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Welver

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Wappen Deutschlandkarte
Welver
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Welver hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 37′ N, 7° 57′ OKoordinaten: 51° 37′ N, 7° 57′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Arnsberg
Kreis: Soest
Höhe: 83 m ü. NHN
Fläche: 85,62 km2
Einwohner: 12.014 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 140 Einwohner je km2
Postleitzahl: 59514
Vorwahl: 02384
Kfz-Kennzeichen: SO, LP
Gemeindeschlüssel: 05 9 74 048
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Markt 4
59514 Welver
Website: www.welver.de
Bürgermeister: Ingo Teimann (CDU)
Lage der Gemeinde Welver im Kreis Soest
KarteHammHochsauerlandkreisKreis GüterslohKreis PaderbornKreis UnnaKreis WarendorfMärkischer KreisAnröchteBad SassendorfEnseErwitteGesekeLippetalLippstadtMöhnesee (Gemeinde)RüthenSoestWarsteinWelverWerlWickede (Ruhr)
Karte

Welver ist eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Soest.

Geografie

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn von Norden grenzt Welver an Lippetal, Soest, Werl (Kreis Soest) und die kreisfreie Stadt Hamm.

Ortsteile

Die heutige Gemeinde wurde im Rahmen der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen 1969 gebildet und umfasst 21 Ortsteile.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Durch frühgeschichtliche Funde, die von interessierten Heimatfreunden und Landwirten in und um Welver in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurden, ist doch viel Licht in unsere Vorzeit gebracht worden. Ein Teil dieser Oberflächenfunde, die durch eine immer tiefere Bodenbearbeitung zutage treten ist im Burghofmuseum in Soest und im Heimathaus Welver zu sehen. Diese Funde, die alle registriert und in Karten eingezeichnet werden, auch solche, die in Privatbesitz bleiben, ergeben zusammengefasst Einblick in die Besiedlung unserer Heimat, bevor die ersten Urkunden über die Menschen und deren Tun berichten. Die Bodenurkunden und deren Erhalt und Auswertung sind für die heutige und spätere Erforschung von großer Bedeutung. Die Eisenzeit hat wie die Bronzezeit ihre Spuren hinterlassen, allerdings sind Funde aus diesem Zeitraum (Bronzezeit, 2000 vor Zeitrechnung bis 500 nach Zeitrechnung) selten, da Eisen- wie Bronzegegenstände im Boden sich nicht immer bis auf unsere Tage erhalten haben. Auch konnte Eisen wie Bronze neu verwertet werden. Besonders häufig sind Funde aus der Jungsteinzeit (5000 bis 2000 v. Chr.), auch ältere Funde sind registriert worden. Eine besondere Bodenurkunde, die auf eine größere Siedlung hinweist, ist eine frühgeschichtliche Erdbefestigungsanlage im Kuhholz bei Kirchwelver. Sie wird von der Recklingser Straße an nördlicher Seite von West nach Ost durchschnitten. Im Volksmund trägt der Teich, der heute noch innerhalb der Anlage erhalten ist, den interessanten Namen „Walhalla“. Diedrichs schreibt in seinen Aufsätzen über Vor- und Frühgeschichte in der Soester Zeitschrift, dass die Wallburg in Welver zu den Fundstellen gehört, die eine einwandfreie Zeitsetzung noch nicht gestattet. Dies bleibt wohl einer späteren Forschung vorbehalten.

Herrensitz

Der Name „Welver“ taucht erstmals in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg auf, die mit Datum vom 12. April 1179 in Soest ausgestellt wurde. Der Inhalt der Urkunde bestätigt den Tausch zweier Bauernhöfe zwischen den Klöstern Oelinghausen und Oedingen, hat also mit unserem Ort eigentlich nichts zu tun. Unter den Zeugen jedoch erscheinen hier nach den Geistlichen die Edelherren Konrad von Rüdenberg, Eberhard von Ardey und Wikbold von Welver. Da die gen. Edelherren sich nach dem Ort ihrer Herkunft bezeichnen, konnte Welver somit im Jahr 1979 auf ein urkundlich nachweisbares 800-jähriges Bestehen zurückblicken.

