Burscheid
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 5′ N, 7° 7′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Köln | |
Kreis: | Rheinisch-Bergischer Kreis | |
Höhe: | 88-251 m ü. NHN | |
Fläche: | 27,33 km2 | |
Einwohner: | 19.272 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 705 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 51399 | |
Vorwahl: | 02174 | |
Kfz-Kennzeichen: | GL | |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 78 008 | |
LOCODE: | DE BCD | |
NUTS: | DEA2B | |
Stadtgliederung: | 89 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Höhestraße 7-9 51399 Burscheid | |
Website: | www.burscheid.de | |
Bürgermeister: | Stefan Caplan (CDU) | |
Lage der Stadt Burscheid im Rheinisch-Bergischen Kreis | ||
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Burscheid ist eine Stadt im Rheinisch-Bergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen mit rund 19.000 Einwohnern. Die Stadt ist geprägt durch viele kleinere Ortschaften und durch ihr Stadtzentrum mit Marktplatz und Kirche. Burscheid wurde bereits 1175 erstmals urkundlich erwähnt. Am 18. August 1856 bekam die damalige Landgemeinde durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Stadtrechte verliehen.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
31. Dezember 1990 | 17.312 |
31. Dezember 2000 | 19.125 |
31. Dezember 2005 | 19.122 |
31. Dezember 2006 | 19.251 |
31. Dezember 2007 | 18.871 |
31. Dezember 2008 | 18.727 |
31. Januar 2009 | 18.958 |
Geschichte
Zeuge einer ersten Besiedlung sind Überbleibsel einer ehemaligen Ringwallanlage im Eifgental, der sogenannten Eifgenburg. Dort gefundene Tonscherben datieren die Anlage etwa in das 10. Jahrhundert. Der erste Turm der Evangelischen Kirche ist bereits im 11. Jahrhundert errichtet worden. Als eine zum St.-Gereon-Stift Köln gehörende Ortschaft wird Bursceit erstmals 1175 offiziell erwähnt. Bis 1806 war Burscheid ein Kirchspiel im Amt Miselohe im Herzogtum Berg. Nach Besetzung und Bildung des Großherzogtums Berg durch Napoleon bildete Burscheid eine Mairie im Arrondissement Düsseldorf und im Kanton Opladen. Der kurzen französischen Herrschaft folgte die Einverleibung des Bergischen Landes in das Königreich Preußen (1815); Burscheid wurde Landgemeinde innerhalb der Rheinprovinz und gehörte zum ehemaligen Kreis Opladen.
Gute geologische Bodenbeschaffenheit und ein günstiges Klima beeinflussten die Entwicklung Burscheids. Schon früh spezialisierte man sich auf Grünland- und Milchwirtschaft und begründete den guten Ruf der bergischen Obstkammer. Butter, Eier, Käse und nicht zuletzt bergisches Apfelkraut fanden Absatz auf allen Märkten der rheinischen Städte.
Etwa im 16. Jahrhundert wurden die Grundsteine für die Entfaltung der Burscheider Industrie gelegt. Die Ausnutzung der Wasserkraft und der Holzreichtum der Wälder ermöglichten das Entstehen zahlreicher Mühlen, u. a. Frucht-, Öl-, Pulver- und Knochenmühlen, später Stahlhammer und Schleifkotten. Die Lambertsmühle, Thielenmühle, Irlermühle, Dürscheider Mühle, Grünscheider Mühle, Gerstenmühle u. a. sind heute Zeugen lebendiger Geschichte.
Mit der Erfindung eines besonderen Kupfer-Asbest-Dichtungsringes durch den Lokomotivführer Friedrich Wilhelm Goetze und der damit verbundenen Gründung der Goetzewerke (später Goetze AG und heute Federal-Mogul) verstärkte die Stadt ihre industrielle Prägung.
Als Folge der industriellen Aufwärtsentwicklung erhielt Burscheid am 18. August 1856 die Stadtrechte. Zu dieser Zeit zählte die junge Stadt etwas mehr als 5000 Einwohner. Ausreichende Arbeitsplätze und die Finanzstärke von Burscheid trugen im wesentlichen zum schnellen Anwachsen der Bevölkerungszahl bei.
1996 wählte Johnson Controls, US-amerikanischer Hersteller von Autoinneneinrichtungen, Burscheid als Sitz seiner Europazentrale mit Entwicklungszentrum.
