Heer (Bundeswehr)
Heer | |
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Aufstellung | 12. November 1955 |
Staat | ![]() |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Typ | Teilstreitkraft (Landstreitkraft) |
Gliederung |
|
Stärke | Aktive Soldaten: 103.950 [1] (Januar 2010) |
Hauptsitz des Führungsstabes | Hardthöhe, Bonn |
Leitung | |
Inspekteur des Heeres |
Generalleutnant Werner Freers |
Das Heer ist neben Marine und Luftwaffe eine der drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr. Mit einem Umfang von rund 100.000 Soldaten im Frieden ist das Heer die größte Teilstreitkraft. In allen militärischen Organisationsbereichen dienen etwa 160.000 Soldaten in Heeresunifom.[3]
Die ersten Truppen des Heeres wurden am 12. November 1955 ausgehoben. Das Heer sieht sich ausdrücklich nicht in der Tradition der Wehrmacht. Im Kalten Krieg war die Hauptaufgabe der Bundeswehr die Landesverteidigung. An Kampfhandlungen war das Heer jedoch in dieser Zeit nicht beteiligt. Mit der Auflösung des Kommandos Territoriale Verteidigung 1969 wurde die Territoriale Verteidigung in das Heer eingegliedert und dieses organisatorisch in „Feldheer“ (der NATO unterstellt) und „Territorialheer“ (unter deutschem Kommando) unterteilt. Nach Beitritt der Länder der Deutschen Demokratischen Republik sowie Gesamtberlins zur Bundesrepublik Deutschland wurden Teile der Landstreitkräfte der Nationalen Volksarmee in das Heer integriert. Das Feldheer wuchs dadurch auf 42 Kampfbrigaden und auf 360.000 aktive Soldaten auf und erreichte damit seine historische Maximalgröße. Die Truppenteile des Territorialheeres wurden im Rahmen der Umgliederung zur „von Grund auf erneuerten Bundeswehr“ 2001 aufgelöst, verbliebene nationale Strukturen und Aufgaben in den neu geschaffenen Organisationsbereich Streitkräftebasis eingegliedert.
Die truppendienstliche Führung des Heeres obliegt dem Inspekteur des Heeres Werner Freers. Zum Aufgabenspektrum treten neben dem grundsätzlichen Auftrag der Landesverteidigung zunehmend internationale Kriseninterventions- und Stabilisierungsoperationen. Heerestruppen sind dazu im Rahmen multinationaler Einsätze wie KFOR, EUFOR und ISAF auch in Ländern außerhalb Deutschlands disloziert. Das Heer begegnet dieser Entwicklung mit einem umfassenden Transformationsprozess. Im Rahmen von NATO und der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU sind Truppen des Heeres in multinationale Stäbe und Verbände integriert.
Auftrag und Aufgaben

Als Teilstreitkraft der Bundeswehr ist der Auftrag des Heeres grundsätzlich deckungsgleich mit dem Auftrag und den Aufgaben der Bundeswehr, wie sie vom Generalinspekteur der Bundeswehr und dem Bundesminister der Verteidigung erarbeitet bzw. verantwortet werden. Maßgebliche Veröffentlichungen dazu sind die Verteidigungspolitischen Richtlinien Stand 2003[4] und das Weißbuch Stand 2006[5]. Das Heer hat sich nach dem Ende des Kalten Krieges von einer reinen Landstreitkraft zur Landesverteidigung zu einem Heer mit erweitertem Aufgabenspektrum gewandelt. In den Verteidigungspolitischen Richtlinien werden folgende Aufgaben für die Bundeswehr definiert:
- Internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus,
- Unterstützung von Bündnispartnern,
- Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger,
- Rettung und Evakuierung,
- Partnerschaft und Kooperation,
- Hilfeleistungen (Amtshilfe, Naturkatastrophen, besonders schwere Unglücksfälle).
Im Weißbuch wird dem Heer folgende Rolle zugewiesen: „Das Heer ist Kern der Landstreitkräfte und Träger von Landoperationen sowie Operationen luftbeweglicher und luftmechanisierter Kräfte.“[6]
Siehe auch: Auftrag der Bundeswehr
Organisation
Führung
Der oberste truppendienstliche Vorgesetzte des Heeres ist der Inspekteur des Heeres. Der Inspekteur des Heeres bekleidet den Rang eines Generalleutnants und ist unmittelbar dem Bundesminister der Verteidigung unterstellt. Der Inspekteur steht dem Führungsstab des Heeres im Bundesministerium der Verteidigung vor und stellt über diesen die Einsatzbereitschaft der Teilstreitkraft Heer sicher. Dem Inspekteur unterstehen außerdem unmittelbar das Heeresführungskommando sowie das Heeresamt.
Siehe auch: Spitzengliederung der Bundeswehr
Stellung in der Bundeswehr

Das Heer ist
- eine der drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr
- und einer der fünf militärischen Organisationsbereiche der Bundeswehr.
Seit Gründung der Bundeswehr war das Heer immer die zahlenmäßig größte Teilstreitkraft. Dies ergab sich im Kalten Krieg aus den der Bundeswehr zugewiesenen Aufgaben im Verteidigungskonzept der NATO für Europa, heute vor allem aus der Vielzahl an Aufgaben, die die Bundeswehr im Rahmen ihrer Auslandseinsätze zu bewältigen hat und die - im Vergleich aller Teilstreitkräfte - weiterhin große Heereskontingente erfordern. Da der Inspekteur des Heeres direkt dem Bundesminister der Verteidigung unterstellt ist, bildet das Heer einen vollständig eigenen Bereich innerhalb der Bundeswehr und ist für die Sicherstellung seiner Einsatzbereitschaft „im Rahmen der ihnen hierfür zugeteilten Kräfte und Mittel und gebilligten Strukturen“ (§ 2.2.2 Berliner Erlass) selbst verantwortlich. Koordinierend wirkt aber der Generalinspekteur der Bundeswehr (vgl. auch Militärischer Führungsrat), der für die Gesamtkonzeption und bestimmte andere Fragen wie die Innere Führung der Bundeswehr zuständig ist und gegenüber den Inspekteuren der Teilstreitkräfte zwar nicht befehls- aber doch weisungsbefugt ist. Er wirkt maßgeblich auf die oben zitierten „zugeteilten Kräfte und Mittel und gebilligten Strukturen“ ein. Die deutschen Truppenkontingenten sind für die Dauer ihres Einsatzes truppendienstlich dem Generalinspekteur der Bundeswehr unterstellt. Dem Generalinspekteur nachgeordnet ist auch die Streitkräftebasis sowie der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr, die viele ehemals im Heer angesiedelte Aufgaben und Truppenteile, beispielsweise die ehemals in den Wehrbereichen organisierten Verbände, bündeln. Das Heer ist heute daher kaum mehr befähigt wirklich autark zu operieren. Die „Heeresuniformträger“ der Streitkräftebasis und im Sanitätsdienst sind kein Teil des Heeres. Unter diesen Gesichtspunkten hat der Inspekteur des Heeres und damit das Heer insgesamt nach Ende des Kalten Krieges insbesondere seit Verkündung des Berliner Erlasses an Unabhängigkeit verloren.