Die Edelherren von Welver wohnten auf der „Welvereburg“, wie sie in verschiedenen Urkunden genannt wird. Sie lag im Bereich des heutigen „Klosterhofs“ und „Klostergartens“ und mag sicher schon damals von einem der hier heute noch vorhandenen Gräften und Teiche schützend umgeben worden sein. Wikbold war offenbar der letzte männliche Vertreter des Edelherrengeschlechts von Welver, wie aus einer Urkunde des Klosters Cappenberg (undatiert, zwischen 1185 und 1203) zu schließen ist. In dieser wird Wikbold mit seiner Frau und seiner Tochter und weiteren Zeugen aufgeführt. Ein Sohn wäre sicherlich auch erwähnt worden. Wikbolds Tochter aber wird den Soester Vogt Eberhard (1178–1210) geheiratet haben. So gelangte ihr Erbe mit der Welverburg und dem Patronat über die Kirche zu Welver an die Soester Vögte, deren letzter, Vogt Walther, 1240 den Grundstein zur Errichtung eines Zisterzienserinnen-Klosters legte, indem er und seine Gemahlin Sophia ihre Güter in Welver, Clotingen und Scheidingen an das Kloster Ramsdorf verkauften.

Pfarrei

Wann und von wem die Kirche in Welver erbaut wurde, ist aus den Urkunden nicht zu ersehen. Doch setzen die ältesten Klosterurkunden aus den Jahren 1240 bis 1245 diese – wie auch die Pfarrei Welver – als bestehend voraus. Der Bauweise nach und dem Brauch damaliger Zeit folgend ist anzunehmen, dass die Herren von Welver sie im 12. Jahrhundert zunächst als Eigenkirche errichteten. Hinweis dafür gibt das Patronatsrecht über die Kirche, das die Soester Vögte als Nachfolger der Herren von Welver innehatten. Zu Klosters Zeiten wurde die Kirche dann nach Bedarf umgebaut und vergrößert.

Der alte Pfarrverband Welver umfasste von jeher die fünf Ortschaften Recklingsen, Clotingen, Flerke, Meyerich und Welver. Historiker nehmen an, dass dieses Gebiet ursprünglich zur Stammpfarrei Dinker gehört habe. Sie verweisen dabei u. a. auf den Umstand, dass bei der „Ulrichsprozession“ in Soest, zu der alljährlich auch die Vertreter der Börde-Kirchspiele eingeladen wurden, die Abgesandten Dinkers an der Spitze der „Butenlüde“, der Landgemeinden, mitgingen. Hinter Dinker folgte das Nachbarkirchspiel Welver, das sich so als eine Filiale von Dinker zu erkennen gab.

Weitere Hinweise auf das mögliche Alter der Kirche in Welver könnte ihr Doppel-Patrozinium geben. Die alte Kirche ist den Märtyrern „Albanus“ und „Cyriakus“ geweiht. Die Cyriakus-Verehrung verbreitete sich, nachdem Markgraf Gero im Jahre 950 Reliquien dieses Heiligen von Rom nach dem Kloster Frose bei Aschersleben übertragen hatte. Noch weiter zurück verweist uns der Hauptpatron der Kirche zu Welver, der Hl. Albanus. Er wurde zur Zeit, da angelsächsische Glaubensboten unseren Vorfahren das Evangelium brachten, in England besonders verehrt.

Die „große Prozession am Pfingstmontag“, die über Jahrhunderte hinweg in Welver gehalten wurde, war ursprünglich eine „Albanustracht“, an der Wallfahrer aus der nahen und weiteren Umgebung in großer Zahl teilnahmen, so aus Soest, Scheidingen, Werl, besonders aber Dinker, Hultrop, Lippborg und den Lippedörfern bis Hovestadt, Liesborn und Wadersloh. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrug die Zahl der „Waller“, wie Lehrer Honcamp berichtete, 2000 bis 3000.

