Schiff
Dieser Artikel befasst sich mit dem Wasserfahrzeug Schiff. Weiteres siehe: Schiff (Begriffsklärung)

Ein Schiff ist ein Fahrzeug auf der Wasseroberfläche oder (im Spezialfall Unterseeboot) unter der Wasseroberfläche. Luftschiffe sind zwar mit maritimen Schiffen nicht verwandt-nutzen jedoch auch den Effekt des Auftriebes um sich in ihrem Element, der Luft, zu bewegen.
Schiffe bestehen in der Regel aus einem Hohlkörper, der aus verschiedenen Materialien gefertigt sein kann (Holz, Schilf, Metall, Kunststoff oder gar Beton), die aufgrund des Auftriebs das Schwimmen auf der Wasseroberfläche ermöglichen.
Es gibt zahlreiche Schiffstypen.
Nach dem Einsatzgebiet unterscheidet man
- Seeschifffahrt
- Binnenschifffahrt (kleinere Binnenseen, Kanäle und Flüsse)
Nach dem Verwendungszweck unterscheidet man
- Historische Schiffe
- Finow-Maß-Kahn
- Plauer-Maß-Kahn
- Großplauer-Maß-Kahn
- Kaffenkahn
Nach dem Antrieb unterscheidet man
- Ruderschiffe, Galeeren
- Segelschiffe,
- Dampfschiffe,
- Motorschiffe,
- Turbinenschiffe,
- Flettnerantrieb
- Schiffe mit nuklearem Antrieb Atom-U-Boot
- geschleppte Schiffe, Schleppkahn, Schute.
Schiffe aus besonderem Material :
Nach der Größe unterscheidet man
- Boote und
- Schiffe im engeren Sinne.
Berechnung der Schiffsgröße:
Schiffsgrößen errechnen sich auf drei verschiedene Arten :
Gewicht des Schiffes (Gewichtsdeplacement).
Nach dem Archimedischen Prinzip verdrängt ein Schiff so viel Wasser, wie es selbst wiegt. Es taucht so tief ein, dass die verdrängte Wassermenge gleich dem Gewicht des Schiffes ist.
Wasserverdrängung (Deplacement) = Gewicht.
Für die Berechnung bei Kriegsschiffen. Danach verdrängt ein 10 000 to Kreuzer voll ausgerüstet, also mit Wasser, Brennstoff, Proviant, Munition, 10 000 m³ Wasser. Seit 1920 ist für Kriegsschiffe die Standardwasserverdrängung eine offizielle Angabe, d.h. die volle Wasserverdrängung des seeklaren Kriegsschiffes abzüglich für Brennstoff- und Speisewasserreseven in englische tons.
Gesamtgewicht = Wasserverdrängung.
Berechnung von Handelsschiffen. Für Handelsschiffe ist die Tragfähigkeit wichtig (englisch = deadweight tdw). Nach Hinzuzählung des Eigengewichtes hat man das Gesamtgewicht.
Die dritte Art zur Berechnung der Schiffsgröße ist die Raumangabe. Der Raum, der dem Reeder Geld bringt ist der gemessene Raminhalt des Schiffes. Er wird ausgemessen und nach BRT (Bruttoregistertonnen) bewertet. Die Tonne ist eine alte Maßeinheit. Eine Registertonne = 100 engl. Kubikfuß = 2,83 m³.
Die BRT-Angabe umfaßt also das ganze Schiff. Es sind die Räume :
Raum zwischen Vermessungs- und Oberdeck, Raum unter dem Vermessungsdeck (Unterdeckraumgehalt), Inhalt der Luken über Deck, Inhalt der Aufbauten.
Der Nettoraumgehalt errechnet sich folgendermaßen :
BRT minus
Besatzungsunterkünfte, Kommandobrücke, Maschinen- und Heizräume, Brennstoffbunker, Wasserballasttanks, Pumpenräume, Provianträume, Werkstätten und Vorratsräume.
Eine große Anzahl von Schiffsgebühren errechnen sich nach der NRT, wie z.B. Hafengebühren, Kanalduchfahrtsgebühren, Lotsengebühre usw.
Sämtliche Inhaltsangaben sind im Schiffsmeßbrief enthalten.
