Wilhelm Fabricius (Historiker, 1857)

Wilhelm Fabricius (* 12. Oktober 1857 in Groß-Umstadt; † 15. April 1942 in Marburg) war ein deutscher Bibliothekar und Historiker.
Leben
Fabricius war ein Sohn des Pfarrers und Kirchenrats Wilhelm Fabricius. Er besuchte das Gymnasium in Siegen, wo er 1878 seine Reifeprüfung ablegte, und studierte Naturwissenschaften, Philosophie, Pädagogik und Geschichte in Gießen, Jena und München.
1896 trat er in den preußischen Bibliotheksdienst und wurde Hilfsbibliothekar an der Marburger Universitätsbibliothek, 1902 an der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek in Posen und ab 1906 wieder in Marburg, wo er später zum Oberbibliothekar und 1917 zum Professor ernannt wurde. 1923 trat er in den Ruhestand. Er war aber weiterhin forschend tätig und wurde 1925 Mitglied der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck.
Fabricius Haupttätigkeitsfeld war die Studentengeschichte, die er als eigenständige Disziplin mitbegründet hat, und die er unter dem Generalthema Hochschulkunde einordnet wissen wollte. Seit seiner Studienzeit war er Mitglied der Corps Starkenburgia Gießen und Guestphalia Jena. In deren Dachverband, dem Kösener Senioren-Convents-Verband, nahm er zahlreiche Funktionen wahr, war 1884 Mitbegründer der Academischen Monatshefte, 1888 Mitgründer und erster Schriftführer des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC) und Mitglied mehrere Kommissionen, darunter bis 1935 der Historischen Kommission des Verbandes.
Auf Initiative Fabricius kam 1912 das Marburger Abkommen zustande, das als einer der wesentlichen Vorläufer des Allgemeinen Deutschen Waffenrings (ADW) und des Erlanger Verbände- und Ehrenabkommens (EVA) gilt.
Ebenfalls auf Fabricius ging die Einrichtung einer studentengeschichtlichen Sammlung zurück, die er selbst in Marburg von 1907 bis 1929 betreute, 1930 an die Universität Frankfurt am Main und 1935 nach Würzburg gelangte, wo sie heute den Grundstock für das Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg bildet. Das Archiv des Kösener Senioren-Convents-Verbandes im Institut für Hochschulkunde verwahrt seinen wissenschaftlichen Nachlass.
Der Convent Deutscher Akademikerverbände vergibt die nach ihm benannte Fabricius-Medaille als besondere Ehrung.
Werke
- Die Starkenburgia zu Gießen (zusammen mit Karl Scharfenberg), 1890
- Die Studentenorden des 18. Jahrhunderts und ihr Verhältnis zu den gleichzeitigen Landsmannschaften. Ein kulturgeschichtlicher Versuch, Jena 1891
- Die akademische Deposition (depositio cornuum). Beiträge zur deutschen Literatur- und Kulturgeschichte, speciell zur Sittengeschichte der Universitäten, Frankfurt a. M. 1895
- Siegener Studenten in früheren Jahrhunderten, Siegen 1898
- Die Deutschen Corps. Eine historische Darstellung mit besonderer Berücksichtigung des Mensurwesens, Berlin 1898 (2. Aufl. 1926)
- Geschichte und Chronik des Kösener SC-Verbandes, nach den Akten, Marburg a.L. 1907 (3. Aufl. 1921)
- Neues Deutsches Kommersbuch (Hg.), Dresden 1911
- Katalog der Bibliothek des Verbandes Alter Corpsstudenten, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1927
Literatur
- Friedhelm Golücke: Verfasserlexikon zur Studenten- und Hochschulgeschichte, Köln 2004, S. 97-99
- Knecht: Wilhelm Fabricius Starkenburgiae EM, Guestphaliae-Jena (xxx), Teutoniae- und Guestphaliae-Marburg. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 1 (1956), S. 105-107
- Literatur von und über Wilhelm Fabricius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Fabricius, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bibliothekar und Historiker |
GEBURTSDATUM | 12. Oktober 1857 |
GEBURTSORT | Groß-Umstadt |
STERBEDATUM | 15. April 1942 |
STERBEORT | Marburg |