Der seit uralter Zeit in Meyerich gelegene Pfarrhof gibt zu der Vermutung Anlass, dass schon vor der Errichtung einer Kirche in Welver eine solche hier gestanden haben könnte. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch eine Verfügung des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg aus dem Jahre 1326, mit welcher er bestimmt, dass die Welverer Pfarrer in „Mederike“ – Meyerich – wohnen sollten, wo sie von „uralter“ Zeit her ihre Wohnung gehabt hätten. Bei Betrachtung der hier aufgezählten Fakten könnte die kirchliche Entwicklung im Welverer Raum wie folgt vor sich gegangen sein: Errichtung einer Holzkirche in Meyerich, die dem Schutz des Hl. Albanus anvertraut wird (8. Jahrhundert -?- / Vernichtung durch Zerstörung o. Brand o. Verfall -?-) Die Herren von Welver errichten eine Eigenkirche in der Nähe ihres Hofes, übernehmen das altehrwürdige Albanus-Patrozinium und unterstellen sie, der „Mode“ folgend, zusätzlich dem Schutz des Hl. Cyriakus. (10., 11. Jahrhundert ?) Aus der Eigenkirche wird eine Pfarrkirche, die weiterhin unter der Schutzherrschaft (Patronat) der Herren von Welver steht. (12. und 13. Jahrhundert) Die Pfarrkirche wird zur Klosterkirche umfunktioniert und entsprechend erweitert (1245–1254), die Pfarrei dem Kloster incorporiert (1326).

Kloster Welver

Barocke Klosterkirche (Zustand 1905)

Eine tiefgreifende und entscheidende Wende in der religiösen, kulturellen und wirtschaftlich-sozialen Entwicklung Welvers und seiner Umgebung brachte die Gründung eines Zisterzienserinnen-Klosters um das Jahr 1240 mit sich. Mit einer Urkunde aus dem Jahre 1242 bestätigt der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden die Klostergründung und stellt die neue Ordensniederlassung unter den besonderen Schutz der Kirche.

Die Leitung und Verwaltung des Klosters lag in Händen der Äbtissin, die von den Nonnen auf Lebenszeit gewählt wurde. Sie führte die Aufsicht über das innere, religiöse Leben im Kloster, besorgte die zeitlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und die Vertretung des Klosters nach außen. Ihr zur Seite standen die „Priorissa“, welche die Finanzen verwaltete, die „Kellnersche“, der Küche, Keller und Dienstpersonal anvertraut war, und die „Kemnersche“, die für das Inventar, die Haus- und Kirchenordnung sorgte.

Als erste Äbtissin in Welver wird Helika, eine Schwester des Vogts Walther, genannt. Ihr folgen Acela und Aleydis, welche die Klostergebäude 1261–1267 erstmals in Stein errichten ließ. Bis heute sind aus Urkunden und Akten 29 Äbtissinnen namentlich bekannt geworden. Die baufreudigste unter ihnen war wohl Maria Elisabeth von Aldebruck, die um 1685 einen Teil der Klostergebäude neu bauen und 1697–1700 eine neue Klosterkirche, die heutige Pfarrkirche „St. Bernhard“, errichten ließ. Das schöne Klosterportal, später Eingang zum Pflegeheim „St. Georg“, erinnert mit Wappen, Inschrift und Jahreszahl (1687) an sie. Das Brauhaus des Klosters, in welchem später zunächst die katholische Schule untergebracht wurde, danach das Jungkolping-Heim eingerichtet war und welches heute das Heimathaus beinhaltet, erbaute Catharina Gertrudis von Bischopinck. Wappen und Inschrift an diesem Gebäude sind heute stark verwittert: „CatarIna GertrVDIs a BbischopinCk, Abba regnante, FrIDerICo rege haeC teCta feCit“. Die Inschrift birgt in römischen Ziffern die Jahreszahl 1712. Auch eine kostbare Monstranz trägt den Namenszug der Äbtissin und die Jahreszahl 1722.

