Kleinwolmsdorf
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Kleinwolmsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Arnsdorf im Landkreis Bautzen südöstlich von Radeberg in Sachsen. Das ehemals eigenständige Dorf wurde im Jahr 1974 eingemeindet.
Lage
Die Ortschaft erstreckt sich in Ost-West-Richtung über eine Länge von 1,5 km entlang der Kreisstraße K9256 etwa in der Mitte zwischen Arnsdorf und Großerkmannsdorf. Nachbarorte sind im Norden Wallroda, im Osten Arnsdorf, im Südwesten Großerkmannsdorf und im Nordwesten Radeberg.
Geschichte
Kleinwolmsdorf setzt sich aus zwei Siedlungsteilen (Amtsgemeinde, Hofgemeinde) zusammen, die erst 1839 zu Kleinwolmsdorf zusammengeschlossen wurden. Die ehemalige Amtsgemeinde erstreckt sich als Waldhufendorf auf einer Länge von 1 km entlang des Dorfbaches, der in die Schwarze Röder mündet. Die ehemalige Hofgemeinde dagegen umgibt das einstige Rittergut mit seinem Schloss am gegenüberliegenden Ufer der Schwarzen Röder.
Älteste bekannte Schreibweise (1350) aus dem Lehnbuch Friedrichs des Strengen ist Wolframsdorf.[1] Spätere Namensformen waren unter anderen Wolmßdorff und Kleinwolmßdorff sowie Abwandlungen, die auch auf schlechte Lesbarkeit zurückgeführt werden können. Für die Namensgebung könnte ein Lokator namens Wolfram hergehalten haben, der den Wald roden und die Flur in Hufen einteilen ließ. Demgegenüber schreibt der Kartograph Matthias Oeder 1600 Klein-Wolffsdorf, was auf Wolfsdorf bei Staffelstein in Oberfranken schließen ließe. Die ersten Siedler Kleinwolmsdorfs sollen aus Franken gekommen sein.
Der Ort verzeichnete in den letzten Jahrzehnten einen starken Bevölkerungsrückgang von 969 Einwohnern im Jahr 1964 auf gegenwärtig noch etwa 490 Einwohner.[1] Seine höchste Bevölkerungsdichte hatte das Dorf 1950 mit 1053 Einwohnern.
Persönlichkeiten
- Christian Hauschild (1693–1759), deutscher evangelischer Theologe
- Albrecht Philipp (1883–1962), deutscher Politiker der DNVP
Sehenswürdigkeiten
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Kirche innen
Altar
Kirche
Die mehrfach umgebaute und erweiterte Kirche geht ursprünglich auf Anfang bis Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. Im späten 17. Jahrhundert und Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche unter barockem Einfluss mehrfach verändert. Die ehemals vorhandene Holzschindeldeckung wurde 1902 durch ein Dach aus Thüringer Schiefer ersetzt. Die zwei historisch wertvollen Bronzeglocken stammen aus den Jahren 1400 und 1484.
Die Orgel der Kirche wurde mehrfach erneuert. Die erste Orgel, 1712 von Jacob Ulisch aus Harthau erbaut, wurde 1865 gegen eine Orgel von Eduard Pfeifer aus Radeberg ausgetauscht. Diese erwies sich jedoch als Fehlkonstruktion und wurde 1907 durch eine Orgel von Hermann Eule aus Bautzen ersetzt, die 1990 restauriert wurde und bis heute ihren Dienst tut.
