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Meerschweinchen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Meerschweinchen sind kleine Nagetiere der Familie Cavidae und Gattung Cavia. Von den etwa 12 Arten ist das auch als Haustier gehaltene Gemeine Meerschweinchen (Cavia aperea forma porcellus) das bekannteste.

Meerschweinchen leben in sozialen Gruppen mit einem Männchen, einigen Weibchen und den Jungtieren. Die Jungtiere werden nach einer Tragzeit von 60-70 Tagen relativ weit entwickelt (Fell, Zähne) geboren. Meerschweinchen haben kleine unterirdische Höhlen und schwimmen - trotz des Namens weder gut, noch gerne (sie können sich aber durchaus ein paar Minuten in ruhigem Wasser oben halten). Der deutsche Name stammt von früheren Seefahrern, die die Tiere als Nahrungsergänzung mit über das Meer brachten. Das führte - in Kombination mit dem schweineähnlichen Quieken dann zum Namen.

Der Lebensraum der Meerschweinchen ist die offene Graslandschaft, auf der sie in kleinen Herden Gras oder andere Pflanzen weiden. Raubtieren weichen sie durch eine Dämmerungslebensweise oder durch Flucht aus.

Obwohl fast alle anderen Säugetiere in der Lage sind, Vitamin C selbst zu synthetisieren, sind Meerschweinchen, wie der Mensch auch, auf Vitamin C in der Nahrung angewiesen, und entwickeln bei Vitamin C Mangel Skorbut.

Eine weitere Besonderheit ist das Fressen des sogenannten Blinddarmkotes, diese relativ weichen Kotballen werden ausgeschieden und gleich wieder aufgnommen, weil sie wichtige Bakterien enthalten, die der Aufrechterhaltung der Darmflora dienen.

Zum Gemeinen Meerschweinchen (Wildform)

Die Wildform des uns bekannten Hausmeerschweinchens ist bräunlich oder gräulich gefärbt (agouti) und etwas kleiner als die hier gehaltenen Haustiere. Das Gemeine Meerschweinchen wurde erstmals in der Gegend des heutigen Peru (Südamerika) von den Inka domestiziert, wo sie auch heute noch ein bedeutendes Nahrungsmittel darstellen. Meerschweinchenfleisch gehört zum traditionellen peruanischen Hochzeitsmahl und hat seine Bedeutung in den überlieferten Heilungsritualen.

Das Gemeine Meerschweinchen wird ca. 20 cm lang (ausgestreckt), und kann 1000 - 1500g wiegen. Es wird 5-8 Jahre alt.

Von Peru aus fand das Meerschweinchen als exotisches Haustier seinen Weg nach Europa.

Hausmeerschweinchen

Im Gegensatz zu den grau- bis rotbraunen eher kurzhaarigen Wildrassen sind Hausmeerschweinchen (auch liebevoll Me(e)ris genannt) in den verschiedensten Farben, Felllängen und -strukturen zu finden. Generell gibt es nahezu beliebige Kombinationen aus Farben, Felllänge und Wirbeln. Dazu kommt noch eine unterschiedliche Haarstruktur (drahtig bis samtweich, sowie lockig).

Verhalten

Meerschweinchen sind als Beutetiere immer fluchtbereit. Daher erschrecken sie leicht bei lauten Geräuschen (besonders plötzlichen Geräusche wie Türenknallen usw.) und Bewegungen in ihrer Nähe. Besonders Annährungen von oben führen zu einer sofortigen Flucht, in Anlehnung an die vn oben drohende Gefahr durch Raubvögel.

Wenn sie sich wohlfühlen, liegen die Tiere lang ausgestreckt herum, den Kopf auf dem Boden und dösen vor sich hin. Luftsprünge von 10cm und mehr mit allen Vieren gleichzeitig zeigen Übermut und drücken Freude aus. Bei älteren Tieren werden diese (wohl auch durch das Gewicht) weniger. Trotzdem wird es in einer zufriedenen Gruppe öfters relativ laut und munter hergehen. Entgegen ihres eher plumpen Aussehens im Ruhezustand sind Meerschweinchen alles andere als träge.

