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Donald Davidson

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Donald Herbert Davidson (* 6. März 1917 in Springfield, Massachusetts; † 30. August 2003 in Berkeley, Kalifornien) war ein US-amerikanischer analytischer Philosoph.

Leben

Davidson wurde als Sohn von Clarence („Davie“) Herbert Davidson und Grace Cordelia Anthony geboren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie auf die Philippinen und übersiedelte nach Amherst und Philadelphia, als Davidson vier Jahre alt war. Im Alter von neun Jahren zog Davidson mit seiner Familie nach Staten Island, wo er mit dem Besuch einer öffentlichen Schule in der ersten Klasse begann und dann in die vierte Klasse der Staten Island Academy wechselte.

An der Harvard University studierte Davidson zuerst als Hauptfächer Englisch und vergleichende Literaturwissenschaften (er hörte Theodore Spencer über Shakespeare und die Bibel, Harry Levin über James Joyce), wechselte jedoch später zur Altphilologie und zur Philosophie. Seine Lehrer waren Alfred North Whitehead, C. I. Irving und W. V. Quine.

Davidson war von 1981 bis 2003 Professor an der Universität von Kalifornien in Berkeley, und zuvor Professor an der Universität Stanford, der Rockefeller University, an der Universität Princeton und in Chicago.

Davidson spielte Klavier, befasste sich intensiv mit Musik und unterrichtete Musikphilosophie an der Stanford University. In Harvard traf Davidson mit dem Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein zusammen, mit dem er häufig Klavier spielte. Bernstein komponierte die Musik zu einer altgriechischen Adaption Davidsons von Aristophanes' Tragödie Die Vögel. Bernstein verwendete Teile der Komposition in seinem Ballett Fancy Free.

Nach seiner Graduierung zog Davidson nach Kalifornien, wo er Skripte für einige Folgen des Detektiv Hörspiels „Big Town“ (mit Edward G. Robinson) verfasste. Ein neue ausgeschriebenes Stipendium für klassische Philosophie führte ihn an die Harvard University zurück, wo er Philosophie unterrichtete und die Harvard Business School besuchte. Bevor er an der Harvard Business School graduieren konnte, wurde Davidson von der U.S. Navy eingezogen, zu der er sich freiwillig verpflichtet hatte. Davidson trainierte Piloten im Erkennen feindlicher Flugzeuge und er nahm an den Invasionen von Sizilien, Salerno und Anzio teil. Nach dreieinhalb Jahren Militärdienst versuchte Davidson ohne Erfolg, einen Roman zu schreiben. 1949 schloss er das Philosophiestudium als Ph.D. ab. Seine Doktorarbeit, die er später als seltsam bezeichnete, behandelte Platons Dialog Philebos[1].

Unter dem Einfluss von W. V. O. Quine, den Davidson seinen Mentor nannte, wandte er sich den Methoden und Problemen der analytischen Philosophie zu.

In den 1950er Jahren entwickelten Davidson und Patrick Suppes einen experimentellen Zugang zur Entscheidungstheorie. Sie kamen überein, dass es nicht möglich sei, die Ansichten und Präferenzen einer Person isoliert zu behandeln, so dass die Handlungen einer Person in Bezug auf ihre Absichten durch verschiedene Methoden analysiert oder bewertet werden könnten. Das Ergebnis ist der Theorie der Unbestimmtheit der Übersetzung von Quine ähnlich und taucht immer wieder in Davidsons späteren Arbeiten zur Philosophie des Geistes auf.

Davidson pflegte oft zu verreisen, neben dem Klavierspielen ging er dem Bergsteigen und Surfen nach, baute Radios und hatte eine Fluglizenz. Davidson war insgesamt dreimal verheiratet, das letzte Mal mit der Philosophin Marcia Cavell. Thomas Nagel beschrieb Davidson als tieferotisch.

Davidson war Präsident sowohl des östlichen als auch des westlichen Zweiges der American Philosophical Association, er hatte zahlreiche Positionen unter anderem am Queens College, der Stanford University, der Rockefeller University, der Harvard University, der Oxford University und der University of Chicago inne. Von 1981 bis zu seinem Tod war er in Berkeley der Willis S. and Marion Slusser Professor für Philosophie.

