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Karlsberg Holding

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Die Karlsberg Brauerei GmbH ist ein internationales Unternehmen im Bereich des Getränkevertriebs und der Transport- und Eventdienstleistungen mit Schwerpunkt auf Bierproduktion, welches seinen Sitz im saarländischen Homburg hat.

Geschichte

Die Brauerei wurde 1878 unter dem Namen Bayerische Bierbrauerei zum Karlsberg von dem einheimischen Kaufmann Christian Weber gegründet. Die Saarpfalz gehörte damals zu Bayern.

Namensgeber für die Brauerei war die ehemalige Schlossanlage Schloss Karlsberg in unmittelbarer Nähe der heutigen Braustätte. Die dazu notwendigen Anlagen stammten aus der Übernahme der bankrotten Brauerei Jacoby in Homburg. 1897 wurde die Bayerische Bierbrauerei zum Karlsberg in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 1,1 Millionen Mark umgewandelt. Christian Weber hielt 98 Prozent der Aktien. 1898 betrug die Kapazität der Brauerei bereits 90.000 Hektoliter pro Jahr. Richard Weber (1897–1946), der Sohn des Firmengründers, übernahm 1910 die Leitung der Brauerei. 1937 wurde die Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft mit persönlich haftendem Gesellschafter umgewandelt; Richard Weber wurde alleiniger geschäftsführender Gesellschafter. 1953 begann die Produktion von Dosenbier.

1956 wurde durch Erweiterungen der Brauerei die Kapazität auf 500.000 Hektoliter/Jahr gesteigert. Nach einem gerichtlichen Vergleich mit der dänischen Carlsberg Brauerei verpflichtete sich Karlsberg 1956 –um Verwechslungen zu vermeiden– für das Exportgeschäft von Bier den Namen Karlsbräu zu verwenden. Ab 1962 führte Paul Weber als geschäftsführender Gesellschafter die Brauerei. 1974 überschritt die Bierproduktion der Karlsberg Brauerei erstmals die 1.000.000-hl-Grenze. Richard Weber löste seinen Vater ab und wurde 1983 geschäftsführender Gesellschafter.

Die Brauerei, die im Jahr 2003 ihr 125-jähriges Bestehen feierte, gehört heute zu den größten Brauereien in Deutschland. Im Jahr 2002 betrug der Bierausstoß etwa vier Millionen Hektoliter. Im Jahr 2005 wurden alleine in Deutschland 3,7 Millionen Hektoliter Bier hergestellt.

Die Geschäftsleitung bilden Ulrich Grundmann und Alle Ypma; verantwortlich für Public Relations und Pressesprecherin ist Petra Huffer (Stand: Juni 2008).

Karlsberg ist seit 1878 in Familienbesitz. Firmenchef Richard Weber war zudem bis Juli 2008 Präsident des Deutschen Brauer-Bundes e.V.. Heute ist die Karlsberg Brauerei Teil des Unternehmensverbunds Karlsberg Brauerei KG Weber, unter dessen Dach die verschiedenen Aktivitäten gebündelt wurden.

2003 beteiligte sich die „Brau Holding International AG“ (BHI), ein Joint-Venture aus dem niederländischen Braukonzern Heineken und der deutschen Schörghuber-Gruppe, zu 45 Prozent an der Karlsberg International Brand GmbH, einer Tochter der Karlsberg Brauerei KG Weber.

Am 25. Juni 2009 wurde vereinbart, dass die Karlsberg Holding den 45-prozentigen BHI Anteil wieder übernimmt und damit Karlsberg wieder komplett im Familienbesitz sein wird. Beim Vertrieb der Marken Pschorr- Bräu und Heineken bleibt die Zusammenarbeit mit der BHI bestehen.[1]

Heutige Unternehmensstruktur

Die Karlsberg Brauerei KG Weber ist 100-prozentige Eigentümerin der Karlsberg Holding GmbH, unter der das Geschäft (teilweise auch über weitere Tochtergesellschaften wie die Karlsberg International Brand GmbH) gegliedert ist (Unternehmensstruktur/Stand: Februar 2008).

Zur Gruppe gehören neben dem Stammhaus in Homburg weitere noch in Betrieb befindliche Brauereien wie die Königsbacher Brauerei in Koblenz und die Brasserie de Saverne S.A. im elsässischen Saverne.

