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Otto I. (Burgund)

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Otto I., Pfalzgraf von Burgund (* 1167; † 13. Januar 1200 in Besançon) war der vierte Sohn Kaiser Friedrich I. Barbarossas und seiner zweiten Ehefrau Beatrix von Burgund.

1189 bekam Otto von seinem Vater die Güter der Beatrix von Burgund übertragen. Er wurde der erste Pfalzgraf von Burgund. Otto I. war mit Margarethe von Blois († 1231) verheiratet. Dieser Ehe entstammt die Erbtochter Beatrix († 7. Mai 1231). Diese heiratete am 21. Juni 1208 Otto VII. (Meranien) und Markgraf von Istrien († 7. Mai 1234). Aus dieser Ehe entstammt Otto VIII., Herzog von Meranien und Markgraf von Istrien († 19. Juni 1248)und Adelheid (+ 1278). Das Herrschaftsgebiet der Pfalzgrafen von Burgund umfaßt nur das Gebiet der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté). Das Wirken Ottos I. kann man nur im Zusammenhang der staufischen Politik in Burgund betrachten.

Burgundpolitik der Staufer (1156 - 1248)

Kaiser Friedrich I. Barbarossa gelang es nach seiner Eheschließung mit Beatrix von Burgund (1156) durch geschickte Politik den Ausbau der kaiserlichen Macht in Hochburgund und im nördlichen Niederburgund. Die Freigrafschaft Burgund (das westlich des Juras gelegene Hochburgund) verwalteten Barbarossa und Beatrix von Burgund selbst. Im östlich des Juras gelegenen Hochburgund regierten bis 1218 die Zähringer. Sie führten den Titel Rektor (Vizekönig) von Burgund.

Ursprünglich waren die Rektoren von Burgund mit der Regierung im ganzen Königreich Burgund beauftragt. Barbarossa beanspruchte aufgrund seiner Heirat mit Beatrix direkt die Herrschaftsrechte in Burgund. Im nördlichen Niederburgund wurde Barbarossa durch die Grafen von Baux und die Grafen von Toulouse unterstützt. Das südliche Niederburgund (etwa die heutige Provence) stand von 1167 bis 1196 unter der direkten Herrschaft Alfons II., König von Aragon (auch Graf von Provence) und entzog sich der Einflußnahme der Staufer.

Otto I. war unfähig die geschickte und ausgleichende Politik seines Vaters in Burgund weiter zu führen. Seine Politik provozierte Konflikte mit den Zähringern, mit dem Herzog von Burgund (Bourgogne) und den Grafen von Savoyen. Das Abwenden Burgunds vom Reich verstärkte sich, die Grafen von Savoyen und die Grafen von Provence traten in offene Gegnerschaft zu den Staufern. Des weiteren verstrickte sich Otto in Kämpfe mit dem Bischof von Straßburg (Konrad II. von Hünenburg) und dem Graf Richard von Mömpelgard, da er seinen Machtbereich auf das Elsaß ausbreiten wollte. Otto I. gelang es einige Gegner zu besiegen, einen davon tötete er sogar eigenhändig beim Verhandeln. Trotzdem konnte sich Otto I. in den komplizierten Machtverhältnissen in Burgund nicht behaupten.

Kaiser Friedrich II. versuchte ab 1219 die Burgundpolitik seines Großvaters Barbarossa wieder aufzunehmen. Nach dem Aussterben der Zähringer von Burgund (1218) setzte er seinen Sohn Heinrich (VII.) als Rektor von Burgund ein. Nach dessen Sturz (1235) versuchte er mit Hilfe bischöflicher Statthalter zu regieren. Infolge des von Papst Gregor IX. verhängten Kirchenbann von 1239 mußte diese Politik zwangsläufig scheitern.

Folgende Ereignisse führten zum Untergang des eigenständigen, mittelalterlichen französischen Okzidents und festigte dort die Macht des französischen Königs. Das bedeutet gleichzeitig das Verdrängen der Reichsgewalt:

  • 1244: der Albigenserfeldzug
  • 1245: der erneut ausgesprochene Kirchenbann gegen Kaiser Friedrich II. und dessen Absetzung durch Papst Innozenz IV. auf dem ersten Konzil von Lyon.
  • 19. August 1245: der söhnelose Tod von Raimund Berengar IV., Graf von Provence
  • 1245: das Scheitern des Eheprojekts zwischen Kaiser Friedrichs Sohn Konrad und Beatrix, der Erbtochter der Provence
  • 1246: die Vermählung der Beatrix von Provence mit Karl I. von Anjou, ein jüngerer Bruder des französischen Königs Ludwig IX.
  • 1246: Karl I. von Anjou wird Graf von Provence
  • 1249: der söhnelose Tod von Raimund VII., Graf von Toulouse
  • 1249: die Vermählung dessen Erbtochter Johanna von Toulouse mit Alfons von Poitou, ein weiterer jüngerer Bruder des französischen Königs Ludwig IX.
  • 1249: Alfons von Poitou wird Graf von Toulouse

Das Bündnis zwischen Papst und Karl I. von Anjou führte zum Untergang der Staufer.

Das Scheitern der Politik Ottos I. in Burgund ist nicht auf dessen politische Unfähigkeit begründet. Das Lavieren des Adels zwischen der französischen Krone und dem Reich, die doppelte Vasallität einiger Herrschaftsgebiete, die Konflikte des Adels untereinander, die aktive antikaiserliche Politik der Kirche in dieser Region und die kulturellen Unterschiede zwischen den Norden und den Süden führten zu komplizierten Machtverhältnissen. Ein fähiger Kaiser hätte zum Festigen der Reichsgewalt seine ganze Kraft aufbringen müssen.

Die Nachkommen des ersten Pfalzgrafen Otto I. agierten nicht politisch in Burgund.

Quellen

  • Laetitia Boehm: Geschichte Burgunds, VMA Verlag Wiesbaden, 1998, ISBN 3-928127-62-4
  • Friedemann Bedürftig: Taschenlexikon Burgund, Piper Verlag GmbH, Müchen 2000, ISBN 3-492-23032-6
  • Reinhard Barth: Taschenlexikon Kreuzzüge, Piper Verlag GmbH, München 1999, ISBN 3-492-22794-5
  • Johannes Lehmann: Die Staufer - Glanz und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts, Lizenzausgabe für Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1991 ISBN 3-8112-0903-5
  • H. Grote: Stammtafeln, 7. Reprint der Originalausgabe von 1877, ZA-Reprint, Leipzig 1990, Ausgabe für Fourier Verlag GmbH Wiesbaden, ISBN 3-921695-59-7