Auszeichnungen

Werk

Themenbereiche

Donald Davidson hat entgegen der üblichen Arbeitsweise von Philosophen kein einheitliches Werk verfasst und publiziert. Seine Philosophie ist in einer grossen Zahl von Aufsätzen und Kongressberichten veröffentlicht, deren Themenbereiche sich über die Schlüsselbegriffe in zwei Gruppen einteilen lassen:[2]

  1. Philosophie des Geistes: Handlung, Ursache, Grund und Ereignis.
  2. Sprachphilosophie: Wahrheit, Bedeutung, Satz und Semantik.

Seine Aufsätze haben die gesamte Philosophie beeinflussen können einschießlich der analytischen Bedeutungstheorie und der Postanalytischen Philosophie. Eine Zusammenstellung seines Werkes liegt in den fünf Bänden Gesammelter Aufsätze vor.[3] Seine Philosophie wird als eine homogene, methodisch-rationale und betont sprachpragmatische Philosophie beschrieben. Ihr originärer Ansatz ist eine Interpretationsmethode, die Davidson mit einer Formel als principle of charity kennzeichnet: Verständlichkeit ist das Ziel. Demnach ist die erste Aufgabe von Interpretation die Verständigung, in der es um den Sinn und die Bedeutung sprachlicher Aussagen anderer geht.

Handlungen, Gründe und Ursachen

1963 wurde Davidson mit dem Aufsatz Actions, Reasons, and Causes (Handlungen, Gründe und Ursachen) bekannt. Hier versuchte er, die vorherrschende Ansicht, der zufolge die Gründe eines Handelnden nicht die Begründung seiner Handlung sein können, zu widerlegen.[4]. Diese orthodoxe Ansicht wurde damals vor allem Wittgenstein zugeschrieben, ist aber bereits von Tolstoj in Krieg und Frieden dargestellt worden. Davidson nahm dagegen an, dass die Rationalisierung, hier als die Erstellung von Gründen verstanden, um die Aktionen eines Handelnden zu erklären, eine Art normaler kausaler Erklärung sei.[5] Eine Handlung A kann durch die von Davidson als primären Grund bezeichnete Ursache erklärt werden, die eine zustimmende Haltung (vergleichbar mit einem Wunsch) zu einem Ziel G und einen instrumentellen Glauben einschließt. Der instrumentelle Glaube besagt, dass das Ausführen der Aktion A ein Mittel ist, um das Ziel G zu erreichen. Zum Beispiel ist der primäre Grund, einen Regenschirm bei schlechtem Wetter zu verwenden der Wunsch, trocken zu bleiben und der Glaube durch den Regenschirm eben dies erreichen zu können. Diese Ansicht, die weite Übereinstimmungen mit der Populärpsychologie aufweist, beruht teilweise darauf, dass kausale Gesetze strikt und deterministisch sein müssen, während Erklärungen von Begriffen nicht so präzise sein müssen. Davidson argumentierte, dass die Unpräzisheit des Ausdrucks eines Grundes nicht bedeuten würde, dass das Haben dieses Grundes nicht dennoch ein Zustand sei, der Verhalten verursachen könne. In mehreren Aufsätzen arbeitete Davidson an dieser Argumentation.

Mentale Ereignisse

In dem 1970 erschienen Aufsatz Mental Events stellte Davidson seine Identitätstheorie des Geistes zur Debatte nach der bestimmte (token) geistige Ereignisse mit bestimmten (token) physikalischen Ereignissen identisch sind. Eine Schwierigkeit solch einer Ansicht war immer die anscheinende Unmöglichkeit gewesen Gesetze aufzustellen , welche mentale Zustände - wie die Annahme eines blauen Himmels oder das Verlangen nach einem Hamburger - mit physikalische Zuständen (etwa Muster neurologischer Aktivitäten im Gehirn) verknüpfen würden. Davidson nahm an, dass eine solche Reduktion für eine Token-Identitätsthese gar nicht notwendig wäre: möglicherweise ist jedes individuelle geistige Ereignis nur das korrespondierende physikalische Ereignis, ohne dass es Gesetze gäbe, die verschiedene Arten oder Typen (im Gegensatz zu Token) geistiger Ereignisse mit den entsprechenden Typen physischer Ereignisse verbinden. Davidson stellte aber klar, dass diese Unmöglichkeit einer Reduzierung nicht bedeute , dass der Verstand (mind) etwas anderes als das Gehirn sei. Davidson ist also ein Monist, für den es sich bei Fragen mentaler und physischer Ereignisse nur um eine Sache handelt,. Davidson nannte seine Position einen Anomalen Monismus (AM; anomal heißt ohne Gesetz), da geistige und physische Ereigniss-Typen nicht durch strikte Gesetze (Gesetze ohne Ausnahmen) verbunden werden könnten.

