Diskussion:Ethnie
Keine klare Definition
Was mir persönlich hier fehlt, und zugleich ein ganz deutliches Merkmal der Diskussion um Identitäten im weitesten Sinne ist, ist das völlig Fehlen eines Punktes der klarmachen würde, daß Termini wie Ethnie/Nation/Stamm/Volk in Unterschiedlichen Sprachen/kulturen/regionen/Rezeptionstraditionen eine teils ganz widersprüchliche Bedeutung haben.
Es gibt bei derartigen Begriffen niemals eine "sichere" Definition auf die man sich zurückziehen könnte. Allein schon in der Diskussion um den Artikel und auch die Änderungen, in den widersprüchlichen Sätzen im Artikel selbst, erkennt man überdeutlich dass Ethnie immer auch etwas "gewolltes" ist. Gewollt vor allem im Kontext mit einem Rezeptionisten. Oder einfacher; Der Wunsch ist oft Vater des Gedankens. Und der Vater des Wunsches ist in fast allen Fällen Nationalismus in einer seiner vielen unterschiedlichen Ausformungen.
Sind Deutsche eine Ethnie? Sind Friesen eine Ethnie? Sind Polen eine Ethnie? Sind Bayern eine Ethnie? Sind dann moslemische Bayern teil dieser Ethnie? Sind slawischstämmige Bayern teil dieser Ethnie? Ab wann wird/ist man Teil einer Ethnie? Wer bestimmt das? Sind Jüdische Bayern mit deutschen Namen die in die USA ausgewandert sind nun teil der bayrischen Ethnie, der deutschen, oder der Jüdischen?
Solange derlei Dinge nicht klar definiert sind, und das werden sie nie sein, müssen wir uns über eines klar sein; Ethnie ist ein Terminus der manchem hilft mit Nationalitäten und kulturellen Erscheinungen umzugehen. Und Manchem hilft er eben nicht. Weil er, vereinfacht gesagt, von Jedem anders verstanden wird. Und überall etwas Anderes bedeutet.
Identitäten sind unscharf. Und deshalb auch die beschreibenden Begriffe.
AW: Vor allem in den letzten beiden Sätzen stimme ich Ihnen 100%ig zu. Worin ich nicht zustimme ist, dass man das Ethnizitätskonzept mit Nationalismus gleichsetzen kann. Nationalismus ist eine geschichtlich betrachtet relativ junge politische Idee, deren Kerngedanke die Herrschaft über ein Territorium durch eine Ethnische Gruppe ist. Dahinter steht ganz klar eine Absicht. Ethnischen Identitäten gab es aber auch schon vorher und gibt es auch bei ethnischen Gruppen ohne Territorialstaat. Anmerkung zu den folgenden Fragen: "Sind Bayern eine Ethnie? Sind dann moslemische Bayern teil dieser Ethnie? Sind slawischstämmige Bayern teil dieser Ethnie? Ab wann wird/ist man Teil einer Ethnie? Wer bestimmt das?" - Die Konstruktion von Identität an sich, und eben auch ethnischer Identiät ist diskursiv. Wer das bestimmt sind letztendlich die denkenden und handelnden Personen. Daher lassen sich diese Fragen eben auch nicht eindeutig beantworten, denn wenn Sie diese Frage verschiedenen Menschen stellen, dann werden Sie verschiedene Antworten bekommen. Auf Frederick Barth geht jedenfalls die These zurück, dass gerade in den Grenzbereichen die ethnischen Identitäten verhandelt werden Zur letzten Frage: "Sind Jüdische Bayern mit deutschen Namen die in die USA ausgewandert sind nun teil der bayrischen Ethnie, der deutschen, oder der Jüdischen?" - Wie sie schon sagten: Identitäten sind unscharf. Was spricht also dagegen, dass die ethnische Identität eines Menschen mehrdimensional ist. Je nach Situation kann dann die eine oder andere Identität im Vordergund stehen. Um bei Ihrem Beispiel zu bleiben: Möglicherweise wird sich diese fiktive Person im täglichen Leben, im Umgang mit Kollegen und Nachbarn einfach als "American" begreifen, wenn sie einem deutschen Touristen begegnet mit diesem die deutsche Herkunft der eigenen Familie erörtern und bei der Bar Mitzwa eines Verwandten in traditionell jüdischer Kleidung erscheinen. Hierzu gibt es die These der "shifting identities". Möglicherweise interessante Literatur:
- Frederick Barth- ethnic groups and boundaries.
- Baumann, G. 1996. Contesting Culture: Discourses of Identity in Multi-Ethnic London. Cambridge.
- Baumann, Gerd. The Multicultural Riddle: Rethinking National, Ethnic, and Religious Identities. Routledge.
Ledwetsch, 10. Dezember 2008]
Als Ethnie bezeichnet man eine Gruppe, die kulturelle oder auch biologische Merkmale vermeintlich (!) teilt. Ethnien sind vor allem auch soziale Konstrukte, ähnlich wie Rasse im englischen Sprachraum. Insbesondere die Tatsache, dass es sich um externe oder interne Kategorisierung handelt, aber auch, dass Mitglieder einer Ethnie nicht unbedingt alle Merkmale teilen (Brubaker 2004. Ethnicity without groups), ist Ursache der Problemtik. Der Begriff an sich ist schwierig, ft wird er benutzt, weil man im Deutschen nicht mehr von Rasse spricht, der Kontext bleibt aber gleich (Vermischung von sozialen Verhaltensweisen mit Biologie -> quasi verebliche Merkmale). Der Artikel ist äußerst unbefriedigend. Ich bin neu hier und frage mich, ob man auch radikal verändern darf? Auch die Quellen sind recht schlecht. A. Smith ist ein Historiker (nichtmal Ethnologe) und bekannt für seine einseitige Betrachtungsweise. --DiAyd 23:29, 24. Mär. 2010 (CET)
- Man darf hier radikal verändern, besonders, wenn man gute Quellen dafür hat! Empfehlenswert ist aber, das Schritt für Schritt zu tun und es ggf. gleichzeitig hier zu diskutieren, bzw. anzukündigen. Nur los! -- Pitichinaccio 07:49, 25. Mär. 2010 (CET)
Dass Ethnie ein Begriff der Ethnologie ist halte ich für irgendwie zweifelhaft. Auch leitet sich die Ethnologie vom Begriff Ethnos ab und nicht umgekehrt. Es kommt zwar vor, dass Wissenschaften ihre Studienobjekte selbst erschaffen, ist aber eher selten. Besser (Teil 1): Ethnie (ethnische Gruppe) leitet sich vom griechischen Begriff Ethnos ab und beschreibt eine kollektive Identität, deren Merkmale wandelbar sind. Den Begriff könnte man auch mit "Nation" ins Deutsche übersetzen, jedoch bezeichnete man mit diesem Begriff zunächst "die Anderen", während heute umgekehrt die Betonung auf der Selbstzuschreibung liegt (Fussnote: Cornell und Hartman 2007:16; Fenton 2003:16f; Smith2007:21 und Elwert in Lexikon der Völkerkunde). Merkmale einer Ethnie können dabei zum Beispiel Religion, Sprache, Herkunft oder Traditionen sein. Es muss sich hierbei jedoch nicht um objektive Kriterien handeln. Außerdem müssen Mitglieder einer Ethnie nicht unbedingt alle Kriterien teilen. Oft reicht ein einziges Merkmal zur Existenz einer kollektiven Identität aus (Fussnote: Van den Berghe). Der Prozess der Grenzziehung selbst und nicht das Kriterium der Unterscheidung ist für Frederick Barth Kernbestandteil (Fussnote).
