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Roland Dörfler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Roland Dörfler (* 14. Februar 1926 in Silberbach, böhmisches Erzgebirge, heute Tschechien) ist ein deutscher Maler.

Werke

Dörflers Bildwerke heben sich aus der Flut der Alltagskunstwerke eindrucksvoll ab. Sie sind deshalb so bemerkenswert, weil sie tiefe, und oft schwer erträgliche Einblicke und Einsichten in bestimmte Bereiche der menschlichen Existenz ermöglichen. In der Tat setzt Dörfler mit seinen eigenwilligen, spröden und aufwühlenden Bildwelten einen bewussten und intensiven Kontrast zu gängigen Kunstvorstellungen. Für ihn zählt nur die enge Verknüpfung aus existenzieller Grunderfahrung und gestalterischer Äußerung. Diese Erfahrung ist in seinen Bildwelten von einem Menschenbild geprägt, das das Menschsein als existenzielle Beschränkung erlebt. Dazu bedarf es eines wachsamen Sensoriums. Es verwundert also nicht, wenn der Mensch von Dörfler zunächst einmal in seiner fundamentalen und bloßen Körperhaftigkeit wahrgenommen wird. Und es versteht sich von selbst, dass bei der gestalterischen Annäherung an diese existenziellen Bereiche der Sinnlichkeit eine Tendenz zur gegenständlichen und figürlichen Formfindung zum Ausdruck kommt. Bei Dörfler hat sich dabei im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung ein Bildkosmos herauskristallisiert, so Eröffnungsredner Dr. Friedrich Jacobs, der sich mit dem Menschen in seiner Einsamkeit, seiner Schwäche, seiner Unfreiheit und seiner Verzweiflung beschäftigt. Die menschliche Ur-Not, die im Gegensatz zum selbstbestimmten, selbstbewussten und sozialen Menschenbild vieler Idealvorstellungen steht, führt Dörfler die gestaltende Hand. Seine Malereien und Zeichnungen, die beide von sich verdichtenden und sich auflösenden Liniengespinsten leben, und sogar im farbigen Bereich mehr vom Hell-Dunkel als von modulierenden Farbqualitäten leben, beschäftigen sich deshalb vorwiegend mit Figuren im Raum. Deren Körper werden dargestellt in Situationen, die diese existenzielle Eingeschränktheit des Menschen vermitteln. Sie sind immer zu geschlossenen Formen gezwungen, von Stricken oder Laken gefesselt, von im wahrsten Sinne des Wortes "formalen Zwängen" in ihrer Beweglichkeit behindert und damit beispielsweise in die geometrische Enge eines nach einer Seite hin offenen Würfels hineingezwängt. Der sich daraus entwickelnde Dialog zwischen Figur und Umraum, zwischen organisch-lebendiger und geometrisch-unbelebter Form lässt keinen Zweifel an der Drangsal, den Folterungen und den Seelenqualen, denen der heutige Mensch ausgeliefert ist und die ihn von allen Seiten bedrängen. Bemerkenswert ist zudem, dass Dörflers Blätter und Tableaus trotz ihrer hohen Aussagekraft und Brisanz niemals mit dem erhobenen Zeigefinger oder gar mit der politischen Positionsnahme drohen. Dörflers Arbeiten erwachsen jenseits aller tagesaktuellen Brisanz vorwiegend aus der künstlerisch suchenden Auseinandersetzung mit dem menschlichen Dasein, aber auch aus dem Material und den daraus resultierenden bildnerischen Gestaltungsmitteln. Auf der Ebene fundamentaler Grunderfahrungen bleiben sie somit der existenziellen Beschränkung und Gebrochenheit verhaftet, aber im Bereich der künstlerischen Gestaltungsmittel signalisieren sie gleichzeitig ein hohes Maß an Freiheit und Autonomie. Dieser äußerst reizvolle Gegensatz verhindert die erzählerische Beschreibung von Einzelschicksalen und hebt seine Kunst, so Friedrich Jacobs, auf die Ebene allgemeingültiger und wesenhafter Aussagen zur Befindlichkeit der Gattung Mensch und zum ihn bedrängenden Weltzustand.

Biographie

1926 geboren am 14.2. in Silberbach, böhmisches Erzgebirge, jetzt Tschechien.
1932-41 Besuch der Volks- und Bürgerschule in Silberbach.
1941-43 Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Eger
1944-47 Arbeitsdienst, Infanterie-Ausbildung in Prag und Budweis, Einsatz im Westen, Gefangenschaft in Frankreich.
1948-50 Studium an der Akademie Nürnberg bei Professor Fritz Giebel.
1950-54 Akademie Stuttgart bei Professor Hans Meid und Professor Manfred Henninger, Gaststudent bei Professor Willi Baumeister.
1953,1957,1958 Kunstpreis der Jugend, Baden Württemberg.
1956 Heirat mit Suzette Souviraa, geboren in Castillon, Frankreich; Wohnatelier in Kornwestheim.
1956 Stipendiat des Kulturkreises im BDI
1957-60 Lehrauftrag für Zeichnen an der Akademie Stuttgart.
1960-65 freischaffend
1961,1964,1967 Geburt der Kinder Robert, Petra, Pia.
1964 Sudetendeutscher Kulturpreis für Bildende Kunst.
1965 Berufung an die Kunsthochschule Braunschweig, Leiter einer Klasse für Malerei; Umzug nach Braunschweig.
1965 Kunstpreis "Junger Westen", Recklinghausen.
1980 Preis der Intergrafik, Berlin/DDR.
1984 Preis der 8. British International Print Biennale, Bradford.
1984 Ehrengabe Lovis-Corinth-Preis, Regensburg.
1985 Niedersächsisches Künstlerstipendium.
1988 Großer Sudetendeutscher Kulturpreis
1988-89 Ehrengast der Villa Massimo, Rom
1991 Niedersächsischer Verdienstorden
1993 Kunstpreis der SPD Niedersachsen
  • Homepage Roland Dörfler [1]