Temperament/Charakter

Im Gegensatz zu manch anderen Nagern unterscheiden sich Meeris untereinander sehr. Sowohl beim Fressen, als auch beim Verhalten variiert das Spektrum von scheuer Zurückhaltung bis frechem Anknabbern (nicht Beissen). Gemeinsam haben gesunde Tiere eine gewisse Neugier ihrer Umgebung genüber, wobei insbesondere Veränderungen die sich nicht bewegen ausgiebig begutachtet werden. Die Tiere scheinen generell bei der Begutachtung neuer Sachen nach drei Kriterien vorzugehen sofern sie es nicht identifizieren können:

  1. Kann es mich fressen? (Zurückhaltung bis Scheu)
  2. Kann ich es fressen? (Anknabbern)
  3. Kann man die Art damit erhalten? (Nunja, ...)

Ein weiterer Unterschied zu z.B. Hasen und Hamstern ist, dass Meerschweinchen relativ geschwätzig sind. Sie haben ein relativ weites Feld von Lautäusserungen, die sie auch oft und gerne einsetzen.

Haltung

Meerschweinchen können problemlos in den üblichen Käfigen mit Kunststoffschale und Drahtgitter gehalten werden. Für zwei Tiere sollte der Käfig mindestens 100*50cm² sein, für drei sind 120*60qcm dringend angebracht (alles für Erwachsene Tiere, Jungtiere können auch zunächst je eine Nummer kleiner haben). Generell gilt natürlich: je grösser, desto besser. Meerschweinchen dürfen nie nur im Käfig gehalten werden, sondern brauchen täglich mindestens 1-2 Stunden Auslauf, wobei man bedenken sollte, daß sie nicht stubenrein werden.

Der Boden des Käfigs sollte mit einem nicht staubendem Streu bedeckt sein, zum Beispiel Holzstreu oder Holz-bzw Strohpellets. Zur weiteren Einrichtung des Käfigs gehören ein Trinknapf oder eine Nippeltränke (Wassser muß imer zur Verfügung stehen!), Futternäpfe und Versteckmöglichkeiten. Das müssen keine Häuser sein (die oftmals nur zu Streit führen), ein Brett, das Schutz nach oben bietet und zugleich als zweite Etage genutzt werden kann, erfüllt diesen Zweck auch. Weitere mögliche Einrichtungsgegenstände sind Heuraufe, Foodball (ein Gitterball zum Aufhängen, kann mit Futter oder Heu befüllt werden), Steine, Korkröhren, Stofftunnel, Hängematte.

Einzeltierhaltung

Dass keine Käfigempfehlung für ein einzelnes Tier hier auftaucht hat den einfachen Grund, dass Meeris niemals längere Zeit einzeln gehalten werden sollten (Ausnahmen sind z.B. Erkrankungen). Sie sind Rudeltiere und dementsprechend - wie der Mensch - auf Gesellschaft der gleichen Art(!) dringend angewiesen. Alleine gehalten, entwickeln sie Verhaltensstörungen und werden schnell langweilig für ihren Halter. Menschen können keinen artgleichen Partner ersetzen, ebenso wenig wie Kaninchen. Kaninchen sind eine völlg andere Gattung mit einem abweichenden Sozialverhalten und Kommunikation.

Ernährung

Meerschweinchen sind Pflanzenfresser, die tierisches Eiweiß nur in sehr geringer Menge benötigen. Sie benötigen in erster Linie Heu, es ist sozusagen die Basis ihrer Ernährung. Zusätzlich brauchen sie ein bis zweimal täglich Frischfutter (viel Gemüse, weniger Obst) wie Möhre, Salat, Paprika, Fenchel, Salatgurke, Löwenzahn Äpfel, Birne usw. Frisches Gras als Alternative bzw. Ergänzung zum Heu ist natürlich ebenfalls willkommen. Zum Abnutzen der Zähne sollten Zweige gereicht werden, geeignet sind Kernobstsorten, Hasel, Birke, Weide (in kleinen Mengen), Tanne, Kiefer. Das handelsübliche Trockenfutter, egal ob Pellets oder Körnermischungen, enthält Getreide, welches nicht zum natürlichen Nahrungsspektrum der Tiere gehört und deshalb nur in sehr geringem Maße oder gar nicht gefüttert werden sollte. Das selbe gilt für trockenes Brot, das außer Getreide auch noch Hefe und andere Stoffe enthält, die der Verdauung der Tiere schaden kann. Ebenso ungeeinet sind Milchprodukte, die Meerschweinchen als reine Pflanzenfresser nicht verdauen können.

Zu achten ist auf einen ausreichenden Vitamin C-Gehalt (ein ausgewachsenes Tier benötigt 10-20 mg/Tag) der Nahrung, der durch Frischfutter oder getrocknete Kräuter erreicht werden kann.