(Falls ich jetzt Zustimmung bekomme, kümmere ich mich um den Rest des Artikels auch und vervollständige natürlich die Fussnoten. Sprachlich kann man das sicher besser machen und für den Inhalt bürge ich als Ethnologe, der seine Magisterarbeit vor allem auch über die Schwierigkeiten des Begriffs geschrieben hat ;-) und falls sich jemand wirklich dafür interessiert, meine Arbeit hat ne gute Literaturliste - > http://www.grin.com/e-book/139061/identitaet-en-die-problematik-von-klassifikationsschemata-anhand-rasse ). -- DiAydDiAyd 23:16, 28. Mär. 2010 (CEST)
Beitragsänderungen bitte hier vermerken und auch argumentieren!
Ich habe mir erlaubt nach entsprechend langer Ankündigung die Begriffe "Negrid, Europid, Mongoloid" aus der Verlinkung zu streichen. Weiters hab ich unter "Ethnische Gruppe" noch eine Verlinkung zum eigentlich übergeordneten Begriff Ethnizität eingebaut und den Begriff "ethnische Gruppe" nocheinmal deutlich vom Begriff der "Rasse" abgegrenzt. mfg Ledwetsch, 11. Nov. 2007, 20.38
Vorschlag zur änderung: es gibt unter dem Punkt "siehe auch" die verlinkung zu "Europid, Mongoloid und Negrid". Diese sind nicht mit dem Begriff Ethnie verwandt. Es handelt sich dabei vielmehr um Teile einer überholten Rassenkonzeption, die sich auf eine biologische Einteilung des Menschen stützt (in dem Beitrag zu "Negrid" wird dies auch gut dargestellt). Daher schlage ich vor diese 3 Schlagwörter ganz aus der Verlinkung zu streichen, da sie nicht sinngemäß sind. Eine Verlinkung zu Ethnizität wäre dagegen sinnvoll. mfg Ledwetsch
Ich habe mir erlaubt folgendes zu streichen: "Nicht relevant ist hierbei das Eigenempfinden des Einzelnen oder der Gruppe oder die Fremdzuschreibung durch andere." Begründung: Alleine die weiter oben im Artikel beschrieben Einteilung in Ethnien durch Ethnologen ist eine Fremdzuschreibung. weiters gestrichen der Satz: "Eine Ethnie definiert sich ferner selbst über eine (vorgestellte) Abstammung von gemeinsamen Vorfahren (Ahnen)." Begründung: hier wird Ethnie mit Stammesgesellschaft verwechselt. Ich würde ersuchen, dass nur diejenigen am Artikel herumbasteln, die auch dazu bereit und in der Lage sind, ihere Änderungen sachlich zu argumentieren. Habe die von mir verfassten Änderungen ausführlich in zahlreichen Diskussionsbeiträgen zu einer offenen Diskussion gestellt. Wäre nett, wenn vielleicht auch mal jemand darauf Bezug nimmt, wenn er was umschreiben möchte! lg Ledwetsch
ETHNIE: Nachweisliche Phänomene, Religion
Hab den Eintrag überarbeitet,
1. unter anderem diesen Teil: "Auf jeden Fall wird die ethnische Zugehörigkeit durch nachweisbare ethnische und kulturelle Phänomene - wie gemeinsame Sprache und Kultur - beschrieben; ein Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Mitglieder ist für die wissenschaftliche Zuordnung nicht erforderlich." ---Bitte weisen sie mir ihre Kultur nach! Das scheitert schon an der Definition des Kulturbegriffs selbst. Sozial definiert sich Ethnie oder ethnische Gruppe immer im Kontext zu anderen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, bzw. Gefühl der Zugehörigkeit zu einer kulturellen Gruppe ist also sehrwohl ausschlaggebend.
2.Religion ist nicht gleichzusetzen mit ethnischer Gruppe- die ethnische Gruppe der Katholiken wäre sonst wohl enorm! Gemeinsame Religion innerhalb einer ethnischen Gruppe ist auch nicht unbedingt Voraussetzung- der Zusammenhalt kann durch andere Faktoren (z.B. politische) geschaffen werden.
mfg Ledwetsch, zu meinen Quellen: ich studiere Kultur- und Sozialanthropologie (ehemals Ethnologie), es handelt sich also um diverse Fachpublikationen. Barth ist mir auf die Schnelle eingefallen.
