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Enrica von Handel-Mazzetti

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Enrica von Handel-Mazzetti (* 10. Jänner 1871 in Wien; † 8. April 1955 in Linz) war eine österreichische Schriftstellerin.

Leben

Enrica Handel-Mazzetti wurde 1871 in Wien als zweite Tochter des k. u. k. Hauptmannes Baron Heinrich Hypolith von Handel-Mazzetti geboren. Dieser starb jedoch bereits vier Monate vor der Geburt seiner Tochter 31-jährig an den Folgen eines Sonnenstichs. Die Witwe sorgte für eine standesgemäße Ausbildung der Tochter. Den ersten Unterricht erhielt diese von Privatlehrern, danach folgten Bürger- und Klosterschule in Sankt Pölten. Nach der Matura studierte Handel-Mazzetti in Wien Geschichte und Sprachwissenschaften.

Gedenktafel am Sterbehaus von Enrica von Handel-Mazzetti. Linz, Spittelwiese

Bereits mit 19 Jahren veröffentlichte sie erste Gedichte. Die ältere Schwester trat in ein Kloster ein; nach dem Tod der Mutter übersiedelte die Schriftstellerin daher nach Steyr zu einem Onkel väterlicherseits, den unverheirateten Baron Anton von Handel-Mazzetti. Als dieser zum Landesgerichtspräsidenten ernannt wurde, folgte sie 1911 nach Linz. Zu dieser Zeit arbeitete sie am Roman Stephana Schwertner, der die Glaubenskämpfe im alten Steyr behandelt. Bis zu ihrem Tod verließ sie Linz nur noch für kürzere Zeit.[1] Als 1933 anlässlich einer außerordentlichen Generalversammlung des P.E.N.-Clubs eine Gruppe von 25 Schriftstellern eine Resolution gegen die Vorgänge in Deutschland (Bücherverbrennungen) verabschiedete, trat Enrica von Handel-Mazzetti gemeinsam mit anderen nationalen, völkischen und katholischen Autoren aus dem P.E.N.-Club aus.[2] Enrica von Handel-Mazzetti wurde im selben Jahr Mitglied in der Dichterakademie in Deutschland.[3]

Im Jahre 1934, während der Arbeit an Die Waxenbergerin, wurde ein Augenleiden – eine Netzhautablösung – akut. Am 24. September 1934 erhielt sie die Sterbesakramente, erholte sich jedoch wieder und lebte noch 21 Jahre. Ihre Arbeit konnte sie jedoch erst nach über einen Jahr wieder aufnehmen. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich erschien noch 1941 in kleiner Auflage der historische Roman Graf Reichard. Das Propagandaministerium in Berlin verbot jedoch mittels Geheimerlässen an Redaktionen Artikel über die Dichterin. Auch während der Kriegszeit verließ sie ihren Wohnsitz nicht. Erst am 19. Dezember 1944, als der Bombenkrieg immer heftiger wurde, übersiedelte sie für kurze Zeit zu den Elisabethinen.

Enrica von Handel-Mazzetti starb am 8. April 1955 um drei Uhr morgens in ihrer Wohnung an der Spittelwiese.[1]

Werk

Ihr Werk umfasst vor allem historische Romane und Novellen, welche die Zeit der Glaubenskämpfe zwischen Katholiken und Protestanten behandeln. Bezeichnend für ihre Schriften ist eine archaisierende Sprache. Die Schriftstellerin stand mit vielen weiteren Persönlichkeiten im Schriftverkehr.[4]

Weiteres

Das Linzer Stifterhaus veranstaltete 2006 eine Ausstellung mit dem auf ihren Briefwechsel anspielenden Titel: „Und küsse Ihre Busipfötchen“.

Nach der Dichterin wurde 1930 die Linzer Handel-Mazzetti Straße benannt. Diese verbindet die Weingartshofstraße mit der Waldeggstraße.[4] Im Jahr 1981 wurde auch in Wien Donaustadt (22. Bezirk) die Handel-Mazzetti-Gasse nach ihr benannt.

Werke (Auswahl)

  • Nicht umsonst (Schauspiel). 1891
  • Kleine Opfer. 1891
  • Meinrad Helmpergers denkwürdiges Jahr (Erzählung). Stuttgart 1900
  • Jesse und Maria. Kempten: Kösel, 1906
  • Die arme Margaret (Ein Volksroman aus dem alten Steyr). 1910
  • Napoleon II.. 1912
  • Stephana Schwertner, 3 Bände. 1912-14
  • Ritas Briefe 1918
  • Ritas Vermächtnis 1924
  • Das Rosenwunder, 3 Bände. 1924-26
  • J. C. Günther. 1927
  • Frau Maria, 3 Bände. 1929-31
  • Die Waxenbergerin. 1934
  • Graf Reichard, 2 Bände. 1939/40
  • Karl von Aspern. 1948

Literatur

  • J. J. Preyer: Enrica von Handel-Mazzetti. Ein biografisches Lesebuch. Sutton Verlag. 2009. ISBN 978-3-86680-403-6.

Auszeichnungen

Belege

  1. a b Rudolf Lehr –- Landes-Chronik Oberösterreich, Wien: Verlag Christian Brandstätter 2004 S. 386 ISBN 3-85498-331-X Artikel: Die wunderbare Welt der Phantasie von Rudolf Lehr
  2. Ulrike Oedl, in: Ueberblicke; UNI-Salzburg; 2002 –- Das Exilland Österreich zwischen 1933 und 1938 (Aufgerufen am 9. Okt. 2008)
  3. Kurt Habitzel; Literatur und Literaturbetrieb in Tirol im Zeichen des Anschlusses; Innsbruck; 1990; S. 33 und S. 87 (Aufgerufen am 9. Okt. 2008)
  4. a b OÖN – Dichterin, die Straße und Literaturpreis ihren Namen gab (Aufgerufen am 22. Dezember 2009)