Seit Bestehen unterstand das Kloster der Oberaufsicht des Abtes von Altenkampen am Niederrhein. Ihm oblag die letzte Entscheidung in der Wahrung der geistlichen und weltlichen Interessen des Klosters. Seine Entscheidung musste bei Kauf und Verkauf, Stiftungen und Bauten, sowie Wahlen der Äbtissin und des Pfarrers eingeholt werden.

In den ersten zwei Jahrhunderten erwarb das Kloster durch Übereignung (Mitgift der Töchter der in der Umgebung wohnenden Adels, die im Kloster im Sinne der damaligen Zeit Aufnahme fanden), Stiftungen und Käufe großen Grundbesitz. Im Bördekataster von 1685 werden insgesamt 51 Höfe aus der näheren Umgebung als Klostereigentum aufgeführt.

Etliche Urkunden, die teils im Staatsarchiv Münster und teils auch im Stadtarchiv Soest aufbewahrt werden, künden von dem fast sechs Jahrhunderte währenden Wirken der Zistersienserinnen im Raum Welver.

Reformation in Welver

Die große religiöse Reformbewegung des 16. Jahrhunderts nahm auch in der Börde ihren Lauf, nachdem die Stadt Soest sich 1531 zur Lehre Luthers bekannte. Durch Ankauf der um sie liegenden Freigrafschaften hatte Soest sich im 13./14. Jahrhundert die Börde untertan gemacht. So versuchte sie nun auch als „Herrin der Börde“ der neuen Lehre Tür und Tor in den Bördekirschspielen zu öffnen.

In Welver blieben die Verhältnisse für lange Zeit recht verworren. Das Kloster blieb katholisch. Die Äbtissin Gertrud van Hoyte und ihre Nachfolgerin Margaretha von Fürstenberg suchten gemeinsam mit dem Klosterkonvent die ihnen anvertraute Kirchengemeinde vor den „Einflüssen der neuen Lehre“ zu bewahren. Es kam zu langwierigen und ermüdenden Korrespondenzen und Auseinandersetzungen zwischen dem Soester Magistrat und den Äbtissinnen. Nach vielem Hin und Her, das gegenseitige Aussperrungen, ja Vertreibungen nicht ausschloss, blieb das Verhältnis in Welver zunächst so, dass der Pfarrer katholisch und der jeweilige Vicekurat evangelisch war. Natürlich fehlte es bei dieser Lösung nicht an Reibereien und weiterem Streit. Im 30-jährigen Krieg griffen mal kaiserliche Truppen zugunsten des Klosters, mal auch Soldaten des Soester Rates ein.

Am 19. Dezember 1649 wurden Kirche, Pfarrhof und Küsterei in Welver nebst Kirchen- und Pfarrvermögen durch die kurbrandenburgischen Kommissare Droste-Neuhoff zu Altena und Dr. Eberhard Zahn, kurfürstl. Richter in Unna, in Gegenwart des Soester Magistrats endgültig der evangelischen Gemeinde hierselbst überwiesen und Albert Scheväus als lutherischer Pfarrer in die Kirche zu Welver eingeführt. Die Kirche wurde, wie schon von 1565 bis 1623, simultan genutzt: Auf dem Nonnenchor wurde der katholische Gottesdienst des Klosters abgehalten, und im unteren Raum der Kirche fand der Gottesdienst der evangelischen Pfarrgemeinde statt. Von 1697 bis 1700 errichtete das Kloster eine neue barocke Kirche (die heutige katholische Pfarrkirche) unmittelbar neben der alten Kirche, die seitdem ausschließlich von der evangelischen Gemeinde genutzt wird.

Auflösung des Klosters

Die Auswirkungen der „großen Politik“ im Gefolge der französischen Revolution machen sich auch in unserer Heimat bemerkbar. Im Frieden von Lunéville (1801) wird die Abtretung aller linksrheinischen Besitzungen deutscher Fürsten an Frankreich beschlossen. Die Betroffenen sollen „rechtsrheinisch“ entschädigt werden. Die dazu notwendigen Länder sollen gemäß Reichsdeputationshauptschluss (1803) in Regensburg durch die Enteignung des geistlichen Besitzes bereitgestellt werden. Im Jahre 1804 erscheint eine Regierungskommission im Kloster Welver, um auch hier das Inventar aufzunehmen, Archiv und Kasse zu versiegeln und die Beschlagnahme auszusprechen. Nur durch den ausbrechenden Krieg verschieben sich die weiteren Maßnahmen.