ethnische Zusammensetzung
Seid mir nicht böse, aber ich hab das geändert. Da werden einfach wahllos Dinge zusammengschmissen, wie Stämme und ethnische Gruppen... Ich glaube nicht, dass die "ethnische Gruppe" der Franzosen, oder Deutschen sich aus Linages bildet. Auch bin ich sehr neugierig darauf zu erfahren welchem "Klan" der Verfasser des Textes angehört. Der Text war also als allgemeine Erklärung völlig unzulässig weil fachlich daneben. Linages gibt es bei Stammesgesellschften- aber Stamm und Ethnie sind nicht das Selbe. Hier der alte Text (den ich umgeschrieben hab):
Sowohl Ethnien als auch Stämme sind oft aus mehreren Klans gebildet, die wiederum meist aus mehreren Lineages bestehen. Auf die Indogermanen bzw. Indoeuropäer bezogen, wird in Untergruppen unterschieden – beispielsweise die ethnischen Gruppen der Balten, Germanen, Kelten und Slawen. Diese wiederum sind weiter einteilbar.
lg Ledwetsch, 16. Jänner, 2007
Einwurf
Hervorragender Artikel, finde ich! Ich würde nur gern eine Frage in die Diskussion einwerfen, aber zuvor zwei Zitate: 1 "Ethnologen verstehen unter diesem Begriff eine Gruppe von Personen, welche derselben Sprachgruppe, Kultur oder Religion angehören." 2 "Auf jeden Fall wird die ethnische Zugehörigkeit durch nachweisbare ethnische und kulturelle Phänomene - wie gemeinsame Sprache und Kultur - beschrieben."
(Im zweiten Zitat fehlt die Religion...)
Was denkt ihr? Gehört die Religion zur Selbstdefinition dazu oder nur Sprache und Kultur?
Liebe Grüße Hannes
reply: Hallo Hannes- nein ich denke nicht, dass die Religion zur Definition von ethnischer Gruppe gehört. Ansonsten würden die ethnischen Trennlinien innerhalb von Staaten ident sein mit denen zwischen Religionsgruppen. Als Atheist könnte man sich dann wohl auch überhaupt keiner ethinschen Gruppe mehr angehörig fühlen. Auch wenn Religion innerhalb einer ethnischen Gruppe oft eine prägende Rolle spielt (wer würde leugnen, dass Mitteleuropa wesentlich vom Christentum geprägt ist)- eine gemeinsame Religion ist nicht unbedingt Voraussetzung für eine ethnische Gruppe. Eine gemeinsame Sprache wohl eher, obwohl nicht alle Menschen, die die selbe Sprache sprechen der selben ethnischen Gruppe angehören. Ein Beispiel: Wenn du Katholik bist und in Bayern wohnst und ein ehemaliger bayrischer Schulfreund von Dir erzählt dir, dass er jetzt zum Islam konvertiert ist, wirst du ihn deshalb immer noch als Angehörigen deiner ethnischen Gruppe sehen. Dies wäre in diesem Fall entweder als Bayer oder Deutscher. Ich habe absichtlich das Beispiel Bayern gewählt, da es hier z.B. eine Streitfrage ist, ob dies eine eigene ethnische Gruppe ist oder nicht... Das ist letztendlich eine politische Frage und daran sieht man auch, dass die Fassung und Beschreibung ethnischer Gruppen oft problematisch ist. Eindeutiger würde ich sagen, ist es zwischen Deutschen und Österreichern. Ich denke, dass es sowohl bei den auf deutschem Staatsgebiet lebenden, als auch auf den auf österreichischem Staatsgebiet lebenden Menschen eine Mehrheit gibt, die glaubt, dass man nicht der selben Gruppe angehört, obwohl beide Gruppen die selbe Sprache sprechen. Die langjährige, eigenständige politische Organisation beider Gruppen hat wohl das Gefühl einer ethnischen Gruppenzusammengehörigkeit hervorgebracht. Dies zeigt auch, dass ethnische Gruppen keine unveränderbaren Einheiten sind und auch nicht scharf und für alle Zeiten gültig definiert werden können. lg Ledwetsch
Also ich bin verwirrt... beschreibt die "Ethnische Gruppe" jetzt ein kulturelles Kollektiv oder ein Gruppe, die sich schlicht zusammengehörig fühlt?
Gilt das erstere, dann sind entweder alle (Bundes)Deutschen+Österreicher+Deutsch-Schweizer eine ethnische Gruppe, ODER man unterteilt genauer in Bayern+Österreicher, Norddeutsche, Sachsen+Thüringer, Süd-Badener+Deutsch-Schweizer, also entlang von Dialekt- und regionaler Kulturgrenzen.
Gilt allerdings letzteres sind ethnische Gruppen nicht viel mehr als Staatsvölker. Ein Österreicher sieht sich zwar als Nicht-Deutschen aufgrund der politischen Spaltung beider Staaten, bestreitet aber dennoch nicht die kulturelle Verbundenheit mit vorallem bayerischen Gebieten.
Eine Identifikation mit dem Staat und dem Staatsvolk tritt doch so gut wie immer ein. Ein US Amerikaner fühlt sich in den meisten Fällen mit Amerika verbunden (Wir-Gefühl) ganz gleich wo seine kulturellen Wurzeln liegen.
