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Benutzer:Roxanna/Libysch-Syrische Union

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Das muß quasi alles neu: Föderation Arabischer Republiken...


اتحاد الجمهوريات العربية
ittiḥād al-ǧumhūrīyāt al-ʿarabīya
Föderation Arabischer Republiken
Flagge der Föderation Arabischer Republiken (Libyen behielt sie bis 1977 bei, Syrien bis 1980, Ägypten bis 1984) Wappen der Föderation Arabischer Republiken
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Kairo
Staatsform Republik
Einwohner 50.400.000
Fläche 2.962.130 km²
Präsident Anwar as-Sadat
Mitglieder
Existenzzeitraum 1971-1977

Als Föderation Arabischer Republiken (abgekürzt F.A.R.; arabisch اتحاد الجمهوريات العربية ittihād al-dschumhūriyyāt al-ʿarabiyya, DMG ittiḥād al-ǧumhūrīyāt al-ʿarabīya ‚Union der Arabischen Republiken‘) wurde die Staatenverbindung Ägyptens mit Libyen, dem Sudan bzw. Syrien von 1970-1977 bezeichnet. Obwohl ittihād wörtlich besser mit "Union" zu übersetzen wäre, so handelte es sich 1970-1977 im Gegensatz zur etwas substanzielleren Ägyptisch-Syrischen Union von 1958-1961 um keinen Einheitsstaat, sondern um einen konföderativen Zusammenschluß.

So wie einst Vereinigte Arabische Republik für verschiedene Vereinigungsprojekte unter gleichen Namen firmierte, so umfaßte auch die Föderation Arabischer Republiken verschiedene, aber auseinander hervorgegangene Vereinigungsprojekte der gleichen Partner zwischen 1970 und 1977. Zumeist ist damit allerdings die Ägyptisch-Libysch-Syrische Föderation gemeint, die am 17. April 1971 vereinbart und durch Volksentscheide zum 1. Januar 1972 in Kraft gesetzt wurde.

Ausgangssituation

Union Arabischer Republiken

Ägyptisch-Libysch-Sudanesische Föderation

FAR 1970: Syrien beabsichtigt den Anschluß

Ägyptisch-Libysch-Syrische Föderation

FAR 1971: Sudan soll später beitreten, zieht sich aber zurück
Sadat (links sitzend), Gaddafi (Bildmitte) und Assad (rechts sitzend) besiegeln am 18. April 1971 in Benghasi die Föderation
FAR 1972: Irak wird der Anschluss angeboten

Gaddafis und Sadats Beweggründe und Zielsetzungen waren allerdings sehr verschieden. Gaddafi sah sich als ideologischer Erbe Nassers und wollte dessen Nachfolger Sadat auf eine Fortsetzung der Politik Nassers festlegen, doch zunächst war Gaddafi noch zur Unterordnung unter den über 23 Jahre älteren Sadat bereit. Der ebenfalls noch im Schatten von Nassers Charisma stehende Sadat strebte danach, seine Position durch einen erneuten Krieg gegen Israel und die Rückeroberung der unter Nasser 1967 verlorenen Gebiete (Sinai, Gaza) zu festigen. Für diesen Krieg war das ägyptisch-syrische Militärbündnis wichtiger als die Union mit Libyen, welche keine bedeutende militärische Verstärkung darstellte. Auch Syrien war mehr an militärischer Unterstützung zur Rückeroberung der israelisch besetzten Golan-Höhen als an einer vollständigen Vereinigung interessiert. Libyen wiederum, das keine Gebiete verloren hatte, hielt einen solchen Krieg für Ressourcenverschwendung und war gerade mit der Eroberung des tschadischen Aouzou-Streifens beschäftigt.

  • Sadat beabsichtigte, aus dem Schatten Nassers herauszutreten, indem er da erfolgreich zu sein plante, wo Nasser gescheitert war. In einem erneuten Krieg gegen Israel wollte er jene ägyptischen Gebiete zurückgewinnen, die Nasser 1967 verloren hatte (Sinai, Gaza). Dafür sollte Israel nur so weit geschwächt werden, daß es zu Verhandlungen gezwungen werden konnte, nicht aber vollständig geschlagen werden, weil die USA sich sonst kompromißlos auf die israelische Seite stellen würden.
  • Während Sadat von vornherein einen begrenzten Krieg anstrebte, erhoffte sich Assad den umfassenden Einsatz der gesamten ägyptischen Streitmacht, um im Schatten eines ägyptischen Sieges die 1967 an Israel verlorenen Golanhöhen zurückzugewinnen. Anders als Sadat, der als Nassers Vizepräsident dessen Nachfolge faktisch "geerbt" hatte, war Assad durch einen Militärputsch gegen jene Regierung an die Macht gekommen, die die Golanhöhen überhaupt erst verloren hatte. Ihre Rückgewinnung war für den General Assad zu einer Legitimitätsfrage geworden.

