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Franzien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Herzog von Franzien ist die deutsche (unglückliche) Übersetzung des lateinischen Titels "dux francorum". Diesen Titel führten die Robertiner (die späteren Kapetinger) seit Anfang des 10. Jahrhunderts. Seit dem Jahr 911 führte der karolingische, westfränkische König Karl III. der Einfältige den Titel "rex francorum". Dieser Titel bedeutet ursprünglich "König der Franken", später auch "König von Frankreich". Die Karolinger wollten damit ihren Anspruch bekräftigen, König aller Franken zu sein. Dies bedeutet praktisch das Nichtanerkennen des ostfränkischen Königs Konrad I. aus der nicht mit den Karolingern verbundenen Familie der Konradiner. Robert von Neustrien (auch von Franzien) - der spätere König Robert I. des Westfrankenreichs (reg. 922/923) - führte den Titel "dux francorum", um für sich formell den 2. Rang im Westfrankenreich zu beanspruchen. Tatsächlich beanspruchte er die Ebenbürtigkeit seiner Familie mit den Karolingern. "dux francorum" sollte man mit "Herzog der Franken" übersetzen. Roberts Sohn Hugo der Große und dessen Sohn Hugo Capet waren die weiteren Inhaber des Titels "dux francorum". Im Jahre 987 wurde Hugo Capet französischer König. Der Titel "dux francorum" wurde nie wieder vergeben. Da die Robertiner/Kapetinger im Gebiet um Paris sehr viel Grund und Boden besitzen, wurde dieses Gebiet später "Ile de France" genannt. Deswegen kann man "Franzien" geografisch mit der "Ile de France" gleichsetzen. Richtiger wäre es, den gesamten Grundbesitz der Robertiner als "Franzien" zu bezeichnen. Die Grafen von Vermandois beanspruchten für sich den Titel "comes francorum" (Graf der Franken), um formell den 3. Rang im Westfrankenreich zu beanspruchen, tatsächlich wollten sie sich auch mit den Karolingern und Robertinern gleichsetzen.