In dem Fall kann man sich die kulturelle Definition von "Ethnie" sparen, finde ich.--MacX85 19:45, 2. Aug. 2007 (CEST)v
Österreicher Verstehen sich aber genausosehr und teils viel enger an zb Tschechien und die Slowakei, wie auch Ungarn gebunden. Ja bestreiten die engen kulturellen Verbindungen auch mit Slowenien nicht. Wieso sollten sie also "eher" zu den Deutschen gehören als zu den Tschechen? Die Ethnischen Rahmen die sie voraussetzen halte ich als Denkbasis für verfehlt. 80.171.127.59 10:40, 6. Mär. 2009 (CET)
Hallo MacX85. Ich denke dein Beitrag zeigt gut wie komplex das Thema Ethnizität ist und wie schwierig es ist ethnische Gruppen eindeutig zu fassen. Ich glaube nicht, dass alle deutschsprachigen Menschen Mitteleuropas HEUTE als eine einzige ethnische Gruppe gesehen werden können. Allerdings gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchaus politische Bestrebungen eine solche Identität zu schaffen bzw. sich darauf zu stützen und diese zu instrumentalisieren (Extrembeispiel Nationalsozialismus. Allerdings gab es auch andere Parteien die sich nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall der Österreichischen Monarchie für eine "Großdeutsche" politische Lösung aufgrund einer ethnischen Zusammengehörigkeit einsetzten). Um auf den Kern deiner Frage zu Antworten: ethnische Gruppe ist NICHT gleichbedeutend mit STAATSVOLK. Wir leben alle in mehr oder weniger multiethnischen Gesellschaften. Ethnische Homogenität ist die Ausnahme, nicht die Regel. Gerade die USA sind ein besonders heterogener Staat deren einflussreichste ethnische Gruppe häufig als WASPs (weiße, angelsächsische Protestanen) identifiziert wird. Es gibt aber noch eine Vielzahl anderer alteingesessener oder neuer ethnischer Gruppen (z.B. Juden, Afro-Amerikaner, Italiener, Latinos...) Dabei ist es unterschiedlich, ob die ethnische Identiät bereits vor der Migration in die USA entstanden ist oder sich erst durch die Migrationserfahrung gebildet hat. Während die Juden schon länger eine ethnische Gruppe darstellten, ist die Gruppe der "Afroamerikaner" ein Ergebnis der Verschleppung afrikanischer Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft, deren einzig verbindende Merkmale ihre Hautfarbe und die Erfahrung der Unterdrückung sind. Ethnische Gruppen sind eben keine starren, unveränderlichen Gebilde. Der z.B. in zahlreichen Hollywoodfilmen beschworene amerikanische Patriotismus, der so scheint mir im Vergleich zu Europa wesentlich stärker ausgeprägt ist, dient meiner Meinung nach lediglich dazu dieser ethnischen Heterogenität etwas entgegen zu setzen. Manchmal ist auch die ethnische Zugehörigkeit eines Menschen nicht eindeutig erfassbar. Dies trifft z.B. auf sehr viele Migranten zu, die den Großteil ihres Lebens in ihrer neuen Heimat verbracht haben, oder sogar dort geboren wurden. Viele fühlen sich ethnisch-kulturell sowohl der Gruppe ihrer Vorfahren als auch der Gesellschaft zugehörig in der sie leben. Der Staat Deutschland hat, im Gegensatz zu Österreich, diese Tatsache auch politisch zur Kenntnis genommen und anerkennt daher Doppelstaatsbürgerschaften. Wissenschaftlich beschäftigt sich z.B. Gerd Baumann mit diesem Thema. Ich hoffe, Deine Verwirrungen ein wenig zerstreut zu haben. mfg Ledwetsch, 15. Okt. 2007
Hallo Ledwetsch. Dass "Ethnie" und "Staatsvolk" nicht gleichbedeutend sind, dachte ich mir schon, aber es führt ja offensichtlich zu Überschneidungen. Wie wissenschaftlich kann der Begriff "Ethnie" sein, wenn er auf der Selbsteinschätzung von Individuen gründet? Und was passiert, wenn diese Einschätzung nur einseitig getroffen wird? Wenn zB. deutschsprachige Österreicher sich als eigene Ethnie betrachten, BRD Bürger sie allerdings als ethnisch Deutsche sehen? Diese Streitfrage treffe ich immer wieder an.--MacX85 19:40, 18. Mär. 2008 (CET)
Was soll ein Ethnischer Deutscher eigentlich sein? was haben denn Deutsche so besonderes dass sie "ethnisch" fassbar macht? was haben denn tatsächlich Friesen und Bayern gemein? warum können denn Friesen gleichzeitig Deutsche und Niederländer sein wenn sie "eigentlich" Deutsche sind? vielleicht ist "deutsch" einfach eine völlig beliebig konstruierte Identität? Eine Ethnie die man versuchte zu erschaffen. Die bis in den ersten WK hinein noch getrennt wurde? (so wurde in kriegsberichten immer klar angemerkt dass zb die Bayern vormarschiertenm und die Sachsen die stellung hielten usw.) Ich bezweifle dass "deutsch" eine ethnie sein kann. Wenn ja, dann nur im sinne der "ethnie die in deutschland lebt". Welche kultur und welche merkmale teilen denn tatsächlich "Deutsche". 80.171.127.59 10:40, 6. Mär. 2009 (CET)
lorn10
... und sich dessen auch bewusst sind.
- Versteh ich nich. Gehören Säuglinge grundsätzlich keiner Ethnie an? — Matthäus Wander 12:45, 24. Mär 2004 (CET)
- nein, weil das etwas kulturelles ist und erst durch Akkulturation/Erziehung erworben wird. yak 15:46, 21. Okt 2005 (CEST)
- naja, irgendwie auch wieder doch, weil ihre Zuordnung über die Eltern erfolgt. Es geht bei Ethnizität ja nicht nur um individuelle Eigen- und Fremdzuschreibung sondern auch um Kollektive. Ist aber ein spannendes Thema- z.B. welcher ethnischen Gruppe gehören die Kinder von Migranten oder interethnischen Beziehungen an... Hier stößt man dann auch an die Grenzen der Möglichkeiten, Menschen durch Begriffe in eindeutige Gruppen zusammenzufassen. Ledwetsch 17. Jänner 07.
- nein, weil das etwas kulturelles ist und erst durch Akkulturation/Erziehung erworben wird. yak 15:46, 21. Okt 2005 (CEST)
Ich denke aber wiederum nicht, dass solch eine Zuordnung eindeutig sein MUSS. Man kann sich doch mehrerer Ethnien zum Teil zuordnen.--MacX85 19:50, 2. Aug. 2007 (CEST)
- denke ich auch (siehe ausführliche Antwort auf Deinen Beitrag oben). lg Ledwetsch
Warum wird seit einiger Zeit eigentlich immer häufiger der Begriff "Ethnie" anstelle von "Volk" verwendet? Aus meiner Sicht ist das ein typisches Modewort, daß völlig unreflektiert verwendet wird und sprachliche Präzision und fachliche Kompetenz vortäuscht.
- Du hast recht. "Volk" gilt mittlerweile nicht mehr als pc.
Bei dieser Gegenüberstellung ist Vorsicht angebracht. Eine Entsprechung von „Ethnie“ zu „Volk“ trifft, wenn überhaupt, nur noch bedingt zu. Heutzutage versteht man unter „Volk“ wohl in erster Linie das Staatsvolk, bzw. Volk einer Nation. Genau dies ist „Ethnie“ eben nicht. So wäre es beispielsweise Nonsens die US-Bürger als Ethnie zu bezeichnen. Dieser Widerspruch trifft praktisch auf alle westlichen Nationalitäten zu, selten besteht eine Nation tatsächlich aus einer Ethnie. Nur die „originale“ Ursprungsbedeutung von „Volk“ lässt sich mit „Ethnie“ gleichsetzen. Die amerikanischen Ureinwohner könnte man somit als „Ethnie“ / „Ethnische Gruppe“ / „Volk“ bezeichnen. Als Modewort würde ich Ethnie also sicher nicht klassifizieren.
