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Feste Fehmarnbeltquerung

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Die feste Querung des Fehmarnbelts ist ein aktuell diskutiertes Verkehrsprojekt in Europa, in der internationalen Dimenson vergleichbar mit den bereits realisierten europäischen Verkehrswegen Ärmelkanaltunnel und Öresundbrücke.

Sie wäre ein direkter Zubringer zur Öresundbrücke auf dem Weg von Mitteleuropa nach Skandinavien entlang der Vogelfluglinie und würde die bestehende Fährverbindung über den Fehmarnbelt zwischen den Ostseeinseln Fehmarn auf deutscher Seite und Lolland auf dänischer Seite überflüssig machen.

Unklar ist, ob eine Brücke ein Tunnel oder eine Kombination aus beiden gebaut werden soll. Der Tunnel wäre teurer, aber auch umweltfreundlicher. Die feste Verbindung würde die Fahrtzeit von Hamburg nach Kopenhagen von viereinhalb Stunden auf zweienhalb reduzieren. 2004 wollen die Regierungen in Berlin und Kopenhagen entscheiden, ob das Projekt der festen Beltquerung realisiert werden soll. Kosten: schätzungsweise drei bis vier Milliarden Euro

Eine feste Querung über den Fehmarnbelt wäre die vierte Brücke neben der Trasse Kleiner Belt zwischen Jütland und Fünen, Großer Belt zwischen Fünen und Seeland, und der Öresundbrücke zwischen Kopenhagen (Seeland) und Malmö (Schweden). Sie würde über die Vogelfluglinie (die ja eine ideale Luftlinie ist) die Öresundbrücke (und damit das skandinavische Festland) ohne den Umweg über Jütland erreichen.

Argumente gegen die feste Beltquerung

  • Die feste Querung (ob Tunnel oder Brücke) würde zahlreiche Arbeitsplätze bei den Reedereien, und weitere in den nachgelagerten Dienstleistungsbereichen vernichten
  • Das gilt nicht nur für den Güterverkehr, sondern auch für den Passagierverkehr. Die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines hat zuletzt mitgeteilt, dass sie in den ersten sechs Monaten des Jahres 2003 rund 18 Prozent weniger Passagiere beförderte als im Vorjahr. Grund für den Rückgang des innerskandinavischen Verkehrs sei die Öresundbrücke gewesen
  • Die bestehende äußerst leistungsfähige Fährverbindung auf der Vogelfluglinie ist völlig ausreichend und weitaus flexibler, um auf ein sich rasch veränderndes Verkehrsaufkommen zu reagieren, als eine mit hohen Investitionskosten verbundene feste Querung.
  • Laut einem Gutachten von Pro Bahn könnte die Fahrzeit der Bahn von Hamburg nach Kopenhagen mit etwa 800 Millionen Mark von jetzt viereinhalb auf drei Stunden verkürzt werden. Die beträchtlich kürzere Fahrzeit zwischen den beiden Metropolen würde sich durch Ausbau der bestehenden Bahnstrecke für Tempo 160, den Einsatz schnellerer Bahnfähren und einen optimalen Fahrplan erreichen lassen. (200 Stundenkilometer ca. 1,4 Mrd. Euro, 30 min. mehr Zeitgewinn) Diese Alternative wäre sowohl kostengünstiger als auch umweltfreundlicher.


Argumente gegen eine Brücke

  • Die Pylonen einer Brücke würden die Meeresströmung durch diese Meerenge derart beeinträchtigen, dass der für sensible Tiere wichtige Austausch von Salzwasser (vom Atlantik herströmend) aus der äußeren Ostsee mit der inneren Ostsee (welche im Vergleich salzärmer ist) nicht mehr sicher gestellt ist.
  • Der Tourismus in Ostholstein könnte von der Brücke nachteilig beeinträchtigt werden, weil sie nach Meinung der Kritiker die Natur verschandeln würde und zu einer höheren Verkehrsdichte beitrüge.

Verbleibende Argumente gegen einen Tunnel

  • Das Argument gegen einen Tunnel gegenüber einer Brücke sind die mehrfach höheren Baukosten.
  • Das Argument gegen einen Tunnel gegenüber der bestehenden Fährverbindung ist neben den Arbeitsplätzen die entstehende Großbaustelle in einer touristisch bedeutenden Region.
  • Die Vogelfluglinie ist auch mit der Fährverbindung konkurrenzfähig zur Großen-Belt-Brücke.
  • Und schließlich gibt es auch noch ein psychologisches Argument: Die Reisenden und Fernfahrer zwischen Mitteleuropa und Skandinavien würden keine Entspannungspause mehr machen.

Argumente für die feste Querung

  • Private Investoren sind bereit, sich an Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb zu beteiligen (mit staatlichen Garantien aus Dänemark und Deutschland versteht sich).
  • Die Öresundbrücke, die Dänemark und Schweden verbindet, hat sich nach Ansicht der im Schweden-Verkehr tätigen Ostsee-Reedereien nicht zu einer großen Konkurrenz zur Vogelfluglinie entwickelt. Nach jüngsten Zahlen hat die neue Brücke trotz inzwischen erfolgter Preisreduzierungen nicht mehr als ein Drittel des Güterverkehrs über den Sund auf sich gezogen. Etwa 68 Prozent der Lkw-Verkehre würden noch auf die dortige alternative Fährstrecke setzen. Es wird davon ausgegangen, dass dies auch in den nächsten Jahren der Fall sein wird. Da sich das Verkehrsaufkommen im Öresundraum, der zu den Top acht der europäischen Wachstumsregionen gehört, in den nächsten Jahren stark erhöhen soll, wäre die feste Fehmarnbeltquerung keine Gefahr für den Fährbetrieb dort.
  • Der bestehende Fährverkehr soll langfristig nicht mehr in der Lage sein, das Verkehrsaufkommen in Richtung Skandinavien zu bewältigen.