Davidson nahm an, dass AM aus drei überzeugenden Thesen folge. Zuerst aus der Ablehnung des Epiphänomenalismus, der Ansicht also, dass mentale Ereignisse physische Ereignisse nicht verursachen. Die zweite These ist die nomologische Auffassung von Verursachung , nach der ein Ereignis ein anderes dann (und nur dann) verursacht, wenn ein strenges Gesetz ohne Ausnahmen existiert, das diese Beziehung bestimmt. . Aber zugleich setzt Davidson den Anomalismus des Geistigen voraus: solch strikte Gesetze gelten nicht für Typen geistiger und physischer Ereignisse, geregelt sind nur bestimmte Ereignisse (eben Token), Typen geistiger Ereignisse sind anomal. Dies bestätigt den Token-Physikalismus und das Verhältnis der Supervenienz von mentalem und physischem, und respektiert zugleich die Autonomie des Geistigen.

Truth and Meaning

1967 veröffentlichte Davidson Truth and Meaning (Wahrheit und Bedeutung) und stellte die These auf, dass jede erlernbare Sprache in einer begrenzten Form darstellbar sei, obwohl sie eine theoretisch unbegrenzte Anzahl von Ausdrücken umfasst, wie es ja von menschlichen Sprachen prinzipiell angenommen wird. Wenn eine Sprache nicht auf eine begrenzte Art und Weise erklärt werden könne, könne sie auch nicht mit den begrenzten, empirischen Methoden erlernt werden, mit denen menschliche Sprachen nun einmal gelernt werden. Daraus folge, dass es möglich sei, eine theoretische Semantik für jede natürliche Sprache zu erstellen, die die Bedeutung einer unbegrenzten Zahl von Sätzen auf der Basis eines begrenzten Systems von Axiomen ausdrückt. In Nachfolge von, unter anderem, Rudolf Carnaps Introduction to Semantics (Harvard 1942, Seite 22) nahm Davidson an, dass die Bedeutung eines Satzes wiedergeben mit dem Feststellen seiner Korrektheit identisch sei, eine Betrachtungsweise, die die modernen Werke über truth conditional Semantics beeinflusste. Zusammengefasst schlug er vor, dass es möglich sei, eine begrenzte Zahl von grammatischen Möglichkeiten einer Sprache zu unterscheiden und die Funktion einer jeden Möglichkeit so zu erklären, dass triviale (zweifellos korrekte) Aussagen über die Wahrheit eines jeden (der unbegrenzt vielen) Sätze, die diese Möglichkeit verwenden. Dadurch kann eine finale Theorie der Bedeutung einer natürlichen Sprache aufgestellt werden, die Korrektheit kann überprüft werden, indem sie, wenn sie in der Sprache, in der sie angewendet wird alle Sätze der Form „P ist wahr und nur wenn P“ („Schnee ist weiß“ ist wahr wenn – und nur wenn Schnee weiß ist). Diese T-Sätze wurden von Alfred Tarski entwickelt.

Davidson hat diese Ideen zuerst in seinen Oxforder John Locke Vorlesungen (1969/70), The Structure and Content of Truth, vorgestellt. Mehrere Philosophen versuchten im Anschluss Davidsonsche semantische Theorien für natürliche Sprachen zu entwickeln. Er selbst arbeitete Teile einer solchen Theorie in seinen Aufsätzen über Zitierung (quotation), indirekte Rede und Handlungsbeschreibungen aus.