Das „Volk“ nicht (mehr) politisch korrekt sein soll ist mir hingegen neu. Ich vermute da wird „Volk“ mit „völkisch“ verwechselt oder gleichgesetzt. Dieses ist tatsächlich und schon einige Zeit nicht mehr angebracht. --lorn10 10:52, 24. Nov 2005 (CEST)
- Ethnie ist nur das griechische Wort für Volk! Dabei gilt: Staatsvolk ist die Gesamtheit aller Staatsbürger (politische Rechtsgemeinschaft), Volk (im Sinne von völkisch=Ethnie) ist die Gesamtheit aller Angehörigen einer Nation, eines Stammes usw. (Kulturgemeinschaft). Kein Mensch käme auf die Idee die Tuareg oder die Fur oder die Massai nicht als Völker zu bezeichnen. Daneben sind diese natürlich Staatsangehörige Algeriens/Malis/Nigers, Sudans, Kenias/Tansanias usw. fsh -- 84.57.23.213 18:24, 17. Jan. 2007 (CET)
Es mag schon sein, dass Ethnos das griechische Wort für Volk ist. Allerdings entwickelt jede Sprache ihre Eigenheiten und das Wort ist im Kontext dann mehr als nur seine wörtliche Übersetzung. Im Deutschen hat der Begriff Volk z.B. auch eine rechtliche Komponente und zwar im Völkerrecht. Dieses verknüpft eindeutig den Begriff Volk mit einem Staat. d.h. laut Völkerrecht bilden ALLE Staatsbürger eines Landes ein Volk. Nachdem dies für die Tuareg, Fur und Massai aber nicht zutrifft, werden sie mit dem rechtlichen Begriff "Volk" eben nicht erfasst. Deswegen sind sie aber immer noch ethnische Gruppen. Dass die beiden Begriffe häufig nicht nur im Alltag synonym verwendet werden ist richtig. So habe ich z.B. auch den "National Geographics Atlas der Völker" zu Hause. Im wissenschaftlichen Diskurs werden die Begriffe "Volk", als rechtlich klar definierte Einheit aller Staatsbürger, und "ethnische Gruppe" unterscheiden. 11. Nov. 2007 Ledwetsch
- Da hast Du sicher recht. Du mußt aber auch beachten, daß nicht das Recht alleine Wortbedeutungen definiert, sondern vor allem ihr Gebrauch durch die Sprecher (Alltagssemantik). (Völker)Rechtliche Fachdefinitionen haben keinesfalls die Deutungshoheit über allgemeine Begriffe, so daß man die alltagssemantische Bedeutung nicht als unkorrekt oder gar falsch bezeichnen sollte. --Edda32 19:22, 11. Nov. 2007 (CET)
Soweit, die synonyme Verwendung von ethnischer Gruppe und Volk als falsch zu bezeichnen würde ich nicht gehen. Allerdings ist es auch so, dass der Begriff Volk, neben seiner rechtlichen Verwendung, auf einem wissenschaftlich überholten Konzept einer quasi "natürlichen" Differenzierung der Menschen in verschiedene "Völker" beruht. Der Begriff ethnische Gruppe geht eher von einer sozial konstruierten Unterscheidung aus. 11. Nov. 2007 19.29 Ledwetsch
- Wirklich? Ich glaube, daß das eher Wunschdenken einiger Lehrbuchautoren ist. Volk/Volksstamm/Stamm heißt eben nicht Rasse. Volk/Populus ist viel älter, als es anthropologische Theorien des 19. Jh. sind. Mir ist eher das Gegenteil aufgefallen. Einige Leute ersetzen "Rasse" einfach durch Ethnie. Die sprechen dann z.B. von nicht ethnischen Deutschen, Ethnopluralismus, ethnischen Säuberungen und dergleichen. --Edda32 19:40, 11. Nov. 2007 (CET)
Der Begriff "Ethnische Säuberung" ist auch meiner Meinung nach eine Frechheit- impliziert er doch, dass es so etwas wie eine "ethnische Verschmutzung" gäbe. Dass dieser Begriff daher nicht schon längst passe ist, ist mir unverständlich. Daran zu arbeiten dies zu ändern erscheint mir sinnvoll. Ansonsten hat ethnische Gruppe mit Rasse nichts zu tun. Rassen können sich per Definition nur biologisch verändern, weil sie von absuluten, physischen Unterschieden zwischen Menschengruppen ausgehen. Ethnische Gruppen konstituieren sich durch soziale Umstände- das Konzept ist also wesentlich flexibler. Dass sich die meisten Menschen dessen nicht bewußt sind und diese Unterscheidung als "natürlich"(=biologisch) ansehen, mag sein. Wir leben in einer Welt mit einer Vielzahl von Sprachen und ethnischen Gruppen. Diese Feststellung beinhaltet per se keine Wertung! Allerdings ist dieser Umstand in der nationalistischen Realitätsverweigerung in Vergessenheit geraten. Wie "einige Leute" diese Begriffe verwenden oder mißbrauchen ist ein anderes Kapitel. Ich denke in einem Lexikon sollte man versuchen, Begriffe möglichst klar zu definieren, damit eben andere Leute, die sich nicht permanent damit beschäftigen, sich etwas darunter vorstellen können. Und hier sollte man dann doch auf wissenschaftliche Definitionen und Konzepte zurückgreifen, denke ich. Zum Alter des Begriffs Volk: Genauso wie "ethnische Gruppen" sich im Laufe der Geschichte verändern, so verändern sich auch Begriffe und ihre Bedeutung. So schwingt im Begriff Volk oft auch noch etwas von der mißbräuchlichen Verwendung des Begriffs durch den Nationalsozialismus mit. 11. Nov. 20:13, Ledwetsch
Ich glaube der Begriff "ethnische Säuberung" wird absichtlich so gewählt, um durch die sprachliche Nähe zum NS die Tat schon verbal zu dämonisieren.--MacX85 19:45, 18. Mär. 2008 (CET)
Der Begriff "Ethnische Gruppe" als Ersatz zu "Rasse", - nur Rassismus ohne Rassen?
