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Peter I. (Jugoslawien)

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Peter I.

Peter I., auch: Petar Karađorđević (* 1. Juli 1844 Belgrad; † 16. August1921 Belgrad), war 1903 bis 1921 König der Serben.

Er war Sohn des Fürsten Aleksandar Karađorđević von Serbien. Da nach der Abdankung des Vaters 1858 zunächst mit Mihailo, Milan I. und Aleksandar Obrenović die konkurrierende Dynastie Obrenović regierte, mussten Peter und sein Vater in den Jahren 1858 bis 1903 in österreichischen bzw. schweizerischen Exil leben. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 kämpfte er auf Seiten Frankreichs mit. Im Gefolge der Ermordung des serbischen Königs Aleksandar Obrenović am 11. Juni 1903 durch liberale Offiziere unter Dragutin Dimitrijewić, die dabei auch die Königin, deren Brüder, den Ministerpräsidenten und mehrere Offiziere töteten, entschied sich die serbische Nationalversammlung unter dem Einfluss der Radikalen Volkspartei des Nikola Pašić, Peter aus seinem Exil in Genf zurückzuholen und zum König zu proklamieren.

Als König leitete Peter I. liberale Reformen ein, verbündete sich mit Russland und baute die Beziehungen zu Frankreich aus, während er zugleich versuchte, den Einfluss Österreich-Ungarns auf dem Balkan zurückzudrängen. So protestierte er 1908 während der Bosnischen Annexionskrise vehement gegen die Einverleibung Bosnien-Herzegowinas in die Doppelmonarchie, da Serbien selbst ein Interesse an dieser lange Zeit türkisch beherrschten Provinz hatte. Die Beziehungen zu Österreich-Ungarn waren ohnehin schon dadurch belastet, dass deren Regierung 1906 die Einfuhr serbischen Rindfleisches verboten hatte.

Konnte die Annexions-Krise noch friedlich beigelegt werden, eskalierte die Situation 1912 in der Frage um den Besitz Mazedoniens. In diesem Jahr sahen die europäischen Nachbarstaaten des Osmanischen Reichs: Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland, die sich im Balkanbund zusammenschlossen, die Gelegenheit gekommen, den türkischen Besitz in Europa unter sich aufzuteilen. Dabei war Peter I. insbesondere daran gelegen, für sein Land einen Zugang zur Adria zu erkämpfen. Nachdem Montenegro der Türkei bereits am 8. Oktober den Krieg erklärt hatte, schloss sich Serbien, gemeinsam mit Bulgarien und Griechenland, diesem Schritt am 17. Oktober an. Binnen kurzer Zeit konnten die Verbündeten beträchtliche Erfolge erzielen, sodass das Osmanische Reich bereits Ende November um einen Waffenstillstand ersuchen musste, als Albanien, Sandschak, das Kosovo, Mazedonien und Thrakien verloren und die türkischen Truppen sich bis vor Istanbul zurückziehen mussten. Nach der Revolution der Jungtürken flammten die Kämpfe zwar noch einmal auf, aber gegen die Übermacht des Balkanbundes war die Türkei machtlos, sodass sie am 30. Mai 1913 im Londoner Vertrag der Abtretung aller Gebiete westlich der Linie Enos-Midia zustimmen musste. Wie diese Gebiete an die Sieger aufzuteilen waren, war aber sehr umstritten. Die Großmächte Österreich-Ungarn und Italien wollten Serbien keinesfalls einen Zugang zum Meer zugestehen, sodass sie durchsetzten, dass Albanien unabhängig wurde und der Süden Mazedoniens an Griechenland fiel, während der Norden überwiegend zu Serbien kam. Letzteres verärgerte besonders Bulgarien, dass für sich einen historischen Anspruch auf dieses Gebiet reklamierte und daraufhin im Juli 1913 Serbien überfiel (2. Balkankrieg). Nun kamen aber Rumänien, Montenegro, Griechenland und sogar die Türkei Peter I. zu Hilfe. Bereits am 30. Juli musste Bulgarien um Waffenstillstand bitten; im Frieden von Bukarest vom 10. August musste es den serbischen Besitz Nord-Mazedoniens endgültig anerkennen.

Die Lage blieb aber weiter angespannt, zumal Peter I. zwar einigen Gebietszuwachs bekommen hatte und so für Österreich-Ungarn bedrohlicher geworden war, aber doch seinem Ziel eines Adriazugangs nicht näher gekommen war. Krankheitsbedingt musste Peter I. kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Amtsgeschäfte an seinen Sohn Alexander I. Karađorđević übergeben, unterstützte ihn aber in der Julikrise nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in seiner festen Haltung gegenüber den österreichischen Ultimaten. Die militärischen Erfolge Österreich-Ungarns führten dann allerdings dazu, dass nahezu ganz Serbien österreichisch besetzt wurde und die Königsfamilie nach Korfu fliehen musste. Alexander I. wurde unterdessen am 11. Juni 1916 offiziell zum Regenten Serbiens erklärt, doch führte Peter nach der Rückeroberung des Landes mit Hilfe der Alliierten weiter den Königstitel, nunmehr als König des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, da Österreich mit der Kapitulation die südslawischen Gebiete verlor, die sich am 1. Dezember 1918 zu diesem neuen Staat zusammenschlossen. Die inneren Differenzen in diesem Staat, insbesondere zwischen den Serben, die einen zentralistisch von Belgrad aus regierten Staat wollten, und Kroaten, die eine lockere Föderation anstrebten, zeigten sich frühzeitig, doch musste der schwer kranke Peter I., der bereits Mitte siebzig war, diese Aufgabe seinem Sohn überlassen. Er selbst starb 1921.


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