Mit den Konventsdamen und der Äbtissin Maria Theresia von Loen macht sich auch der junge Klosterorganist und Lehrer Bernhard Heinrich Honcamp große Sorgen um die Zukunft des Klosters. Er denkt an seine Schule, die er mit viel Liebe und Idealismus eingerichtet hat, die aber ohne die hilfsbereite Unterstützung und Förderung durch die Äbtissin und den Konvent nicht länger bestehen könnte.

Auf Anregung Honcamps errichtet der Klosterkonvent an seiner neuen Kirche in aller Form eine katholische Pfarrgemeinde, welche von der Kammer zu Hamm unter Zustimmung des damaligen Gouverneurs am 3. September 1807 genehmigt wird. Zu dieser Pfarrgemeinde gehören seither die kath. Einwohner von Welver, Meyerich, Flerke, Klotingen, Recklingsen, Einecke, Eineckerholsen, Ehningsen, Berwicke, Nateln, Dinker, Vellinghausen, Eilmsen und Dorfwelver.

Am 18. November 1809 wird ausschließlich das Kloster Welver nach fast 570-jährigem Bestehen aufgehoben. Geblieben aber sind der Welverer Wald, größtes zusammenhängendes Waldgebiet der Börde, die alten Teich- und Gräftenanlagen, die Gebäude mit in Stein eingegrabenen Inschriften und dem Wappen der Äbtissin v. Aldebruch, die meisten der im Dorf noch bestehenden Fachwerkhäuser, in welchen die Bediensteten des Klosters wohnten, und die um 1700 erbaute Barockkirche.

Honkamp

Das Honkamp-Denkmal erinnert an den wegen seiner Güte und Menschfreundlichkeit allseits geachteten und beliebten Lehrer, der als Klosterorganist von Anröchte nach Welver kam und hier über 60 Jahre als Erzieher und Musikfreund segensreich wirkte. Insbesondere widmete er sich auch der Armenpflege, besuchte Kranke und Notleidende in Welver und Umgebung. Er zeichnete u.a. Krankenbefunde auf, die er den Ärzten in der Stadt zur weiteren Veranlassung zukommen ließ. Mit Hilfe seiner großen naturheilkundlichen Erfahrung konnte er selbst vielen Kranken Linderung und Besserung verschaffen. Wegen seiner Verdienste um die Allgemeinheit wurde ihm vom preußischen König das Allgemeine Ehrenzeichen und später der Rothe Adlerorden 4. Klasse verliehen.

Im Jahre 1882 errichteten Honkamps Schüler und Freunde ihm auf Anregung Ehrenamtmanns Wilhelm Smiths ein Denkmal auf dem alten Schulhof. Heute hat es in veränderter Form seinen Platz vor der Grundschule in Welver gefunden.

Schulen

Schon vor Honkamp bestand am Ort eine Schule, die von dem ev. Küster und Lehrer Heinrich Kötter seit etwa 40 Jahren geleitet wurde. Eine weitere wurde im Jahre 1861 für Meyerich und Flerke in Meyerich errichtet. 1892 folgte schließlich die Schule in Klotingen. Im Bereich des alten Pfarrverbandes Welver waren somit gegen Ende des 19. Jahrhunderts insgesamt vier Schulen vorhanden.