Teilweise gehört der eigene Kot auch hierher, da z.B. Jungtiere ein bestimmtes Vitamin B nicht selbst bilden können und dieses über den Blinddarmkot (heller als der normale) älterer Tiere wieder aufnehmen. Den normalen Kot fressen die Tiere auch hin und wieder.

Erkrankungen

Viele Probleme der Tiere hängen mit der Nahrungsverwertung zusammen. Meerschweinchen haben ein relativ komplexes Verdauungssystem mit recht langer Verweildauer der Nahrung im Darm. Da sie keine Wiederkäuer sind, aber in freier Wildbahn hauptsächlich auf das relativ nährstoffarme Gras angewiesen sind, haben sie im Darm eine empfindliche Fauna, die schon bei Nahrungsumstellungen Probleme machen kann. Durch die sehr schwache Peristaltik (Darmbewegung) müssen die Tiere praktisch dauernd Futter nachschieben. Dadurch verschlimmert sich das Krankheitsbildes eines Tieres, welches nicht oder zu wenig frisst mitunter weiter.

Blähungen sind sehr ernst zu nehmen, da sie innerhalb von Stunden zum Tode führen können. Der Tierarzt ist in diesem Falle der passende Ansprechpartner.

Ein anderer wichtiger Punkt sind Parasiten. Es ist kaum möglich, ein Meerschweinchen über seine gesamte Lebensdauer frei zu halten von Haarlingen. Das sind kleine Tiere, die sich im Fell bewegen und sich von den Haarschuppen ernähren. Meist hilft ein Puder oder Spray (beides beim Tierarzt). Schlimmer als Haarlinge, aber auch mit dem Spray bekämpfbar, sind Milben, die sich in der Haut festsetzen und dort Blut saugen. Erkennbar sind sie als kleine weisse Punkte, besonders hinter/an den Ohrmuscheln, am Bauch oder dem After.

Durch die relativ weit hervorstehenden Augäpfel sind Meerschweine auch anfällig für Bindehautentzündung. Diese sollten nicht mit Kamille behandelt werden, da diese zu allergischen Reaktionen sowie Anfälligkeit für Pilzbefall führen kann.

Öfters zu treten auch Zahnfehlstellungen auf, so dass diese regelmässig gekürzt werden müssen, da das Tier schlimmstenfalls nicht mehr fressen kann (die Zähne wachsen bei Nagern permanent nach und werden normaler Weise durch die Benutzung auf Länge gehalten, da sie sehr viel weicher sind, als die von Raubtieren und Menschen z.B.

Ähnlich verbreitet sind Krallenfehlstellungen, die man auch selbst schneiden kann. Dabei muss man aber aufpassen, dass man nicht in die Blutgefässe schneidet, die in die Krallen reinlaufen. Besonders bei dunklen Krallen wird man ggf. nur nach der Erfahrung urteilen können.

Zucht

Da sich Meerschweinchen sehr schnell vermehren, sollte man, wenn man Junge haben will, Männchen und Weibchen getrennt halten.Das Weibchen muss zum Decken folgende Kriterien erfüllen:

      - mindestens 6 Monate alt
      - nicht älter als 9-10 Monate(bei der ersten Deckung)
      - 650g und mehr, aber nicht mehr als 1100g
      - gesund

Das Böckchen muss:

      - 8 Monate alt sein
      - gesund sein

Das Weibchen ist ca. alle 16 Tage 24 Stunden lang brünstig. Wenn der Deckakt mit dem Männchen erfolgreich war, putzen sich beide Tiere ausgiebig. Nachdem die Jungen sich in 68 Tagen vollentwickelt (Fell, offene Augen, können laufen, können fressen)haben, bringt sie das Muttertier innerhalb einer viertel bis halben Stunde zur Welt. Die Jungen wiegen zwischen 60-120g. Direkt nach der Geburt der Jungen ist die Meerschweinchendame wieder empfangsbereit, weshalb unkastrierte Männchen dann nicht im Käfig sein sollten, um ein sofortiges Nachdecken zu vermeiden. Bei dem ersten Wurf sind es selten mehr als 3-4 Junge (ich habe aber schon 6 beim ersten Wurf gehabt). Insgesamt sind es meistens 2-6 Junge. Diese werden dann 3 Wochen von der Mutter gesäugt, bis sie zum abgeben sind.

Weibchen werden mit 6 Wochen geschlechtsreif, Männchen mit 8 Wochen.