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August Macke

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Selbstporträt mit Hut (1909)

August Robert Ludwig Macke (* 3. Januar 1887 in Meschede, Hochsauerland; † 26. September 1914 bei Perthes-lès-Hurlus, Champagne) war einer der bekanntesten deutschen Maler des Expressionismus. Er beteiligte sich an den beiden Ausstellungen des Blauen Reiters.

In rund zehn Jahren schuf Macke ein sich stilistisch rasch wandelndes Werk, das sich durch die Verwendung reiner, leuchtender, harmonierender Farben auszeichnet. "Seine Bilder befriedigen die Sehnsucht nach positiven Bildern einer intakten Welt, dem Gleichklang des Menschen mit den Dingen, die ihn umgeben."[1]

Leben

Kindheit und Jugend

Porträtstudie Elisabeth Gerhardt (1907)
Porträt mit Äpfeln: Frau des Künstlers (1909)
Tegernsee-Landschaft (1910)
Marienkirche in Bonn mit Häusern und Schornstein (1911)
Gartenbild (1911)
Garten am Thuner See (1913)
Kairouan (III) (Aquarell, 1914)
Abschied (1914)

August Macke wurde am 3. Januar 1887 im sauerländischen Meschede geboren. Der Vater August Friedrich Macke (1845–1904), ein Tiefbauingenieur und mäßig erfolgreicher Bauunternehmer, zeichnete in seiner Freizeit und sammelte alte Stiche und Münzen. Die Mutter Maria Macke (1848–1922) entstammte einer bäuerlichen Familie. Bald nach Augusts Geburt zog die Familie nach Köln, wo er ab 1897 das Gymnasium besuchte. Nach einem erneuten Umzug nach Bonn wechselte er 1900 auf das dortige Realgymnasium. 1903 lernte er seine spätere Frau Elisabeth Gerhardt, die Tochter des Bonner Fabrikanten Carl Gerhardt kennen. Elisabeth wurde von nun an sein wichtigstes Modell; er porträtierte sie mehr als 200 Mal.[2] Ihr Onkel, der wohlhabende Berliner Unternehmer, Kunstsammler und -mäzen Bernhard Koehler, sollte Macke später mehrfach unterstützen.

Während der Schulzeit bewies August Macke Begabung im Zeichnen und Malen und ein lebhaftes Kunstinteresse. 1904 verließ er gegen den Willen des Vaters die Schule in der Unterprima und begann eine Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf. Schon bald kritisierte er den starren Lehrplan und vor allem das fortwährende Zeichnen nach Gipsabgüssen. Er besuchte die Akademie nur noch sporadisch und verließ sie vorzeitig im November 1906. Parallel belegte er 1905 Kurse an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, die ihm mehr Anregungen vermittelte. Über den mit ihm befreundeten Wilhelm Schmidtbonn kam er in Kontakt mit Louise Dumont und Gustav Lindemann, die am Düsseldorfer Schauspielhaus eine Reformierung des Theaters anstrebten. Mit großer Begeisterung entwarf August Macke 1906 Bühnendekorationen und Kostüme für eine Reihe von Aufführungen. Schmidtbonn beschrieb den damals 19-jährigen Macke: „Er war breit und groß, mit gesundem und lachendem Gesicht. Seine Gestalt, Gesicht, Stimme füllten unser Zimmer ungewohnt aus. [...] Mit Kraft und Lebenslust, deren wir selbst genug zu haben dachten, hat er uns überschüttet...“[3]

Auf einer Reise nach Paris 1907 lernte Macke Gemälde des Impressionismus kennen, die ihn tief beeindruckten. Er beschloss daraufhin, bei einem deutschen Impressionisten seine Ausbildung zu ergänzen. Seine Wahl fiel auf Lovis Corinth, der an einer privaten Kunstschule in Berlin Kurse gab. Während des sechsmonatigen Studienaufenthaltes besuchte Macke zudem viele Berliner Museen. 1908 folgte eine Reise nach Italien sowie, zusammen mit Elisabeth Gerhardt und Bernhard Koehler, eine zweite Parisreise. Anlass für diese Reise war der Wunsch Koehlers, seine Sammlung mit Werken des französischen Impressionismus zu ergänzen, wobei August Macke als Berater fungierte.

