Jacob Heerbrand

Jacob Heerbrand (* 12. August 1521 in Giengen an der Brenz; † 22. Mai 1600 in Tübingen) war reformierter Theologe und Reformator.
Leben
Heerbrand stammte aus einer Teppichweberfamilie. Nach gründlicher Vorbereitung kam er 1536 auf die Lateinschule in Ulm und studierte auf Wunsch seines Vaters 1538 in Wittenberg. Dort stand er fünf Jahre lang im Umgang mit den großen Lehrern Martin Luther und Philipp Melanchthon. Als Magister wurde er 1543 nach Tübingen empfohlen und war zunächst Vikar an der Stiftskirche. Tübingen war zu der Zeit das Zentrum der Reformation im Herzogtum Württemberg.
Jakob Heerbrand machte sich schnell einen Namen als angesehener Theologe. Zusammen mit Johannes Brenz wurde er zum Konzil von Trient entsandt mit dem Auftrag, mit Papst Julius III. und der katholischen Kirche über Regelungen des Nebeneinanders der Kirchen zu verhandeln. Ebenfalls war an der Ausarbeitung der Confessio Virtembergica beteiligt. Nach dem Schmalkaldischen Krieg wurde er jedoch durch das Augsburger Interim verdrängt. 1550 erwirbt er in Tübingen den Doktorgrad der Theologie und erhält von Herzog Christoph die Pfarrstelle in Herrenberg.
Im Jahr 1556 trat Jakob Heerbrand in die Dienste des Markgrafen Karl II. von Baden und leitete in führender Stellung die Durchführung der Reformation in Baden und in Pforzheim. Ein Jahr später wurde er Professor für Theologie in Tübingen und hatte als Stiftsdechant großen Einfluss. An der Universität war er achtmal Rektor. Auswärts genoss er hohes Ansehen. Die Vertretung des lange von Tübingen abwesenden Jacob Andreae, vermehrte Arbeit mit den Studenten und die Kämpfe mit den Jesuiten hielten seine literarische Arbeit auf. Sein Amt als Professor der Universität bekleidete er 40 Jahre.
Bemerkenswert ist, dass Andreae 1570 eine Disputation über Hexerei abhielt, in der er die Meinung vertrat, dass Hexen weder zaubern noch Wetter machen konnen. Er verteidigte die „magia naturalis“ und verurteilte lediglich den Teufelspakt[1]. Diese Auffassung beeinflusste später seinen Schüler Wilhelm F. Lutz (1541-1597), der sich 1589/90 in Nördlingen scharf gegen die Praxis der Hexenprozesse aussprach.
Sein Compendium theologiae (1571) wurde eines der bekanntesten Lehrbücher. Heerbrand war ein Anhänger Melanchthons. Sein Verhältnis zu seinen Lehrern und Freunden kam in den von ihm verfassten Nachrufen zu Philipp Melanchthon (1560), Johannes Brenz (1570) und Jacob Andreae (1590) deutlich zum Ausdruck. Heerbrand der 1590 Kanzler der Tübinger Hochschule geworden war, beteiligte sich 1559, 1563, 1568, 1572, 1577, 1581, 1588, 1596auch als Rektor der Alma Mater an dessen organisatorischen Aufgaben.
Ein bekannter Nachfahr Jacob Heerbrands ist der Philosoph Johann Gottfried Herder.
Werkauswahl
- De magia disputatio ex Cap. 7. Exo. Deo Patre per Jesum Christum, virtute Spiritus sancti nos iuvante. Praeside ... Iacobo Heerbrando, Sacrae Theologiae Doctore ..., Domino ac Praeceptore suo omni pietate colendo, Nicolaus Falco[2] Salueldensis, ad subiectas cum Quaestione Theses, XV. die Decembris, loco consueto, hora septima antemeridiana, pro ingenij sui viribus, exercitij causa, respondere conabitur, Tübingen 1570[3]
- Compendium theologiae (1571)
Literatur
- Gustav Frank: Geschichte der protestantischen Theologie Breitkopf & Härtel, Leipzig, Band 1. Von Luther bis Johann Gerhard, 1862, S. 43
- Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Bd. 7, S. 519
- Heinrich Fausel: Heerbrand, Jacob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 194 f. (Digitalisat).
- Jacob Heerbrand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 690 (Digitalisat). (Nebeneintrag im Artikel Scherer, Georg)
- Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel Personen Band 12
- Schott: Heerbrand, Jacob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 242–244.
- Jacob Heerbrand. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. H. C. Erik Midelfort, Witchcraft and Religion in Sixteenth Century Germany, in: Archiv für Reformationsgeschichte 62 (1971), S. 266-278, 40f.
- ↑ 1571 Diakon in Augsburg, 1586 entlassen, lebte in Ulm ohne Amt, 1589 Hofprediger in Ansbach, 1594 Pfarrer in Crailsheim. 1540 Saalfeld bei Salzwedel - 1616 Crailsheim.
- ↑ Universitätsbibliothek Tübingen (Gf 535.4); Österreichische Nationalbibliothel (77.Dd.470) u.a.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Heerbrand, Jacob |
ALTERNATIVNAMEN | Herbrand, Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theologe und Reformator |
GEBURTSDATUM | 12. August 1521 |
GEBURTSORT | Giengen an der Brenz |
STERBEDATUM | 22. Mai 1600 |
STERBEORT | Tübingen |