Amtsverfassung

Am 15. August 1809 wird durch die Großherzoglich-Bergische Regierung die Einführung einer Amtsverfassung verfügt. Damit werden die Börde-Dörfer aus der Botmäßigkeit der Stadt Soest entlassen. Welver gehört nun der Mairie Schwefe an, die Ehrenamtmann Arnold Smiths verwaltet. Smiths ist erster bürgerlicher Besitzer auf „Haus Meyerich“, das schon sehr früh in mittelalterlichen Urkunden als „castrum“ (befestigter Burgsitz) erwähnt wird. Als Erstbesitzer werden die Herren von Mederyke genannt. In der weiteren Geschlechterfolge stehen die Familien v. Hertfelde, gen. Glassem, Lappe, Plettenberg, Dinklage und Plettenberg-Schwarzenberg. Um 1450 wird hier auf „Haus Meyerich“ der „berühmteste Sohn der Börde“, der spätere Deutschordensmeister von Livland, Wolter von Plettenberg, geboren. 1502 besiegte er in der Schlacht von Pleskau Zar Iwan III. Hierdurch rettete er für mehr als ein Menschenalter noch einmal die Selbstständigkeit des Ordens und konnte dem Land für viele Jahrzehnte den Frieden bewahren. Ein Abguss seines Standbildes am Ordensschloss zu Riga befindet sich im Burghofmuseum in Soest. Eine Büste dieses bedeutenden Ordensmeisters ließ Ludwig I. v. Bayern in der Walhalla bei Regensburg aufstellen.

Mit der Geschichte des Amtes Schwefe ist der Name „Smiths“, der neuen Besitzer von „Haus Meyerich“, eng verbunden. Drei Mitglieder der Familie haben nacheinander die kommunalen Geschicke des Amtes als „Ehrenamtmann“ maßgebend mitbestimmt. Der schon erwähnte Ehrenamtmann Arnold Smiths bekleidete dieses Amt von 1809 bis zu seinem Tode im Jahre 1837. Das war eine bedeutungsvolle Zeit, die mit der napoleonischen Besetzung, den Freiheitskriegen, der Säkularisation, den Stein'schen Reformen und der Entlassung der Bauern aus der Hörigkeit viele neue Anfänge setzte und große Aufgaben stellte. Von 1844 bis 1854 war Albert Smiths, Sohn des Arnold Smiths, Ehrenamtmann und danach bis zu seinem Tode 1861 als erster Beigeordneter im Amtsbereich tätig. Am 3. Oktober 1873 schließlich wird in der Schule zu Eineckerholsen der Ökonom Wilhelm Smiths, Enkel des Arnold und Sohn des Albert Smiths, zum Ehrenamtmann des Amtes Schwefe gewählt und durch den Landrat in sein Amt eingeführt. Seine Dienstunkosten wurden auf 400 Thaler jährlich festgesetzt. Nach seinem Wahlspruch „Tue recht und scheue niemand“ hat er sein Amt 49 Jahre lang treu verwaltet. Obwohl teilweise gelähmt, hat er sich rastlos für seine ihm übertragene Aufgabe eingesetzt. Er war Hauptmann a.D. und von 1887 bis 1890 auch Reichstagsabgeordneter. Im Familienbesitz der Smiths befinden sich noch heute ein Schreiben Friederich des Großen mit seiner persönlichen Unterschrift, mit welchem er den Verkauf des adeligen Guts „Haus Meyerich“ an „Bürgerliche“ gestattet und ein Schreiben des greisen Kaisers Wilhelm I., das er am Tage vor seinem Tode noch mit sehr zittriger Hand unterzeichnet hat und das von Bismarck gegengezeichnet ist.

Verkehr

Am 1. Oktober 1850 erhält unsere Heimat mit der Eröffnung der Bahnstrecke Hamm–Warburg der Königlich-Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft auch ihren Eisenbahn-Anschluss an die große, weite Welt. Die Bahnstation zwischen Hamm und Soest erhält den Namen „Welver“, obgleich die gesamten Anlagen in Meyericher Gemarkung liegen. Wollte man tunlichst eine Verwechslung des Namens „Meyerich“ mit „Meiderich“ (Duisburg) vermeiden? Oder wollte man der überörtlichen Bedeutung des Namen „Welver“ (durch Kirchspiel und ehemal. Kloster) schon damals Rechnung tragen?