Ab Oktober 1908 leistete er seinen einjährigen Militärdienst ab, was sein künstlerisches Schaffen fast völlig unterbrach. Nach Beendigung des Militärdienstes heiratete er im Oktober 1909 Elisabeth Gerhardt. Die Existenz des Paares war durch Einkünfte gesichert, die Elisabeth Macke aus ihrem väterlichen Erbe erhielt, und die ein zwar nicht luxuriöses, aber doch sorgenfreies Dasein ermöglichten.[4] 1910 bzw. 1913 wurden die Söhne Walter und Wolfgang geboren.

Malerei und Ausstellungstägigkeit

Die Hochzeitsreise führte wiederum nach Paris, wo August Macke Werken der Fauves und der Futuristen begegnete. Im Anschluss daran zog das Ehepaar Ende Oktober auf Einladung Schmidtbonns nach Tegernsee. Das in der Ruhe und Abgeschiedenheit Oberbayerns verbrachte Jahr wurde für August Macke zu einer besonders produktiven Schaffensphase.

Anlässlich einer Ausstellung lernte er Anfang 1910 Franz Marc kennen. Mit dem sieben Jahre Älteren verbanden ihn bald eine enge Freundschaft und ein reger Gedankenaustausch zu künstlerischen Fragestellungen. Im September 1910 besuchte er eine Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München, wo unter anderem Werke der Fauves und des beginnenden Kubismus gezeigt wurden. Anders als Marc, der der Vereinigung beitrat, hegte Macke Vorbehalte gegen die Malerei der Mitglieder: „[...] es schüttelt mich nicht. Es interessiert mich stark. Aber die Ausdrucksmittel sind zu gross für dass, was sie sagen wollen.“[5]

Da die Wohn- und Arbeitsverhältnisse in Tegernsee beengt waren und Macke insbesondere ein Atelier vermisste, zog die Familie Ende 1910 zurück nach Bonn; hier konnte in einem Mackes Schwiegermutter gehörigen Haus für ihn ein Atelier ausgebaut werden. In der Bonner Zeit entstanden mehr als 330 Gemälde.[6]

Mitte 1911 beschlossen einige Mitglieder der Neuen Künstlervereinigung, darunter Wassily Kandinsky und Marc, eine eigene Publikation herauszubringen, den allerdings nur einmal erschienen Almanach „Der Blaue Reiter“. Aufgefordert durch Franz Marc beteiligte Macke sich an der Redaktion des Almanachs und steuerte einen Aufsatz bei; er veranlasste zudem Bernhard Koehler, die Finanzierung sicherzustellen. Als Ende 1911 die Redakteure des Almanachs aus der Künstlervereinigung austraten, um unter dem Namen Der Blaue Reiter eigene Ausstellungen durchzuführen, schloss Macke sich an. In der ersten Ausstellung des Blauen Reiter, die 1911/12 zunächst in München, dann in Köln, Berlin, Hagen und Frankfurt gezeigt wurde, war Macke mit nur drei Gemälden vertreten, durch die er sich unzureichend repräsentiert fühlte. Sein Verhältnis zum Blauen Reiter war immer ambivalent gewesen; zwar war er zeitweise von Kandinskys Malerei tief beindruckt, hatte aber auch Vorbehalte gegen den hohen geistigen Anspruch der Künstler ebenso wie gegen Kandinskys dominante Persönlichkeit. Zwar beschickte er auch die zweite, von Februar bis April 1912 stattfindende Ausstellung des Blauen Reiter, auf der grafische Arbeiten gezeigt wurden, hatte sich zu diesem Zeitpunkt aber künstlerisch von der Gruppe bereits distanziert.[7]

Die drei Bonner Jahre waren für Macke eine Zeit lebhafter Ausstellungstätigkeit. Ausstellungen in namhaften Galerien sorgten dafür, dass sein Ruf über Deutschland hinaus wuchs. Darüber hinaus trat er auch als Organisator bedeutender Ausstellungen in Erscheinung. Er zeigte im Kölner Gereonsklub Werke dort bisher kaum bekannter, avantgardistischer Künstler und setzte sich im Rheinland für die Präsentation des Blauen Reiter ein. 1912 war er Mitglied im Arbeitsausschuss für die Sonderbund-Ausstellung in Köln. Von ihm ging die Initiative aus für die Ausstellung Rheinischer Expressionisten 1913 in Bonn. Auch an der Organisation des Herbstsalons 1913 in Berlin war er maßgeblich beteiligt.

