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Spieldose

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Eine Spieldose ist ein selbstspielendes mechanisches Musikinstrument !

Es gibt:

  1. Zylinder-(Walzen-)Spieldosen = Cylinder Music Boxes.
  2. Platten-Spieldosen = Disc Music Boxes.

Eine weit verbreitete - aber meiner Meinung nach - irreführende Bezeichnung für eine Spieldose ist die volkstümliche Bezeichnung Spieluhr.

Die wichtigsten Hersteller für Zylinder-Spieldosen:

  • L'Epee
  • Abrahams
  • Baker-Troll
  • Mermod Fréres
  • Nicole Fréres
  • Paillard
  • B.A. Brémond

Die wichtigsten Hersteller für Platten-Spieldosen:

  • Symphonion
  • Polyphon
  • Kalliope
  • Monopol
  • Regina

Es begann mit der Erfindung der sogenannten Zungenspielwerke Mitte des 18. Jahrhunderts. Die meisten dieser Spielwerke wurden in der Schweiz in der Nähe von Genf gebaut. Die Spieluhren-Metropole war Sainte-Croix im Schweizer Jura.

Jede Tonzunge mußte einzeln angefertigt, abgestimmt und dann auf den Zungenbalken aufgeschraubt werden. Eine recht mühsehlige Arbeit. 1790 gelang es, 4 bis 5 Tonzungen aus einem Stück anzufertigen, was schon eine große Verbesserung war.

Durch ein besonderes Verfahren konnte 1810 ein Spielkamm mit einer neuen Arbeitsweise so hergestellt werden, daß nur noch das Abstimmen der einzelnen Zungen nötig war.

Ein Spielkamm ist ein Objekt aus Stahl in der Form eines Kammes mit abgestuften Zähnen von kurz nach lang. Diese Zähne dienen als Tonzungen. Jede Tonzunge wird auf einem bestimmten Ton abgestimmt.

Ein drehender Zylinder der mit Stahlstiften besetzt ist, tastet diese Zungen ab und bringt sie in Schwingung, wodurch eine bestimmte Melodie entsteht.

Während die meisten mechanischen Musikinstrumente Klangerzeuger besitzen, die auch in handgespielten Musikinstrumenten vorkommen, handelt es sich bei dem Tonkamm um einen speziell für mechanische Musikinstrumente konzipierten Klangerzeuger.

Die zart spielenden Werke traten einen Siegeszug in die ganze Welt an. In allen Ausführungen finden wir sie.

Als Spieldose im Holzkasten, als Spieluhren, eingebaut in Schmuckkästchen oder in Dosen mit tanzenden Puppen usw. Schweizer Spieldosen fanden weiteste Verbreitung und wurden in alle Welt exportiert.

Ein großer Nachteil der Walzenspieldosen bestand jedoch in ihrem begrenzten Musikrepertoire. Meist spielt eine Walze 6 Musikstücke. Da die Walzen nicht austauschbar waren, mußte man - war man der Musik überdrüssig - eine neue Spieldose kaufen.

1885/86 wurde die Platten-Spieldose entwickelt!

Durch eine spezielle Technik gelang es, in eine runde Stahlplatte Haken zu stanzen. Diese tasteten die Tonzungen des Kammes ab und erzeugten so die Melodie. Die Platten konnte man nun auswechseln.

So konnte man bei einer Platten-Spieldose eine Sammlung Platten anschaffen und verschiedene Musikstücke hören. Im Gegensatz zu den Zylinderspieldosen wo die Auswahl der Musikstücke durch die auf der Walze gestifteten Liedtitel beschränkt war und nicht verändert werden konnte.

Die Platten-Spieldose war also der Vorläufer des Grammophons!

Im Zeitalter der beginnenden Industrialisierung - ab ca. 1880 - wurden diese Plattenspieldosen zu Hunderttausenden hergestellt und so preisgünstig angeboten, daß sie für jedermann erschwinglich waren.

