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Ludwig von Gerngros

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Ludwig Ritter von Gerngroß bis 1902 Ludwig Gerngros (* 1. Mai 1839 in Baiersdorf; † 3. Oktober 1916 in Nürnberg) war ein deutscher Kaufmann und Mäzen.

Ludwig Gerngros war der Sohn von Clara (geb. Bonté) und Ephraim Hirsch Gerngros (*1903 in Treuchtlingen/Mfr.) der seit 1803 in Baiersdorf ansässig und dort angesehenes Mitglied der dort vormals großen jüdischen Gemeinde war: er hatte fünf Geschwister: Theres Gerngros (*23. Juni 1833 in Baiersdorf, † 10. Juni 1846, ebd.), Hirsch Gerngros (September 1834, dreiwöchig im Kindbett verstorben), Doreth Gerngros (*10. November 1835; † unbek.), Phillipp Wilhem Gerngros (später nur Wilhelm, Ritter von Gerngroß, *28. September 1843 in Baiersdorf, † 5. Juni 1925 in Nürnberg) und Sophie Gerngros (*25. November 1847 in Baiersdorf, † 8. Dezember 1847 ebd.). Gerngros besuchte die Handelsschule in Fürth und begann als Handelsreisender für das Unternehmen Mayer Kohn in Nürnberg, später gründete er mit Moritz Frauenfeld ein eigenes Handelsunternehmen in Nürnberg, dass sich (unter seiner Führung bis 1899) vorwiegend dem Hopfenhandel widmete und sich sehr erfolgreich entwickelte. Gerngros heiratete Julie Tuchmann aus Dessau (*28. Dezember 1845 in Uehlfeld, † 1. April 1923 in Nürnberg), die Ehe blieb kinderlos. Gerngros (seit etwa 1900 'Gerngroß' geschrieben) setzte sich in seiner Wahlheimat Nürnberg als Mäzen sehr zur Förderung städtebaulicher und kultureller Projekte ein. Er ist Stifter des Luitpoldhauses der Stadtbibliothe (im zweiten Weltkrieg teilzerstört und wiederaufgebaut, 2009 von der städtischen Bauverwaltung abgebrochen), des Zweitgusses des Neptunbrunnens und unterstützte die Errichtung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Egidienberg. Gerngros zählt auch zu den Stiftern des Künstlerhaus Nürnberg, welches am 3. Juli 1910 feierlich eingeweiht wurde. In seinem Geburtsort Baiersdorf spendete er 1906 das Gebäude der Seligmann'schen Kinderstiftung und legte 1907 die finanzielle Grundlage für die dortige Ambulanz des Roten Kreuzes. Für seine Verdienste wurde er 1901 für den Kronenorden und das Ritterkreuz nominiert und am 22. Oktober 1902 (am Tage der Aufstellung des Zweitgusses des Neptunbrunnens auf dem Hauptmarkt berufen und geadelt; fortan nannte er sich Ludwig Ritter von Gerngroß. Von 1908 bis 1916 gehörte er dem Verwaltungsausschuss des Germanischen Nationalmuseums an. Nach seinem Tod führte sein Bruder Wilhelm (Phillip) Ritter von Gerngroß das mäzenatische Wirken fort.

Ritter von Gerngroß wurde von den Nationalsozialisten in Nürnberg wegen seiner jüdischen Abstammung posthum verhöhnt, der den Reichsparteitagsaufmärschen im Wege stehende "Judenbrunnen", von dem die Stiftertafel mit dem Namenen Gerngroß auf Geheiß des Gauleiters Streicher bereits 30. Juni 1933 entfernt wurde, wurde 1934 abgebrochen und auch nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1945 nicht mehr wiederaufgebaut, sondern in den 60er Jahren in den Stadtpark verbracht. Die Stiftungsauflage von Ludwig Gerngroß, die ausdrücklich den Standort Hauptmarkt zur Bedingung der Schenkung machte (Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für 1902, Seite 556), wird von der Stadt bis heute mißachtet.

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