1876 wird die Bahnstrecke Welver–Sterkrade in Betrieb genommen. Damit wird der Bahnhof zu einem Knotenpunkt, die Bahnstation gewinnt für alle umliegenden Gemeinden Bedeutung. Das Gebiet um den Bahnhof wird neuer Siedlungsschwerpunkt, der die zwei Kilometer auseinanderliegenden Dörfer Welver und Meyerich im Laufe der kommenden Jahre und Jahrzehnte mehr und enger aneinanderbindet.

Heute ist dieses Gebiet verkehrsmäßiges und wirtschaftliches Zentrum, während die genannten Dörfer in Randlagen liegen. Bald ist in dem neuen Ortsteil „am Bahnhof“ auch eine Poststelle eröffnet. Apotheke, Molkerei, Spar- und Darlehenskasse, Lebensmittelgeschäfte, Getreide- und Futtermilchhandel und Handwerksbetriebe siedeln sich in Bahnhofsnähe an. Auch die Gastwirtschaften profitieren. Reisende aus dem bahnfernen Umland kommen nach Welver, stellen ihre Gespanne in den Stallungen der Gasthöfe unter und stärken sich vor der Weiterreise. Geschäftsreisende logieren hier bei ihren Verkaufsfahrten in die umliegenden Dörfer. Im Sommer kommen die Aufkäufer aus den Großstädten, die hier Obst kaufen und es mit der Bahn in großen Körben an die Auftraggeber in den Industriezentren versenden. In dem Haus Nr. 90 (heute Parkplatz / 1974 abgerissen) nimmt der erste in Welver praktizierende Arzt, Sanitätsrat Dr.med. Otto Köster, seine Wohn- und Praxisräume. Sogar eine Kegelbahn war hier in diesem Neusiedlungsbereich schon vorzufinden (Gastwirtschaft Wilhelm Huffelmann im Haus Nr. 90a – später Friseur Bergmann). Die erste Bahnhofswirtschaft richtet Christian Wiemer um 1880 ein. Später eröffnet er dann die bekannte Buchenwald-Gastwirtschaft.

Beliebtes Ausflugsziel

Um die Jahrhundertwende wird das Gebiet um Welver mit seinen herrlichen, alten Waldungen – der Eichenmischwald reichte noch bis zur heutigen Erlenstraße –, mit den von der Natur bevorzugten weiten Flur- und Auebereichen zu einem beliebten Naherholungs- und Ausflugsziel der Menschen des östlichen Ruhrgebiets. Viele Sonntagsausflügler, die mit der „Eisenbahn“, damals selbstverständlich auch noch „dampflokgezogen“, aus den Richtungen Unna / Dortmund, Hamm und Soest anfahren, suchen in den Sommermonaten Erholung, Abwechslung in der heimischen Landschaft. Auch in fidel geschmückten Kremserwagen lässt es sich gut in geselliger Runde zur Kaffeetafel fahren, die in den Gartenwirtschaften schon gedeckt sind. Und als man um 1900 bei Bohrungen nach Steinkohle im Raume Nateln auf eine 20 °C warme, 8%-ige Solquelle stößt, die pro Minute etwa 400 Liter Sole liefert, taucht nicht von ungefähr die Frage auf, ob man nicht in diesem abwechslungsreichen und schönen Fleckchen Erde auch ein Solbad errichten sollte. Die Pläne zerschlagen sich endgültig 1906, da andere und ältere Rechte zu berücksichtigen sind.