Betriebsgröße

Karlsberg beschäftigt im Inland etwa 1.100 Mitarbeiter (einschließlich der Beschäftigten von Königsbacher und der Vertriebstochter Vendis), davon etwa 700 am Stammsitz in Homburg (Stand 2009).[2] Nach anderen Angaben liegt die Gesamtzahl der Beschäftigten (vermutlich inklusive Ausland) bei 2.200 (Stand 2009).[3]

Der Umsatz ging im Jahr 2008 auf rund 296 Millionen Euro zurück nach 310 Millionen Euro in 2007[4]. Der Bierausstoß von Karlsberg lag 2008 bei 3,5 Millionen Hektolitern, davon fielen 450.000 Hektoliter auf Mixery.[2]

Übernahmen

In der Vergangenheit wurden diverse selbständige Brauereien aufgekauft und in die Karlsberg-Gruppe integriert, so z. B.:

Deutschland

  • Brauerei Becker in St. Ingbert − 1877 bis 1998 − Produktion eingestellt; zu dieser gehörte auch die in Saarlouis ansässige Donnerbräu GmbH Saarlouis (identisch mit Donnerbrauerei) (1898 bis 1978)
  • Privatbrauerei Emrich in Kusel − bis 1998 − Produktion eingestellt
  • Brauerei Gross Riegelsberg − 1882 bis 1997 − Produktion eingestellt
  • Königsbacher Brauerei in Koblenz − seit 1689
    Die Markenrechte von „Königsbacher“ und „Nette Pils“ wurden zum 1. Januar 2010 an die Bitburger Brauerei verkauft. Die Koblenzer Braustätte verbleibt jedoch bei Karlsberg. Als Kompensation für die wegfallende Eigenmarke sollen dort Biere gebraut und abgefüllt werden, die bislang in der Karlsberg Brauerei in Saverne produziert wurden und für ausländische Märkte bestimmt sind.[5]
  • Löwen Brauerei in Trier − Produktion eingestellt
  • Ottweiler Brauerei in Ottweiler − Produktion eingestellt
  • Brauerei Paqué in St. Wendel − Produktion eingestellt
  • Brauerei Saarfürst (frühere Actienbrauerei Merzig) in Merzig − 1864 bis 1987 − Produktion eingestellt
  • Schloss-Brauerei in Neunkirchen − 1838 bis 1997 − Produktion eingestellt
  • Brauerei Walsheim in Walsheim – Produktion eingestellt

Frankreich

Die Marken dieser Brauereien werden teilweise mit einzelnen Spezialitäten-Bieren weitergeführt (z.B. Becker's Extra, Saarfürst Biereiche), der lokale Braubetrieb wurde allerdings –mit Ausnahme von Koblenz und Saverne− zumeist eingestellt. Einige der übernommenen Biermarken werden im Angebot diverser Discounter als Billigmarken vertrieben.

Heutige Aktivitäten

Die Karlsberg Brauerei KG Weber machte im Geschäftsjahr 2004/2005 nur noch etwa 50 Prozent ihrer Umsätze mit Bier, ihrem ursprünglichen Kerngeschäft. Diese Entwicklung entspricht dem seit 1994 angestrebten Vorhaben, neben dem reinen Biergeschäft ein Standbein im Markt der alkoholfreien Getränke zu schaffen.

Bier

Neben der Premiummarke Karlsberg UrPils (Pils, Geschmacksrichtung: sehr herb) stellt Karlberg etwa 20 weitere Biere her und deckt damit das gesamte Spektrum ab: vom Lagerbier über Export und Pils bis zum würzigen Landbier (Karlsberger Hof) und Starkbier (Karlsberg Bock). Auch werden Biere unter anderen Markennamen hergestellt wie beispielsweise Beckers, Ottweiler Pils, Brauburger Pils (Frankreich) und St. Wendeler Pils.

International firmieren die Biere aus dem Hause Karlsberg unter dem Namen Karlsbräu, um Verwechslungen mit der dänischen Großbrauerei Carlsberg zu vermeiden.

