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Kammerforst (Thüringen)

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Wappen Deutschlandkarte
Kammerforst (Thüringen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kammerforst hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 7′ N, 10° 26′ OKoordinaten: 51° 7′ N, 10° 26′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Unstrut-Hainich-Kreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Vogtei
Höhe: 271 m ü. NHN
Fläche: 16,93 km2
Einwohner: 776 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 46 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99986
Vorwahl: 036028
Kfz-Kennzeichen: UH, LSZ, MHL
Gemeindeschlüssel: 16 0 64 032
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Straße der Einheit 29
99986 Kammerforst
Website: www.vg-vogtei.de
Bürgermeister: Manfred Kollascheck
Lage der Gemeinde Kammerforst im Unstrut-Hainich-Kreis
KarteBad LangensalzaBad LangensalzaBad LangensalzaBad TennstedtBallhausenBlankenburgBruchstedtGroßvargulaHaussömmernHerbslebenHornsömmernKammerforstKammerforstKirchheilingenKörnerKutzlebenMarolterodeMittelsömmernMühlhausenNottertal-Heilinger HöhenOppershausenOppershausenSüdeichsfeldSundhausenTottlebenUnstrut-HainichUnstruttalUrlebenVogtei
Karte

Kammerforst ist eine Gemeinde in thüringischen Unstrut-Hainich-Kreis (Deutschland). Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Vogtei.

Lage

Die knapp 1000 Einwohner zählende Gemeinde Kammerforst liegt langezogen zwischen sanften Hügeln am Ostrand des Hainich und ist eine Nationalparkgemeinde.

Geschichte

Etwa zwei Kilometer südöstlich der Ortslage befinden sich im Waldstück Gotternsches Holz die Reste einer als Hüneburg bezeichneten Fliehburg am Ostrand des Hainich. Zum Burgareal gehört auch der dort von den Wallresten umschlossene Hünenteich, gegenwärtig wird vor Ort eine kulturgeschichtliche Schauanlage zur Besiedlungsgeschichte des Hainich aufgebaut. Kammerforst wurde 860 erstmals in der Schreibform Cemeforste als Besitz des Klosters Fulda erwähnt, der freie Adlige Dietericus schenkte diesem Kloster 12 Hufen Land. Im Jahre 918 verfügte der sterbende ostfränkische König Konrad I. testamentarisch, daß dem Kloster Fulda für bestimmte Leistungen nach seinem Tode auch ein Gut übergeben werden sollte, das sich in Zemofurte befand. Einige Orte nördlich von Kammerforst bildeten im Spätmittelalter das Sondergebiet der Vogtei Dorla, es wurde nach der Entmachtung und Vertreibung der Treffurter Ritter als Ganerbschaft verwaltet. Einfluss auf die Ortsgeschichte hatte das Adelsgeschlecht von Seebach. Im Ort wurde 1515 der Kirchturm erbaut, die Kirche selbst soll zunächst ein Fachwerkbau gewesen sein. Nach dem Bauernkrieg hatten auch die Herren von Harstall zu Diedorf und von Eschwege in Kammerforst Besitz erworben und begründeten eigene Gutswirtschaften. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort von Kaiserlichen gebrandschatzt. Mit dem Neubau der Kirche wurde 1687 begonnen. Nach 1764 gehörten die beiden größten Güter den Herrn von Seebach.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Zu den Festen des Dorfes gehören das Kirschenfest, das Waldfest, das Maienfest sowie ein Blasmusikfest. Im Jahresverlauf finden zahlreiche, von der Nationalparkverwaltung organisierte Veranstaltungern und Führungen statt.

Kirche

Vor der 1687 erbauten, dem Apostel Andreas geweihten Kirche, deren Turm im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen im Osten statt im Westen steht, steht ein Gedenkstein für den in Kammerforst geborenen Maler Adolf Rettelbusch. Das ursprüngliche Kirchenschiff befand sich östlich vom Turm und wurde während des Dreißigjährigen Krieges zerstört. Im Innenraum der Kirche befinden sich eine Reihe von Bildern des Malers Rettelbusch. Farbige Glasfenster zeigen auch das Familienwappen der Patronatsfamilie (von Seebach).

Rittergut

Nach dem Bauernkrieg 1525 wurde das adelige Gut in Kammerforst in ein Ober- und ein Untergut aufgeteilt. Die Gebäude waren nur schwach befestigt und dienten landwirtschaftlichen Zwecken. Heute beherbergt das Obergut die Nationalparkausstellung "Naturerbe Hainich", sie hatte in der bisherigen Form 60.000 Besucher und wird ab Ostern 2010 in neu gestalteter Form wiedereröffnet.[2]

Hünenburg, Nationalpark Hainich

Im Bereich eines ehemaligen Militärgeländes am Südwestrand von Kammerforst wird für Besucher die Wallburg Hünenburg angeboten (51° 6′ 39,6″ N, 10° 27′ 8,2″ O).

Politik

Kammerforst ist am 22. Mai 1994 der Verwaltungsgemeinschaft Vogtei beigetreten.[3]

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Kammerforst setzt sich aus acht Gemeinderatsmitgliedern zusammen.

  • CDU: 2 Sitze
  • FWG Kammerforst: 6 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[4]

Bürgermeister

Zum Kammerforster Bürgermeister wurde Herr Manfred Kollascheck gewählt.

Religionen

Die Evangelische Kirchgemeinde Sankt Andreas von Kammerforst gehört zum Kirchenkreis Mühlhausen, Bereich Bad Langensalza. Zur Pfarrei Kammerforst gehören als Filial die Orte Oppershausen und Heroldishausen.[5]

Söhne und Töchter der Gemeinde

Adolf Rettelbusch

Sonstiges

  • Als Zeugnisse eines derben Volkshumors bildeten sich bereits vor Jahrhunderten Besonderheiten des jeweiligen Dorfes charakterisierende Neck- und Spitznamen heraus. Demnach lebten hier im Ort die Kammerforster Holzböcke - Grund: Kammerforst besaß - im Gegensatz zu manch neidischem Nachbarort - einen eigenen Waldbezirk im Hainich.[6]
  • Erwähnenswert ist auch, dass sich etwa 4 km nordöstlich von Kammerforst genau in der Gemeinde Oberdorla der physikalische Mittelpunkt Deutschlands befindet. Im Süden und im Westen ist der Ort Kammerforst vom wenige hundert Meter entfernten Hainich umgrenzt.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Nationalpark-Information in Kammerforst vorübergehend geschlossen.Neueröffnung zu Ostern 2010. In: Online-Ausgabe der Hainichzeitung, Ausgabe 2010. Abgerufen am 3. März 2010.
  3. Die Gemeinden der VG-Vogtei. In: Informationen der Verwaltungsgemeinschaft Vogtei. Abgerufen am 3. März 2010.
  4. Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Februar 2010.
  5. Pfarrstelle Kammerforst. In: Evangelischer Kirchenkreis Mühlhausen. (Internetportal). Abgerufen am 3. März 2010.
  6. Rolf Aulepp: Spitznamen der Orte und ihrer Bewohner im Kreise Mühlhausen. In: Eichsfelder Heimathefte, Heft 1, Heiligenstadt 1987, S. 78-83.