Politik
Bei der Kommunalwahl am 30. August 2009 wurde Stefan Caplan (CDU) mit 37,8 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.
Die Ergebnisse der übrigen Kandidaten: Michael Baggeler (BfB) 30,0 Prozent, Bodo Jakob (SPD) 21,4 Prozent, Dr. Karl Ulrich Voss (unabhängig) 10,9 Prozent.
Der Stadtrat wurde wie folgt gewählt (das BfB – Bündnis für Burscheid – trat zum ersten Mal an):
- CDU, 2.464 Stimmen, 31,0 Prozent (2004: 40,1 Prozent)
- SPD, 1.771 Stimmen, 22,2 Prozent (2004: 27,2 Prozent)
- BfB, 1.460 Stimmen, 18,3 Prozent (2004: –)
- Grüne, 899 Stimmen, 11,3 Prozent (2004: 10,2 Prozent)
- FDP, 787 Stimmen, 9,9 Prozent (2004: 10,5 Prozent)
- UWG, 515 Stimmen, 6,5 Prozent (2004: 12,1 Prozent)
Sitzverteilung: CDU 13 Sitze, SPD 9 Sitze, BfB 8 Sitze, Grüne 5 Sitze, FDP 4 Sitze, UWG 3 Sitze. Durch Ausgleichsmandate wird der Stadtrat um 10 Sitze auf 42 Sitze vergrößert.
Partnergemeinden
Partnergemeinden sind Egg im österreichischen Bregenzerwald (seit 1968) und Bourscheid in den luxemburgischen Ardennen (seit 2004).
Verkehr
Burscheid liegt verkehrsgünstig an der Bundesautobahn 1 Köln-Dortmund. Auch die Bundesstraße 51 Köln-Wuppertal verläuft durch die Stadt. Die Landesstraße 291 bindet Burscheid über Leverkusen-Opladen auch an die Bundesautobahn 3 an.
Im öffentlichen Personennahverkehr fährt unter anderem die Buslinie 260 von Remscheid nach Köln durch Burscheid alle 30 Minuten in der Haupt- und alle 60 Minuten in der Nachtverkehrszeit. Weitere Busverbindungen bestehen nach Leverkusen-Opladen, Solingen und Bergisch Gladbach.
Zusätzlich fährt die Nachtbuslinie 26 freitags und samstags um 01.00 und 02.00 Uhr ab Busbahnhof Köln direkt über die A 3 und A 1 nach Burscheid und Hilgen. Die Nachtbuslinie 25 verbindet zusätzlich freitags und samstags zwischen 00.25 Uhr und 03.00 Uhr Burscheid und Leverkusen.
Die nicht an den ÖPNV angebundenen Außenbereiche werden von dem ehrenamtlich betriebenen "Bürgerbus Burscheid" fahrplanmäßig angefahren.
Burscheid gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS).
Wirtschaft
Hauptarbeitgeber sind die Automobilzulieferer Federal Mogul (ehemals Goetze AG) mit rund 1700 Mitarbeitern und Johnson Controls mit rund 1600 Beschäftigten am Standort Burscheid. Drittgrößter Arbeitgeber ist die Fietz GmbH.
Insgesamt sind in Burscheid rund 1400 Betriebe registriert. 136 Betriebe haben mehr als drei Mitarbeiter. 4639 Berufsauspendlern stehen 4 355 Berufseinpendler (Stand 2006) gegenüber.
Stadt
Hauptorte sind Burscheid Innenstadt und Hilgen. Hilgen ist neben dem Hauptort die größte und wichtigste Ortschaft der Stadt. Sie wird erstmals 1510 in einer Abgabenliste der Kirche zu Wermelskirchen genannt, liegt an der B 51 und grenzt an Wermelskirchen.