Siehe auch: Gliederung der Bundeswehr
Gliederung
Die oberste truppendienstliche Behörde ist der Führungsstab des Heeres (Fü H). Diesem sind die zwei Säulen des Heeres, das Heeresführungskommando (HFüKdo) in Koblenz und das Heeresamt (HA) in Köln, unterstellt. Das Heeresführungskommando führt die Streitkräfte des Heeres. Ihm obliegt vor allem die truppendienstliche Führung der fünf Heeresdivisionen, die Führung der deutschen Anteile der Deutsch-Französischen Brigade sowie die Führung der deutschen Heeresanteile der multinationalen Einsatzstäbe und multinationalen Verbände. Truppen im Auslandseinsatz unterstehen jedoch für die Dauer ihres Einsatzes in Masse dem teilstreitkräftegemeinsamen Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBw). Das Heeresamt ist unter Anderem für die Ausbildung an den Schulen des Heeres, die Heeresrüstung und andere Verwaltungsaufgaben zuständig. Im Zuge der Transformation der Bundeswehr ist die Gliederung der Bundeswehr einer ständigen Veränderung unterworfen. Folgende Übersicht zeigt die grundlegende Gliederung, die meist als Neues Heer oder Heer 2010 beschrieben wird:
- Verbandsabzeichen des militärischen Anteils Führungsstab des Heeres in Bonn (Inspekteur des Heeres)
Heeresführungskommando in Koblenz
- Deutsch-Französische Brigade Müllheim, (deutscher Anteil)
- 1. Panzerdivision (Division Eingreifkräfte), Hannover
- Division Spezielle Operationen, Regensburg
- Division Luftbewegliche Operationen, Veitshöchheim
- 10. Panzerdivision, Sigmaringen
- 13. Panzergrenadierdivision, Leipzig
Heeresamt in Köln
Siehe auch: Truppenteilgliederung, ehemalige Heeresverbände
Beteiligung an multinationalen Verbänden
Im Rahmen von NATO und der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU sind Truppen des Heeres ständig in multinationale Stäbe und Verbände integriert. Das Heer war von 1955 bis 1990 fest in die mittlerweile gelockerte NATO-Kommandostruktur eingebunden. Das Heer bleibt jedoch in den Streitkräfteplanungsprozess der NATO eingebunden. Heute sind die Korps die Träger der Multinationalität. Das Heer stellt im Bedarfsfall Kräfte für EU Battlegroups, für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO und für Missionen der Vereinten Nationen. Die Heerestruppen sind dazu jedoch nicht ständig in diese multinationale Verbände eingegliedert, sondern werden meist nur im Bedarfsfall abgestellt. Eine Ausnahme bildet die ständig präsente Deutsch-Französische Brigade. Weitere Beteiligungen des Heeres an multinationalen Verbänden sind:
- Eurokorps: Das Heer stellt ständig den deutschen Anteil an der Deutsch-Französische Brigade und im Bedarfsfall die 10. Panzerdivision
- 1. Deutsch-Niederländisches Korps: Das Heer stellt im Bedarfsfall die Division Eingreifkräfte
- Multinationales Korps Nord-Ost: Das Heer stellt im Bedarfsfall die 13. Panzergrenadierdivision für das dänisch-polnisch-deutsche Korps ab.
Das Heer stellt in diesen Verbänden außerdem ständig den deutschen Anteil der Stäbe sowie in begrenztem Umfang Führungsunterstützungskräfte. Das Fernmeldebataillon 610 ist beispielsweise ständig in das Multinationale Korps Nord-Ost eingebunden. Am Allied Command Europe Rapid Reaction Corps ist das deutsche Heer nur mit wenigen Generalstabsoffizieren ständig beteiligt, hat aber die 1. Panzerdivision als im Bedarfsfall abzustellenden Verband vorgesehen. In besonderer Weise ist auch das Kommando Operative Führung Eingreifkräfte der Streitkräftebasis zur Führung der für EU und NATO abgestellten Verbände befähigt.
Kräftekategorien
Die Truppenteile des Heeres sind anhand drei streitkräftegemeinsamer Kräftekategorien klassifiziert. Die Einteilung der Verbände in diese Kategorien ergibt sich hinsichtlich des unterschiedlichen Auftrags, der Verfügbarkeit, der Ausbildung sowie der Ausrüstung des jeweiligen Verbandes. Die Kräftekategorien sind eine Reaktion auf das erweiterte Aufgabenspektrum des Heeres und die damit verbundenen Auslandseinsätze, die sich hinsichtlich ihrer Aufgaben voneinander unterscheiden. Die Verbände der jeweiligen Kräftekategorie sind dazu einer jeweiligen Aufgabe zugeordnet. Die drei Kräftekategorien sind:
- Eingreifkräfte werden als schnell verfügbare und besonders robuste Kräfte für (multinationale) Kriseninterventionsoperationen hoher Intensität vorgehalten und werden dazu bevorzugt ausgerüstet. Im Heer ist dazu u. a. die 1. Panzerdivision zur Division Eingreifkräfte umgewidmet worden.
- Stabilisierungskräfte sind Verbände zur Durchführung friedenserhaltender (multinationaler) Stabilisierungsoperationen mittlerer Intensität.
- Unterstützungskräfte sichern den Grundbetrieb des Heeres im Einsatz und in Deutschland.
Truppengattungen

Durch den Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres wurde am 17. Oktober 2005 die offizielle Gliederung der Truppengattungen des Heeres bekannt gegeben.[7] Jede Truppengattung fasst Truppenteile gemäß ihrer Fähigkeiten und ihrer Ausrüstung zusammen. Äußerlich ist die Zugehörigkeit beispielsweise an der Waffenfarbe (Farbe der Kragenspiegel bzw. der Litzen, etc.) oder am Barettabzeichen erkennbar. Folgende Tabelle stellt die Einteilung der Truppengattungen gemäß dem Kommandeurbrief zusammen. Nicht explizit im Brief aber in der Tabelle ebenfalls aufgeführt ist der Militärmusikdienst, der de facto eine eigene Truppengattung bildet.
Einige der zuletzt zum Heer und jetzt zur 2001 aufgestellten Streitkräftebasis gehörenden Truppengattungen sind die Feldjägertruppe, die Truppe für Operative Information, die Fernmeldetruppe EloKa und die 2003 aufgelöste Topographietruppe.
Standorte

Das Heer ist in Kasernen fast im gesamten Bundesgebiet stationiert. Keine größeren Truppenteile befinden sich lediglich in den Ländern Bremen, Hamburg und Berlin. Die militärischen Anlagen, d. h. Kasernen, Depots und Truppenübungsplätze selbst stehen aber größtenteils nicht unter der Verwaltung des Heeres sondern werden von Standort- und Truppenübungsplatzkommandaturen der Streitkräftebasis oder Dienststellen der Territorialen Wehrverwaltung betrieben. In ausländischen Garnisonen sind Truppenteile des Heeres nicht dauerhaft beheimatet. In Aufbau befindet sich aber im französischen Straßburg der Aufbau eines Jägerbataillons. Das Standortkonzept hat sich seit Ende des Kalten Krieges und spätestens mit Vorlage des Standortkonzeptes 2004 unter Bundesverteidigungsminister Peter Struck grundlegend verändert. Zahlreiche Standorte, die bis 1990 in der Nähe der zugewiesenen Verteidigungsräume der Truppenteile lagen, wurden einhergehend mit der Verkleinerung des Heeres aus Kostengründen geschlossen und die Truppenteile in wenigen Räumen konzentriert, die oftmals nahe geeigneter Ausbildungseinrichtungen (z. B. Truppenübungsplätze) liegen.[8] Truppenkonzentration befinden sich heute beispielsweise in der Lüneburger Heide um die Truppenübungsplätze Munster und Bergen, in Ostwestfalen-Lippe (u. a. Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne), in Franken, an der Saar, Westthüringen, im Alpenraum und im Bayerischen Wald.[9]
Siehe auch: Kasernen der Bundeswehr heute, Liste der Bundeswehrstandorte in Deutschland, Liste ehemaliger Bundeswehrstandorte in Deutschland
Rekrutierung und Ausbildung
Soldaten

Das Heer ist seit dem Ende des Kalten Krieges deutlich verkleinert worden. Aktuell (Januar 2010) hat das Heer eine Friedensstärke von 99.750 Soldaten.[10] Seit 2001 sind alle Laufbahnen des Heeres uneingeschränkt für Frauen geöffnet. In der Bundeswehr dienen etwa 10.400 weibliche Heeresuniformträger. (Stand Januar 2010).[11] Dies entspricht etwa 6,5% aller Heeresuniformträger. Der von einberufenen Wehrpflichtigen zu leistende Grundwehrdienst dauert 9 Monate.
Im Vergleich zur Gesamt- bzw. Heeresstärke anderer europäischer Armeen (z.B. von Frankreich, Großbritannien oder Italien) hat das deutsche Heer eine relativ geringe Stärke. Dies erklärt sich durch die deutsche Besonderheit der Organisationsbereiche der Streitkräftebasis und des Zentralen Sanitätsdienstes, in denen im großen Umfang Heeressoldaten (offizielle Bezeichnung: „Heeresuniformträger“) Dienst leisten. Für die Streitkräftebasis geht man beispielsweise von rund 80 % „Heeresanteil“ aus. Derzeit (März 2009) kann demzufolge von insgesamt rund 160.000 „Heeresuniformträgern“ in der Bundeswehr ausgegangen werden.[3]
Nach dem Dienstverhältnis lassen sich die Soldaten in Berufssoldaten, Soldaten auf Zeit, Grundwehrdienstleistende und Freiwillig länger Wehrdienstleistende differenzieren.