Biermischgetränke

Karlsberg stellt ein breites Sortiment von Biermischgetränken her, die zu den Alkopops (alkoholhaltiges Süßgetränk) gehören. Es werden beispielsweise Mischungen mit den Geschmacksrichtungen Cola, Lemon, Cherry, Apfel und Vodka angeboten, ebenso ein Radler.

Den nationalen Durchbruch schaffte die Brauerei mit dem Trendgetränk MiXery, einem Gemisch aus Bier und Cola und einem geheim gehaltenen weiteren Zusatzstoff, genannt „X“, der wohl eher als Marketing-Gag zu verstehen ist. Mixery war das erste Biermischgetränk dieser Art am nationalen und internationalen Markt und hat immer noch die Marktführerschaft inne.

Das Trendgetränk Desperados („Tequila flavoured Beer“) stammt ebenfalls aus dem Hause Karlsberg, wird jedoch im elsässischen Schiltigheim gebraut.

Malzbier

Karlsberg stellt die beiden Malzbiere Vitamalz und Fitmalz selbst her. Genau genommen handelt es sich bei beiden um einen Malztrunk, da ein Zuckerzusatz verwendet wird.

Fruchtsäfte

Im Jahr 2004 konsolidierte Karlsberg das Engagement im Saftmarkt durch den Zusammenschluss mehrerer im Konzernbesitz befindlicher und vormals getrennt voneinander operierender Fruchtsafthersteller zur Tucano Vertriebs GmbH & Co. KG. An der Tucano Holding GmbH waren bis zum 31. Dezember 2007 die Karlsberg Brauerei KG Weber mit 75 % und Friedrich Niehoff mit 25 % beteiligt. Mit Wirkung vom 1. Januar 2008 wurden 100 % der Anteile an die Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG verkauft. Diese gehört knapp zur Hälfte zum Karlsberg-Konzern. Zudem gehört außerhalb der Tucano-Gruppe der Fruchtsafthersteller Erwin Dietz GmbH in Osterburken zur Karlsberg-Gruppe.

Mineralwasser und Limonaden

Karlsberg hat einen Anteil von 43,32 % an der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG in Bad Überkingen. Diese stellt Mineralwasser, stilles Wasser, Heilwasser und andere alkoholfreie Getränke auf Wasserbasis her. Zu Karlsberg gehört auch die Gesundbrunnen Bad Rilchingen GmbH in Rilchingen-Hanweiler (Saar), die Mineralwasser herstellt.

Sonstige alkoholfreie Erfrischungsgetränke

  • aquagym (koffeinhaltiges Mineralwasser), am 1. Juni 2006 aufgekauft
  • ppEBB (Energiegetränk), am 1. Juli 2006 aufgekauft

Sonstige Aktivitäten

Neben dem Getränkesegment bedient der Karlsberg Unternehmensverbund auch die Bereiche Logistik mit Saverne Transports S.a.R.l. in Steinbourg/Frankreich und Getränke- und Versorgungsautomaten mit serviPlus GmbH in Merzig und TKZ Tiefkühl-Zentrale GmbH in St. Ingbert. Neben diesen Unternehmen der Karlsberg Holding GmbH (100-prozentige Tochter) gibt es weitere Logistik-Unternehmen unter dem Dach der Karlsberg International Brand GmbH. Dies sind die Südwest Getränke Plus GmbH in Neunkirchen (Saar), GFGH Kooperations- und Handelsgesellschaft mbH in St. Ingbert und die Karlsberg Logistik Service GmbH in Homburg.

Einzelnachweise

  1. Karlsberg wieder fest in saarpfälzischer Hand, Pressemitteilung Fa. Karlsberg, 26. Juni 2009
  2. a b HOMBURG: Karlsberg-Brauerei kauft Firmenanteile von BHI zurück Bericht vom 24. Juni 2009 auf globalmalt.de
  3. Homburger Karlsberg-Brauerei will Stellen abbauen Presseveröffentlichung Veröffentlicht vom 22. Oktober 2009 auf dem Saarpresseportal
  4. Firmenprofil der Karlsberg Brauerei auf www.wer-zu-wem.de
  5. Karlsberg: Bitburger bekommt jetzt Königsbacher Artikel der Sarbrücker Zeitung vom 21. Januar 2010