Knowledge and Belief

Nach den 1970ern griff Davidsons Philosophie des Geistes Einflüsse von Saul Kripke, Hilary Putnam und Keith Donellan auf, die eine Reihe von Gegenbeispielen zu deskriptivischen Theorien des Inhalts aufstellten. Diese gehen auf Bertrand Russells Kennzeichnungstheorie (Theory of Desciptions) und möglicherweise auch auf Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus zurück und besagen, dass derjenige, der sich auf einen Namen bezieht - auf welches Objekt oder welche Person sich dieser Name auch bezieht - durch die Vorstellung, die eine Person über den Gegenstand hat, beeinflusst wird. Als Beispiel dienen die beiden Sätze: Aristoteles gründete das Lyceum und Aristoteles unterrichtete Alexander den Großen. Die beiden Sätze beschreiben Aristoteles, da nach Russell der Gegenstand behandelt wird, der den größten Zusammenhang zwischen den beiden herstellt. Wenn zwei Personen Alexander unterrichteten, aber nur eine das Lyceum gründete, betreffen die Überlegungen die Person, die beides tat. Kripke und andere nahmen an, dass diese Theorie nicht haltbar sei, und dass der Gegenstand des Glaubens einer Person großteils (oder zur Gänze) vom Erwerb dieses Glaubens und von den Namen (der Gegenstände oder Personen), insbesondere der Art und Weise, wie die Namen kausal vom ursprünglichen Referenten zum gegenwärtigen Sprecher verfolgt werden könnten, abhängig seien.

Davidson befasste sich mit dieser Theorie und behandelte in seinen Werken der 1980er Jahren das Problem des Verbindens des Wissens eines Selbst (einer ersten Person) mit dem von zweiten und dritten Personen. Seiner Annahme zufolge wird der Glauben einer ersten Person (Ich bin hungrig) in anderer Weise als der Glauben einer zweiten oder dritten Person über denselben Zustand erworben. Die Annahme eines Anderen, dass ich hungrig bin (er ist hungrig) hat einen anderen Grund.

Davidson näherte sich diesem Problem, indem er die beiden Punkte miteinander verband und fragte, wie zwei Personen eine Vorstellung desselben externen Objektes haben können? Er entwickelte eine Einteilung in drei Kategorien: Ansichten von sich selbst, über andere Personen, Ansichten über die Entstehung der Welt.

Viele Philosophen hatten versucht, zwei dieser Kategorien von Glauben und Wissen auf eine zu reduzieren: Rene Descartes und David Hume nahmen an, dass das Wissen, mit dem wir beginnen, Selbsterkenntnis sei. Einige Logische Positivisten sowie Ludwig Wittgenstein oder Wilfrid Sellars nahmen an, dass zu Beginn nur Wissen über die externe Welt vorhanden sei. Friedrich Schelling und Emmanuel Levinas sahen das Wissen über andere Personen als grundlegend an. Nach Davidson ist es aber unmöglich, nur über eine Form von Wissen zu verfügen: Jeder, der Wissen in einer der drei Kategorien hat, besitzt notwendig auch Wissen der anderen beiden.

Radikale Interpretation

Wie in den Diskurstheorien von Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel ist im Rahmen seiner radikalen Interpretation das vorauszusetzende Kriterium immer das der Wahrheit, das wie bei Herbert Schnädelbach auch (post-)analytisch und unter den Bedingungen des Pluralismus wahr von falsch unterscheiden soll. Dies soll nach Davidson auch dann möglich sein, wenn die zu interpretierende Sprache eine andere ist als die des Interpreten.