Um Abstand zum Kunstbetrieb zu gewinnen und sich in Ruhe auf sein eigenes Werk konzentrieren zu können, übersiedelte Macke mit seiner Familie im Herbst 1913 nach Hilterfingen am Thuner See. In unmittelbarer Nachbarschaft wohnte der Maler Louis Moilliet, auch Paul Klee war nicht weit entfernt. In Hilterfingen entstanden die wichtigsten Bilder seines Oeuvres[8].

Im April 1914 wurde der Aufenthalt durch eine gut 14-tägige Reise gemeinsam mit Paul Klee und Louis Moilliet nach Tunesien unterbrochen. Die Reise kam auf Betreiben von Klee zustande, der eine Studienfahrt wünschte, auf der man sich gegenseitig anregte. Macke kam von dieser Reise mit einer Fülle von Fotos, Zeichnungen und Aquarellen zurück, die er in Hilterfingen bzw. später in Bonn verarbeiten wollte.

In der zweiten Junihälfte kehrten die Mackes nach Bonn zurück, wo August Macke sechs Wochen intensiver Arbeit blieben. Wenige Tage nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Macke am 8. August 1914 an die Westfront eingezogen und fiel, 27-jährig, am 26. September 1914 in Perthes-lès-Hurlus in der Champagne. Seine Briefe aus dem Feld stehen unter dem Eindruck der Schrecknisse und der Grausamkeit des Krieges.[9][10] Er ist auf dem Soldatenfriedhof von Souain begraben.

Werk

d

Macke als Zeichner

Das Zeichnen begleitete August Macke während seiner gesamten künstlerischen Laufbahn. Er hinterließ rund 6000 Skizzenbuch- und ca. 3000 Einzelblattzeichnungen.[11]

Rezeption

Gedenkstein für August Macke auf dem alten Friedhof in Bonn

Auf dem Bonner Alten Friedhof wurde August und Elisabeth Macke 1999 ein Gedenkstein nach Entwürfen seines Enkels, Dr. Til Macke, errichtet.

Einige seiner Werke wurden postum auf der documenta 1 (1955) und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel gezeigt. Am 26. September 1991 wurde das August-Macke-Haus in Bonn im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau eröffnet.

Bedeutende Macke-Sammlungen befinden sich im Kunstmuseum Bonn sowie im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster, wo auch der Nachlass betreut wird.

August Macke hatte einen Vetter, Helmuth Macke (1891–1936), der ebenfalls Maler war.

Literatur

  • Mathias T. Engels: August Macke, Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart, Band 1. Recklinghausen: Verlag Aurel Bongers, 1958.
  • Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen (Katalog zur Ausstellung 1987 in Münster, Bonn und München), Bruckmann München 1986, ISBN 3-7654-2081-6.
  • Peter Dering, Margarethe Jochimsen: Kontemplation und Glück: August Mackes Menschenbild, Verein August-Macke-Haus, Bonn 2000.
  • Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Kunstmuseum Bonn (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa (Katalog zur Ausstellung 2001/02 in Münster und Bonn), Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2001, ISBN 3-7757-1146-5.
  • Elisabeth Erdmann-Macke, Erinnerungen an August Macke, Frankfurt 2006.
  • Josef Niesen, Bonner Personenlexikon, Bouvier Verlag, Bonn 2007.
  • Hansestadt Stade, Kunsthaus Stade, Museum für neue Kunst, Städtische Museen Freiburg, Verein August Macke Haus Bonn e.V. (Hg.): August Macke - ganz privat. Eine Reise durch das Leben von August Macke, Wienand Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-86832-007-7.
Commons: August Macke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster u.a. (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa, S. 27.
  2. Website zur Ausstellung „Mein zweites Ich“, August Macke Haus, Bonn, 2009/10.
  3. Zitiert nach: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 155.
  4. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 159/160.
  5. Zitiert nach: Ursula Heiderich: August Macke – der hellste und reinste Klang der Farbe, S. 50.
  6. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 49.
  7. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 47.
  8. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster u.a. (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa, S. 336
  9. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 178/179.
  10. Hermann Löns und August Macke fallen im Ersten Weltkrieg, Sendung von DeutschlandRadio Berlin vom 26.9.2004
  11. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 115.