k.u.k. Kriegspressequartier
Das kaiserlich und königliche Kriegspressequartier (KPQ) wurde am 28. Juli 1914 als Abteilung des Armeeoberkommandos gegründet. Kommandant des KPQ war von Kriegsbeginn an Generalmajor (zuvor Oberst) Max Ritter von Hoen. Ab März 1917 hatte der Oberst des Generalstabes Wilhelm Eisner-Bubna bis Kriegsende das Kommando.[1]
Die Aufgabe des KPQ war die Koordination aller Presseinformationen und Propagandatätigkeiten von Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkrieges unter Einbeziehung sämtlicher damals verfügbarer Massenmedien.
Konzentration der Kräfte
1914 wurde das K.u.k. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau (heute APA) eingegliedert.
Zur Steigerung der künstlerischen Qualität wurde eine große Anzahl namhafter Künstler zur Mitarbeit gewonnen. Folgende Namen unter anderen werden in Zusammenhang mit dem KPQ genannt: Albert Paris Gütersloh, Alfred Kubin, Egon Erwin Kisch, Robert Musil, Leo Perutz, Alice Schalek, Hugo von Hofmannsthal, Roda Roda, Ferenc Molnár, Robert Michel und Franz Werfel.
Viele waren überzeugte Patrioten und meldeten sich freiwillig, einige versuchten durch die Mitwirkung im KPQ dem Dienst mit der Waffe zu entgehen (Mitarbeiter waren freigestellt) und einige wurden schlichtweg zwangsversetzt.
Konzentration der Medien
Bald nach Kriegsausbruch wurde neben der Schrift und der Bildenden Kunst die Bedeutung der Fotografie und des Films für die wirksame Öffentlichkeitsarbeit erkannt.
Schrift
Die Journalisten, unter Ihnen die erste weibliche, offiziell zugelassene Kriegsberichts-Erstatterin der Geschichte Alice Schalek, und Schriftsteller verfassten die Presseberichte für das KPQ.
Kunstgruppe des Kriegspressequartiers
Von den mitwirkenden Malern und Bildhauern wurden unzählige Produkte wie Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Plakate, Künstlerpostkarten, Illustrationen, Plastiken und Skulpturen im Auftrag des KPQ erstellt. Die Künstler wurden zur künstlerischen Berichterstattung an die jeweiligen Kriegsschauplätze entsandt. Ihre Aufgabe war, "die für die Gegenwart wirksame Propaganda im In- und Ausland, um die Leistungen der Wehrmacht in das rechte Licht zu rücken, für die Zukunft aber die Beschaffung jenes Materials, dessen die Geschichtsschreibung und die nachträgliche Verherrlichung kriegerischer Großtaten durch die Kunst zur Ergänzung der schriftlichen Überlieferung dringend bedürfen".[2] Die teils wehrpflichtigen, teils freiwillig mitarbeitenden Künstler hielten ihre Reflexionen vorwiegend an den jeweiligen Fronten fest, seltener im sicheren Hinterland. Sie waren durch schwarz-gelbe Armbinden mit den Aufdruck "Kunst" oder "Kriegspressequartier" gekennzeichnet und erhielten entsprechende Legitimationen.