Irak

Gaddafi hingegen drängte im Dezember 1972 Tunesien zum Beitritt. Sein auch an den Tschad gerichtetes Werben stellte allerdings den arabischen Charakter der Föderation infrage.

Ägyptisch-Libysche Union

FAR 1973: Ägyptisch-Libysche Union innerhalb der Föderation
Wrackteil eines im Oktoberkrieg abgeschossenen israelischen Skyhawk-Jagdbombers

Ägyptisch-Syrische Union

FAR 1976: Ägyptisch-Syrische Union innerhalb der Föderation

Syrien war 1973 trotz des Bündnisses mit Ägypten nur durch eilig entsandte irakische Panzer- und Luftabwehreinheiten vor einer Niederlage bewahrt worden (Israelische Truppen waren zunächst noch weiter vorgerückt als 1967 und hatten sogar Damaskus bedroht), denen das Regime allerdings mißtraute. Nach dem Abzug der Iraker und einem ersten ägyptisch-israelischen Truppenentflechtunsgabkommen sah sich auch Syrien 1974 zu einem solchen Abkommen mit Israel gezwungen. Syrien strebte allerdings wie Irak, Libyen und die PLO-interne Ablehnungsfront eine Fortsetzung des Kampfes an und verweigerte daher seine Teilnahme an den Genfer Nahostverhandlungen. Das zweite ägyptisch-israelische Entflechtungsabkommen im September 1975 bezeichnete Syrien als "Verrat". Nach diesem Abkommen konnte Syrien nicht mehr auf ägyptischen Beistand hoffen und suchte daher zunächst ein Bündnis mit Jordanien, Präsident Assad und König Hussein I. vereinbarten eine Vereinigte Politische Führung.

Nach dem syrischen Eingreifen in den Libanesischen Bürgerkrieg 1976 kam es vorübergehend wieder zu einer syrisch-ägyptischen Annäherung. Mit Ägyptens Rückendeckung billigte die Arabische Liga im Oktober 1976 Syriens Vorgehen. Am 18. Dezember 1976 einigten sich Assad und Sadat auf ein Politisches Oberstes Kommando, das eine Union zwischen Ägypten und Syrien vorbereiten sollte.

Ägyptisch-Syrisch-Sudanesische Föderation

FAR 1977: Ägyptisch-Syrische Union innerhalb der Föderation, Sudan beabsichtigt den Anschluß

Beim einem Treffen Numeiris mit Sadat und Assad vom 25. Februar bis 1. März 1977 in Khartoum äußerte der sudanesische Präsident den Wunsch, sich dem ägyptisch-syrischen Unionsprojekt anzuschließen.[1] Eine Vereinigte Politische Führung wurde vereinbart, die eine aus Ägypten, Syrien und Sudan bestehende Föderation Arabischer Republiken vorbereiten sollte. Zu diesem Zweck wurden auf dem Gipfel diverse Kooperationsabkommen geschlossen.

Epilog

Nach Sadats Rede vor der Knesset in Jerusalem am 20. November 1977 traten Libyen und Syrien aus der Föderation aus

Sie stand in der Tradition der vielen vergeblichen arabischen Bemühungen, die „arabische Nation“ in einem Staatsgebilde zu vereinigen. Deshalb sah die Verfassung der Föderation auch den – nie erfolgten – Beitritt weiterer arabischer Staaten vor. 1972 schlug der Irak die Gründung einer Union mit Ägypten und Syrien vor, welcher von Ägypten mit dem Verweis auf die Föderation Arabischer Republiken abgelehnt wurde. Ägypten bot dem Irak jedoch einen Beitritt zur Föderation an.[2]

Die Föderation darf nicht mit der „Vereinigten Arabischen Republik“ (1958-1961) verwechselt werden, die eine etwas substantiellere Union zwischen Ägypten und Syrien war.

An der Spitze der Föderation stand ein Präsidentschaftsrat, dem die Staatsoberhäupter der Mitgliedstaaten angehörten. Zum ersten Vorsitzenden wurde der ägyptische Staatspräsident Anwar as-Sadat gewählt. Weitere Organe waren ein Bundesministerrat und eine Bundesnationalversammlung.