Sehr geehrte Wikipedianer
Immer häufiger stelle ich in der Wikipedia einen beunruhigenden Trend fest. In Verbindung mit „Rassismus ohne Rassen“ wird vielfach mit zwei verschiedenen Maasen gemessen. Dies widerspricht klar dem NPOV Standpunkt der Wikipedia.
Mir scheint, als wird in eine Art gegensätzliche Richtung übertrieben. Diese Auffassungsweise ist aber nicht nur auf die Wikipedia beschränkt. Es handelt sich dabei viel mehr um eine allgemeine Grundströmung, welche vermutlich aus einer gerechtfertigten Rassismus-Abneigung entsteht.
Jegliche Art rassistischer Diskriminierung muss ganz klar verurteilt werden. Diese war, ist, und wird niemals auf keine Weise rechtfertigbar sein. Des Weiteren möchte ich auch nicht die unzähligen Bestrebungen rechter Kräfte bestreiten, welche immer wieder versuchen mittels raffinierter Verschleierungstaktiken ihr rassistisches Gedankengut zu verbreiten. So gibt es zweifelsfrei anhaltend Versuche, Rassismus unter Umgehung von belasteten Begriffen wie „Rasse“ in irgendeiner Weise zu postulieren.
Um eine Relation von ethnischer Gruppe in dieser Thematik besser durchschauen zu können, besteht ein erster Schritt in der Klarstellung des Rassismus an und für sich. Dahinter verbirgt sich also die Frage, wie dessen eigentliche Definition lautet. In erster Linie handelt es sich bei diesem wohl um eine krankhafte sowie in jeder Hinsicht unbegründbare Diffamierung bzw. Herabsetzung ganzer Menschengruppen. Rassismus baut praktisch nur auf oberflächlichen, nicht genau definierbaren, sowie uneinheitlichen, physischen Eigenschaften auf. Bei genauerer Betrachtung entlarvt sich jegliche Rassismustheorie als Trugbild, welches in keiner Weise haltbar ist.
Im Grunde verfolgt jedwede rassistische Idee nur niedere Absichten. Rassismus an und für sich hat niemals das Ziel eine wahrheitsgemässe Systematik zu bieten, oder gar etwas zu erklären bzw. zu begründen. Im Mittelpunkt steht alleine eine negative Grundkonzeption, welche ausschliesslich blinden Hass sowie dumpfe Gefühle schüren soll. Genau dies macht den Rassismus im Endeffekt auch so gefährlich, und viele Menschen so anfällig.
Betrachtet man nun die grosse Vielfalt der Menschen, so kann aber nicht konsequent jeder Unterschied marginalisiert oder bestritten werden. Damit meine ich vor allem methodisch nachweisbare, gesicherte Fakten. Wenn also beispielsweise das Humangenomprojekt eine Unterscheidung in eine afrikanische sowie eine nicht-afrikanische Menschengruppe tatsächlich nachweisen kann, hat dies absolut nichts mit „Rassismus ohne Rassen“ zu tun. Im Gegenteil, mit derartigen Fakten lassen sich vor allem rassistische Ideen vorzüglich entkräften.
Des Weiteren halte ich auch nicht viel von der Aussage, dass die Bezeichnung „ethnische Gruppe“ lediglich eine 1:1 Umsetzung zu „Rasse“ ist, und dadurch eben einen „Rassismus ohne Rassen“ propagiert.
Denn genau dies soll der Begriff „ethnische Gruppe“ eben nicht sein. Die Grundidee ist, dass "ethnische Gruppe" eine Systematik bildet, welche in keiner Weise an die bisherigen rassistisch geprägten Schemata anknüpft. Dadurch soll "ethnische Gruppe" ein absolut neutraler Gegenpart zu Rasse werden. Aufgrund dessen gibt es auch keine "weisse", "schwarze" oder "gelbe" ethnische Gruppe. Auch Begriffe wie "europide", "negride" sowie "mongolide" haben in diesem Kontext nun endgültig ihre Berechtigung verloren.
Entscheiden ist im Endeffekt nicht welcher Begriff nun als „Rasse“ Ersatz gewählt wird. Im Gegenteil, es ist vielmehr der Gesamt-Kontext, welcher schlussendlich aussagt, ob es sich bei einer Formulierung entsprechender Art um rassistische Propaganda handelt. --lorn10 11:35, 06. Jan 2006 (CEST)
- Ich will aber keiner ethnischen Gruppe angehören und lasse sie mir auch nicht aufdrängen. Aus meinem Sternzeichen bin ich übrigens auch ausgetreten. (So weit zum Them "Weltfrieden" oder um was es dir auch gerade geht). Ansonsten denke ich, können wir diese Diskussionseite für Fragen zum Artikel selbst nutzen. Grüße, andrax 21:39, 6. Jan 2006 (CET)
- Lieber Herr Andrax: Es ist zwar schön, dass du dir keine ethnische Gruppenzugehörigkeit aufdrängen lassen willst, allerdings dürfte dir entgangen sein, dass das Wort "ethnische Gruppe" eine gemeinschaftliche Zuschreibung beinhaltet (eine Gruppe sind mehr als nur einer). Da sich ethnische Gruppen nicht nur durch individuelle Eigenzuschreibung sondern durch kollektive Eigen- UND Fremdzuschreibung konstituieren wirst du nur schwer deiner ethnischen Gruppe entkommen. Ansonsten ist es eine gute Idee über das scheinbar "Selbstverständliche" nachzudenken und sich individuell davon zu distanzieren. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass es 6 Mrd. Menschen auf der Welt gibt- du bist also nicht allein. Daher macht es durchaus Sinn über die Konzeption von "ethnischen Gruppen" nachzudenken. Ansonsten verweigert man sich der sozialen Realität. mfg Ledwetsch
- siehe Euphemismus-Tretmühle. Wie der Artikel Ethno-Jazz beweist, steht der Begriff bereits für fremdländisches (... außerhalb der Industrieländer wie USA und Europa). --Suricata 12:57, 31. Mai 2006 (CEST)
Offener Widerspruch
Wohl basierend auf stark divergierende Meinungen der beteiligten Mitarbeiter, enthält der Artikel einen offenen Widerspruch:
- Eine Ethnie definiert sich ferner selbst als Einheit bzw. ihre Mitglieder nehmen eine Abstammung von gemeinsamen Vorfahren an.
