Treze Tílias
Treze Tílias | |
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Bundesstaat: | Santa Catarina |
Fläche: | 158 km² |
Einwohner: | 5 090 (Stand: 07/2003) |
Höhe ü.d.M.: | 840 m ü. NN |
Geografische Lage: | 27° 00' s.Br. 51º 24' w.L. |
Webseite: | Treze Tílias - Santa Catarina Webring |
Karte | |
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Treze Tílias (deutsch: Dreizehnlinden) ist eine Gemeinde im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. Sie erstreckt sich über ein Gebiet von ca. 158 km² im Westen des brasilianischen Berglandes. Das Klima ist mäßig mit vier Jahreszeiten und möglichem Schneefall im Winter. Einen besonderen Bekanntheitsgrad erlangte Treze Tílias dadurch, dass es aus einer Siedlung österreichischer Emigranten entstand, die ihre Sprache und Tradition großteils bis heute erhalten hat.
Geschichte
Der Gründer von Dreizehnlinden war der aus Tirol stammende Andreas Thaler. Als ehemaliger Landwirtschaftsminister Österreichs (1925 - 1933) hatte er schon oft Subventionen für seine Auswanderungspläne verlangt, da er wegen steigender Arbeitslosigkeit, dem Preissturz für landwirtschaftliche Produkte und der Tausend-Mark-Sperre Tiroler Bauern eine gesicherte Existenz in Lateinamerika ermöglichen wollte.
Schon im Jahr 1931 stellte er den Aufbau einer genossenschaftlich organisierten Siedlung katholischer Landwirte- und Handwerkerfamilien in einen Staat vor, in der die Bewahrung traditioneller Werte und der Sprache nicht durch Assimilationsdruck gefährdet sei. Durch Walter von Schuschnigg kam Thaler zu den Ländereien im Westen San Catarinas. Die Auswanderungspläne von Thaler und Schuschnigg hatte auch einem kulturmissionarischen Aspekt: Schuschnigg wollte die Einwanderung italienischer Kolonisten verhindern und mit dem Projekt Dreizehnlinden die deutschen Siedlungsgebiete in Santa Caterina und in Rio Grande do Sul verbinden.
Trotz starken Widerstand seitens der österreichischen Politikern konnte Andreas Thaler schon am 13. Oktober 1933 mit den ersten Auswanderern nach Brasilien übersetzten. Dies wurde ihm nicht zuletzt durch seine Beziehungen zum Bundeskanzler Dollfuß ermöglicht, der ihm 500.000 S zur Verfügung stellte.
Die neu entstandene Gemeinde wurde Dreizehnlinden (portugiesisch: Treze Tilías) nach einem Gedicht von Friedrich Wilhelm Weber benannt. Der Siedlungsaufbau wurde anfänglich straff genossenschaftlich organisiert, Arbeitsleistungen wurden zur Hälfte in Gutscheinen ausbezahlt. Aber nach einigen Protesten teilte Thaler das Land unter den Siedlern auf zugeteilt. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich versuchte die NSDAP Dreizehnlinden zu annektieren und in dem Gebiet eine Siedlung für Sudetendeutschen zu errichten. Doch gesetzliche Probleme, Widerstand der Kolonie und nicht zuletzt der Beginn des 2. Weltkriegs verhinderten diese Pläne.
1939 kam Thaler bei einem Hochwasser ums Leben, doch die Einwanderungswellen endeten erst 1959 endgültig, da die österreichische Auslandssiedlungsgesellschaft in Innsbruck aufgelöst wurde. In den vierziger Jahren hieß Dreizehnlinden Papuan, die Politik gegen ehemalige Bewohner der Achsenmächte führte zu zahlreichen Namensänderungen von Einwandererdörfern. Doch aufgrund starken Bemühungen der Bewohner und nicht zuletzt der touristischen Attraktivität Dreizehnlindens als exotisches Urlaubsziel, wurden Tradition und Kultur größtenteils erhalten.
1961 wurden in Treze Tilias die restlichen Besitztitel verteilt. Es wurde am 29. April 1963 zur selbständigen Gemeinde erklärt.
Bis in die achtziger Jahre fristete der Ort mit seinem Nebenweiler Dollfuß ein kärgliches Dasein, da die Straße in die nahe gelegene Stadt Joacaba schlecht und damit der Absatz für landwirtschaftliche Produkte erschwert war. Erst mit der Anbindung ans Straßennetz und der Gründung einer Molkerei erhielt das Munizip einen wirtschaftlichen Aufschwung.