Weitere Ortschaften:
Altenhilgen – Kaltenherberg – Kamberg – Bellinghausen – Kämersheide – Benninghausen – Kamp – Berghamberg – Kämpchen – Berringhausen – Kippekofen – Blasberg – Kleinbruch – Kleinhamberg – Bruchermühle – Kleinösinghausen – Büchel – Kotten – Claasmühle – Kretzheide – Dierath – Kuckenberg – Dohm – Lambertsmühle – Drauberg – Lamerbusch – Dünweg – Dürscheid – Lämgesmühle – Eichenplätzchen – Leie – Engelrath – Liesendahl – Eschenborn – Linde – Eschhausen – Löh – Flügel – Luisental – Geilenbach – Gerstenmühle – Lungstraße – Griesberg – Massiefen – Großbruch – Maxhan – Großhamberg – Nagelsbaum – Großösinghausen – Neuenhaus – Grünscheid – Neuenhof – Grünscheider Mühle – Neusieferhof – Gut Höfchen – Niederrepinghofen – Nüxhausen – Hahnensiefen – Oberlandscheid – Hammerweg – Oberwietsche – Hanscheider Hof – Paffenlöh – Hartungshof – Repinghofen – Haus Landscheid – Rötzinghofen – Heddinghofen – Schneppendahl – Heide – Sieferhof – Herkensiefen – Hilgen – Spiegelhof – Hinterweg – Sträßchen – Thielenmühle – Hürringhausen – Unterwietsche – Imelsbach – Irlen – Irlerhof – Irlermühle – An der Floßwiese – Sieferbusch
Musik
Burscheid gilt als die Musikstadt des Bergischen Landes mit einer Tradition seit 1811. 1812 wurde die Musicalische Academie von 1812 zu Burscheid e. V. gegründet, sie ist das älteste Laienorchester Deutschlands. Der Orchesterverein Hilgen 1912 e. V. – Oelberger Musikverein Burscheid 1876 – gewann 1996, 2000, 2004 den Titel als bestes deutsches Amateurorchester in symphonischer Blasmusik.
Weitere Musikvereine in Burscheid sind die Chorgemeinschaft Burscheid e. V. (gegründet 1842), der Männergesangverein Dürscheid 1889 e. V., der Damenchor Dürscheider Dreiklang e. V. (gegründet 1986), die Singschule Dürscheid e. V. (gegründet 2004), der Gemischte Chor Wiehbacher Echo Heddinghofen (gegründet 1926), der katholische Kirchenchor St. Laurentius Burscheid, die evangelische Kantorei Burscheid und der Bläserkreis des CVJM Burscheid.
Basis der Musikstadt Burscheid ist die Musikschule Burscheid e. V. mit derzeit rund 800 Schülern (gegründet 1972). Seit 2010 besteht zudem die durch den Orchesterverein Hilgen gegründete Orchesterschule Burscheid e.V.
Jugend- und Kulturzentrum Megaphon
Das Jugend- und Kulturzentrumzentrum Megaphon ist eine Einrichtung der Stadt Burscheid. Sie umfasst einen Multimediabereich, inklusive eines Studiokomplexes für Audio-, Radio- und Videoproduktionen, ein Internetcafé, Proberäume, einen Konzertsaal mit Gastronomie, eine Töpferei sowie eine Werkstatt für den Bereich Handwerk und Bau. Das Megaphon bietet ein breitgefächertes kultur-, musik-, und bildungsbezogenes Programm vornehmlich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 8 bis 24 Jahren an. Neben der klassischen Offenen Jugendarbeit liegen die Schwerpunkte vor allem im Konzert- und Medienbereich.
Sport
Um Suchvorgänge und automatische Auswertung zu gewährleisten, ist in Artikeln ausschließlich die Bezeichnung
Nur Liste
zulässig.Da ca. jeder fünfte Burscheider Mitglied in einem Sportverein ist, wurde Burscheid durch den Landessportbund Nordrhein-Westfalen mit dem Titel "die sportliche Gemeinde" geehrt.
Sportvereine in Burscheid
Burscheider Turngemeinde 1867 e. V. (BTG) – Ballspielverein 1911 Burscheid e. V. (BVB) – Behindertensport (BS) Burscheid 1963 – Burscheider Badminton-Club e. V. (BBC) – Burscheider Schützenverein 1864 e. V. – DLRG Ortsgruppe Burscheid e. V. – Gebrauchshundeverein Burscheid e. V. - Handballspielgemeinschaft Bergische Panther 2007 e.V. – Hilgener Schützenverein 1923 e. V. – Motorsportfreunde "Kolbenring" Burscheid e. V. – Ländlicher Reit- und Fahrverein Burscheid-Paffenlöh 1926 e. V. – Radsportgemeinschaft Burscheid 1978 e. V. – Schachfreunde Burscheid 1929 – Tennisclub Grün-Weiß Burscheid e. V. – Tischtennisclub Grün-Weiß 1948 Burscheid e. V. – Turnerbund Großösinghausen 1884 e. V. (TBÖ) – Turngemeinde Hilgen 04 e. V. (TGH) – Wanderfreunde 1981 Burscheid e. V.