Die Radikale Interpretation ist ein hypothetischer Standpunkt, den Davidson als essentiell für die Untersuchung von Sprache, Verstand, Handlungen und Wissen erachtet. Kernthese der Radikalen Interpretation ist die Annahme, in einer Gesellschaft, deren Sprache man nicht versteht, platziert zu sein. Ein Verständiss der Sprache entwickelt sich durch eine Theorie, die ein Theorem der Form S bedeutet P für jeden Satz der Sprache erzeugt, wobei S der Name des Satzes in der Sprache und P der Satz oder eine Übersetzung in der Metasprache ist, in der die Theorie verfasst ist. Davidson stand diesem Modell im Generellen kritisch gegenüber, da sich der Ausdruck bedeutet dass nicht nur auf die Erweiterung des Ausdrucks, der ihm folgt, sondern auch seine Intension bezieht. Davidson ersetzt bedeutet dass durch ein Bindewort, das sich nur auf die Erweiterungen des Satzes bezieht, da die Erweiterung eines Satzes seine tatsächliche Bedeutung, ein Bindewort der Wahrheitsfunktion darstellt. Davidson wählte das bikonditionale wenn und nur wenn als das benötigte Bindewort einer Theorie der Bedeutung. Es handelt sich dabei um die augenscheinliche Auswahl, da eine Equivalenz der Bedeutung von s und p gesucht wird. S wenn und nur wenn P ist jedoch grammatikalisch nicht korrekt, da das Bindewort zwei Propositionen verbinden muss. S ist der Name einer Proposition, s ist selbst jedoch keine Proposition. Um S zu einer Proposition zu machen muss es durch das s genannte Wahrheitsprädikat unterstützt werden. Davidson schloss daraus, dass eine Theorie der Bedeutung für jeden Satz der Metasprache ein Theorem der Form S ist wahr wenn und nur wenn P erzeugt. Eine Theorie der Wahrheit einer Sprache kann auch als Theorie der Bedeutung verwendet werden.

In seinen Arbeiten über die Bedeutungstheorie stützte sich Davidson in weiten Bereichen auf Alfred Tarskis Theorie des Aufbaus künstlicher Sprachen. Aus dieser entnahm Davidson drei Kernfragen zur radikalen Interpretation. Zum ersten, ob eine Theorie der Wahrheit für eine natürliche Sprache entwickelt werden kann, zum zweiten, falls ein Beweis für den radikalen Interpreten verfügbar ist, kann dieser eine Theorie der Wahrheit für eine Sprache, die er interpretieren will entwickeln und verifizieren? Zum dritten, ob eine Theorie der Wahrheit ausreichend ist, um dem radikalen Interpreten das Verstehen der Sprache möglich ist. Davidson wies nach, dass die erste Frage positiv beantwortet werden kann.

gibt dem Interpreten keinen Zugang zu Glauben als Beweisen, da der Interpret dadurch die Frage offen lassen würde. Stattdessen erlaubt Davidson dem Sprecher auf rationale Art und Weise festzustellen, dass ein Sprecher eine Satz für wahr hält, ohne dass der Sprecher eine bestimmte Bedeutung der Meinung kennt. Dem Interpreten wird es dadurch ermöglicht, Hypothesen aufzubauen, die einen Sprecher und eine Aussage zu einem bestimmten Gesamtbild einer bestimmten Zeit zusammenzufassen. Davidson nennt in der englischen Originalfassung als Beispiel einen Deutsch sprechenden, der es regnet sagt, wenn es regnet.

Davidson nahm an, dass auch wenn in einzelnen Fällen der Sprecher falsch verstanden wird (wenn zu Beispiel der Deutsch sprechende Es regnet angibt, auch wenn es nicht regnet) das gesamte Projekt nicht untergraben wird, da der Glaube eines Sprechers zum Großteil korrekt und kohärent sein muss. Wenn sie es nicht sind, würde der Sprecher nicht als Sprecher identifiziert werden können. Dies ist das „Prinzip der Nachsichtigkeit“ oder „der wohlwollenden Interpretation“ (principle of charity), das es einem Interpreten ermöglicht, sich bewusst zu werden, dass der Beweis, den er erlangt, es ihm ermöglicht, eine Theorie der Wahrheit der Sprache zu verifizieren.

Auf den ersten Blick scheint es, dass eine Theorie der Wahrheit nicht ausreicht, um eine Sprache zu interpretieren. Falls nämlich Wahrheit-Bedingungen allein entscheidend sind, könnten anormale Sätze wie „Schnee ist weiß“ ist wahr wenn und nur wenn Schnee weiß und Gras grün ist nicht komplett falsifiziert werden. Davidson nahm an, dass die Sprache durch ihre Zusammensetzung auch holistisch sei: Sätze basieren auf der Bedeutung von Wörtern, die Bedeutung eines Wortes hängt von der Gesamtheit des Satzes, in dem es auftaucht, ab. Diese holistische Beschränkung reicht mit der Bedingung, dass die Theorie der Wahrheit gesetzmäßig ist, aus, um die Indeterminiertheit so zu reduzieren, dass Kommunikation erfolgreich stattfinden kann.