Dienstgrad - Dienststellung.
Ein Boot, z.B. ein U-Boot, egal welcher Größe, hat einen Kommandanten, einen 1.Wachoffizier, sowie einen 2. und 3. Wachoffizier. Es hat einen Leitenden Ingenieur, sowie einen 2. und 3. Ingenieur, plus techn. Besatzung .
Ein S-Boot der Kriegsmarinen hat einen Kommandanten und einen 1. Wachoffizier und meistens einen 2.Wachoffizier. Für die Technik hat ein S-Boot einen Leitenden Maschinisten an Bord, plus techn. Besatzung.
Der Befehlshaber eines Kriegsschiffes ist immer Kommandant, nie Kapitän. Kapitän ist bei den Kriegsmarinen ein Dienstgrad und keine Dienststellung. Der Kommandant eines Schiffes bei den Kriegsmarinen kann Korvetten-, Fregatten- oder Kapiän zur See sein. Oder jeden anderen Dienstgrad haben, der ihn befähigt, eine schwimmende Einheit zu führen. Diesen Dientgrad behält er auch in einer Landposition. Wiederum ist auf einem Frachtschiff der Kapitän eine Dienststellung, welche er bei Übergabe an einen anderen Kapitän, verliert.
Nach dem Rumpfbau unterscheidet man
- Einrumpfschiffe (Monohulls)
- Zweirumpfschiffe (Katamarane)
- Dreirumpfschiffe (Trimarane)
Geschichte
Die ersten Boote (Floß, Einbaum, Kanu, Kajak) wurden durch Menschenkraft oder Gewässerströmung bewegt.
- Die Ägypter waren die ersten, die größere Schiffe bauten. Die Erfindung des Segels führte zum Segelschiff, das weitere Reisen erlaubte. Die frühen Hochkulturen der Menschheit transportierten Waren mit Handelsschiffen über die Flüsse und Meere. Besonders die Phönizier waren als Seefahrervolk bekannt. Dabei spielte sich die Seefahrt meist - aufgrund der rudimentären Navigationsmöglichkeiten - in der Nähe der Küste ab.
- Im Mittelmeer war in der Antike die politische Dominanz oft mit der Seeherrschaft verbunden. Vorherrschender Kriegsschifftyp war die mit Riemen bewegte Galeere.
- Die Wikingerschiffe waren im frühen Mittelalter die schnellsten Verkehrsmittel der Welt. So konnten die Wikinger auf ihren Raubzügen oft Städte ohne Vorwarnung angreifen.
- Typisch für die Hansezeit war die Hansekogge, ein mehr oder weniger bauchiges Segelschiff, das das zentrale Instrument des Fernhandels wurde. Zur gleichen Zeit entwickelten die Chinesen unter Admiral Zheng He extrem große Segelschiffe, mit denen ihnen möglicherweise sogar eine Weltumsegelung gelang. Auch die ersten europäischen Entdecker (Magellan, Kolumbus, Vasco da Gama, nutzten Segelschiffe, die Karavellen oder Karacken.
- Mit der Entwicklung einer verbesserten Takelage und der Verbreitung des Besansegels, sowie einer fast industriemäßigen Werftorganisation bestimmten nach- und nebeneinander die Seemächte Portugal, Spanien, die Vereinigten Provinzen der Niederlande und England die Macht- und Handelspolitik in Übersee bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Am Grundtyp des hochseefähigen Vollschiffs waren fast 100 Jahre keine wesentlichen Verbesserungen erfolgt.
- Mit der Erfindung der Dampfmaschine wurden auch die ersten mechanisch angetriebenen Schiffe entworfen (Dampfschiff). Im zivilen Bereich ermöglichte die mehr wissenschaftliche als traditionsverhaftete Entwicklung von Schiffsrümpfen und Takelage als letzter Blüter der Handelssegelschiffe den Bau von extrem effizienten Transportschiffen, den so genannten Klippern, meist Vollschiffen mit bis zu 5 Masten, die im harten Wettbewerb gegeneinander Tee, Wolle oder Guano nach Europa oder Nordamerika bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts transportierten.