Siehe auch: Frauen in der Bundeswehr
Reservisten
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sieht für die Streitkräfte eine Wehrpflicht vor. Wehrpflichtige und einberufene Männer werden in ihrem mindestens 9 Monate dauernden Wehrdienst für eine Aufgabe in den Streitkräften ausgebildet. Während im Kalten Krieg Soldaten nach ihrem aktiven Wehrdienst meist fest in Verbände des Territorialheeres eingeplant wurden, um im Verteidigungsfall das Feldheer zu unterstützen, sind viele ehemals beim Heer angesiedelte Aufgaben des Territorialheeres in den Aufgabenbereich der Streitkräftebasis übergegangen. Viele der Ergänzungstruppenteile im Heer wie die Heimatschutzverbände wurden aufgelöst und ihr für den Verteidigungsfall eingelagertes Material vernichtet. Gediente Soldaten sind nach ihrer Dienstzeit zwar weiterhin Reservisten, werden aber deutlich seltener als im Kalten Krieg fest einem nicht aktiven Verband zugeordnet. Wehrübungen sind mittlerweile selten und meist freiwillig. Dennoch sind auch heute noch im Heer weiterhin Dienstposten für Reservisten ausgeplant und einige wenige Ergänzungstruppenteile Teil des Heeres. Dazu zählen im Heer beispielsweise zwei nicht aktive Panzergrenadierbataillone und zwei Aufklärungsbataillone. Diese Verbände verfügen in der Regel aber über kein eigenes schweres Gerät, sondern sind als Ausbildungsverbände konzipiert, die zur Ausbildung auf das Gerät aktiver Verbände zurückgreifen. Die Zahl der Beorderungsdienstposten für Reservisten (Verstärkungsreserve) beträgt 35.000 [A 4]. Im Verteidigungsfall könnte das Heer durch Reservisten also deutlich aufwachsen. Besondere Bedeutung hat die Verwendung von besonders fachlich qualifizierten Reservisten zur Deckung eines besonderen Bedarfes bei den Auslandseinsätzen. Reservisten können durch Wehrübungen und die Teilnahme an Lehrgängen innerhalb ihrer Laufbahn befördert werden und ggf. in die nächste Laufbahn aufsteigen, höchstens jedoch bis zum Dienstgrad Oberst.
Ausbildung
Alle Soldaten des Heeres durchlaufen zunächst die dreimonatige Allgemeine Grundausbildung. Die Inhalte der Grundausbildung sind identisch in allen Organisationsbereichen der Streitkräfte. Zur Durchführung der Grundausbildung bilden die Bataillone meist spezielle Ausbildungskompanien. Mehrheitlich erst nach der Grundausbildung werden die Soldaten in ihre Stammeinheiten versetzt. Die weitere Ausbildung erfolgt für die meisten Wehrpflichtigen im aktiven Dienst meist in den regulären Kompanien. Ausnahmen sind die Offizieranwärterbataillone, die für Offizieranwärter zunächst Ort ihrer truppengattungsunabhänigen Ausbildung sind. Besondere laufbahn- oder truppengattungsspezifische Lehrgänge werden vor allem an den Schulen des Heeres und an den Zentren des Heeres durchgeführt. Daneben gibt es auch spezielle Ausbildungseinheiten, die beispielsweise die Ausbildung angehender Kraftfahrzeugmechaniker, Richtschützen, Kraftfahrer durchführen und mittlerweile teils im Bereich der Streitkräftebasis angesiedelt sind. Jeder erfolgreiche Ausbildungsabschnitt wird durch die Ausbildungs- und Tätigkeitsnummer (ATN) nachgewiesen. Obligatorisch für Unteroffiziersanwärter ist der Besuch der Heeresunteroffizierschule, während die angehenden Offiziere die Offizierschule des Heeres zum Erwerb ihrer Offiziersbriefe besuchen müssen. Viele Lehrgänge sind mittlerweile aber auch an Ausbildungseinrichtungen der Streitkräftebasis zu absolvieren. Offiziere aller Teilstreitkräfte absolvieren an den Universitäten der Bundeswehr in den allermeisten Fällen ein ziviles Studium, das nicht in direktem Zusammenhang mit ihrer militärischen Verwendung stehen muss. Für die Ausbildung und Weiterentwicklung der Truppengattungen tragen dabei die Kommandeure einiger Schulen oder Zentren neben den Verantwortlichen im Heeresamt besondere Verantwortung. Diese besetzen die Dienststellungen General der Infanterie, General der Panzertruppen, General der Heeresaufklärungstruppe, usw. Fast jede Truppengattung weist ein Lehrbataillon oder mindestens eine Lehrkompanie auf, die in besonderer Weise neben ihren Aufgaben als regulärer Verband an der Ausbildung und Weiterentwicklung der Truppengattung beteiligt ist und daher auf die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Schulen angewiesen ist. Diese Verbände und Einheiten dienen zur Erprobung neuer Technologien, Dienstvorschriften und Verfahren, sowie zur Demonstration der Fähigkeiten der Truppengattung. Die meisten dieser Verbände sind Teil der Panzerlehrbrigade 9.
Dienstgrade
Die Laufbahnen der Soldaten lassen sich in die drei Laufbahnen Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere gliedern. Die Laufbahnen Unteroffiziere und Offiziere sind nochmals in Dienstgradgruppen untergliedert. Niedrigster Rang im Heer ist der Soldat mit der Dienstgradbezeichnung seiner Waffengattung wie Jäger, Panzerschütze, Panzergrenadier, Kanonier u.w.. Höchster Rang im Heer ist der Dienstrang eines Generals. Dieser wird nur Soldaten verliehen, die eine Position oberhalb der Befehlsstruktur des Heeres einnehmen; der Inspekteur des Heeres ist ein Generalleutnant. Die Anrede eines Offiziers ab Brigadegeneral ist unabhängig vom tatsächlichen Dienstrang „Herr General“. Die Bezeichnungen der Dienstgrade sind in den Teilstreitkräften Heer und Luftwaffe identisch.
Siehe auch: Dienstgrade der Bundeswehr
Ausrüstung
Fahrzeuge und Hauptwaffensysteme

Die Hauptwaffensysteme sind der Kampfpanzer Leopard 2, der Schützenpanzer Marder und ab etwa 2012 dessen Nachfolger, der Schützenpanzer Puma. Weitere Systeme sind der Waffenträger Wiesel sowie die Artilleriesysteme MARS und Panzerhaubitze 2000. Die Heeresflugabwehrtruppe nutzt zur Abwehr gegenerischer Flugkörper und Flugzeuge zukünftig vor allem den den Wiesel 2 Ozelot. Der bei den Flugabwehrkanonenverbänden eingesetzte Flugabwehrkanonenpanzer Gepard wird bis 2010 ausgemustert. Dazu gesellen sich eine ganze Reihe weiterer ungepanzerter und gepanzerte Rad- und Kettenfahrzeuge, sowie die Transport-, Verbindungs- und Kampfhubschrauber der Heeresflieger. Über die zurzeit in den Verbänden des Heeres nach StAN verfügbaren Hauptwaffensysteme (nur Ausgewählte mit Offensivwaffen) in den Bataillonen und Regimentern gibt folgende Tabelle Auskunft:
Fahrzeug | Anzahl | Verteilung | Typ | |
---|---|---|---|---|
Bundeswehr1 | Heer2 | |||
Leopard 2 | 393 | 264 | 44 Stück je Panzerbataillon | Kampfpanzer |
Marder | 521 | 352+ | a.) 44 Stück je Panzergrenadierbataillon (=352) b.) + weitere für die beobachtende Artillerie. Ablösung durch Fennek[12] |
Schützenpanzer |
MARS | 59 | 40 | 8 je Raketenartilleriebatterie | Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem |
Puma | 410 | 352 | Geplant. Zulauf ab etwa 2012. 44 Stück je Panzergrenadierbataillon |
Schützenpanzer |
Panzerhaubitze 2000 | 153 | 104 | 8 je Panzerartilleriebatterie | Panzerhaubitze |
Tiger | 34 | - | im Zulauf, Gesamtstückzahl 80 geplant; vorgesehen für die Kampfhubschrauberregimenter 26 und 36 ab etwa 2010. |
Kampfhubschrauber |
Wiesel 1 TOW und MK | 272 | ? | Varianten TOW (Panzerabwehrlenkwaffe) und MK für u. a. Infanterieverbände | Waffenträger |
Wiesel 2 Mörserkampfsystem | 94 | ca. 80-90 | geplant, Zulauf ab etwa 2011, übergangsweise auf Wolf verlastet. Aufklärungs-, Führungs- und Wirkverbund Mörserkampfsystem für Mörserteileinheiten der Infanterie |
Panzermörser und weitere |
1 Gesamtzahl (Stück) in der Bundeswehr. Quelle: Bundeswehrplan 2009[13]
2 Schätzung. Stück. Berücksichtigt ist nur das Großgerät, das unmittelbar den Bataillonen und Regimentern der nachgeordneten Bereiche des Heeresführungskommandos zugeordnet ist. Eventuell vorhandene Fahrzeuge in den übergeordneten Stäben und Verbänden bleiben unberücksichtigt. Weiteres Großgerät befindet sich in den anderen militärischen Organisationsbereichen oder in den dem Heeresamt nachgeordneten Bereichen (z.B. an den Truppenschulen, am Gefechtsübungszentrum Heer, etc.) u.a. als Schulungs- und Ausbildungsfahrzeuge (u. a. Fahrschulpanzer) oder Erprobungs- oder Versuchsmuster, bei den deutschen Truppenkontingenten im Ausland, bei Verbündeten im Rahmen von Leasing-Vereinbarungen, als Austauschfahrzeuge in der Instandsetzung, „langzeitlagernd“ in Depots oder harrt der Demilitarisierung oder Verschrottung, etc.