Zusammengefasst ist das, das die radikale Interpretation hervorhebt, nötig und ausreichend, um Kommunikation zu ermöglichen. Die Bedingungen sind, dass zum Erkennen eines Sprechers als Sprecher sein Glauben größtenteils kohärent und korrekt sein muss; und Indeterminiertheit, die die Bedeutung der Kommunikation nicht unterminiert, muss dementsprechend hinreichend gezwungen werden.

Veröffentlichungen

Aufsätze und Vorträge
  • Actions, Reasons, and Causes. In: The Journal of Philosophy, LX 1963, S. 685-700.
    • Deutsche Ausgabe: Handlungen, Gründe und Ursachen. In: Suhrkamp 1985.
  • The Method fo Extension and Intension. In: The Philosophy of Rudolf Carnap. Hrsg. v. Paul Schilpp. La Salle/Illinois 1963, S. 311-350.
  • The Logical Form of Action Sentences. (Vortrag 1966). In: The Logic of Decision and Action. Hrsg. v. Nicholas Rescher, Pittsburgh, 1967, S. 81-120.
    • Deutsche Ausgabe: Die logische Form der Handlungssätze. In: Suhrkamp 1985.
  • Truth and Meaning. Synthese 17 1967, S. 304-323.
    • Deutsche Ausgabe: Wahrheit und Bedeutung. In: Suhrkamp 1986.
  • Causal Relations. (Vortrag 1967). The Journal of Philosophy LXIV 1967, S. 691-703.
    • Deutsche Ausgabe: Kausale Beziehungen. In: Suhrkamp 1985.
  • True to the Facts. (Vortrag 1969). The Journal of Philosophy LXVIV 1969, S. 158-174.
    • Deutsche Ausgabe: Getreu den Tatsachen. In: Suhrkamp 1986.
  • On Saying That. In: Words and Objections. Essays on the Work of W.V. Quine.. Hrsg. mit Jaakko Hintikka. Dordrecht 1969, S. 158-174.
    • Deutsche Ausgabe: Sagen, daß (sic!). In: Suhrkamp 1986.
  • Events as Particulars. Nous, IV 1970, S. 25-32.
    • Deutsche Ausgabe: Ereignisse als Einzeldinge. In: Suhrkamp 1985.
  • Eternal vs. Ephemeral Events. Nous 1971.
    • Deutsche Ausgabe: Zeitlose kontra flüchtige Ereignisse. In: Suhrkamp 1985.
  • The Individuation of Events. In: Essays in Honor of Carl Hempel. Hrsg. v. Nicholas Rescher. Reidel, Dordrecht 1970, S. 216-234.
    • Deutsche Ausgabe: Zur Individuation von Ereignissen. In: Suhrkamp 1985.
  • Agency. (Vortrag 1968). In: Agent, Action and Reason. Hrsg. v. Robert Binkley, Richard Bronaugh und Ausonio Marras, Toronto 1971, S. 3-25.
    • Deutsche Ausgabe: Handeln. In: Suhrkamp 1985.
  • Mental Events. (Vortragsreihe 1968/69). In: Experience and Theory. Hrsg. v. Lawrence Foster u. J.W. Swanson. Boston 1971, S. 79-101.
    • Deutsche Ausgabe: Geistige Erkenntnis. In: Suhrkamp 1985.
  • The Material Mind. (Vortrag 1971). In: Kongreßakten zum 4. Internationalen Kongreß für Logik, Methodologie und Philosophie der Wissenschaften in Bukarest, 1973.
    • Deutsche Ausgabe: Der materielle Geist. In: Suhrkamp 1985.
  • In Defense of Convention T In: Truth, Syntax and Modality. Hrsg. v. H. Leblanc. Amsterdam 1973, S. 76-85.
    • Deutsche Ausgabe: Zur Verteidigung von Konvention W In: Suhrkamp 1986.
  • What Metaphors Mean. (Vortrag 1978). Critical Inquiry Nr. 5/1978, S. 31-47.
    • Deutsche Ausgabe: Was Metaphern bedeuten. In: Suhrkamp 1986.
  • Epistemology and Truth. (Vortrag 1987). In: Kongreßakten der Universität Córdoba 1988.
    • Deutsche Ausgabe: Erkenntnistheorie und Wahrheit. In: Suhrkamp 2004.
  • Threee Varieties of Knowledge. In: A. Phillips Griffiths (Hrsg.): A.J. Ayer Memorial Essays. Royal Institue of Philosophy Supplement Nr. 30, Cambridge University Press 1991.
    • Deutsche Ausgabe: Drei Spielarten des Wissens. In: Suhrkamp 2004.
  • The Emergence of Thought. (Vortrag 1993). In: Erkenntnis Nr. 51/1999, S. 7-17.
    • Deutsche Ausgabe: Die Entstehung des Denkens. In: Suhrkamp 2004.
Sammelbände
  • Essays on Actions and Events. Oxford University Press, Oxford 1980.
    • Deutsche Ausgabe: Handlung und Ereignis. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985 ISBN 3-518-06428-2 (Suhrkamp 1985).
  • Inquiries into Truth and Interpretation, Oxford University Press, Oxford 1984.
    • Deutsche Ausgabe: Wahrheit und Interpretation. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986 ISBN 3-518-06040-6 (Suhrkamp 1986).
  • Der Mythos des Subjektiven. Philosophische Essays. Reclam, Stuttgart 1993 ISBN 3-15-008845-3
  • Subjective, Intersubjective, Objective. Oxford University Press, Oxford 2001.
    • Deutsche Ausgabe: Subjektiv, intersubjektiv, objektiv. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004 ISBN 3-518-58387-5 (Suhrkamp 2004).
  • Problems of Rationality: Philosophical Essays Oxford University Press, Oxford 2004.
    • Deutsche Ausgabe: Probleme der Rationalität. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006 ISBN 3-518-58471-5
  • Truth, Language, and History. Philosophical Essays. Oxford University Press, Oxford 2005.
    • Deutsche Ausgabe: Wahrheit, Sprache und Geschichte. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008 ISBN 3-518-58506-1)
  • Wozu Wahrheit? Eine Debatte. Donald Davidson u. Richard Rorty. Hrsg. v. Mike Sandbothe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005 ISBN 978-3518292914
Monographie