Das Deutsche Kaiserreich entwickelte sich - neben den USA - zum bedeutendsten Exportland für Mechanische Musikinstrumente.

Im Laufe der Zeit - auch wg. der beiden Weltkriege - gingen viele Exemplare verloren, doch sind noch genügend bewahrt geblieben. Wir können sie in Privatsammlungen und Museen finden, leider oft in sehr schlechtem Zustand.


Datierung von alten Walzen-Spieldosen

In der zumeist englischsprachigen Literatur über mechanische Musikinstrumente finden sich vielerlei Hinweise zur Datierung von Walzenspieldosen. Hier soll der Versuch gemacht werden, diese Information zusammengefasst darzustellen.

Die Erfindung der Walzenspieldose wird Antonie Favre aus Genf zugeschrieben, der 1796 ein Spielwerk in einer Zinndose, basierend auf Zungenkamm und Stachelrad einbaute. In den folgenden Jahren wurden Spielwerke dieser Art in Siegelringe, Taschenuhren, Schnupftabaksdosen, Necessaires u.in größerer Form auch in Sockel von Tischuhren eingebaut.

Erst ab ca. 1820 wurden Walzenspieldosen in der Form gebaut, wie sie heute bekannt sind. Sie sind an ihrem schlichten Gehäuse zu erkennen, das nicht furniert ist. Der Kamm besteht nicht aus einem Stück, sondern aus einzeln verschraubten Zähnen und später aus Gruppen von 2 - 5 Zähnen.

Der einteilige Kamm ist vor 1820 nur vereinzelt zu finden, verdrängte aber im Laufe der Zeit immer mehr den Kamm aus einzelnen Zähnen oder Zahngruppen.

Ab ca. 1850 wird nur noch der einteilige Kamm eingebaut. Die Walzenspieldosen aus dieser Zeit zeichnen sich durch kleine Gehäuse aus, die kaum größer sind als das Spielwerk, sie haben zumeist 4, höchstens 6 Lieder. Die Grundplatte ist immer aus Messing.

Um 1840 begann die industrielle Fertigung von Walzenspieldosen, d.h. es wurden größere Stückzahlen produziert und infolge der Konkurrenz wurden Verbesserungen eingebaut - wie z.B.Glocken und Trommeln. Zu Beginn wurde diese "Zusatzinstrumentierung" versteckt unter dem Spielwerk eingebaut, später war sie dann sichtbar zumeist hinter der Walze angebracht.

Ab 1870 wurde die polierte Messinggrundplatte durch eine gerippte Gußeisenplatte abgelöst, die mit Bronze- oder Silber-Farbe angestrichen wurde.

Die wohl bekanntesten Hersteller von Walzenspieldosen waren die Gebrüder NICOLE (Nicole Fréres). Sie produzierten von 1815 bis 1903 Walzenspieldosen von gleichbleibend hoher Qualität, die alle mit dem Namen Nicole Fréres im Kamm gekennzeichnet sind und eine Seriennummer in der Grundplatte tragen.

Auf Grund dieser Seriennummer lassen sich Walzenspieldosen von Nicole Fréres leicht datieren. Leider findet man von keinem anderen Hersteller so genaue Daten über ihre Produktion.

Datierungstabelle für Walzenspieldosen des Herstellers Nicole Fréres
                         Seriennummer bis     Jahr bis
                               19.000           1839
                               25.000           1843
                               27.000           1845
                               29.000           1847
                               35.000           1860
                               38.000           1861
                               40.000           1863
                               41.000           1870
                               43.000           1872
                               44.000           1880
                               46.000           1882
                               50.000           1888
                               52.000           1903

Zum Schluß sollte noch ein weiteres Hilsmittel außerhalb der bisher aufgeführten Kriterien erwähnt werden. Mit Hilfe eines Opernführers oder ähnlicher Werke, die die Erstaufführung der Musikwerke des vorletzten bzw. letzen Jahrhunderts angeben, kann über die Musiktitel auf das frühest mögliche Baujahr der Spieldose geschlossen werden.