Siehe auch: Kettenfahrzeuge der Bundeswehr, Luftfahrzeuge der Bundeswehr und Radfahrzeuge der Bundeswehr
Handwaffen
Als Bewaffnung stehen dem Soldaten je nach Einsatzzweck zahlreiche Handwaffen zur Verfügung – meist das Sturmgewehr G36. Kraftfahrer führen häufig die MP2 (Uzi) als Standardwaffe. Die Uzi wurde durch die HK MP7 bereits teilweise ersetzt. Die Standardpistole der Bundeswehr ist die P8 - die Vorgängerpistole P1 ist nur noch selten in Gebrauch. Infanteriegruppen führen außerdem meist ein Maschinengewehr MG3 oder HK MG4 mit sich. Die Scharfschützen in den Infanterie- und Panzergrenadierkompanien führen das G 22 oder G82. Zur Panzerabwehr steht neben der Panzerfaust 3 auch die Panzerabwehrlenkrakete MILAN zur Verfügung. Letztere wird jedoch bevorzugt aufgesessen zum Einsatz gebracht. Zur Fliegerabwehr mit Handwaffen verfügt die Heeresflugabwehrtruppe über die Fliegerfaust 2. Von abgesessenen Infanteriegruppen kann auch der Granatwerfer HK GMW und der Mörser 120 mm eingestzt werden. Aufgrund des hohen Gewichts werden die MILAN, der HK GMW sowie der 120 mm-Mörser überwiegend auf Waffenträger verlastet oder überwiegend ortsfest eingesetzt; sie sind daher keine klassischen Handwaffen.
Siehe auch: Infanterist der Zukunft und Liste der Handwaffen der Bundeswehr
Nukleare Gefechtsfeldwaffen
Der Einsatz nuklearer Gefechtsfeldwaffen durch die Artillerietruppe des Heeres war im Kalten Krieg eine taktische Option für den Verteidigungsfall, wenn auch die entsprechenden Granaten und Raketen erst durch die amerikanischen Streitkräfte im Rahmen der Vereinbarungen zur nuklearen Teilhabe bereitgestellt werden mussten. Obwohl technisch auch heute noch möglich, führten Beschlüsse der nuklearen Planungsgruppe der NATO 1991 zu einem Verzicht solcher Einsatzszenarien.
Uniform
Dienstanzug

Der Dienstanzug des Heeressoldaten unterscheidet sich vom Dienstanzug aller anderen Teilstreitkräfte und ist überwiegend in Feldgrau gehalten. Auch in der Streitkräftebasis dienen Heeresuniformträger. Im Vergleich zur Marine wird der Dienstanzug im normalen Truppendienst seltener getragen. Zum Dienstanzug gehört das Barett (bei der Gebirgstruppe die Bergmütze). Durch Barettfarbe und Barettabzeichen ist meist eine Identifikation der Truppengattung möglich. Ausnahmen davon sind aber zahlreich. Beispielsweise tragen die meisten Angehörigen eines Luftlandeverbandes das bordeauxrote Barett. Offizieranwärter tragen ein marineblaues Barett mit dem Abzeichen der Truppengattung für die sie vorgesehen sind. Marineblaue Baretts tragen beispielsweise auch Angehörige der multinationalen Deutsch-französischen Brigade und einiger multinationaler Korpsstäbe. Letztere Soldaten tragen außerdem auch einheitliche Barettabzeichen, so dass keine Identifizierung der Truppengattung anhand ihrer Kopfbedeckung möglich ist. Die Heeresuniformträger des Wachbataillons tragen eine besonderes Barettabzeichen - für sie gelten ohnehin in Hinblick auf die Uniform zahlreiche Besonderheiten. Gebirgsjäger und andere jetzige oder ehemalige Gebirgstruppenteile tragen eine abgewandelte Form des Dienstanzugs. Zum Berganzug mit Skibluse und Keilhose tragen diese die Bergmütze und Bergstiefel. Die Laufbahnen und eingeschränkt auch die Dienstgradgruppen lassen sich neben den Dienstgradabzeichen auch an den verschiedenartig ausgeführten Paspelierungen an den Schulterklappen und Kragen sowie den Doppellitzen der Kragenpsiegel erkennen (für Generale beispielsweise goldene Kordel als Paspel oder Litze, für andere Offiziere Silber, für Unteroffiziere mit Portepee altgolden usw.). Eine weitere Identifikation der Truppengattung kann über die Waffenfarbe am Kragenspiegel und an den farblichen Unterlegungen oder Umrandungen der Dienstgradabzeichen bzw. Schulterklappen vorgenommen werden. Die Dienstgradabzeichen selbst bestehen beim Dienstanzug nicht mehr aus einfachem Druck oder Stickereien sondern sind aus Metall gefertigt und werden auf die Schulterklappen aufgesteckt. Am linken Ärmel wird immer das gestickte Verbandsabzeichen getragen, also das der Brigade, der Division, des entsprechenden Stabes (z. B. Verbandsabzeichen des Heersführungskommandos oder der Truppenschule) oder des Wehrbereichskommandos. An der rechten Brusttasche darf zusätzlich ein selbstgewähltes sogenannte interne Verbandsabzeichen getragen werden, das die Zugehörigkeit zu einer Kompanie oder zu einem Bataillon demonstrieren kann. Dazu kommen eine ganz Reihe weiterer Abzeichen, die auf die Dienststellung oder Verdienste der einzelnen Träger zurückgehen. Kompaniefeldwebel tragen zum Beispiel eine goldene Kordel über die Schulter. Unteroffiziere und Mannschaften eine ggf. erworbene Schützenschnur. Auszeichnungen, z. B. das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit andere Ehrenzeichen der Bundeswehr oder für die Teillnahme an Einsätzen, werden meist über der linken Brusttasche als Bandschnalle getragen. Ärmelbander werden im Heer nur von wenigen Heeresuniformträgern getragen. Dies sind im Bereich des Heeresführungskommandos nur die Heeresflieger und die Soldaten der Panzerlehrbrigade 9. Im Bereich des Heeresamtes beispielsweise die Angehörigen (nicht Lehrgangsteilnehmer) der Offizierschule des Heeres. Einige für bestandene Lehrgänge verliehene Abzeichen oder durch bestimmte Qualifikationen erworbene, z.B. das Fallschirmspringerabzeichen, das Heeresbergführerabzeichen oder andere Tätigkeitsabzeichen werden wiederum meist oberhalb der rechten Brusttasche angebracht und sind aus Metall. Uniformknöpfe, Stickereien der Ärmelbänder und Dienstgradabzeichen aus Metall sind silberfarben, nur für die Dienstgradgruppe Generale sind sie goldfarben.
Für besonders feierliche Anlässe (Großer Zapfenstreich, Trauerfeiern) kann der Große Dienstanzug befohlen werden. Die Soldaten tragen dann beispielsweise oft Helm statt Barett, Kampfstiefel statt Halbschuhe, Überfallhose und Lederkoppel über der Dienstjacke oder dem Mantel. Besondere Uniformabwandlungen zeichnen auch die Feldjäger, die meisten Angehörigen der Musikkkorps oder Fahnenkommandos aus, denn diese tragen zum Dienstanzug das Weißkoppelzeug.