Literatur

  • Simon Evnine. Donald Davidson. Stanford University Press, Stanford 1991.
  • Kathrin Glüer: Donald Davidson zur Einführung. Junius, Hamburg 1993.
  • L.E. Hahn (Hrsg.): The Philosophy of Donald Davidson. Open Court, Peru (Illinois) 1999.
  • Ian Hacking: Die Bedeutung der Sprache für die Philosophie. Hain, Königstein 1984 ISBN 3-445-02304-2
  • Ernest Lepore (Hrsg.). Truth and Interpretation - Perspectives on the Philosophy of Donald Davidson. Basil Blackwell, Oxford, 1996.
  • Kirk Ludwig: Donald Davidson. CUP, Cambridge 2003.
  • Jeff E. Malpas: Donald Davidson and the Mirror of Meaning. Cambridge University Press, Cambridge 1992.
  • Eva Picardi u. Joachim Schulte (Hrsg.): Die Wahrheit der Interpretation. Beiträge zur Philosophie Donald Davidsons. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990.
  • Gerhard Preyer, Frank Siebelt u. Alexander Ulfig (Hrsg.): Language, Mind and Epistemology. On Donald Davidson´s philosophy. Kluwer Academic Publishers, Dordrecht 1994.
  • Björn T. Ramberg: Donald Davidson's Philosophy of Language. Basil Blackwell, Oxford 1989.
  • Karsten R. Stüber: Donald Davidsons Theorie sprachlichen Verstehens. Die hermeneutische Dimension der Wahrheit. Beltz Athenäum, Weinheim 1993 ISBN 3895479284

Einzelnachweise

  1. Donald Davidson: Plato's Philebus. Garland Publishing, New York, 1990.
  2. Ian Hacking: Die Bedeutung der Sprache für die Philosophie. Hain, Königstein 1984, S. 119.
  3. Donald Davidson: Collected Essays, Oxford University Press, 5 Bände. Insgesamt ca. 80 Arbeiten.
  4. Malpas, 2005, §2
  5. 1963, p. 685