Das Weibchen ist deutlich kleiner und schlichter gefärbt.

Stimme

Der Ruf des Fasans ist ein unmelodisches lautes göö-gock oder gogock, das der am Boden befindliche Fasan in Abständen von ein bis drei Minuten ruft.[2] Der Körper ist während des Rufens aufgerichtet, der Schwanz hochgestellt. Das Rufen ist meist von einem Flügelburren begleitet. Die Rufe sind vor allem in der Zeit von Februar bis Juni zu hören. Vereinzelte Rufe, die bis in eine Entfernung von 500 Meter zu hören sind, sind auch im Herbst hörbar.

Lebensraum

Der Fasan ist ein Bewohner weiter Feldfluren, unterbrochen von Gehölzen oder Wasserläufen, und findet daher in der landwirtschaftlichen Kulturlandschaft ausreichende Lebensräume vor. Fasane leben vorrangig von pflanzlicher Nahrung und zerkleinern diese mit Hilfe von Gastrolithen in ihrem muskulösen Magen.

In Mitteleuropa hat sich gezeigt, dass die einzelnen Unterarten nur bedingt für die freie Wildbahn geeignet sind. Während des zweiten Weltkrieges, als keine intensive Hege mehr stattfand, verschwand der chinesische Reisfasan zu einem sehr großen Teil. Der dunklere und ringlose Böhmische Fasan dagegen hielt sich ohne Pflege, wenn ihm ein wasserreiches Revier mit Schilf- und Auwalddeckung zur Verfügung stand. In vielen Revieren hat sich in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wieder der Chinesische Reisfasan beziehungsweise der Hybrid mit einem hohen Anteil an chinesischem Reisfasan durchgesetzt.[3] Die Unterart gilt als leichter nachziehbar und als die geeignetere Unterart für Wildfasanierien.

Als ideales Fasanenrevier gilt in Mitteleuropa eine klimatisch begünstigte Auwaldlandschaft, die je zu einem Drittel Wald, Feld und Wiesen mit Wasser und Schilf aufweist. Als ungeeignet gleten reine Wald- und Feldgebiete ohne Winterdeckung.[4]

Ernährung

Der Fasan ist kein Scharrvogel, sondern gräbt vor allem mit dem Schnabel. Die Ernährungspalette ist außerordentlich groß, tierisches Protein spielt mit 15 bis 20 Prozent aber eine erhebliche Rolle.[5] Das zeigt sich unter anderem, wenn sich im Fasanenrevier mit Haarmücken verseuchte Roggenschläge gibt. Sie graben dann den sprießenden Roggenkeim aus, indem sie tiefe, steile Löcher neben den Halm graben. Das junge Grün wird nicht geäst, sondern lediglich die Haarmückenlarve.[6] Auch Kartoffelkäfer werden von adulten Fasanen und herangewachsenen Küken gefressen. In Kartoffelschlägen picken sie außerdem bevorzugt die Eierpakete des Kartoffelkäfers von der Kartoffelstaude ab.

Fortpflanzung

Fasane leben polygyn: Auf einen Hahn kommen 5 bis 6 Hennen (Geschlechterverhältnis 1:6). Bei der Jagd wird bei normaler Population in der Regel nur der Hahn bejagt, um das Geschlechterverhältnis zu gewährleisten.

Die Henne brütet am Boden in einer flachen Nestmulde mit wenig Nistmaterial. Ein Fasanengelege umfasst in der Regel zwischen 8 bis 15 Eier in der Größe 45,9 x 36,0 mm, die im Zeitraum Mai und Juni gelegt werden. Diese sind einfarbig olivbraun. Die Eiablage erfolgt täglich. Das Eigewicht schwankt zwischen 2,49 bis 3,79 g. Durchschnittswert ist 2,94 g. Brutbeginn ist nach der Ablage des letzten Eis und dauert etwa 22 bis 27 Tage. Die Bebrütung erfolgt durch die Henne. Nachgelege sind selten.

Die Küken sind Nestflüchter und verlassen das Nest spätestens 24 Stunden nach dem Schlupf. Die Geschlechter können schon im Kükenstadium unterschieden werden, da bereits frisch geschlüpfte männliche Küken angedeutete Balzrosen rund um das Auge haben. Im Schnitt überleben etwa die Hälfte das erste Lebensjahr.[7] Sie können sofort Insektennahrung bis zur Größe eines Ohrwurms aufnehmen. Sie ernähren sich in der ersten Lebenswoche fast gänzlich von Insekten. In der 3. Lebenswoche macht tierisches Eiweiß noch etwa 70 Prozent der Ernährung aus.[8] Neben Insekten setzt sich ihre Nahrung zunächst aus frisch gesprossenem Grün zusammen. Später kommen auch Unkraut- und Getreidesamen hinzu.[9] 14 Tage nach dem Schlüpfen können die Jungen fliegen.

Freßfeinde

Der Fasan hat eine sehr große Zahl von Fressfeinden. Die Eier werden unter anderem von Dachs, Marder, Krähen und Elstern gefressen. Wiesel, Iltis, Fuchs und Marder sowie Sperber und Habicht schlagen die Küken. Adulte Fasane werden vor allem vom Habicht sowie vom Fuchs geschlagen.

Symbolik

In China galt der Fasan im Allgemeinen als Symbol für drohendes Unheil. Teilweise wurde aber gerade das Ausbleiben seines Rufes als solches betrachtet. In der Qing-Dynastie war der Vogel indes Abzeichen der Zivilbeamten des 2. (Goldfasan) bzw. 4. Ranges (Silberfasan).

Hege und Zucht

Jagdhund mit erlegtem Fasan

Der Fasan gehört seit Jahrtausenden zum Federwild. Auf Kreta befindliche minoische Mosaiken aus der Zeit 2.000 vor Christus zeigen bereits Fasane. Römer hielten ihn in ihren Garnisonen als Zier- und Tafelvogel. Für das Mittelalter ist ein Vorkommen von Griechenland über den Balkan, den Karpaten und Alpenrand bis nach Südfrankreich nachweisbar.[10] Um stets genügend Fasane als Wildbret zu haben, wurden im deutschsprachigen Raum gegen Ende des 17. Jahrhunderts spezielle Fasanerien angelegt. Hier sorgten Jäger durch Reduktion der natürlichen Feinde und teilweise auch durch Bebrütung der Gelege im Schutzraum durch Puten und Hühner für einen unnatürlichen Bestand, der auch den Zweck hatte, neue Jagdbeute für Jäger darzustellen.

Die häufigste Jagdart auf den Fasan ist die Treibjagd. Die Erlegung findet mit Schroten statt. Die deutschlandweite Jagdstrecke liegt bei einer relativ konstanten Zahl von 350.000 Fasanen/Jahr.

Belege

Literatur

  • Hans Behnke und Günter Claussen: Fasan und Rebhuhn: Biologie, Hege, Aufzucht, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-440-10917-5
Commons: Fasan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Fasan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Behnke und Claussen, S. 7
  2. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1; S. 82.
  3. Behnke und Claussen, S. 7
  4. Behnke und Claussen, S. 15
  5. Behnke und Claussen, S. 21
  6. Behnke und Claussen, S. 16
  7. Behnke und Claussen, S. 17
  8. Behnke und Claussen, S. 21
  9. Behnke und Claussen, S. 16
  10. Behnke und Claussen, S. 6