- Dem Schaufelrad folgte die effizientere Schiffsschraube. Durch den Bau von Kriegsschiffen wurde auch im zivilen Bereich der Bau von Stahlrümpfen forciert.
- Heute erfolgt der Antrieb insbesondere durch Dieselmotoren (Motorschiff) und Turbinen.
- Schiffe werden auf Werften gebaut (siehe Schiffbau). Nach Fertigstellung des Rumpfes wird das Schiff mit dem Stapellauf zu Wasser gelassen, erst dann erfolgt die endgültige Ausrüstung. Die erste Fahrt eines Schiffes wird als Jungfernfahrt bezeichnet. Die Reparatur von Schiffen erfolgt insbesondere in Trockendocks und Schwimmdocks.
- Mit der Zunahme der zivilen Luftfahrt verdrängten die Flugzeuge immer mehr die Ozeandampfer als Reisetransportmittel. Allerdings bleiben Schiffe aus Kostengründen weiterhin der wichtigste Transportmittel für Frachtgut, sowohl für Massengut als auch für Stückgut, das heute vor allen in Containern auf speziellen Containerfrachtern transportiert wird. Die größten Schiffe sind Tankschiffe, die teilweise bis über 300.000 BRT messen können.
Berühmte Schiffe :
Segelschiffe
- Arche Noah
- Santa Maria
- Endeavour
- HMS Victory
- Mayflower
- Golden Hind
- Beagle
- Amerigo Vespucci (Schiff)
- Scottish Maid erster zweimastiger “Baltimore-Clipper” mit Schoner-Takelung
- Rainbow gilt als erster „echter“ Clipper
- Cutty Sark
- Pamir, "Flying-P-Liner"
- Passat, "Flying-P-Liner"
- Preussen, "Flying-P-Liner", (Fünfmast-Vollschiff, grösstes je gebautes Segelschiff)
- Potosi, "Flying-P-Liner", (Fünfmast-Bark, bis 1902 grösstes je gebautes Segelschiff)
- Gorch Fock
- Kon Tiki (Balsa-Floß)
- Ra (Papyrosfloß)
Gemischter Antrieb
Dampf- und Motorschiffe
- Britannia
- Lusitania
- Andrea Doria (Schiff)
- Queen Elizabeth (Schiff)
- France
- Bremen (Schiff)
- Emden (Schiff)
- Titanic
- Bismarck
- Graf Spee
- Wilhelm Gustloff
- Peter von Danzig
- Otto Hahn (Schiff)
- Exxon Valdez (verursachte größte Ölkatastrophe in der Arktis)
Geschwindigkeits-Entwicklung
Seit 1838 wird die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit bei einer Überquerung des Atlantiks mit dem Blauen Band ausgezeichnet.
- 1838 Sirius, Großbritannien, 6,7 Knoten (= 12,4 km/h)
- 1848 Europa, Großbritannien, 11,5 Knoten
- 1889 City of Paris, Großbritannien,, 20 Knoten
- 1898 Kaiser Wilhelm der Große, Deutschland, 22,3 Knoten
- 1930 Europa, Deutschland, 27,9 Knoten
- 1933 Bremen, Deutschland, 28,5 Knoten
- 1937 Normandie, Frankreich, 30,6 Knoten
- 1952 United States, USA, 34,51 Knoten ( = 63,9 km/h)
- 1989 Hoverspeed Great Britain, Großbritannien, 36,97 Knoten
- 1990 Sea Cat Großbritannien, 37,99 Knoten
- 1996 Catalonia, Spanien, 38,85 Knoten
- 1998 Cat Link V, Dänemark, 41,28 Knoten (= 76,45 km/h)
Ein Etmal ist die von einem Schiff von 12.00 Uhr bis zum nächsten Tag um 12.00 Uhr zurückgelegte Wegstrecke.
Die meisten Reedereien erwarten und erhalten täglich die Mittagsposition und das Etmal des vergangenen Tages per Funk oder Telefon. Diese beiden Werte, das Etmal und die Mittagsposition sind heute die wichtigsten täglichen Daten für die Reederei eines Schiffes. Zusätzlich bekommen sie den Wert des theoretisch zurückgelegten Weges (Propellerweg) zum Etmal, den so genannten "Slip".
siehe auch: Krängung