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Schiebewurst

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Wiedergänger, wurde bereits einmal wegen Fake bzw. TF auf der Grundlage eines Blogs gelöscht. Halte es inhaltlich wie quellentechnisch immer noch für unzulässige Theoriefindung. Laut [1] ist das eine Erfindung aus dem Sachsen des 19. Jahrhunderts, ohne ordentliche Quellen wird hier nur an einer Legende gestrickt, schlecht, wenn Wikipedia da für seriöse Darstellung steht.-- Oliver S.Y. 14:49, 6. Apr. 2010 (CEST)


Eine Scheibe Pumpernickel mit Schiebewurst

Die Schiebewurst beschreibt eine von vielen Lösungsverhalten des menschliche Essverhalten bei Lebensmittelknappheit. Zum Beispiel wird eine Scheibe Brot mit extrem wenig Wurst belegt und während des Verzehrs geschoben um den ständigen monotonen Brotverzehr zu erleichtern.

Historischer Hintergrund

Bei einer Schiebewurst handelt es sich nicht um eine Wurstsorte, sondern der Begriff steht für die Art und Weise des Essens eines Wurstbrotes. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war die "Schiebewurst" eine "Esstechnik und Essverhalten". Fleisch- und Wurstwaren waren in den jeweiligen Nachkriegszeiten des Weltkrieges in Deutschland Mangelware. Wenn es einer Familie überhaupt gelang, eine Wurst zu ergattern, war es geboten, diese zu rationieren. Oft war es so, dass dann für eine Scheibe Brot nur eine Scheibe Wurst zur Verfügung stand. Um diese Scheibe möglichst intensiv auszukosten, schob man sie beim Essen des Brotes mit den Zähnen oder den Fingern auf dem Brot unmittelbar vor dem Zubeißen weiter. Durch das Riechen der Wurst konnte so die Illosion aufgebaut werden, ein komplett belegtes Wurstbrot zu essen. Erst mit dem letzten Bissen wurde dann auch tatsächlich in die Wurstscheibe gebissen. Dass der Begriff von gewisser soziologischer Relevanz ist stellt u.a. Werner Gitt fest, wenn er in dem Aufsatz aussagt: “(…) Ein Soziologe gibt eine ganz andere Antwort. Er sagt: In der Not der Nachkriegszeit erfanden die Deutschen die Schiebewurst (kennt ihr die Schiebewurst?). Bei der Schiebewurst geht es einen Moment um das reine Glück, die Ekstase des letzten Bisses. Das war so (…)"- [1]

Zitate

  • "Jahrgang 1922 - das war die Generation, die mit Rama und Schiebewurst groß wurde und für die die Ofenheizung zum Alltag gehörte." Gabriel, Gerd / Wittke, Eleonore: Wir Jahrgang 1922. Kindheit und Jugend, ISBN: 978-3831316229
  • "After the incident in the Berlin soup kitchen, to ease her two sons' hunger pains (these are real pains), their mother would wrap some sugar, sprinkled with vinegar, into a piece of cloth to suck on. When our situation finally began to ease, there was a gastronomic game I learned to play with the occasional wurst sandwich. "Schiebewurst" consisted of one thin slice of wurst, sniffed but then pushed on while a bite of dry bread was consumed. This charade continued until the last bite which, finally, included the eagerly awaited bit of wurst." – "Reflections and Repercussions" -- the memoirs of Si Lewen
  • "Die Eltern mussten ja wegen des 1. Weltkrieges in Deutschland bleiben, und als Pfarrverweser und später als Privatdozent verdiente der Vater schlecht. Oft herrschte Schmalhans Küchenmeister in der Familie. Eine dicke Bauernwurst, die dem Vater nach einer Trauung geschenkt worden war, wurde scheibchenweise als Schiebewurst zu Weihnachten, Neujahr und an den kommenden Sonntagen des neuen Jahres verzehrt."- [2]
  • "Und waren überglücklich, wenn unsere Mutter oder auch ein Fremder uns mal ein Stück Wurst gab. Oder wir brachten ein Stück Wurst vom Betteln mit, dass wir dann diese aufgeteilt auf unseren Teller bekamen. Wir nannten sie dann „Schiebewurst“. Ich weiß, dass unsere Mutter immer sehr traurig war, dass sie uns nicht satt bekam. Wir haben dann ein, zwei Scheiben Maisbrot bekommen und haben die Wurst dann immer so auf dem Teller vor uns her geschoben, bis es dann der letzte Happen war, damit wir das Brot nicht ohne Wurst zu essen brauchten. Und darum nannten wir sie „Schiebewurst“.[3]
  • "Nordhessens Kinder haben in großen Notzeiten und Hungerjahren eine ganz besondere Verzehrtechnik entwickelt. Sie essen ihr Wurstbrot nach dem Prinzip der „Schieweworscht“ (= Schiebewurst). Das läuft folgendermaßen ab: Zuerst schieben sie den Wurstbelag mit der Nasenspitze zurück, atmen den Duft tief ein und beißen Brot ab. Zum Schluss bleibt mehr Wurst als Brot. Deshalb heißt es noch heute in Hessen: „In der größten Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot“.[4]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Werner Gitt: Krippe, Kreuz und Krone.