Ioan Holender
Ioan Holender (eigentlich Johann Hollaender) (* 18. Juli 1935 in Timişoara) ist ein österreichischer Sänger, Künstleragent und Operndirektor rumänischer Herkunft.
Biografie
Holender stammt aus einer jüdischen Familie und wuchs dreisprachig auf. Sein Vater hatte in Timişoara (auch Temesvar) eine Marmeladen- und Essigfabrik, die 1948 enteignet wurde. Um einen Zugang zum Studium zu erhalten, arbeitete er zuerst ein Jahr bei der Straßenbahn. Anschließend studierte er Maschinenbau mit der Fachrichtung Dampfmaschinen am Polytechnischen Institut Timişoara. 1956 wurde er aufgrund der Teilnahme an der Studentenbewegung aus politischen Gründen von allen Hochschulen des Landes exmatrikuliert.
Danach arbeitet Ioan Holender bis 1959 unter anderem als Tennistrainer und Regieassistent, bis er durch die Möglichkeit der Familienzusammenführung nach Wien ausreisen durfte (seine Mutter war bereits in Wien). Ursprünglich wollte er sein Technikstudium fortsetzen, begann aber dann doch ein Gesangsstudium in Wien. Nach seinem Abschluss war er als Opernbariton und Konzertsänger zuerst am Stadttheater Klagenfurt und später in Sankt Pölten tätig.
1966 trat Holender als Mitarbeiter in die Theateragentur Starka ein, die er nach einigen Jahren übernahm und als Opernagentur Holender zu einer bekannten Agentur machte.
1988 wurde er vom designierten Direktor Eberhard Waechter zum Generalsekretär der Wiener Staatsoper ab 1991 berufen. Dies führte in den Medien zu teils heftiger Kritik, weil Holender vorgeworfen wurde, mit der amtierenden Staatsoperndirektion von Claus Helmut Drese vertragliche Verpflichtungen ausgehandelt zu haben und zugleich bereits dessen Nachfolger zuzuarbeiten. Jene Sänger, so hieß es, deren Engagement er selbst der Staatsoper vermittelt habe, würde er nun zugleich als Mitglied der künftigen Opernführung kritisieren. (Waechter plante damals, das System der Abendverträge gastierender Künstler einzuschränken und durch einen verstärkten Ensembleaufbau sowie längerfristige Gastverträge zu ersetzen.) Auch wurde geargwöhnt, Holender würde bei Engagements für die Spielzeiten Waechters gleichsam Sängerverträge mit seiner eigenen Agentur aushandeln. Schließlich zog sich Holender aus seiner Opernagentur zurück, die später innerhalb der eigenen Familie verkauft wurde.
Nach dem unerwarteten Tod Waechters im März 1992 wurde Holender am 1. April desselben Jahres zum Direktor der Staatsoper bestellt. Vier Jahre führte er auch gleichzeitig die Wiener Volksoper. Er bewirkte innerhalb kurzer Zeit erhebliche Korrekturen an Waechters konservativer Konzeption, ließ die Titel der gespielten Opern wie bis zum Juni 1991 wieder in der Originalsprache – also Le nozze di Figaro statt Die Hochzeit des Figaro – plakatieren und weichte das Ensembleprinzip durch eine Verstärkung kurzfristiger Abendverträge auf. Zudem verpflichtete er Exponenten moderner Operninszenierungen wie Herbert Wernicke, Götz Friedrich, Hans Neuenfels, Willy Decker oder David Pountney. Den Plan Waechters, ältere Inszenierungen unter der Leitung der jeweiligen Regisseure neu geprobt an der Staatsoper wiederaufzunehmen, legte Holender fast vollständig beiseite. Das von ihm gespielte Repertoire stützt sich im Wesentlichen auf die Neuinszenierungen seiner Direktionszeit, ergänzt von bekannten Schlüsselwerken oder einigen älteren Produktionen, deren geringerer Aufwand die Organisation des täglichen Spielplans erleichtern soll. Zudem setzte Holender - wie vor ihm Claus Helmut Drese und Herbert von Karajan - vermehrt auf Koproduktionen – etwa mit den Salzburger Festspielen, der Mailänder Scala und der Pariser Oper. Einige Inszenierungen der Wiener Staatsoper wurden an andere Opernhäuser verkauft oder ausgeliehen, etwa an die Bayerische Staatsoper in München, das Teatro La Fenice in Venedig und die Metropolitan Opera in New York.
Holenders Vertrag wurde drei Mal verlängert und endet im Juni 2010. Holender wird dann der längstdienende Leiter in der Geschichte der Staatsoper sein.
In Berlin betreute Holender nach dem vorzeitigen Ausstieg des Intendanten Udo Zimmermann übergangsweise das Programm der Deutschen Oper.
Holender ist Lehrbeauftragter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien.
Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat mit seiner Frau einen Sohn und eine Tochter. Aus erster Ehe stammt ein Sohn, der Jurist Adrian Hollaender.
Holender ist der Cousin des österreichischen Regisseurs Robert Dornhelm.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Ehrendoktorwürde
- der Universität Bukarest
- der Universität des Westens Timişoara
- der Musikakademie Sofia und
- der Musikakademie Gheorghe Dima in Cluj-Napoca (Klausenburg)
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- Goldenes Verdienstzeichen für Verdienste um das Land Wien
- Officier des Französischen Ordens der Künste und der Literatur (1999)
- Stern von Rumänien am Bande (2001)
- Commendatore des Verdienstordens der Italienischen Republik (2004)
- Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (2010)
- Clemens-Krauss-Medaille der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
- Franz-Schalk-Medaille in Gold der Wiener Philharmoniker
- Europäischen Kultur Initiativ Preis der europäischen Kulturstiftung Pro Europa (2005)
Werke
- Von Temesvar nach Wien. Der Lebensweg des Wiener Staatsoperndirektors. Autobiografie, bearbeitet von Marie-Theres Arnbom. Böhlau, Wien 2001, ISBN 978-3-205-99384-1.
Weblinks
- Künstlerische Leitung, Wiener Staatsoper
- Vorlage:Aeiou
Personendaten | |
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NAME | Holender, Ioan |
ALTERNATIVNAMEN | Hollaender, Ioan |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Sänger, Künstleragent und Operndirektor |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1935 |
GEBURTSORT | Timişoara, Rumänien |
- Opernintendant
- Sänger
- Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Komtur)
- Träger des Ordre des Arts et des Lettres
- Person (Timişoara)
- Person (Wien)
- Pseudonym
- Österreicher
- Geboren 1935
- Mann