Vorläufer der heutigen „Großgemeinde“

Die politische Gemeinde des Kirchdorfs nennt sich nun „Kirchwelver“, um sich deutlicher von „Bahnhof Welver“, dessen Gesamtbereich ja zu Meyerich gehört, zu unterscheiden. Der Siedlungsbau nimmt zu. Die Grenzen verwischen mehr und mehr, vor allem für die Neubürger. Da ist es gut, dass es noch einen Steuerbescheid gibt. So erfährt man wenigstens einmal im Jahr, wohin man wirklich gehört. Nach jahrelangen Beratungen in den verantwortlichen Gemeindegremien gelingt es schließlich, zu einer Einigung über die Zusammenlegung der Gemeinden Meyerich und Kirchwelver zu kommen. Das übergemeindliche öffentliche Interesse, kommunale und wirtschaftliche Erwägungen und die Entwirrung der Grenzverhältnisse fordern dazu heraus. Es wird mit diesem Beschluss nachvollzogen, was durch die Entwicklung längst vorweggenommen ist. Die Allgemeinheit begrüßt die Zusammenlegung einhellig. Der Weg der neuen Gemeinde, die den Namen „Welver“ erhält, steht nun für die Zukunft offen.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
2000 12.787
2004 12.957
2005 12.884
2006 12.778

Politik

Gemeinderat

Ab Oktober/November 2009 wird der Gemeinderat 28 Sitze haben. Diese verteilen sich wie folgt:

Ergebnisse der Kommunalwahlen ab 1975

In der Liste[2][3] werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die bei der jeweiligen Wahl mindestens 1,95 Prozent der Stimmen erhielten.

Jahr CDU SPD FDP BIW UDW BG Grüne1
1975 51,3 32,2 16,5
1979 45,0 35,4 9,7 9,9
1984 45,9 44,7 9,4
1989 35,7 53,6 10,7
1994 42,6 33,2 9,4 14,8
1999 45,6 33,1 8,8 12,6
2004 41,1 30,2 9,1 18,4
2009 40,3 28,2 11,3 12,5 7,7

1 Grüne: B’90/Grüne

Bürgermeister

  • seit 2009 Ingo Teimann (CDU)
  • 2004 bis 2009 Wolfgang Hörster
  • 1999 bis 2004 Hans-Peter Luck
  • 1992 bis 1999 Wolfgang Daube
  • 1984 bis 1992 Klaus Theo Rohe
  • 1975 bis 1984 Erich Schlotmann
  • 1971 bis 1975 Georg Knierim
  • 1969 bis 1971 Otto Weiman

Wappen

Blasonierung: „Von Rot und Gold gespalten; rechts ein aufgerichteter goldener Rüde, links zwei gekreuzte schwarze Schwerter, zwischen deren Griffen ein schwarzer Adler steht.“

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Heimathaus Welver

Im ehemaligen Back- und Brauhaus des Klosters in Kirchwelver wird eine der größten heimatgeschichtlichen Sammlungen der Region gezeigt. Auf über 400 m² sind mehrere tausend Objekte ausgestellt. Besonders zu erwähnen ist ein Diorama, das mit etwa 2500 Zinnsoldaten die Schlacht bei Vellinghausen nachstellt.

Sport

Durch die Großgemeinde Welver führt die bis heute deutschlandweit einzigartige Marathon-Route. Sie führt durch alle 21 Ortsteile.

Sportvereine

  • SV Welver (Fußball)
  • SuS Scheidingen 1928 e.V. (Fußball, Tischtennis)
  • TV Flerke/Welver 1928 e.V. (Leichtathletik, Tanzen, Volleyball)
  • TC Welver (Tennis)
  • Judoclub Welver (Kampfsportarten)
  • TuS Schwefe (Fußball)
  • TV Borgeln (Fußball)
  • SV Eilmsen (Fußball)
  • RG Eichengrund Welver e.V. (Reiten)
  • ASV Lange Peitsche Welver (Angeln)

Karneval

Welver ist als Karnevalshochburg im mittleren Westfalen bekannt. Der Karnevalsumzug, der jedes Jahr zur Weiberfastnacht stattfindet, gehört zu den größten der Region.[4]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Quellen

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 30. Januar 2025. (Hilfe dazu)
  2. Verzeichnisse der Kommunalwahlergebnisse des Landes Nordrhein-Westfalen (LDS NRW) von 1975 bis 2009
  3. Wahlprofil des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NW
  4. Quelle: Beitrag von W. Siepmann in der Festschrift 800 Jahre Welver. Hrsg.: Festausschuss der Vereine in der Großgemeinde Welver. 1979