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On-Board-Unit (Mautsystem)

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Die On-Board-Unit oder OBU ist ein Gerät, das in LKW eingebaut wird, um eine automatische Abrechnung in dem von Toll Collect betriebenen LKW-Mautsystem auf deutschen Autobahnen zu ermöglichen. Das Gerät wird in die Armaturenbretter der LKW eingebaut. Es verbleibt im Eigentum von Toll Collect und wird dem Benutzer nur zur Verfügung gestellt. Die Kosten für den Einbau (ca. 250 EUR), den Ausbau bei Vertragsende, und entsprechende Folgekosten (An- und Abfahrt, Standzeit) muss der Fahrzeughalter selbst tragen. Weiterhin werden mit Mautbeginn 300 EUR Pfand fällig, die er als Mautguthaben abfahren kann. Der Einbau der Geräte begann ab dem 1. Mai 2003.

Die OBUs besitzen in etwa die Größe eines Autoradios. Produziert werden sie von Grundig, im Werk Braga (Portugal) und von Siemens VDO Automotive AG in Villingen-Schwenningen. Siemens stellt rund zwei Drittel der Geräte her, Grundig den Rest.

Die Herstellungskosten der OBU in Höhe von ca. 500 EUR/Stück trägt Toll Collect.
300 000 On-Board-Units, die das Bundesverkehrsministerium zusätzlich zur ursprünglich geplanten Investitionssumme bestellt hat werden von Toll Collect in Höhe von 150 Mio. Euro in Rechnung gestellt (netzeitung.de).

Laut DaimlerChrysler ist zudem für 2004 ff. bereits eine neue OBU-2 in Vorbereitung, die entsprechend den kartellrechtlichen Forderungen seitens der EU-Komission im Telematics Gateway einsetzbar sind. Fraglich sinnvoll erscheint demzufolge für die Güterverkehrsbranche weitere OBU-1 zu ordern. Derzeit werden 410.000 OBU-1 gefertigt. Der Gesamtbedarf wird in den Presseveröffentlichungen auf ca. 800.000 OBUs geschätzt.

Gerätetechnik

Die OBUs besitzen einen Empfänger für das von den USA betriebene GPS-Satelitenortungssystem, mit dem die Position des Fahrzeugs jederzeit bestimmt werden kann. Eingebaut ist außerdem ein Mobilfunksender und einen Speicher, in dem fahrzeugspezifische Angaben wie die Anzahl der Fahrzeugachsen, die Abgasschadensklasse und das Kfz-Kennzeichen sowie die Positionsdaten aller mautpflichtigen deutschen Autobahnen enthalten sind. Aus diesen Daten, zusammen mit dem GPS Signal errechnet die On-Board-Unit während der Fahrt die fälligen Autobahngebühren und speichert diese zu einem Datenpaket. In Form einer Daten-SMS wird dieses nach erreichen einer bestimmten Datenmenge per GSM-Mobilfunk an den Zentralrechner von Toll Collect gesendet.
Die Bauweise, das Konzept und die Bedienung der Geräte von Siemens und Grundig sind unterschiedlich. Die Siemens-OBU wird als vorprogrammierte Einheit hinter die Windschutzscheibe montiert und besitzt eine Zwei-Tasten-Bedienung. Das Grundig-Gerät ist aufgeteilt in einen kleinen Infrarot-Transponder, hinter der Windschutzscheibe, und den eigentlichen Bordcomputer für das nach ISO 7736 genormnte Einschubfach im Armaturenbrett. Es gibt viele Tasten, von denen jedoch nicht alle aktiviert sind. Die Grundig OBUs müssen über eine speziellen PC von Toll Collect programmiert werden, dieser Datenabgleich dauert ca. 45 Minuten.
Nach Angaben eines Grundig-Sprechers sind Softwareupdates auf den Grundig-OBUs genauso wie bei den Siemens-Geräten drahtlos über Funk möglich. Ob sich dies auf die gesamte Software, oder nur auf Teile bezieht, ist unklar.
Die Software der Geräte wurde von der ELCON mobility GmbH (Berlin) entwickelt. Aus Medienberichten ist bekannt, dass Teile davon auch von omp computer gmbh (Paderborn) stammen (Im Aufsichtsrat dieses Unternehmens befand sich zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe pikanterweise auch der damalige Toll Collect Geschäftsführer Michael Rummel).

Im Dezember 2003 wurde bekannt, dass die Software der OBUs von den Firmen Siemens und IBM komplett neu entwickelt werden soll.

Geräteprobleme

Zunächst konnten nicht genug On-Board-Units geliefert und eingebaut werden, da Schwierigkeiten mit der komplexen Software der Geräte bestanden und bestehen.
Nachdem Medien und Spediteure schon seit Monaten über Probleme mit den ausgelieferten OBUs berichteten, räumte Toll Collect Ende September 2003 erstmals technische Fehler ein.

  • Die On Board Units reagieren nicht auf Eingaben
  • Sie lassen sich nicht ausschalten
  • Sie schalten sich grundlos aus
  • OBUs zeigen unterschiedliche Mauthöhen auf identischen Strecken an
  • Sie weisen Autobahnstrecken als mautfrei aus, obwohl diese mautpflichtig sind
  • Sie weisen Strecken außerhalb des Autobahnnetzes als mautpflichtig aus
  • Siemens-Geräte passen nicht in den genormten Einbauschacht für Autoradios. Eine Montage auf dem Amaturenbrett kann zu Sicherheitsproblemen wegen eingeschränkter Sicht des Fahrers und Verletzungsgefahr führen. Die notwendige allgemeine Betriebserlaubnis durch das Kraftfahrtbundesamt wurde erst am 4. Oktober 2003, also mehrere Wochen nach dem ursprünglich geplanten Starttermin der Maut erteilt.

20000 Geräte (einige sprechen auch von 35000) des Herstellers Grundig sollen im Rahmen einer Rückrufaktion des Systembetreibers Toll Collect repariert werden. Dabei wird u. a. ein Software-Update auf das Geräte-EPROM gebrannt. Ein Grundig Sprecher erklärte dazu, das man sich als reiner Lieferant der Hardware betrachte, für die Software sei Toll Collect zuständig.

Später wurde bekannt dass Michael Rummel, der damalige Geschäftsführer von Toll Collect, den Einbau von On-Board-Units angeordnet hatte, obwohl er wußte, dass diese nicht funktionstüchtig waren (heise.de 2003-10-14).


Geschichte und technischer Hintergrund der OBU und der deutschen LKW-Maut