Die Kirche gehört zur Ev.-Luth. Kirchgemeinde Großerkmannsdorf-Kleinwolmsdorf im Kirchspiel Radeberger Land.[2]
Schloss
Das Schloss ist ein zweigeschossiger siebenachsiger Mittelbau mit etwas zurückgesetzten Seitenbauten. Es befindet sich am Rande des Dorfes auf einer Anhöhe über der Schwarzen Röder. An seiner Stelle befand sich ehemals ein Vorwerk, das zum kurfürstlichen Amt Radeberg gehörte. Kurfürst Georg II. erhob das Anwesen vom Vorwerk zum Rittergut und übergab es 1656 an den Geheimen Rat und Amtmann zu Dippoldiswalde Georg Ernst von Döhlau, der das Herrenhaus und spätere Schloss erbaute. Letzter Besitzer vor der Enteignung 1945 war Hans Fleischer. Nach 1945 beherbergte das Schloss die Gemeindebibliothek und einen Kindergarten. Heute befinden sich hier Wohnungen. Am Hoftor, das aus einer Kaserne der Dresdner Albertstadt stammt und 1920 hier verbaut wurde, ist noch heute das Wappen König Alberts von Sachsen zu sehen.
Teichhaus
Die an das ehemalige Rittergut angrenzenden kurfürstlichen Teiche wurden 1776 erbpachtweise von Minister Christian Gotthelf von Gutschmid erworben. Eine regelmäßig betriebene Teichbewirtschaftung, die hohe Fischerträge erzielte, sicherte den Bewohnern Kleinwolmsdorfs und auch der angrenzenden Ortschaften Arnsdorf und Wallroda Lohn und Brot. Alle zwei Jahre zelebrierten die Adligen ein weithin bekanntes großes Karpfenessen. Der etwa 50 ha große Lange Teich (siehe Schwarze Röder), auch Wolmsdorfer See genannt, wurde 1814 mit großen Kosten trockengelegt und in Wiesenland umgewandelt.
Von der Tradition der Teichwirtschaft zeugt das noch erhaltene Teichhaus. Es war einst das Wohnhaus des Teichknechtes (Teichaufsehers) und später des Revierförsters des Rittergutes.[1] Es befindet sich auf dem Damm des ehemaligen Langen Teiches bei Kleinwolmsdorf.
Sühnekreuz
Das aus Sandstein bestehende Kreuz befindet sich nordöstlich der Kirche und wurde hier auch fälschlich Schwedenstein genannt.[3] Auf der Rückseite des Kreuzes befindet sich die Abbildung eines Richtschwertes mit starkem Griff. Entsprechend Überlieferung aus dem Kleinwolmsdorfer Kirchenbuch und aus den Amtsakten von Radeberg soll es am 19. Februar 1606 in Kleinwolmsdorf einen Totschlag gegeben haben. Der Täter flüchtete ins Ausland. Seine Familie setzte den Sühnestein an den Tatort, wo er bis 1880 verblieb. Später wurde der Stein wegen Straßenbaus an die Grundstückseinfriedung des damaligen Opfers versetzt.[1]
Ein weiteres kleines Kreuz aus Sandstein (Malteserkreuz) ist in die östliche Außenwand der Kirche eingelassen.
Geschwister-Scholl-Ecke mit Stein
Das Denkmal wurde 1967 errichtet und sollte eigentlich vor der Schule stehen. Diese erfüllte aber die Bedingungen für die Namensgebung nicht.[1] Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz.[4]
Literatur
- Dresdner Heide, Pillnitz, Radeberger Land. In: Werte unserer Heimat. Band 27. Akademieverlag, Berlin 1976, S. 124–128.
Weblinks
- Gemeinde Arnsdorf mit den Ortsteilen Fischbach, Kleinwolmsdorf und Wallroda
- Kleinwolmsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Schwarze Röder bei www.radeberger-land.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e O. Wittig: Die Ortschaft Kleinwolmsdorf. www.radeberger-land.de, abgerufen am 13. September 2009.
- ↑ Ev.-Luth. Kirchenbezirk Dresden Nord. Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, abgerufen am 19. November 2009.
- ↑ Sühnekreuze und Mordsteine, Kleinwolmsdorf. www.suehnekreuz.de, abgerufen am 21. Oktober 2009.
- ↑ Tag des offenen Denkmals, Arnsdorf. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, abgerufen am 11. Dezember 2009.