Feldanzug
Die häufigste Anzugart im Heer ist der Feldanzug in seiner Grundform. Zu Kampfstiefeln (oder Bergstiefeln) Feldhose und Feldbluse in Flecktarnmuster (bei Panzerbesatzungen und Heeresfliegern auch einteilige Panzerkombinationen in oliv oder flecktarn) wird dazu im Gefechts- und Wachdienst meist die Feldmütze oder Gefechtshelm getragen. Damit wird häufig die Splitterschutzweste oder das Gerödel (Tragehilfe für Klappspaten, Feldflasche, Kampfmesser etc.) kombiniert. Außerhalb des Wach- und Gefechtsdienstes wird häufig zum Feldanzug das Barett oder die Bergmütze getragen. Die Dienstgradabzeichen sind einfacher als am Dienstanzug und bestehen nur aus gedruckten oder gestickten Dienstgradschlaufen die auf die Schulterklappen aufgeschoben werden. Die Truppengattung kennzeichnet keine Paspelierung sondern einfache Litzen, die ebenfalls auf die Schulterklappen aufgeschoben werden. Im Unterschied zur Marine sind die Stickereien für Mannschaften und Unteroffiziere nie goldfarben. Die Dienstgradabzeichen der Offiziere von Marine und Heer unterscheiden sich ohnehin in ihrer Form, obwohl die Stickereien für Generale des Heeres ebenfalls goldfarben sind. Nur in der Tarnausführung (schwarze Stickereien) gleichen sich die Abzeichen der Mannschafts- und Unteroffizierdienstgrade von Heer und Marine. Eine Unterscheidung ist dann nur - ggf. neben der Kopfbedeckung - über die fehlende Litze der Marineuniformträger möglich. Der Unterschied zum Feldanzug der Luftwaffe ergibt sich deutlich durch die auf den Luftwaffendienstgradschlaufen aufgestickten Schwingen. Verbandsabzeichen werden nicht am Feldanzug getragen; das interne Verbandsabzeichen als Anhänger nur außerhalb des Gefechtsdienstes sonst manchmal auch als (nicht fest angebrachtes) Ärmelabzeichen. Tätigkeits- und an Lehrgänge gebundene Abzeichen (z. B. bestandener Einzelkämpferlehrgang) sind im Gegensatz zur Ausführung an der Dienstausführung am Feldanzug lediglich gestickt und aufgenäht. Besondere Auszeichnungen, die am Dienstanzug meist als Bandschnalle getragen werden, werden am Feldanzug nicht getragen.
Siehe auch: Uniformen der Bundeswehr, Dienstanzug, Ehrenzeichen der Bundeswehr
Geschichte
Vorgeschichte

Nach dem Zusammenbruch der der nationalsozialistischen Diktatur, der fast vollständigen Vernichtung der Landstreitkräfte der Wehrmacht und der sich daran anschließenden alliierten Besatzung der Gebiete des Deutschen Reiches war eine Aufstellung neuer deutscher Landstreitkräfte sowohl von deutscher Seite als auch von alliierter Seite zunächst nicht gewünscht. Bereits ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik Deutschlands und deren zunehmender Westbindung unter der politischen Gestaltung Konrad Adenauers bei gleichzeitiger sich anbahnender Konfrontation zwischen den ehemaligen Alliierten im Osten auf der einen und dem Westen auf der anderen Seite stimmte die Beratende Versammlung des Europarates der Bildung einer europäischen Armee mit deutscher Beteiligung am 11. August 1950 zu. 1951 wurde der militärisch gegliederte und mit leichten Kriegswaffen ausgestattete Bundesgrenzschutz (BGS) in einer Stärke von 10.000 Mann aufgestellt. Die BGS Verbände bildeten vielfach einen Grundstock für die späteren Heeresverbände. In der Himmeroder Denkschrift skizzierten in der Wehrmacht ehemals hochrangige deutsche Militärs erstmals die Grundzüge eines neu aufzustellenden „deutschen Kontingents im Rahmen einer internationalen Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas“. Für die deutschen Landstreitkräfte sah die Denkschrift bis 1952 die Bildung einer 250.000 Mann starken Armee vor. Die Militärs sahen die Bildung von zwölf Panzerdivisionen und sechs Korpsstäben mit dazugehörigen Korpstruppen vor, da nur die Panzerdivisionen eine Kampfkraft aufbringen könnten die zahlenmäßig weit überlegenen Truppen des späteren Warschauer Paktes zurückzuwerfen. Am 26. Oktober 1950 wurde Theodor Blank zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“ ernannt. Dieser Vorläufer des Verteidigungsministeriums wurde etwas euphemistisch als „Amt Blank“ tituliert, diente aber explizit der Vorbereitung der Wiederbewaffnung Westdeutschlands. Das Amt Blank legte bereits im März 1954 die Pläne zur Organisation der neuen deutschen Landstreitkräfte vor. Diese sahen die Bildung von sechs Infanterie-, vier Panzer- und zwei Panzergrenadierdivisionen als deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas im Rahmen einer Europäische Verteidigungsgemeinschaft (siehe auch Pleven-Plan) vor. Nach einem Beschluss der Londoner Neun-Mächte-Konferenz vom 28. September bis 3. Oktober 1954 wurde der Eintritt Deutschlands in die NATO mit Wirkung zum 9. Mai 1955 – also vor Aufstellung eigener Truppen – als Ersatz für die politisch gescheiterte Europäische Verteidigungsgemeinschaft beschlossen. Erst nach dem NATO-Beitritt 1955 wurde das Amt in das Bundesverteidigungsministerium umgewandelt nachdem der Bundestag bereits am 8. Februar 1952 der Bundestag einem deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas zugestimmt hatte und das Grundgesetz seit dem 26. Februar 1954 entsprechend um die Artikel zur Wehrhoheit des Bundes ergänzt worden war. Theodor Blank wurde erster Verteidigungsminister. Keimzelle des Heeres bildete die Abteilung V Heer im Verteidigungsministerium. Unterabteilungen waren die Bereiche V A Führung und Ausbildung, V B Organisation sowie V C Logistik.
Heeresstruktur I 1955–1959

Die eigentliche Geschichte des Heeres und der Bundeswehr beginnt mit der Einberufung der ersten Soldaten am 12. November 1955 in Andernach. Das Heer sah sich bei der Gründung ausdrücklich nicht in der Nachfolge der 10 Jahre zuvor besiegten Wehrmacht, sondern in der der preußischen Militärreformen und des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus um die Gruppe der Freiheitskämpfer vom 20. Juli 1944. Gleichwohl wurde das Offizierskorps aus Mangel an Alternativen lange Zeit vor allem durch ehemalige Offiziere der Heeres der Wehrmacht geprägt. Erster Inspekteur des Heeres wurde der ehemalige General der Panzertruppe Hans Röttiger, der bereits an der Ausarbeitung der Himmeroder Denkschrift beteiligt war. Bis zum Ende des Kalten Krieges 1989 bestimmte die Konfrontation zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt die Geschichte des Heeres.
Das Heer war von Anfang fest in die NATO-Struktur eingebunden und sollte bis 1959 in der Heeresstruktur I insgesamt zwölf Heeresdivisionen stellen. Bis 1966 sah die NATO-Strategie einen massiven atomaren Vergeltungsschlag im Falle eines Angriffs der in Europa an konventionellen Kräften überlegenen sowjetischen Streitkräfte vor. 1956 wurden als erste Truppenteile des Heeres sieben Lehrkompanien in Andernach aufgestellt und der Aufbau der Truppenschulen des Heeres begann. Am 1. April 1957 wurden die ersten Wehrpflichtigen in das Heer einberufen. Zur Aufstellung der nun insgesamt geplanten 12 Panzer- und Grenadierdivisionen wurden die bestehenden Verbände etwa alle 6 Monate in zwei Verbände geteilt. Dennoch konnten bis 1959 nicht alle geplanten zwölf Divisionen der NATO unterstellt werden. Ende 1958 betrug die Stärke des Heeres etwa 100.000 Mann. Das Heer griff bei der Ausrüstung zunächst auf amerikanisches Material wie den Kampfpanzer M 47 zurück.
Die Landsteitkräfte der Bundeswehr waren zunächst in das Heer und die Territoriale Verteidigung gegliedert. Das Heer war fest in die NATO-Kommandostruktur eingebunden. Als oberste Führungsebene der territorialen Streitkräfte wurde 1957 das „Amt für territoriale Verteidigung“ - später in „Kommando Territoriale Verteidigung“ umbenannt – aufgestellt. Das Kommando Territoriale Verteidigung unterstand direkt dem Bundesministerium der Verteidigung. Im engeren Sinn bildete die Territorialverteidigung daher einen eigenen Bereich neben den Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe. Die Truppenteile für die Territoriale Verteidigung stand unter nationalem Kommando und war nicht voll in die NATO-Kommandostruktur integriert.