- ein Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Mitglieder ist für die wissenschaftliche Zuordnung nicht erforderlich.
Pjacobi 00:05, 2. Sep 2006 (CEST)
- die ganzen Definitionen sind hier etwas schräg. Ich sehe auch immer wieder, wie die Begriffe von Ethnie, Volk, Nation usw. verwechselt werden. Eine Ethnie ist eine Gemeinschaft, die sich durch objektive kulturelle Gemeinsamkeiten (insbesondere der Sprache) auszeichnet. Ein anderer Begriff für Ethnie ist auch Volk (nicht politisch im Sinne von Staatsvolk als Gesamtheit der Staatsangehörigen, sondern im ethnischen Sinne). Wegen dieser Doppelbedeutung von Volk ist Ethnie oft vorzugswürdig. In der Regel werden die kulturellen Gemeinsamkeiten durch die Vorfahren weitergegeben; sie können aber auch von Dritten erworbenen werden (kulturelle Assimilation). Das unterscheidet die grundsätzlich offene Ethnie/das Volk von einer biologischen geschlossenen Abstammungsgemeinschaft (Rasse), die nur ausgrenzend wirkt. Im Zeitalter des Nationalismus kam die Forderung des Selbstbestimmungsrechts der Völker (im ethnischen Sinne) auf, d.h. die Forderung, dass jedes Volk auch einen Staat bilden dürfe. In diesem Zusammenhang ist der Begriff der (Kultur)Nation zu sehen. Die Kulturnation ist der Ausdruck des politischen Anspruchs einer Ethnie auf staatliche Souveränität. Bilden verschiedene vermischte Völker eine neue gemeinsame Kultur und Sprache spricht man von Ethnogenese. Neben diesen objektiven Kriterien, bedarf es meist auch noch eines subjektiven Kriteriums. Es wäre beispielsweise absurd die US-Amerikaner, die Engländer, die Waliser, Schotten und Iren oder die Portugiesen und die Brasilianer usw. als ein Volk, als eine Ethnie einzustufen. --Sebastian Huber 18:23, 2. Sep 2006 (CEST)
- Schade, dass ich das hier erst Monate später lese. Trotzdem, was sind den dieses subjektive Kriterium? Ist das nicht einfach eine Umschreibung für Rassismus? Gruß, -- andrax 16:21, 17. Aug. 2007 (CEST)
- Schwer zu sagen. Das unterscheidet sich auch sehr stark vom dem jeweiligen Selbstverständnis einer Ethnie. Das subjektive Kriterium ist allgemein kaum zu fassen und ist etwas ungenau mit dem "Wir-Gefühl" zu umschreiben. Ganz im Vordergrund steht bei den meisten Ethnien der Unterschied der Sprache, woraus sich auch ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt. Ein Ausländer ist einem oft schon deshalb "fremd", er ist schon deshalb "anders" und nicht zugehörig, weil man ihn nicht versteht. Dieses "Wir-Gefühl" tradiert sich bei einigen Ethnien auch aus der Geschichte. Ein Deutsch-Schweizer und ein Deutscher sprechen zwar beide Deutsch, aber dass es sich um unterschiedliche Völker handelt, wird selten bestritten. Denke auch mal an die Engländer, Schotten und Waliser. Schotten und Engländer (oder auch Walisen) sind heute englischsprachig (die heute praktisch ausgestorbene schottisch-gälische Sprache lass ich mal außen vor, Kymrisch bei den Walisern spielt immerhin noch eine etwas größere Rolle). Die Nationalisten der dieser Völker stützen sich nicht auf rassistische Aspekte. Ebenso Deutschland/Österreich/Deutsch-Schweiz. Aber natürlich, das ist klar, kann das "Wir-Gefühl" auch durch rassistische Gesichtspunkte konnotiert sein. Das ist sehr häufig dann der Fall, wenn sich eine Ethnie in ihrem Selbstverständnis vor allem über das "objektive Kriterium" der Abstammung definiert (ethnisch zugehörig ist der, dessen Eltern und Voreltern ethnisch zugehörig waren) und im Vergleich dazu Sprache/Kultur/Religion in den Hintergrund treten. Solche Abstammungsethnien sind i.d.R. ausgesprochen integrationsfeindlich.--Sebastian Huber 17:56, 17. Aug. 2007 (CEST)
Ethnie?
"[...] welche derselben Sprachgruppe, Kultur oder (sic!) Religion angehören."
Demnach wären alle Mitglieder der Römisch-Katholischen Kirche bzw. alle Christen eine Ethnie? Leider gibt es hier keine Smilies, seiner Skepsis Ausdruck zu verleihen.
Dieser Artikel ist nach modernen ethnologische Kriterien nicht tragbar. Bitte löschen oder gründlich überarbeiten.
- Ob es für Dich "tragbar" ist oder nicht: wie jeder weiß, trifft es für das heutige Irak zu.
Da die religösen Gruppen der Schiiten und Sunniten weitgehend endogam sind (d.h. es wird vorwiegend nur untereinander geheiratet) ergibt sich daraus eine gewisse Überschneidung zwischen der ethnischen Gruppierung und der religiösen Zugehörigkeit. Dass diese auch permanent in den Medien thematisiert wird, ist ein weiterer Punkt für die Tatsächliche entstehung ethnischer Trennlinien. Denn ethnische Gruppen definieren sich nicht nur über Eigenzuschreibung sondern auch über Fremdzuschreibung. Es ist fraglich ob sich im Irak soetwas entwickeln wird wie eine "ethnische Gruppe" der "Iraker". So wie es aussieht nicht.
