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Melitta (Unternehmen)

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Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG

Firmenlogo
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1908
Sitz Minden (Westf.), Deutschland
Leitung
  • Thomas Bentz
  • Stephan Bentz
Mitarbeiterzahl über 3.000
Umsatz > 1,2 Mrd. EUR
Website www.melitta.info

Die Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG ist eine im ostwestfälischen Minden ansässige Unternehmensgruppe. Unter ihrem Dach werden Artikel für den täglichen Haushaltsbedarf sowie für Gastronomie und Großverbraucher produziert und vermarktet. Melitta ist ein Familienunternehmen, das heute von Thomas und Stephan Bentz, den Enkeln der Unternehmensgründerin Melitta Bentz, geführt wird.

Geschichte

Ein Melitta-Kaffeefilter mit Filtertüte

Der Firmenname Melitta geht zurück auf Melitta Bentz aus Dresden. Sie revolutionierte 1908 die Kaffeezubereitung, indem sie den unbekömmlichen Kaffeesatz mit einem Stück Filterpapier und einem durchlöcherten Messingtopf, der als Filter diente, filterte. Aus dieser Idee entstand das Kaffeefiltern mit Kaffeefilter und Filterpapier.

Am 20. Juni 1908 wurde der Filter unter der Nr. 347895 beim Kaiserlichen Patentamt zu Berlin in die Gebrauchsmusterrolle eingetragen: Der „Kaffeefilter mit nach unten gewölbtem, mit einem Abflussloch versehenem Boden und lose einliegendem Siebe“.

Melitta Mann Hugo Bentz betrieb ein Haushaltswarengeschäft. Zusammen gründeten sie 1909 ein Kommissionsgeschäft für Haushaltswaren, das rasch wuchs.

1919 trat der Sohn Willy, 1929 in Minden dann auch der zweite Sohn Horst in das Geschäft ein, das sich fortan Bentz & Sohn nannte.

1929 zog die Firma von Dresden nach Minden um, da in Dresden keine angemessenen Räumlichkeiten für das schnell wachsende Unternehmen zur Verfügung standen und es zu deutlichen Erhöhungen der Gewerbesteuer gekommen war. Die Stadt Minden lag auf der Reiseroute des Ehepaares Bentz und bot gute Bedingungen für eine Geschäftsexpansion. Man fand ein leer stehendes Fabrikgebäude und die Stadt erließ Melitta für die ersten fünf Jahre die Realsteuern. [1]

In der Zeit des Nationalsozialismus stand die Firma den Nationalsozialisten nahe, Horst Bentz trat wenige Monate nach der Machtergreifung der NSDAP bei und wurde Mitglied der SS. [2] Der Betrieb wurde 1941 Nationalsozialistischer-Musterbetrieb. [3] In dieser Zeit wuchs die Firma, es wurden Zweigwerke in Karlsbad und Düren gegründet.

Nach dem Krieg wurde Horst Bentz inhaftiert und einem Entnazifizierungsverfahren unterworfen. Nach dem Gerichtsurteil von 1948 erhielt er laut Melitta Quelle "volle Bewegungsfreiheit und Verfügung über sein Vermögen" und konnte ohne Einschränkung wieder die Leitung bei Melitta übernehmen [4]. Andere Quellen sprechen davon dass er zu einer Geldstrafe von 15.000 RM und unter Auflage (Vermögenssperre, Beschäftigung als Hilfsarbeiter) nach Minden zurückkehren durfte [5] Der Mindener „Denazification Panel“ stufte Bentz im September 1949 als „Mitläufer“ (Kategorie 4) ein. [6] Das Werk war bis 1957 durch die Britische Besatzungsmacht beschlagnahmt, der Betrieb auf mehrere Produktionsstätten in der Umgebung verteilt.

1952 trennten sich die beiden Brüder. Willy Bentz übernahm die Papierfabrik in Düren, Horst Bentz das Werk in Minden. Und expandierte hier weiter. In den 60er Jahren kam das Melitta Porzellan aber auch andere Produkte wie Süßigkeiten und Kaffee dazu. Melitta produzierte als erster Hersteller filterfein gemahlenen und vakuumverpackten Kaffee. In den 60er Jahren gründete Melitta Niederlassungen in den USA, Kanada und Brasilien. 1966 wurde die von Carl Ronning (1863–1949) gegründete Bremer Großrösterei Carl Ronning GmbH übernommen. 1967 übernahm Melitta die von Heinz Schürmann gegründete Firma Granini. Ende der 60er Jahre kam es zu Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften um die Einführung der 40-Stunden-Woche, die erst in den 70er Jahren mit Übernahme der tariflichen Vereinbarungen abebbten.[7]