Sportstätten in Burscheid
Kuno-Hendrichs-Sportanlage Hilgen – Sporthalle Auf dem Schulberg – Max-Siebold-Halle Hilgen – Hans-Hoersch-Halle – Hugo-Pulvermacher-Halle – Karl-Zimmer-Halle – Schulturnhalle Hilgen – Turnhalle Ösinghausen – Turnhalle der Realschule Auf dem Schulberg – Sportplatz Griesberg – Burscheider Bad – Schulsportanlage Im Hagen – Beachsportanlage Im Hagen
Sehenswürdigkeiten
- Eifgenburg – die Ringwallanlage aus dem 9./10. Jahrhundert, im Eifgental gelegen, zeugt von der ersten Besiedlung des heutigen Burscheider Stadtgebietes. Die Eifgenburg ist ein archäologisches Bodendenkmal.
- Haus Landscheid ist ein altes Adelsgut, welches 1371 einem Ritter Heinrich von Nesselrode gehörte. Von 1718 bis 1725 wurde ein Ersatzgebäude errichtet. Nachdem es ab 1983 als Restaurant und Tagungsort genutzt wurde, steht das Gebäude nun seit 1998 leer. Derzeit wird es umgebaut, um ein Hotel, Restaurant und Therapiezentrum zu beherbergen.
- Die Lambertsmühle liegt im Wiehbachtal im Südwesten der Stadt und wird seit 1994 Schritt für Schritt restauriert, beispielsweise wurde das Mühlrad wieder in Stand gesetzt. Künftig soll das Gebäude-Ensemble mit seinem historischen Fachwerkbau und den Nebengebäuden das Heimatmuseum der Stadt beherbergen. Die Ausstellung des Museums soll den Weg vom Korn zum Brot dokumentieren und praktisch erfahrbar machen.
- Weitere sehenswerte historische Mühlen in Burscheid sind die Thielenmühle (hier gründete 1887 Friedrich Goetze die spätere Goetze AG, heute Federal-Mogul), Grünscheider Mühle, Dürscheider Mühle, Gerstenmühle und Brucher Mühle.
- Die Evangelische Kirche am Markt wurde im Jahre 1767 erbaut. Sie ist eine typische Bergische Barockkirche mit bemerkenswertem Altar-Kanzel-Orgel-Prospekt. An gleicher Stelle wurde die erste Vorgänger-Kirche bereits im 13. Jahrhundert errichtet, für die Hermann von Alffter, im 15. Jahrhundert Glockengießer aus Alfter bei Bonn, 1468 eine Glocke schuf.[2]
- Der Wallace-Brunnen an der Ecke Hauptstraße/Bürgermeister-Schmidt-Straße
- Darüber hinaus gibt es zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude in der Innenstadt und besonders im Stadtteil Dierath.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Paul Luchtenberg (1890–1973), Mitbegründer der FDP, MdB, Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen.
- Wilhelm Schmidt, Bürgermeister der Stadt Burscheid von 1894 bis 1928
- Hugo Bernd Pulvermacher, Burscheider „Turnvater“
- Erich Richartz-Bertrams, Industrieller und Mäzen
Söhne und Töchter der Stadt
- Carl Pulfrich (1858–1927), Physiker und Optiker
- Günter Wallraff (*1942), Journalist
- Carl Lauterbach (1906–1991), Maler und Sammler
Weitere Persönlichkeiten
- Günter Kärner, Kantor und Komponist
- Rüdiger Vollborn, ehemaliger Bundesliga Torwart des benachbarten Fußball-Vereins Bayer 04 Leverkusen und Junioren Weltmeister 1981
- Karlheinz Stockhausen besuchte einst die Burscheider Bürgerschule.[3]
- Johannes Löh, evangel. Pastor und Wegbereiter der Burscheider Volksbildung
- Josef Wilhelm Bruns, erster Kath. Pastor nach der Reformation in Burscheid
Literatur
- Lydia Kieven: Kulturführer Rheinisch-Bergischer Kreis. Heider, Bergisch Gladbach 1998, ISBN 3-87314-334-8, S. 95–108.
- Rheinisch-Bergischer Kalender Jahrbuch seit 1920
- Breidenbach,N.J., Hinterweger Hof und Hilgen-Nüxhausen. In: Altenberger Blätter, Heft 35, Odenthal 2006
Quellen
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)
- ↑ Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1999, Band 16, S. 488
- ↑ Bergischer Volksbote vom 22. Dezember 2007