Ethnie und Volk
""Ethnie ...bezeichnet ... einen Stamm oder ein Volk." Voila. Ist also das gleiche. Warum habe ich hier den Eindruck, dass lediglich ein aufgeblasener Ersatzbegriff geschaffen wird, damit ihn keiner mehr versteht? Ist ethnisch nicht das gleiche wie völkisch, nur das letzteres früher mal überstrapaziert wurde? --Négrophile 07:41, 23. Dez. 2006 (CET)
- Das ist (jedenfalls in Bezug auf das Adjektiv völkisch) richtig. Das Substantiv Volk kann allerdings sowohl in der Bedeutung Ethnie als auch für den Inbegriff aller Staatsbürger (vgl. Staatsvolk) verwendet werden. Letztere Verwendung deckt sich in mit der Ethnie. fsh -- 84.57.49.165 17:16, 23. Dez. 2006 (CET)
1. Staatsbürger deckt sich nicht immer mit "Ethnie", vgl. Vielvölkerstaaten, ethnische Minderheiten, etc... 2. Stamm und Ethnie sind nicht das gleiche- ist ein Mist. Aber scheinbar basteln hier ziemlich viele verschiedene Leute mit unterschiedlichem Kenntnisstand an einem Thema rum... 3. Der Begriff Volk ist schon mit "ethnischer Gruppe" verwandt. Meist bezeichnet er im nicht-wissenschaftlichen Diskurs das Selbe. Allerdings hat Volk auch noch eine rechtliche Dimension- im Völkerrecht ist ein Volk als im Staatsverband lebende Gemeinschaft definiert. Volk setzt also Voraus, dass eine Gesellschaft/ Gemeinschaft ein gemeinsames Territorium bewohnt. Allerdings leben oft, wie oben erwähnt, verschiedene ethnische Gruppen zusammnen auf einem Staatsgebiet. Außerdem gibt es ethnische Gruppen, die überhaupt kein Territorium kontrollieren (so z.B. die Juden vor 1945 bzw. die Kurden). Und überhaupt ist die Verknüpfung von einer Gemeinschaft mit einem Territorium als ausschlaggebendes Kriterium für die Anerkennung als kulturelle Gruppe in Zeiten wachsender Mobilität (Migration, Diaspora- Kultur) nicht mehr wirklich handhabbar. Daher wird der Begriff Volk meist nur mehr im Völkerrecht verwendet. Der Begriff "ethnische Gruppe" ist wesentlich flexibler. lg Ledwetsch, 17. Jänner. 2007
Schweizer
Das gilt auch heute noch für die Schweiz, die keine ethnische Einheit bildet, sondern aus verschiedenen ethnischen Volksgruppen (Deutsche, Franzosen, Italiener und Rätoromanen) besteht.
Ich denke, die wenigsten deutschsprachigen Schweizer würden sich heutzutage selbst als "Deutsche" identifizieren. Weder im staatsbürgerlichen, noch im ethnischen Sinne. Und das gilt auch für die anderen Sprachgruppen und deren Zuordnungen.--Wulf Isebrand 23:13, 28. Dez. 2006 (CET)
- Das kommt auf lokale historische Bindungen an: Wenn sie nach Zürich reisen, sagen manche Baseler heute noch: "Wir fahren in die Schweiz", ebenso wie man auf dem Straßburger Bahnhof noch hören kann, dass ein Zug "nach Frankreich" fährt.--Dunnhaupt 20:36, 29. Dez. 2006 (CET)
Verschieben
Ich schlage vor diesen Artikel nach „Volk“ zu verschieben. Ehnie ist, wie bereits in der Diskussion angemerkt und im Artikel beschrieben, nur das griechische Fremdword für Volk. Ehnie ist auch umgangssprachlich nicht gebräuchlich und wird allenfalls in zynischen Floskeln wie „ethnische Säuberung“ und dergleichen verwendet. Die Abgrenzung zum Staatsvolk sollte im Artikel Volk beschrieben werden. 84.57.0.132 22:07, 19. Jan. 2007 (CET)
- Der Begriff „Volk“ hat aber auch noch andere Bedeutungen, z.B. als Synonym für „Gesamtbevölkerung“ oder aber „Gesamtbevölkerung abzüglich der herrschenden Klasse“. -- Sloyment 00:52, 2. Mär. 2009 (CET)
Begriffsgeschichte
Ist irgendjemand in der Lage, die Bedeutung des Wortes im Kontext antiker Quellen zusammenfassend wiederzugeben? Viele Grüße, --Reaper 22:09, 3. Nov. 2008 (CET) Schon ein wenig, die Frage ist nur inwiefern das wirklich relevant und nicht eher verwirrend ist. Die Griechen unterschieden höchstwahrscheinlich zwischen Genos (Stamm, Sippe) und Ethnos. Ethnos war eher kulturell (es gab ja auch keinen neuzeitlichen Biologismus/Rassismus) belegt, weiter waren Ethnos die Anderen. Ein Herr Hund beschreibt die Herkunft in seinem Buch "Rassismus", welches sogar in eine zweite Edition (2007) ging. Leider enthält es sehr viele gewagte und auch ein paar offensichtlich falsche Thesen. --DiAyd 23:32, 28. Mär. 2010 (CEST)
Ethnie - wie spricht man das eigentlich richtig aus
Wird Ethnie auf dem e betont oder mit langem i? Wer kann mir hier Auskunft geben. Danke.--Löwe56 21:43, 28. Dez. 2008 (CET)
Bitte Literaturangaben korrekt wiedergeben
Die Literaturangaben scheinen unvollständig zu sein. Ist der Text, auf den man sich beruft, Bestandteil einer Zeitschrift, einer Aufsatzsammlung oder eines ähnlichen Sammelwerkes, so muss dieser Titel inkl. Herausgeber, Jahr und Seitenangaben des Aufsatzes immer mit angegeben werden. Korrekt ist:
Heckmann, Friedrich: Ethnos, Demos und Nation, oder: Woher stammt die Intoleranz des Nationalstaates gegenüber ethnischen Minderheiten?, In: Seewann, Gerhard (Hrsg.): Minderheitenfragen in Südosteuropa. Beiträge der Internationalen Konferenz: The Minority Question in Historical Perspecitve 1900-1990. Inter University Center, Dubrovnik, 8.-14. April 1991, München, S. 9-36.
Bitte achtet auf solche Details, damit man tatsächlich weiter recherchieren kann.--193.175.103.133 11:43, 23. Mär. 2010 (CET)