Heeresstruktur II 1959–1970


Die Entwicklung sowjetischer taktischer Atomwaffen machte eine neue Heeresstruktur noch vor endgültiger Einnahme der Zielstruktur der Heeresstruktur I notwendig. Um die Auswirkungen von Angriffen mit atomaren Gefechtsfeldwaffen auf das Heer zu minimieren wurden die bis zu 28.000 Soldaten fassenden und als unbeweglich eingestuften Divisionen in kleinere und mobilere Einheiten – die Brigaden – gegliedert. Diese kleineren Einheiten sollten auch auf dem atomaren Gefechtsfeld mehrere Tage durchhaltefähig sein, zur beweglich geführten Verteidigung und zu schnellen Gegenangriffen fähig sein. Die neuen Panzer- und Grenadierbrigade waren außerdem zum Gefecht der verbundenen Waffen befähigt. Jede Division sollte sich aus 3 Brigaden zusammensetzen. Die Panzerbrigade setzte sich standardmäßig aus einem Panzergrenadierbataillon, zwei Panzerbataillonen, einem Panzerartilleriebataillon und einem Versorgungsbataillon zusammen. Die Grenadierbrigade bestand aus einem motorisierten Grenadierbataillon, zwei Panzergrenadierbataillonen, einem Panzerbataillon, einem Feldartilleriebataillon sowie einem Versorgungsbataillon. Die Grenadierdivisionen erhielten die Bezeichnung „Panzergrenadierdivision“. Ende 1959 konnten insgesamt 11 Divisionen und 27 Brigaden aufgestellt werden. Das Feldheer hatte 1959 eine Stärke von 148.000 Mann. Das Territorialheer stellte Anfang der 1960-er Jahre die ersten (überwiegend nicht aktiven) Jägerbataillone und Sicherungskompanien auf. 1965 waren 34 der geplanten 36 Brigaden aufgestellt und die 12. Panzerdivision wurde als letzte der geplanten Divisionen der NATO einsatzbereit gemeldet. 1969 war das Heer auf 305.000 Mann aufgewachsen. Die Doktrin der massiven Vergeltung wurde 1967 durch die Strategie Flexible Response abgelöst, die immer noch den Einsatz nuklearer Waffen vorsah und die Strategie der Vorneverteidigung mit sich brachte. Das Heer war dazu im Rahmen der nuklearen Teilhabe bereits 1969 mit 3 nuklearfähigen Raketenartilleriebataillonen und 2 nuklearfähigen Feldartilleriebataillonen aufgestellt – weitere Einheiten waren geplant. Dem Heer liefen in der Heeresstruktur II weitere neue Waffensysteme zu. Die Panzerverbände erhielten zunächst den amerikanischen Kampfpanzer M 48, später den Kampfpanzer Leopard. Die Panzergrenadiere erhielten zunächst den skandalumwitterten aber wenig leistungsfähigen Schützenpanzer HS 30, später den deutschen Schützenpanzer Marder. Weiterhin beschaffte die Bundesrepublik Kanonen- und Raketenjagdpanzer, Mannschaftstransportpanzer M113 und Transporthubschrauber Bell UH-1D.
Ab 1961 wurden die geplanten Verbände des Territorialheeres durch Reservisten aufgefüllt. Die zentrale Kommandobehörde des Territorialheeres, das Kommando Territoriale Verteidigung, wurde 1969 zugunsten drei neuer Territorialkommandos Nord, Süd und Schleswig-Holstein aufgelöst.
Heeresstruktur III 1970–1979
Der Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen in Europa in den 1970er Jahren begegnete die NATO 1979 durch den NATO-Doppelbeschluss. Gleichzeitig rüstete der Warschauer Pakt seine Truppen mit neuen Waffensystemen aus, so dass die ohnehin bestehende quantitative Überlegenheit gegenüber der NATO nun auch qualitativ gefestigt wurde. Außerdem wurden die sowjetischen Luftlandedivisionen verstärkt, so dass die daraus folgende Gefährdung der rückwärtigen Gebiete Gegenmaßnahmen erforderte.
Die Umgliederung der 2. und 4. Panzergrenadierdivision in Jägerdivisionen sollte eine höhere Anpassungsfähigkeit der Verbände an wechselnde Geländeverhältnisse ermöglichen. Die Korps erhielten als Reserve Panzerregimenter und eigene Luftlandekräfte. Ende 1971 unterstanden den Divisionen des Feldheeres 13 Panzer-, elf Panzergrenadier-, vier Jäger-, drei Fallschirmjäger- und zwei Gebirgsjägerbrigaden. Das Heer stellte als weitere Reaktion 1975 die noch fehlenden dritten Brigaden der 7., 10. und 12. Panzerdivision auf. Damit wurde das Soll von 36 Brigaden erfüllt. Die neuen Brigaden wurde in Erprobung der Heeresstruktur IV zunächst als Modellbrigaden konzipiert.
Heeresstruktur IV 1980–1990

Von 1980 bis 1981 gliederte das Heer in die Heeresstruktur IV um. Ziel war erneute eine Untergliederung in kleinere, flexiblere Kampfverbände. Die Zahl der Kampftruppenbataillone pro Brigaden wurde von 3 auf 4 aufgestockt. Einige Bataillone wurden als gemischte Panzer- und Panzergrenadierbataillone aufgestellt. Die zwölf Divisionen waren weiter in drei deutschen Korps sowie im binationalen Korps LANDJUT zusammengefasst. Die 2. und 4. Jägerdivision wurden in Panzergrenadierdivisionen um- bzw. rückgegliedert. Aus der 1. und 7. Panzergrenadierdivision wurden Panzerdivisionen. Das Heer bestand in der Heeresstruktur IV aus 36 aktiven Brigaden (17 Panzer-, 15 Panzergrenadier-, drei Luftlande- und eine Gebirgsjägerbrigade) und zwölf Divisionen (6 Panzer-, 4 Panzergrenadier-, die 1. Luftlande- sowie die 1. Gebirgsdivision). Die Divisionstruppen waren mit dem Waffensystem MLRS ebenso wie ab 1977 zunehmend auch die Artillerieeinheiten der Brigaden mit Feld- und Panzerhaubitzen 155 mm in der Lage nukleare Gefechtsköpfe zu verschießen. Die Flugabwehrkräfte wurden als Regimenter auf Divisionsebene gegliedert und erhielten Flugabwehrkanonenpanzer Gepard.
Das Territorialheer gliederte sich weiterhin in drei Territorialkommandos mit insgesamt fünf Wehrbereichskommandos. Dazu unterstützten die Unterstützungskommandos im Rahmen des Wartime Host Nation Support-Programms ab 1982 die amerikanischen Streitkräfte in der Bundesrepublik. Die seit 1970 bestehenden teilaktiven Heimatschutzkommandos wurden zu Heimatschutzbrigaden und umgegliedert. Das Territorialheer umfasste insgesamt 12 Heimatschutzbrigaden, von denen sechs (teil)aktive Kampfverbände waren. Insgesamt konnte das Territorialheer im Verteidigungsfall auf 450.000 Mann anwachsen. Im Frieden umfasste das Territorialheer 1985 bereits 85.000 Mann.
Heeresstruktur V 1990–1992

Mit der zunehmenden Entspannung zwischen Ost und West wurde bereits eine Verkleinerung der Bundeswehr um bis zu 95.000 Soldaten in Betracht gezogen. Spätestens mit der Wiedervereinigung 1990, Ende des Kalten Krieges und der atomaren Abrüstung beginnt eine bis heute anhaltende Phase der Verkleinerung des Heeres. 1990 wurde mit der Sowjetunion eine maximale Friedensstärke der Bundeswehr von 370.000 Mann bis 1994 vereinbart. Für das Heer, das nach Eingliederung der Nationalen Volksarmee Oktober 1990 eine Stärke von 360.000 Soldaten (davon ehemalige NVA: 58.000) hatte, bedeutete dies eine Verkleinerung um rund 105.000 Soldaten auf eine Friedensstärke von 255.000 Soldaten. Nach Eingliederung der Nationalen Volksarmee führte das Heer zunächst 14 Divisionen [A 5] und 43 Kampfbrigaden (zuzüglich der neu aufgestellten deutsch-französischen Brigade) sowie 6 aktive und 6 nichtaktive Heimatschutzbrigaden im Territorialheer, die auf 26 teils nur teilaktive Brigaden reduziert wurden. Das Territorialheer wurde organisatorisch mit dem Feldheer zusammengefasst und seine verbleibenden Verbände in das Feldheer eingegliedert. Die geplante Fusion der bisherigen drei Korpsstäbe mit den drei Territorialkommandos wurde nicht oder nur ansatzweise realisiert. Der einzige fusionierte Verband war lediglich das „ostdeutsche“ Korps/Territorialkommando Ost mit seinen entsprechend unterstellten fusionierten Divisionsstäben und Wehrbereichskommandos. Die bisherigen acht Wehrbereichskommandos sollten mit den Divisionsstäben fusioniert werden, was aber nur teilweise voll realisiert wurde.[A 6]. Lediglich die ostdeutschen Divisionen und Wehrbereichskommandos wurden in vollem Umfang verschmolzen.[A 7] Mit dem Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division wurde ein taktisch/operativer Divisionsstab geschaffen, der vor allem zur Reaktion auf Krisen im Ausland befähigt war. Die ostdeutschen Heeresverbände wurden bis zum Abzug der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland nicht sofort der NATO assigniert, sondern unterstanden zunächst dem Heereskommando Ost und seinen Nachfolgekommandos bzw. dem bereits genannten Korps/Territorialkommando Ost.