Mit über 50.000 Teilnehmern startete am 18. Juli 1973 der „Arabische Einheitsmarsch“ von der tunesischen Grenze bis nach Kairo, um den vereinbarten Zusammenschluss mit dem Nachbarland Ägypten zu beschleunigen. Die Demonstranten übermittelten eine mit Blut geschriebene Einheitsbotschaft auf den 2.000 km langen Fussmarsch. Muammar al-Gaddafi erklärte in der Moschee von Tripolis „Ägypten hat den Nil, während wir das Öl und das Land haben“ und „Ägypten hat die Arbeitskräfte, und beide Länder brauchen und ergänzen einander.“ Doch eine Vereinigung mit Ägypten erwirkte der Massenprotest nicht, stattdessen rief Gaddafi später die Ägypter zur „Volksrevolution“ gegen Anwar as-Sadat auf, nachdem dieser den „Marsch nach Kairo“ östlich von Marsa Matruh stoppen ließ. Zuvor hatte Gaddafi erklärt, er würde zurücktreten, um kein Hindernis für die Union mit Ägypten zu sein. Am 23. Juli 1973 hatte Sadat am Jahrestag der Revolution die Politik der Vereinigten Staaten als friedensfeindlich erklärt und bekräftigt, Ägypten sei entschlossen zur Zurückeroberung der israelisch besetzten Gebiete.

Am 10. September 1973 gründeten die Staatschefs von Libyen und Ägypten einen Obersten Planungsrat. Eine verfassungsgebende Versammlung aus 50 ägyptischen und 50 libyschen Regierungsvertretern arbeiteten eine Konstitution aus. Der Ägypter Murad Ghaleb wurde residierender Minister in Libyen und der Libyer Mohammed Abu Bakr Ben Jussef (Youssef) residierender Minister in Ägypten. In die Vorbereitungen und die Auslösung des Krieges gegen Israel bezogen Ägypten und Syrien allerdings Libyen und den Irak nicht ein. Am 6. Oktober 1973 kamm es zum Ausbruch des vierten Nahostkrieges: Jom-Kippur-Krieg und am 17. Oktober 1973 zum Ölboykott der OPEC.

Libyen kündigte am 24. März 1974 die Finanzhilfe für das Nachbarland Ägypten wegen dessen prowestliche Haltung nach dem Jom-Kippur-Krieg (Oktoberkrieg). Trotz der Spannungen kamen 153.000 Gastarbeiter aus Ägypten nach Libyen.

Am 18. April 1974 unternahmen Angehörige der angeblich von Libyen unterstützten „Islamischen Befreiungsfront“ einen Überfall auf die technische Militärakademie in Kairo-Heliopolis, bei dem 11 Menschen getötet wurden.

Im Juli 1974 verstärkten sich die Spannungen mit dem Nachbarland Ägypten. Ein Brief des ägyptischen Präsidenten Anwar as Sadat vom 31. Juli 1974, in dem dieser Muammar al-Gaddafi der Anstiftung von Unruhen in Ägypten beschuldigte und die Rückgabe der von Libyen (gegen die Vereinbarungen mit Frankreich) im Jom-Kippur-Krieg zur Verfügung gestellten Kampfflugzeuge des Typs Mirage anbot, wurde nicht angenommen.

Bereits Mitte 1975 wurde die Föderation durch ägyptisch-libysche Differenzen in Frage gestellt und dauerte nur bis März 1977. Außer der Tatsache, dass alle drei Staaten einen Adler – den Adler Saladins – im Wappen führen, der die Farben der jeweiligen Nationalflagge auf der Brust trägt, ist von der Föderation nichts gemeinsames geblieben. Außerdem führt Ägypten noch eine der Flagge der Föderation sehr ähnliche Landesflagge. Syrien hat in seinem Wappen noch den Namen „Union der Arabischen Republiken“. Durch den Libysch-Ägyptischen Grenzkrieg 1977 ist die Fusion beider Staaten endgültig gescheitert.

Einzelnachweise

  1. The Times vom 25. Februar 1977: Sudan Expetected to Join Egypt, Syria in Command
  2. Wenig Aussichten für Unionspläne aus Bagdad

Literatur

  • Die syrische Außenpolitik unter Präsident Hafez Assad :Balanceakte im globalen Umbruch, Stäheli, Martin, ISBN 3-515-07867-3

Siehe auch

Commons: Roxanna/Libysch-Syrische Union – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien