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Hugh Trenchard, 1. Viscount Trenchard

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Hugh Trenchard, 1. Viscount Trenchard in der Uniform des Royal Flying Corps

Hugh Montague Trenchard, 1. Viscount Trenchard, GCB, OM, GCVO, DSO (* 3. Februar 1873 in Taunton, Somerset; † 10. Februar 1956) war ein britischer Offizier, der die Royal Air Force federführend mitbegründete und im Ersten Weltkrieg als erster Chief of the Air Staff führte. In diesen Funktionen stieg er zum Marshal of the Royal Air Force auf und erwarb sich den Ruf als Father of the RAF (dt.: „Vater der Royal Air Force“).[1][2]

Trenchard gilt als Verfechter der strategischen Bombardements, dessen Ziel nicht feindliche Truppen, sondern die feindliche Infrastruktur sein sollte. Wegen seiner überlauten Stimme hatte er den Spitznamen Boom (Dröhnen, Donnern) inne.

Leben

Hugh Trenchard wurde am 3. Februar 1873 in Taunton, Somerset, geboren. Mit zwanzig Jahren trat er in die Britische Armee ein und diente bei den Royal Scots Fusiliers in Südafrika, wo er verwundet wurde, sowie in Nigeria. 1906 wurde ihm der Distinguished Service Order verliehen.

1913 lernte er beim britischen Flugpionier Thomas Sopwith fliegen und wechselte in das Royal Flying Corps, ein Vorgängercorps der Royal Air Force. Er hatte damals mit 39 Jahren beinahe schon die geltende Altersgrenze von 40 Jahren erreicht. Nach Abschluss der Ausbildung wurde Trenchard stellvertretender Kommandeur der Central Flying School.

Erster Weltkrieg

Kurze Zeit nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Trenchard nach Frankreich gesandt, um dort das Kommando über die aus zwei Fliegerschwadronen bestehende 1. Gruppe zu übernehmen, die das IV. und das Indian Corps unterstützen sollten. Im August 1915 wurde Trenchard dann zum Kommandeur aller Verbände des Royal Flying Corps in Frankreich ernannt.

Zwei Jahre später kehrte er nach Großbritannien zurück, um dort die Flugausbildung neu zu organisieren. Als im Januar 1918 das Air Council eingerichtet wurde, wurde Trenchard das Amt des Chief of the Air Staff übertragen, er war damit Oberkommandierender der britischen Luftwaffe. Mit seiner Hilfe gelang die Fusion des Royal Flying Corps und des Royal Naval Air Service zur Royal Air Force. Nach einem Streit mit dem Minister der Luftwaffe, Harold Harmsworth, trat er jedoch von seiner Position zurück, zwei Wochen bevor die Royal Air Force offiziell gebildet wurde.

Trenchard nahm seine aktive Laufbahn wieder auf und organisierte heftige Bombardements von deutschen Eisenbahnen, Flugplätzen und Industriezentren in der letzten Phase des Ersten Weltkriegs.

Spätere Jahre

1919 holte ihn Winston Churchill als Chef der Luftstreitkräfte zurück. Er blieb in diesem Amt bis zu seiner Pensionierung Ende 1929. In dieser Zeit setzte er sich besonders dafür ein, dass die Royal Air Force als eigenständige Teilstreitkraft erhalten blieb.

Während dieser Zeit fand die Taktik der strategischen Bombardierung Anwendung bei der Bekämpfung von Rebellen in den Kolonien. Auch die Verwendung von Giftgas gegen aufständische Iraker fiel in seine Amtszeit. Als erste Person überhaupt wurde Trenchard 1927 zum Marshal of the Royal Air Force befördert.

Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst wurde er als Baron Trenchard in das britische Oberhaus aufgenommen, von 1931 bis 1935 war er Commissioner des Metropolitan Police Service. Dort leitete er ebenfalls wichtige Reformen, insbesondere im Bereich der Ausbildung, ein. 1936 wurde er zum Viscount erhoben.

Während des Zweiten Weltkrieges kehrte Trenchard nicht mehr in den aktiven Dienst zurück. Aufgrund seiner häufigen Besuche auf Flugplätzen und bei anderen Luftwaffeneinheiten galt er inoffiziell jedoch als Generalinspekteur der Royal Air Force.

Hugh Trenchard starb am 10. Februar 1956. Er wurde in der Kapelle der Royal Air Force in der Westminster Abbey beigesetzt.

Literatur

  • Hubert Raymond Allen: The Legacy Of Lord Trenchard. Cassell, London 1972, ISBN 0-304-93702-9.
  • Andrew Boyle: Trenchard Man of Vision. Collins, London 1962.
  • Cyril Havard: The Trenchard touch. Countrywise Press, Chichester 2000, ISBN 1-902681-13-4.
  • David Jordan: The Battle for the Skies. Sir Hugh Trenchard as Commander of the Royal Flying Corps. In: Matthew Hughes, Matthew Seligmann: Leadership in Conflict 1914 - 1918. Leo Cooper, Barnsley 2000, ISBN 0-85052-751-1, S. 68–91.
  • Gavin Lyall: Marshal of the Royal Air Force the Viscount Trenchard. In: Field Marshal Lord Carver (Hrsg.): The War Lords. Military Commanders of the Twentieth Century. Leo Cooper, Barnsley 2005, ISBN 1-84415-308-8, (Pen & sword military classics 61), S. 176–187.
  • Norman Macmillan: Great Airmen. G. Bell & Sons, London 1955, S. 147–156: Marshal of the Royal Air Force the Viscount Trenchard of Wolfeton.
  • Henry Probert: High commanders of the Royal Air Force. HMSO, London 1991, ISBN 0-11-772635-4, S. 1–4 und 100–101: Marshal of the Royal Air Force the Viscount Trenchard.
  • Ian Brunskill, Guy Liardet, Michael Tillotson (Hrsg.): Great military lives. A century in obituaries. Times Books, London 2008, ISBN 978-0-00-727670-7, S. 197–203: Trenchard.
  • Peter Wykeham: Trenchard, Hugh Montague. In: Hew Strachan (Hrsg.): Military Lives. Oxford University Press, Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-860532-3, S. 468–474, (Auswahl aus: „Dictionary of national biography“).
Commons: Hugh Trenchard, 1st Viscount Trenchard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege und Anmerkungen

  1. vgl.Cotter, Jarrod: Trenchard: Father of the RAF, 2. April 2008. Abgerufen am 18. März 2010.
  2. vgl. Fadok, David S.: John Boyd and John Warden:Airpower's Quest for Strategic Paralysis, in: Meilinger, Philip S. (Hrg.): The Paths of Heaven: The Evolution of Airpower Theory, Air Force University Press: Maxwell, Alabama, 4. Auflage 2001, S. 362.
VorgängerAmtNachfolger
Titel neu geschaffenViscount Trenchard
1936–1956
Thomas Trenchard

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