Die NATO beschloss 1991 eine differenzierte neue Strategie, die die Flexible Response ablöste. Die Beschlüsse der Nukleare Planungsgruppe der NATO 1991 führten u.a. zu einem Verzicht auf nuklearfähige Gefechtsfeldwaffen des Heeres. Das von der NVA übernommene Material wurde in den Folgejahren größtenteils abgegeben oder vernichtet. Besonders im Hinblick auf die besonderen Anforderungen der Fallschirmjägertruppe wurde der Waffenträger Wiesel in die Truppe eingeführt, der den Kraka ablöste.
Heeresstruktur V (N) 1993–1997
Schon bald erfolgte eine Nachsteuerung (N) der Heeresstruktur V. Die zunehmenden Auslandseinsätze im erweiterten Aufgabenspektrum des Heeres führten zu einem Verzicht auf die Territorialkommandos und ihrer Fusion mit den Korpskommandos bzw. führte zur Defusionierung des IV. Korps und dem Territorialkommando Ost. Einige Korps wurden in multinationale Stäbe umgewidmet. Das I. Korps wurde 1995 aufgelöst und durch das 1. Deutsch-Niederländische Korps ersetzt. Das II. Korps wurde 1993 in das II. Deutsch-Amerikanische Korps umgewandelt. Das bereits multinational aufgestellte Korps LANDJUT blieb bestehen. Die Brigaden wurden bis 1994 einheitlich gegliedert. Panzer- und Panzergrenadierbrigaden gliederten sich in je zwei Panzer- und zwei Panzergrenadierbataillone sowie ein Panzerartilleriebataillon. 1992 wurden als Vorläufer der heutigen Kräftekategorien Teile des Heeres zur Krisenreaktion bestimmt und entsprechend vorbereitet. Der Umfang der Krisenreaktionskräfte betrug 50.000 Soldaten. Im Gegensatz zu den anderen beiden ursprünglichen Korps des Heeres wurde das III. Korps nicht in ein multinationales Korps umgewandelt, sondern wurde zum 1. April 1994 aufgelöst. Teile des Korpsstabes wurden zur Aufstellung des Heeresführungskommandos herangezogen. Das Heeresführungskommandos wurde als Reaktion auf die Lockerung der NATO-Kommandostruktur in Westeuropa aufgestellt. Bis in die neunziger Jahre wäre das deutsche Heer im Einsatz von der NATO geführt worden. Die Änderung der sicherheitspolitischen Lage in Europa durch den Zerfall der UdSSR machte jedoch ein deutsches Führungskommando erforderlich. Etwa zeitgleich wurde damit einhergehend das Heer neu organisiert und neben dem Heeresamt und dem Heeresführungskommando wurde das Heeresunterstützungskommando neu aufgestellt, das unter anderem logistische und sanitätsdienstliche Aufgaben im Heer zentralisierte. Das neu aufgestellte fusionierte Korps und Territorialkommando Korps/Territorialkommando Ost, das bis zum Abzug der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland aus der Bundesrepublik die ostdeutschen Truppenteile umfasste und bis dahin nicht der NATO assigniert war, wurde ab 1995 als IV. Korps fortgeführt und war damit das einzig verbliebene rein nationale Korps im Heer. Mit dem 1996 aufgestellten Kommando Spezialkräfte wurde im Heer erstmals mit dem Aufbau eines Verbandes für Kommandooperationen begonnen.
Neues Heer für neue Aufgaben 1997–2001

Nach 1997 wurde die neue Heeresstruktur Neues Heer für neue Aufgaben eingenommen. Nach dem Wegfall der Korps als rein nationaler Großverband wurden die ehemals dort angesiedelten Heeresflieger in der Luftmechanisierten Brigade 1 zusammengefasst. In dieser Struktur wurde vor dem Hintergrund des erweiterten Aufgabenspektrums des Heeres die Kategorisierung in Hauptverteidigungskräfte (HVK) und Krisenreaktionskräfte (KRK) weiter vorangetrieben.
Die Krisenreaktionskräfte zählten 37.000 Mann und umfassten die deutschen Anteile an den Reaktionskräften der NATO, den Stab Kommando Luftbewegliche Kräfte, die Stäbe der 7. und 10. Panzerdivision, das Einsatzunterstützungskommando der Logistikbrigade 1, die Panzerbrigaden 12 und 21, die Luftmechanisierte Brigade 1, die Luftlandebrigade 31, die Jägerbrigade 37 und den deutschen Anteil an der Deutsch-Französischen Brigade. Zu den KRK-Kräften zählten zusätzlich das Kommando Spezialkräfte und weitere Unterstützungskräfte. Die HVK-Kräfte bestanden aus insgesamt 20 aktiven, teilaktiven und im Frieden nicht aktiven Brigaden. Vier aktive HVK-Brigaden waren befähigt die Krisenreaktionskräfte abzulösen und waren wie diese gegliedert. Vier aktive, wie die KRK-Brigaden gegliederten HVK-Brigaden, waren befähigt kurzfristig weitere vier im Frieden nichtaktive Brigaden analog gegliedert aufzustellen. Acht weitere teilaktive HVK-Brigaden blieben ähnlich wie in der Heeresstruktur 5 (N) gegliedert.
Das Heer ist weiterhin am I. Deutsch-Niederländischen Korps und am 2. (Deutsch-Amerikanischen) Korps beteiligt. Zusätzlich wurden Heeressoldaten für das Eurokorps, das V. Amerikanisch-Deutsche Korps, das ACE Rapid Reaction Corps und das Multinationale Korps Nord-Ost abgestellt. Das Multinationale Korps Nord-Ost war aus dem LANDJUT durch Eingliederung polnischer unter Beibehaltung der dänischen Heeresanteile entstanden. Das IV. Korps blieb zunächst bestehen.
Für das Heer wurde der Zulauf der neuen Panzerhaubitzen 2000, des Dingo und der neuen Hubschraubertypen Tiger und NH90 für die Luftmechanisierte Brigade 1 beschlossen.
Transformation
Seit 2001 erfolgen beim Heer unter dem Stichwort Transformation umfangreiche und kontinuierliche Strukturreformen. Gleichwohl werden weiterhin Zwischenschritte definiert: Heer der Zukunft (2001–2006) und Neues Heer bzw. Heer 2010 (ab 2006). Ab etwa 2008 bis heute betrug die Stärke des Heeres etwa 105.000 bis 100.000 Soldaten. Die Weiterentwicklung des Heeres beinhaltete die weitere Kategorisierung des Heeres in Eingreif-, Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte. Den Kern der Eingreifkräfte bildet die 1. Panzerdivision (auch: Division Eingreifkräfte), die in ihrer Größe, der Anzahl der Divisionstruppen und ihren Fähigkeiten zur Führung des Gefechts der verbunden Waffen mit eigenen Truppen die einzige verbliebene Division ist, die mit den Divisionen des Kalten Krieges in etwa vergleichbar ist. Außerdem erfolgte die Ausgliederung von Teilen des Heeres in die neu geschaffene streitkräftegemeinsame Streitkräftebasis sowie den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr. Der Streitkräftebasis wurde auch die Masse der Aufgaben des Territorialheeres übertragen und dieses als Teilbereich innerhalb des Heeres neben dem Feldheer aufgelöst. Nach Aufstellung dieser beiden militärischen Organisationsbereiche wurde das nun teils seiner Funktion entkleidete Heeresunterstützungskommando aufgelöst. Einen weiteren Beitrag zur Zusammenfassung wichtiger Unterstützungsfunktionen leistete die 2002 neu aufgestellten Heerestruppenkommando und die Division Luftbewegliche Operationen. Diese und weitere Unterstützungsverbände stellten den verbleibenden Divisionen und Verbänden des Heeres „modulartig“ einzelne Verbände zur Seite, die diese zur Erfüllung ihrer vielfältiger gewordenen Aufgaben im „erweiterten Aufgabenbereich der Streitkräfte“ benötigten. 2002 wurde auch das letzte verbliebende Korps aufgelöst und aus Teilen des Stabes das streitkräftegemeinsame Einsatzführungskommando der Bundeswehr aufgestellt, das fortan Truppen im Auslandseinsatz führen sollte. Das teils mit dieser Aufgabe betraute Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division wurde etwa zeitgleich wieder in den eher klassischen Luftlandeverband Division Spezielle Operationen rückgegliedert, die nun aber explizit zur Durchführung von speziellen Operationen befähigt wurde. Zu einer schlagkräftigen Brigade mit Kampfhubschraubern und luftbeweglichen Infanteriekräften entwickelte sich die Luftmechanisierte Brigade 1, die folgerichtig 2007 in Luftbewegliche Brigade 1 umbenannt wurde und ein wichtiges Element der Krisenreaktionsfähigkeit des Heeres darstellt. 2005 wurde die Neuordnung der Truppengattungen des Heeres eingeleitet. Auffällig war vor allem die Ausgliederung ganzer Truppengattungen in die Streitkräftebasis, die endgültige Auflösung der bereits stark dezimierten Panzerjägertruppe und die Aufstellung der Heeresaufklärungstruppe, die im Heer die Aufklärungsfähigkeiten mehrerer Truppengattungen zentral zusammenführte. Ein sich seit 2009 in Straßburg im Aufbau befindliches Jägerbataillon (voraussichtlich: Jägerbataillon 291) der Deutsch-französischen Brigade wird der erste größere Kampfverband in der Geschichte des Heeres, der dauerhaft in einer ausländischen Garnison stationiert wird.