Die Söhne Jörg, Thomas und Stephan Bentz übernahmen das Unternehmen 1981 und führten eine Umstrukturierung durch. Einzelne Unternehmensteile wurden rechtlich selbständig und in einer Holdingstruktur zusammengeführt. Die umfangreiche Produktpalette wurde neuen Marken zugeordnet. Die Marke Melitta stand nun einzig für die Produkte rund um Kaffee und Kaffeezubereitung. Und es fand ein Konzentrationsprozess statt, der auch vor den Arbeitnehmern nicht halt machte: Waren Ende der 1980er Jahre noch 7.300 Mitarbeiter beschäftig, so waren es 1993 noch etwa 5.900. [8] heute arbeiten weltweit etwas mehr als 3.000 Mitarbeiter bei Melitta. [9]

Heutiger Aufbau des Unternehmens

Seit 1990 die Zentrale von Melitta in Minden

Der größte Unternehmensbereich innerhalb der Melitta Gruppe ist Melitta Haushaltsprodukte Europa, das Produkte für die Kaffeezubereitung (zum Beispiel Filterpapier, Kaffeeautomaten) unter der Marke Melitta, sowie Reinigungsprodukte für den Haushalt wie Staubsauger- und Müllbeutel (Marke Swirl) und Produkte für die Teezubereitung (Marke Cilia) herstellt und vertreibt.

Verantwortlich für das Kaffeegeschäft in Deutschland ist ein weiterer Teil der Gruppe, Melitta Kaffee Europa mit Sitz in Bremen. Melitta Kaffee Europa produziert und vertreibt Filterkaffee, Vollautomatenkaffee, Kaffeepads und Instant Cappuccino hauptsächlich für den deutschen Markt.

Das Geschäft mit Haushaltsfolien wird seit 1996 als Gemeinschaftsunternehmen Cofresco Frischhalteprodukte Europa mit S.C. Johnson geführt. Melitta hält 65% der Anteile am Unternehmen. Bekannte Marken sind Toppits, Handy Bag, Albal, und Glad.

In Übersee ist Melitta mit Gesellschaften in Brasilien, Nord- und Südamerika sowie Asien tätig.

Insgesamt sind unter dem Dach der Unternehmensgruppe knapp 50 Gesellschaften mit über 3.000 Beschäftigten vereint. Die Gruppe ist ein international tätiges Markenartikel-Unternehmen. Der Gesamtumsatz beträgt über 1 Mrd. Euro.

Marken

Bekannte Marken von Melitta sind:

Kritik

Im Dezember 2009 verhängte das Bundeskartellamt wegen unerlaubter Preisabsprachen unter anderem gegen die Melitta Kaffee GmbH Bremen eine Geldbuße. Auch Tchibo, Dallmayr und Kraft Foods gehörten diesem Kartell an; letztere Firma nutzte die sogenannte Bonusregelung, um einer Strafe zu entgehen.[10][11]

Literatur

  • Hans Günther Oesterreich: Geschichte und Geschichten um Melitta. Geröstet, gemahlen und gefiltert. Zum 50jährigen Bestehen der Melitta-Werke Bentz & Sohn in Minden. Melitta-Werke Bentz & Sohn, Minden [1958]
  • Melitta Unternehmensgruppe, Minden (Hrsg.): 100 Jahre Melitta. Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008.
  • Thomas Leeb: Kaffee das magische Elixier. C.J. Bucher Verlag, München [2008]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 28
  2. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 39
  3. Manuskript Dirks/Kossack, 11/2006: Ein „Musterbetrieb“? abgerufen April 2010
  4. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 59
  5. Manuskript Dirks/Kossack, 11/2006: Ein „Musterbetrieb“? abgerufen April 2010
  6. Manuskript Dirks/Kossack, 11/2006: Ein „Musterbetrieb“? Anmerkung 8, abgerufen April 2010
  7. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 92
  8. 100 Jahre Melitta, die Geschichte eines Markenunternehmens, Köln 2008, S. 119
  9. Homepage des Unternehmens] abgerufen April 2010
  10. Birger Nicolai: Hohe Geldbußen gegen deutsche Kaffeeröster. In: Welt Online vom 21. Dezember 2009, abgerufen am 21. Dezember 2009
  11. "Kraft Foods" gab Ermittlungshinweis. In: RP Online vom 13. Januar 2010, abgerufen am 12. Februar 2010

Koordinaten: 52° 17′ 56″ N, 8° 54′ 21″ O