Die Künstler mussten von sich aus "malerisch wirksame und interessante Motive aus dem Leben des Krieges" finden. Die betreffenden Kommandos hatten sie zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie militärisch "Nützliches" schafften. Landschaftsmaler waren zur Zeichnung von Stellungen und Gefechtsfeldern "anzueifern". "Figurale Talente" hingegen, die sich zu Schlachtenmalern eigneten, sollten möglichst Gelegenheit zur Beobachtung von Kampfszenen erhalten. Die Zuteilung sollte hier vorzugsweise zur Artillerie erfolgen, um eine persönliche Gefährdung hintanzuhalten. Porträtisten waren zur Anfertigung von farbigen, mitunter auch Bleistiftskizzen, "der höheren Führer, besonders ausgezeichneter Offiziere und Mannschaftspersonen" zu verwenden. Als ungefähres Maß hatte gemäß den Vorschriften des KPQ zu gelten, dass für jede Woche Zuteilung zur Front eine Skizze, für je einen Monat Ruhe ein Bild abzuliefern war.[3]
Wehrpflichtige Kriegsmaler und Kriegsbildhauer mussten einen Teil der während ihrer Dienstleistung geschaffenen Werke dem Kommando des KPQ übergeben. Von dort aus wurden die Werke, je nach Eignung, dem k.u.k. Kriegsarchiv, dem Heeresmuseum (heute: Heeresgeschichtliches Museum) oder höheren Militärbehörden zur dauernden Ausschmückung der Amtsräume zugewiesen.[3]
Der Kunstgruppe unterstellt war die Bildersammelstelle, die ab dem Frühjahr 1916 in der Akademie der bildenden Künste Wien untergebracht war. Dort wurden die Bilder deponiert, verwaltet und registriert sowie für die diversen Kriegsbilderpräsentationen gerahmt. Bis Kriegsende kamen 33 Präsentationen mit über 9000 Werken im In- und im neutralen oder verbündeten Ausland zustande.[1] Die bekanntesten Kriegmaler in der Kunstgruppe des Kriegspressequartiers waren: Albin Egger-Lienz, Anton Faistauer, Anton Kolig, Ferdinand Andri, Alexander Demetrius Goltz, Oskar Laske, Alexander Kircher, Karl Friedrich Gsur, Ludwig Heinrich Jungnickel und Oskar Kokoschka.[3]
Fotografie
Mehr als 33.000 vom KPQ beauftragte Fotografien befinden sich heute im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Zu den vom Kriegspressequartier beschäftigten Fotografen zählte unter anderen Hugo Eywo.
Filmexpositur
1915 erhielt Sascha Kolowrat-Krakowsky, der Gründer der Sascha-Film-Fabrik, die Leitung der Filmexpositur des KPQ. Damit wurde dem Film seine propagandistische Bedeutung zuerkannt. Zahlreiche Filmschaffende konnte Kolowrat-Krakowsky vor den Kriegsgemetzeln bewahren, in dem er sie zur Filmproduktion abkommandieren ließ.
Die Kriegs- bzw. Propagandafilmproduktion unterstand anfänglich dem Kriegsarchiv. Diese Agenden wurden am 1. Juni 1917 an das Kriegspressequartier abgetreten.[4]
siehe auch: Österreichische Filmgeschichte, Propagandafilm und Propaganda im Ersten Weltkrieg
Literatur
- Adalbert Stifter Verein (Hg.): Musen an die Front! Schriftsteller und Künstler im Dienst der k.u.k. Kriegspropaganda 1914-1918. Ausstellungskatalog (2 Bände), München, 2003.
- Ilse Krumpöck: Anton Faistauers militärische Nichtsnutzigkeit, in: Schriftenreihe zu Anton Faistauer und seiner Zeit. Herausgegeben vom Anton Faistauer Forum, Maishofen, 2007, S. 15
- Paul Stefan: Die bildende Kunst im Kriegspressequartier, beigelegt dem Katalog Kriegsbilder-Ausstellung des k.u.k. Kriegspressequartiers, Künstlerhaus, Wien 1918.
- Klaus Mayer: Die Organisation des Kriegspressequartiers beim k.u.k. Armeeoberkommando im ersten Weltkrieg 1914-1918. Dissertation, Universität Wien, 1963.
- Hildegund Schmölzer: Die Propaganda des Kriegspressequartiers im ersten Weltkrieg 1914-1918, Dissertation, Universität Wien, 1965.
Einzelnachweise
- ↑ a b Ilse Krumpöck: Anton Faistauers militärische Nichtsnutzigkeit, in: Schriftenreihe zu Anton Faistauer und seiner Zeit. Herausgegeben vom Anton Faistauer Forum, Maishofen, 2007, S. 15
- ↑ zitiert aus der Vorschrift für die bildliche Berichterstattung im Kriege. Wien, Kriegsarchiv, Armeeoberkommando E. Nr. 4992, Nr. 17.
- ↑ a b c Adalbert Stifter Verein (Hg.): Musen an die Front! Schriftsteller und Künstler im Dienst der k.u.k. Kriegspropaganda 1914-1918. Ausstellungskatalog, München, 2003, Band 2, S. 10
- ↑ Sylvia Winkelmeyer: Der österreichische Zeichentrickfilm in der Stummfilmzeit. Diplomarbeit, Universität Wien, 2004, S. 127