Besonders die zunehmenden Auslandseinsätze führten zur Beschaffung einer ganzen Reihe neuer teils gepanzerter und/ oder teils luftverlastbarer Fahrzeuge. Dazu zählen unter anderem der GTK Boxer (Zulauf ab 2009), der Dingo 2 und der Mungo. Für die neu aufgestellte Heeresaufklärungstruppe wird der Spähwagen Fennek neu beschafft. Bis 2012 ist der Zulauf der ersten Tranche des luftverlastbaren Schützenpanzer Pumas als Ersatz für den Schützenpanzer Marder geplant.
Siehe auch: Geschichte der Bundeswehr und Geschichte der NATO
Einsätze

Seit 1990 und nach dem Ende des Kalten Krieges beteiligt sich das Heer an humanitären, friedenserzwingenden und friedenssichernden Maßnahmen auch außerhalb Deutschlands. Diese Einsätze wurden in Teilen der Öffentlichkeit und der Politik meist kontrovers diskutiert. Die ersten Einsätze hatten den Charakter humanitärer Hilfsaktionen, wobei das Heer hauptsächlich logistische oder sanitätsdienstliche Hilfe leistete. Bis 1994 wurden diese Einsätze des Heeres meist als UN-Missionen durchgeführt. Größte Blauhelm Mission des Heeres war zu dieser Zeit der Deutsche Unterstützungsverband in Somalia. Ab 1995 nahm das Heer auch an NATO- oder EU-Operationen auf dem Balkan teil. Dazu zählten IFOR und SFOR, später auch KFOR und EUFOR. Seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 beteiligt sich das Heer auch an Einsätzen im Kampf gegen den Terror. Dazu wird vor allem die Operation Enduring Freedom gezählt. In diesem Zusammenhang ist auch der ISAF-Einsatz in Afghanistan zu sehen, der die bisher größte Mission des Heeres darstellt. 2006 wurden Heereseinheiten außerdem beim Bundeswehreinsatz im Kongo verwendet.
Neben den beschriebenen Auslandseinsätzen leistete das Heer immer wieder Unterstützung bei Naturkatastrophen im Inland, wie z. B. beim Elbehochwasser 2002.
Siehe auch: Auslandseinsätze der Bundeswehr und Kritik
Das Ehrenmal des Heeres
Das Ehrenmal des Heeres befindet sich auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Das Ehrenmal des Deutschen Heeres wurde ursprünglich zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs erbaut und am 29. Oktober 1972 feierlich in die Obhut des deutschen Heeres übergeben. Heute erinnert es auch an die in der Ausübung ihres Dienstes zu Tode gekommenen Soldaten der Bundeswehr.
Siehe auch: Ehrenmale der Bundeswehr
Verweise
Weblinks
- Commons: Heer (Bundeswehr) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Homepage des Heeres
- Offizielle Homepage der Bundeswehr
- Transformation im Heer (PDF)
- Heer im Wandel: Zur Geschichte des Heeres
- Kuratorium für das Ehrenmal des deutschen Heeres auf der Festung Ehrenbreitstein
- Bundesarchiv zur Geschichte der Heeresdivisionen
- Bundesarchiv zur Geschichte der Heeresbrigaden
- Wichtige Dokumente im Bundesarchiv
Literatur
- Helmut R. Hammerich et. al.: Das Heer 1950–1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung. In: Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Band 3. Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57974-6.
- Stockfisch, Dieter: Der Reibert, Heer, Luftwaffe, Marine. Verlag Mittler & Sohn, Hamburg 2004, ISBN 3-8132-0820-6
- Gerhard Hubatschek (Hrsg.); Förderkreis Deutsches Heer (Hrsg.): 50 Jahre Heer: der Soldat und seine Ausrüstung. Report-Verlag, Bonn 2006, ISBN 3-932385-21-7
Einzelnachweise
- ↑ Website Bundeswehr, Stand Januar 2010
- ↑ Internetseite des Heeres am 21.01.2010
- ↑ a b Alexander Szandar: Bundeswehr. Wie Feldmäuse.. Der SPIEGEL 13/2008.
- ↑ Bundesministerium der Verteidigung: VERTEIDIGUNGSPOLITISCHE RICHTLINIEN für den Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung
- ↑ Bundesministerium der Verteidigung: Weißbuch.
- ↑ Bundesminsiterium der Verteidigung: Weißbuch 2006
- ↑ Reserveoffizierkameradschaft die ZiFkras (rsg.): Auszug aus dem Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres vom 17. Oktober 2005. In: Die ZiFkras. Nachrichtenblatt der Reserveoffizierkameradschaft die ZiFkras. Sommer 2006.
- ↑ Bundeswehr: Stationierungskonzept und Standorte
- ↑ Bundesministerium der Verteidigung: Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland.
- ↑ Stärke der Bundeswehr, HTML, Stand Januar 2010
- ↑ Bundeswehr.de: Starke Truppe – Immer mehr Frauen entscheiden sich für die Bundeswehr. Berlin, 18.03.2009.
- ↑ www.panzerbaer.de Beobachtungsfahrzeuge (Bw) - Fahrzeuge der Artilleriebeobachter -
- ↑ Bundeswehrplan 2009
Anmerkungen
- ↑ Kragenspiegel Dienstanzug. Für alle Dienstgrade außer Generale und Offiziere im Generalstab. Diese tragen besondere Stickereien auf roter Unterlage. Gezeigte Darstellung ist angelehnt an die einfachste Ausführung der Kragenspiegel mit grauen Litzen für Mannschaften. Weitere Abweichungen aufgrund der Unterstellung möglich.
- ↑ Barettabzeichen. Hintergrundfarbe ist Barettfarbe. Für die Gebirgsjäger ist Farbe und Anstecker der Bergmütze dargestellt. Abweichungen aufgrund der Unterstellung möglich. Beispiele: Truppenteile der Division Spezielle Operation tragen häufig ein bordeauxrotes Barett. Angehörige der Gebirgsjägerbrigade tragen oft die Gebirgsmütze mit Edelweiß statt Barett. Angehörige der Gebirgsjägerbrigade, die keine Bergmütze tragen, tragen zum Barettabzeichen zusätzlich häufig das Edelweiß. Heeresmusikkorps tragen meist eine Barettfarbe, die ihrer Divisonszugehörigkeit entspricht, also beispielsweise Schwarz in Panzerdivisionen. Angehörige multinationaler Verbände sowie Offizieranwärter tragen häufig blaue Baretts und/oder besondere Barettabzeichen.
- ↑ Nur aktive Truppenteile des Heeres, insbesondere nicht Ergänzungstruppenteile oder gekaderte Truppenteile oder Truppenteile der Streitkräftebasis. Keine Ausbildungs-, Stabs-, Einsatz-, Unterstützungs und Versorgungskompanien, etc.
- ↑ Diese Dienstposten sind jedoch z. Zt. (Anfang 2010) nur zu 40 % besetzt. 28.400 Stellen in aktiven Verbänden des Heeres.
- ↑ 13. und 14. Panzergrenadierdivision in den neuen Bundesländern
- ↑ WBK I mit 6. PzGrenDiv
WBK II mit 1. PzDiv
WBK III mit 7. PzDiv
WBK IV mit 5. PzDiv
WBK V mit 10. PzDiv
WBK VI mit 1. GebDiv - ↑ 13. PzGrenDiv/ WBK VII
14. PzGrenDiv/WBK VIII.